Michaels Sicht
Es war schon Nachmittag, als ich wach wurde. Der Platz im Bett neben mir war leer. Shiro war wohl schon aufgestanden. Ausgeruht, aber immer noch mit Muskelkater, zog ich mich um. Mein erster Weg führte mich in die Küche. Dort knetete Shiro einen Teig. Sie summte vergnügt. Manuela bemerkte mich als erstes. "Guten Tag, ich hoffe, Ihr habt gut geschlafen", begrüßte sie mich und reichte Shiro eine Kastenform. Shiro lächelte mich an und legte den Teig in die Form. "Ja, ich habe sehr gut geschlafen. Nur viel zu lange", erwiderte ich und beobachtete Shiro, wie sie die Form in den Ofen schob. "Ich bin früh wach geworden und dachte, ich helfe in der Küche. Das wird ein Brot", erklärte Shiro mit und wusch sich den Teig von den Fingern. Manuela stellte mir einen Kaffee hin und holte ein Tablett mit belegten Brötchen hervor. Sie stellte es mir vor die Nase mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete. "Nach dem Essen muss ich aber ins Büro", erklärte ich und nehme mir eine Hälfte mit Käse und Gurke. "An der Tür hing ein Zettel bitte nicht wecken, deswegen haben wir euch nicht geweckt", erklärte Manuela und Shiro fügte hinzu:"Ihr habt so tief geschlafen da wollte ich euch nicht wecken"
Ich nickte nur und nahm einen Schluck Kaffee. "Nicht schlimm, die Firma geht nicht gleich zu Grunde, wenn ich nicht morgens gleich da bin", erklärte ich und biss in das Brötchen.
Nachdem ich meine Tasse Kaffee und zwei Brötchen gegessen hatte, verabschiedete ich mich und machte mich fertig für die Arbeit.
Im Büro herrschte schon Mittagspause Stimmung. Ich lief gleich durch in mein Büro, wo Ursula schon mit einem Stapel Mappen und meinem Terminkalender auf mich wartet. "Guten Tag Michael , hier sind die Berichte von dem Meetings, an denen du nicht teilnehmen konnten. Die Verträge vom Geschäftsessen habe ich schon abgeheftet. Die Bestellungen für die Rohstoffe sind in der grünen Mappe, sie müssen noch unterschrieben werden. In der blauen Mappe sind die Bestellungen für Parfums und Duftstoffe. Du hast heute um 14:30 einen Video Call mit deinem Bruder und um 16 Uhr einen Termin mit Herrn Frieson. Außerdem wünscht Frau Jansen ein Gespräch mit dir" erinnerte, mich meine Sekretärin und legte mir die Mappen auf den Schreibtisch. "Danke Ursula, bitte schick Frau Jansen zu mir, wenn ich noch etwas brauchen sollte, melde ich mich bei dir", antwortete ich ihr. Ursula schenkte mir ein warmes Lächeln und verließ mein Büro. Ich nahm mir die Mappe mit den Bestellungen und unterschrieb die Verträge, die Inhalte wurden ja schon während des Geschäftsessens besprochen, also nur noch eine reine Formsache. Frau Jansen betrat mein Büro. Sie knetete ihre Hände und wirkte beunruhigt. Unschlüssig blieb sie vor meinem Schreibtisch stehen. "Setzen Sie sich ruhig. Ursula meinte, Sie wollten mit mir sprechen", bot ich ihr einen Stuhl an und sah von den Papieren auf. Zögerlich setzte sie sich und begann auf ihren Lippen rum zu kauen. "Sie brauchen nicht nervös zu sein was brennt Ihnen auf der Seele", Frau Jansen arbeite erst seit einem Jahr im Unternehmen und bis jetzt hatte ich noch nie Grund zum Klagen gehabt. "Warum ist sie nur so nervös?", fragte ich mich und goss ihr ein Glas Wasser ein. Sie nahm einen Schluck und legte ihre Hand auf ihren Bauch. "Mein Freund und ich bekommen ein Baby", sagte sie und schaute nervös. "Aber das ist doch ein Grund zur Freude oder nicht? Sie sehen ja aus, als müssten Sie mir was Schlimmes beichten. Herzlichen Glückwunsch", wünsche ich ihr ehrlich. Ich wusste ja vom Firmenklatsch dass ihr Arzt ihr gesagt hatte dass es nicht möglich für sie ist ein Kind zu bekommen. Ich schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln, denn ich freute mich ehrlich für sie. "Werde ich den jetzt nicht gefeuert?", fragte sie und nahm noch einen Schluck Wasser. Jetzt war ich für einen kurzen Moment sprachlos. "Warum sollte ich Sie feuern? Sie werden ganz normal in Mutterschutz und danach, wenn Die möchten in Elternzeit gehen. Wenn Sie wieder da sind, reden wir über Ihre Arbeitszeiten", räumte ich Ihre Befürchtungen aus dem Weg. Ihre angespannte Haltung löste sich wieder und sie lächelte mich schwach an. "Ich dachte, weil ich hier noch gar nicht lange arbeite und dann gleich wieder ausfalle", erklärte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Wie herzlos wäre es bitte, eine werdende Mutter vor die Tür zusetzen. Wenn Sie etwas brauchen oder sofort in den Mutterschutz gehen wollen, sagen Sie das bitte", bot ich ihr an und nun wurden ihre Augen glasig. Sie nickte. "Wir haben uns so sehr ein Baby gewünscht. Danke Ihnen", schnief Frau Jansen und steht auf. Mit einem Lächeln verlässt sie das Büro. Lächelnd schreibe ich mir auf meine to do Liste für heute "Geschenkkorb kaufen",
Die Stunden ziehen sich wie Kaugummi und das Gespräch mit meinem Bruder rückt immer näher. Pünktlich wie immer klingelt mein Programm und mein Bruder taucht auf meinen Bildschirm auf. "Hallo kleiner Bruder, du siehst ja aus, als hättest du letzte Nacht wenig Schlaf gehabt. Aber bei so einem Kätzchen kein Wunder. Glückwunsch zur Übernahme", fing er gleich das plaudern an und ich wünschte ich hätte ihm nichts davon geschrieben. "Simon hast du die Verträge für dich Lieferungen und Bestellungen auch schon bekommen?", versuchte ich das Gespräch wieder aufs Geschäftlichen zu legen. Simon jedoch ließ nicht locker:"Na ein bisschen wirst du doch deinem Bruder erzählen können"
Ich versuchte nicht mit den Augen zu Rollen. "Ich hab sie nicht angefasst können wir jetzt bitte übers geschäftliche reden?", fragte ich angemerkt
"Wie nicht angefasst?"
