Meine Nerven lagen blank, als ich die Worte meines Freundes vernahm. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln und waren nah dran sich ihren Weg durch die endlosen Ebenen meiner Wangen zu bilden, doch ich hielt sie tapfer zurück. Warum ausgerechnet er? Warum musste er mich so hintergehen? Ich hatte ihm vertraut, ihm alles gegeben was ich besaß und im Gegenzug hatte er nichts besseres vor, als mir sein Vertrauen zu versagen?
Sein einziges "Nein" hatte ausgereicht, um mich in Grund und Boden zu treten, mich mit Erde zu begraben, sodass ich nie wieder Luft erlangen konnte.
"Warum?", flüsterte ich verzweifelt und meine Stimme zitterte gefährlich. Lange würde ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten können. Doch genauso wenig wollte ich vor ihm zusammenbrechen. Nicht vor demjenigen, der mich mit jedem seiner Worte belogen und betrogen hatte.
Aber mein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und zog die Stirn kraus.
"Denk nicht schlecht von mir", versuchte er mich zu beruhigen, "Aber ich kann dir nicht die Wahrheit erzählen." Ich fing an zu zittern, so stark, dass ich es tatsächlich für möglich hielt, mit dieser Bewegung ein Loch in die Erde zu graben.
"Wie kann ich dir glauben?", schrie ich verzweifelt und eine ungebändigte Wut brodelte langsam in mir auf, wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
Mein Gegenüber kam näher und legte mir beruhigend seine Hand auf meine Schulter.
"Ich kann dir meine Wahrheit nicht offenbaren."
Ich konnte es einfach nicht glauben. Dieser Mann, der mein bester Freund sein sollte, konnte mir seine Lügen und Intrigen nicht gestehen? Ich stieß augenblicklich seine Hand von der Schulter und stierte mit einem Gefühl aus Wut und tiefer Trauer in seine Augen.
Erneut setzte mein angeblicher Freund zu neuen Worten an: "Du würdest mich noch mehr hassen, als du es jetzt schon tust." Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: "Und ich würde die Welt verraten. Meine Welt."
Irritiert wandte ich mich ab. Seine Worte hatten etwas neues in mir ausgelöst. Etwas, das ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte: Das Verlangen nach mehr, nach etwas neuem und nach Abenteuern. Und doch dämpfte die Wut in mir diese ungewöhnliche Lust ab.
"Du versuchst von dir abzulenken! Versuche nicht, mich noch einmal zu hintergehen!", fauchte ich.
"Bitte, du musst mir vertrauen!"
"Aber wie kann ich das, wenn ich so oft von dir hintergangen wurde?"