#Übertragung läuft schon eine Weile.
„Die Spinne glaubt, sie sieht die Galaxien, die sie webt, und hält sie für die ihren.“*
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Funfact: Die größte Spinne aus der Familie der Nephilidae auf der Erde, stammt aus dem Jura-Zeitalter vor 165 Millionen Jahren und war eine Seidenspinne mit einer Beinspannweite von 15 cm.
Doch das ist nichts im Vergleich zur Nephilidae die nicht auf der guten, alten Erde lebt, sondern auf - nein, so können wir hier nicht voran kommen.
Seidenspinnen sind wichtig. Eines der nicht wegzudenkenden Ressourcen unserer Zeit. Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Achtbeiner überall im Universum zu finden sein würden. Ihr kennt die verrückten, spukhaften Bilder aus Australien, wenn ganze Ortschaften samt Briefkästen, Picknicktischen, Bäumen und Laternen eingesponnen sind? Ihr kennt das wesentlich weniger beängstigende, aber genauso muntere Treiben im „Weibersommer“? Wenn die Spinnen an ihren im Sonnenlicht glitzernden Fäden durch die Lüfte fliegen? Die machen das absichtlich. Und ihr kennt die Bilder von den Mega-Teleskopen aus dem Weltall, die so viele bunte Gebilde einfangen? Und ihr dachtet es wären „Nebel“ oder „Galaxiewölkchen?“
Süß. Naiv, aber süß.
Zuckerwatte oder was?
Leute, ich klär euch jetzt mal auf. Das sind Arachnida. Ja, die schlimmsten Science Fiction-Aliens sind genauso wie man sie sich nicht vorstellen mag. Sie laufen auf (mindestens acht) Beinen oder wenigstens Sechs, wenn zwei davon Arme oder Scheren sind. Und sie haben mehrere Augenpaare und eine verdammte Drüse am Hintern, aus denen Seide kommt. Und ich rede hier nicht von der „Seidenstraße“-Raupen-Seide die man hundert Mal falten kann, bevor sie bricht im Seidenschrei. Nein, ich rede von Spinnenseide, von dem Material welches der Menschheit die „Altweiber-Weltall-Reise“ ermöglichte. Der reißfesteste Faden, der wenn mehrere gezwirbelt werden ein Stahlseil wirken lassen wie ein brüchiges, morsches Seil.
Von einem Produkt - oder sollte ich Po-dukt sagen? - spreche ich, welches im Licht wie Gold schimmert und gleichwohl wertvoller ist als Wasser, Luft und andere Mineralien, die es auf allen Planeten im ganzen all geben könnte. Denn das alles ist unerreichbar, wenn man keine Spinnenseide hat. Wer hätte das gedacht. Phobiker wohl sicher nicht.
Woher ich das weiss?
Ja, das ist mir jetzt ein wenig unangenehm.
Hallo. Ja, hier, noch ein Stück, Vorsicht nicht zu nah. Alles hier was glitzert ist klebrig. Und nur dazu da vorbeitaumelndes Zeug im Weltraum einzusammeln. Die Spinnen sind nicht sehr wählerisch. Steine können sie immer brauchen. Aber noch lieber sind ihnen Lebensformen. Die sie essen können. Sie müssen ja schließlich auch leben von irgendetwas. Und sie machen das echt gut, sie sahen so verlockend aus, einer musste ja auch die Idee kommen mal hinzufliegen und zu schauen was das ist. Aus der Nähe betrachtet war es wunderschön. Riesig, beängstigend, aber schön. ich fühlte mich gleichzeitig kribbelig und hypnotisiert, ich verspürte so etwas wie Ehrfurcht, wie man es vor einem irdischen Elefanten getan hätte, würden noch welche existieren. So in der Art: Wow, du bist groß und fremd, aber wunderschön. Ist in Ordnung, wenn du mich aufisst, ich hatte das Privileg dich kennenzulernen.
Ich bin übrigens hier, der Kosmonaut im Spinnenseideanzug. Was ironisch ist. Ich trage einen Anzug, der absolut dicht gewebt ist und mich schützt vor der Sonnenstrahlung, vor der Kälte im All und vor dem Ersaufen in meiner eigenen Angstpipi. Und er beschützt mich - noch - vor den Spinnen, denn aus irgendeinem Grund wittern sie den Faden, obwohl wir ihn nach dem Abnehmen von den Spinnen waschen und veredeln und versiegeln. Sie greifen mich nicht an, ich häng hier einfach nur fest. In einem gigantischen Netz, welches zwischen den drei krüppeligen Fingern des „Adler-Nebels“ gesponnen wurde. Mein Raumschiff klebt an den Spiralfäden. Ich habe noch nie eine perfektere, mathematische Ausrichtung der Effizienz gesehen. Ich werde hier verhungern in meinem Anzug, weil ich versucht habe zu entkommen. Aber die Fäden sind überall. Sie sind verdammt gut. Alles was ich tun kann, ist noch eine Mail aufsprechen und sie aussenden, in der Hoffnung, dass der Rest meines Volkes kommen wird.
Kommt und holt sie euch.
Nicht aus Rache. Aber wir müssten uns nie wieder mit den winzigen Erträgen abmühen, wenn wir mit diesen Spinnen ein Abkommen schließen könnten. Die Spinnen selbst leben im All, sie kennen keine Angst, sie kennen keine Kälte, sie haben eher das Problem, dass sie a einer gewissen Temperatur in eine Starre verfallen und daher bauen sie sich Trichter und Markisen gegen die Sonneneinstrahlung. Dennoch fungiert ihr ganzer Körper wie ein Kollektor und ist stets nach dem nächsten Stern ausrichtet, um sich aufzuladen. Ich sah nie ein vollkommeneres Wesen, als diese Götter.
ich würde gern noch mehr von meinen Beobachtungen übermitteln und teilen, aber mein Sauerstoff geht zu Ende und ich würde gerne noch meiner Familie ein paar private Worte senden. Daher schließe ich meinen Bericht hier.
Andrej Ende.
*Peter S. Beagle - Das letzte Einhorn, Graphic Novel - so hammer schön