Schmeiß dich auf den Boden.
Knie nieder.
Leg dich hin.
Versteck dich im Haus, unterm Heuboden, im Keller.
Am besten du versteckst dich im Keller des Hauses und legst dich dort auf den Boden, Gesicht in den Staub. Und selbst dann wirst du nicht sicher sein.
Nicht vor Mesnie Hellequin. Sie reiten wieder, fegen durch die Wolken, reissen sie mit sich, sprengen sie. Hufschlag ihrer Rösser dröhnt wie Trommelschlag. Hunderte Trommeln hinter den Hügeln, rollen heran. Auf ihnen mit Speeren bewaffnete Jäger der wylden Jagd. Wyld, ja mit y nicht mit i, denn sie sind fremdartig und nicht irdisch. Sie stammen aus der anderen Welt, aus Annwn. Was klingt, als hätte jemand zu viel Met getrunken ist echte Heldenpik.
Und da kommen sie erneut heute. Als Vorboten: die Schimmelreiter ziehen über den Himmel und schreien in unverständlicher Sprache. Wind weht wieder übers Sommerland. Die Ähren biegen sich, die Halme brechen. In riesigen Kreisen liegen sie danieder wie du dich auch bücken solltest in Ehrfurcht. Lass ihren Blick nicht auf dich fallen, erreg sie nicht. Keinen den sie je mitzerrten, sahen wir je wieder.
„Pwyll, schnell knie nieder.“
Sie kommen, um sich ihren Zehnt zu holen. Schönes Wort, aber inhaltslos, wenn sie an den Ästen reissen, kleine Haine ummähen, mit den Zweigen um sich wahllos schlagen. Sie sind eine einfallende Horde ohne Gnade und Rücksicht. Sie haben ihren Spaß an der Jagd und sie jagen alles was sich bewegt, vorzugsweise vor ihnen versucht zu fliehen. Aber sie haben auch keine Problem damit sich den zu nehmen, der sich frech und vorlaut in ihren Weg stellt. Mach nicht dieselben Fehler wie die Vorfahren, knie einfach nieder, schnell bevor-
II
Arawn sprach: „Du unverschämter, tumber Narr.“
An der Seite des Annwvyns knurrten seine rot-ohrig-weiß-scheckigen Ungeheuer von Hunden. Groß wie Kälber und doppelt so gefräßig wie Bären, diese Cŵn Annwn.
Der Fürst des fremden, himmlischen Königreiches, der Anführer der wylden Jagd, der sich das Recht für sich und die seinen herausnahm auf der Oberwelt zu jagen, zu fischen, zu nehmen was er begehrte, zeigte mit seiner Waffenspitze auf Pwyll.
Arawn sprach: „Wie kannst du es wagen?“
„Wer ich?“, entgegnete der Prinz. „Unverschämt?“
Arawn blinzelte verwirrt, seine Stimme donnerte: „Ja du, du Wurm von einem Mann, was glaubst du wer du bist, was bildest du dir ein?“
Pwyll zeigte mit dem Daumen auf sich selbst: „Sprecht Ihr mit mir, Herr?“
Der König und der Prinz sahen sich verdutzt an. Die wylde Meute war vollständig zum Stillstand gekommen. Ein paar der Frauen jaulten grotesk, ein paar der Männer knurrten. Zusammen klangen sie wie Blitz und Donner.
Arawn: „Du störst unsere Jagd.“
„Ihr stört unser friedliches Leben“, entgegnete der Prinz kühn.
Da schnappte der König der Anderswelt nach Luft, so sehr war er aus seiner Wut herausgerissen, dass er den Speer senkte und das Bein auf die andere Seite seines Rosses schlug, um abzusteigen. Er schob den Visor seines Helmes nach oben und entblösste seine rot geäderten Augen. Die Bevölkerung erzitterte unter diesem Blick.
Pwyll schien es nichts auszumachen. „Könnt Ihr nicht woanders jagen?“
Arawn stützte sich auf seinen Speerschaft. Die elektrische Lanze war geladen und feuerbereit. Normalerweise zielte er damit nur auf Rehe oder Wildschweine, aber er überlegte, ob er eine Ausnahme machen sollte. „Wer warst du noch gleich wieder?“
„Prinz Pwyll, Herr.“
Der Kommandant der ANNWN kratzte sich im Nacken und warf einen Blick auf seinen Gleiter. Dann zurück zu seinen Gefährten, der Wylden Jagd. Er dachte einen Augenblick angestrengt nach und-
III
Pwyll, Pendefig Dyfed, Pen Annwn und Gemahl der Göttin Rhiannon, ihres Zeichens Schimmelreiterin und Kesselzauberin, sahen in den quecksilbrigen Spiegel und winkten ihrem Sohn Pryderi zum Abschied.
„Hab euch lieb Mutter und Vater.“
Als Sohn ‚zweier Welten‘, der irdischen, als auch der himmlischen Station, wandelte er als Botschafter unter der Menschen. Allerdings war er manchmal nicht der hellste und brauchte wie jetzt ein bisschen Anleitung. Was sicher daran lag, weil er als Kind entführt worden war, von Rhias blödem Ex: Gwawl. Der das Kind einfach in eine Notboje gelegt und zur Erde geschickt hatte, in der Hoffnung, dass es dort verrecke. Zum Glück hatten ein Paar den Knaben gefunden und sich seiner erbarmt und nach ein paar Jahren festgestellt, dass es nur der verlorene Sohn sein konnte. Seitdem lebten Pwyll, Rhia und Pryderi auf der Station ANNWN, die im Orbit kreiste. Es hatte lange gedauert bis die Medic-Station ihrer beider Wunsch nach einem Kind hatte erfüllen können und die Gene lange genug gesplict hatte im so genannten CRISPR-Verfahren, damit sie kompatibel waren. Diese „Zweierlei Herkunft“ sah man dem Kind deutlich an. Man konnte nicht unbedingt von einer Fehlbildung sprechen, aber ein Mensch war er nicht und ein Annwvyn war er auch nicht. Und jetzt suchte der Junge sein Glück auf der Welt. Und die Eltern konnten nur aus der Ferne zusehen und hoffen, dass er keinen Unsinn baute.
Zu dumm nur, das taten die jungen Wylden leider ständig.
Anmerkung:
Ja ein wylder Mix aus Präastronautik und walisischer Mythologie, gewürzt mit einer Prise "Errungenschaften des 21.Jhd.
Das kommt davon, wenn man zu lange keine Prompts mitschreibt, dann kumuliert sich das.