Einst gab es in einem längst vergessenen Dorf, dessen uralte Mauern sich mit der Zeit zu Erde verwandelt hatten, eine arme Holzfällerfamilie. Tag ein Tag aus wanderte der Mann mit seiner Frau in den nahegelegenen Wald, um Holz für sich und das Dorf zu besorgen.
Eines Tages, kaum jemand weiß, wie es geschah, wurde ein kleiner Junge geboren, den man seitdem mit dem Namen Heinrich rief.
Der junge Knabe wuchs in den Jahren zu einem stattlichen Burschen heran, den jedermann einmal zu Gesicht bekommen wollte.
Doch die Familie war arm und der Knabe konnte kaum Zeit im Dorf verbringen. Jeden Tag begleitete er seinen Vater in den Wald und lernte schon bald das Handwerk eines Holzfällers.
Ein Jahr verging, ohne dass sich eine Wendung im Leben der Holzfällerfamilie zeigte. Der Winter hatte Spuren an der Muse der Bäume hinterlassen und auch wenn die Tage länger und heißer wurden, es würde noch einige Zeit dauern, bis die Drei aufatmen konnte.
Als die ersten Sonnenstrahlen der Sonne auf das Haus trafen, erkrankte die Mutter des jungen Heinrichs und der Vater schickte den Jungen in den Wald, um Holz für ein wärmeres Feuer zu sammeln.
Heinrich, der sich freute alleine durch die Bäume streifen zu dürfen, dachte nicht daran, Holz für seine arme Frau Mutter zu sammeln. Er erfreute sich der Freiheit und des Lebens und vergas über seine Spielereien vollkommen die Zeit.
Die Sonne näherte sich bereits den entfernten Bergen und der Mond beleuchtete bereits einige Blätter der Bäume. Der Junge wollte sich nun schnell wieder auf den Heimweg machen, doch bemerkte er, wie seine Hände kaum ein Ästchen Holz umfassten. Mit schlechtem Gewissen versuchte er noch die letzten Zweige aufzusammeln und begab sich noch weiter in den Wald.
Irgendwann erreichte der junge Heinrich die Spitze eines Hügels, auf dessen Gipfel ein seltsames Licht brannte. Erfreut, endlich wieder Menschen zu Gesicht zu bekommen, rannte der Junge auf die Lichtung zu, doch stoppte er, bevor ihn die Menschen erblicken konnten. Er warf sich hinter einen Baum, der ausreichend Schutz bat.
Ein Schauer lief dem Burschen über den Rücken, als er sah, was sich auf der Lichtung abspielte.
Ein riesiges Lagerfeuer, dessen Flammen verlangend gen Himmel schlugen, brannte inmitten tanzender Frauen. Auf ihren ungekämmten Haaren thronten geflickte Hüte und einige Warzen machten sich auf ihren Gesichtern breit. Jede von ihnen hatte sich ein schwarzes Kleid übergeworfen und streckte ihre Hände tanzend zum Himmel. Mit hässlichen Stimmen sangen und kreischten sie Lieder in einer fremden Sprache, die der Junge nicht verstand. Aber das Seltsamste waren wohl die Frauen, die auf handelsüblichen Besen im Gleichtakt mit dem Wind um das Lagerfeuer kreisten.
Einige Zeit beobachtete der junge Heinrich die Hexen, bevor plötzlich eine der Fliegenden auf ihn aufmerksam wurde.
"Ein Junge!", kreischte sie mit schriller Stimme und wies ihren Besen an, sich in Sturzflug zu begeben. Heinrich schrie auf, löste sich von seinem Versteck und stolperte so schnell ihn seine Beine trugen zurück in den Wald.
Die Hexe auf dem Besen hatte inzwischen auch alle anderen auf ihn aufmerksam gemacht, sodass sie Flüche und Schwüre ausstießen und ihm folgten.
Am nächsten Morgen verließ der Vater des jungen Heinrichs das Heimathaus und suchte seinen verschollenen Sohn, der am gestrigen Abend nicht vom Holzsammeln zurückgekehrt war. Der besorgte Vater rief immer wieder den Namen Heinrichs, doch er erhielt keine Antwort.
Dies war der Tag, an dem Heinrich zum letzten Mal gesehen worden war.