Ich unterdrückte den Drang aufzulegen.
"Ich hätte nicht gewartet die Schonfrist von einer Woche musstest du ja sicher auch nicht einhalten"
"Simon, unser Sexleben geht dich nichts an!", fauchte ich.
"Unser? Du weißt aber schon, dass sie keine Frau ist, der du den Hof machen musst? Es gibt kein unser sie ist doch bloß …", ich drückte meinen Bruder weg. Das war nun wirklich zu viel gewesen. Ich ignoriert auch seine Versuche zurück zu rufen. Das ging nun wirklich zu weit.
Der Termin um 16 Uhr mit Herrn Frieson zog sich dahin. Wir diskutieren über Flacors und und Werbekonzepte. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Shiro ab, dabei malte ich verschiedene Fläschchen. "Sie sind heute so abgelenkt, wie kommt das?", riss er mich aus meinem gekritzel. Wir hatten schon zwei Stunden diskutiert, fiel mir auf. Ich hielt ihm die gezeichneten Flaschen hoch. "Sie sind sehr gut, nur wie kommen Sie auf Flaschen mit Katzen Ohren?", fragte Herr Frieson. Ich blickte auf das Blatt und tatsächlich hatten ein paar Flaschen Ohren. Ich fuhr mir durch die Haare. "Ihnen geistert wohl eine gewisse Katzendame im Kopf rum. Ich hab schon gehört, dass Sie eine Zuhause haben. Schicken Sie mir die Entwürfe, ich werde darauf schon was zaubern. Einen guten Abend Ihnen noch", verabschiedete er sich nach meinem sehr abwesend klingenden "Danke bis bald",
Ich seufzend blickte ich auf die Zeichnung. "Was Shiro wohl macht?", fragte ich mich und greife zum Telefon. Es tutet "Hallo?", meldete sich Manuela. "Hallo Manuela kannst du mir mal die Shiro geben?", fragte ich sie. "Ich hab sie seit Sie gegangen sind nicht mehr gesehen", gestand sie. "Könntest du sie bitte suchen und ans Telefon bringen", bat ich sie und wunderte mich hatte Shiro etwa kein Mittag gegessen? "Ich werde sie suchen gehen", meinte sie und legte auf.
Während ich warte, beantwortete ich meine Mails und ignoriere meinen Bruder. Der immer wieder versucht anzurufen. Doch Shiro ruft nicht an. Eine halbe Stunde war schon vergangen, seit ich zu Hause anrief. Ursula steckt den Kopf durch die Tür. "Eine Shiro ist auf Leitung drei für dich, sie hat keinen Nachnamen genannt und wollte unbedingt zu dir dargestellt werden", erklärte sie und steckte eine ihrer Haarnadeln wieder in ihrem schon lange ergrauten Haar fest. "Danke Ursula, wenn Shiro nochmal anrufen sollte, bitte unverzüglich durchstellen. Egal wie wichtig das Meeting ist", erklärte ich ihr und griff zum Hörer und wählte die drei. Ursula zog eine Augenbraue hoch und verschwand wieder im Vorzimmer. "Shiro bist du dran?", fragte ich und hörte ein erleichtertes Aufatmen. "Ja, Sir, die Dame am Telefon wollte mich nicht zu Ihnen durchstellen. Manuela meinte Sie wollten mit mir reden", erklärte sie.
"Ja ich wollte wissen was du heute so gemacht hast und frage mich wieso Manuela über eine halbe Stunde gebraucht hat dich zu finden",
"Ich war im Computerraum. Ich habe nach Ideen für den Wintergarten gesucht. Hab Kastian gefragt ob ich den Computer benutzen darf. Er hat es mir erlaubt",
"Du hast Kastian gefragt?", fragte ich ungläubig.
"Ja ich hab ihn getroffen und er ist mir nicht zu nahe gekommen. Ich habe ihn dann gefragt und er hat mir geholfen. Er ist zwar ein Eismann, aber ich glaube, wir kommen miteinander aus", erklärte sie und man hörte Stolz in ihrer Stimme. "Ich hab ein paar Ideen zu einem Plakat geklebt", fügte sie hinzu.
"Ich werde mir das heute Abend ansehen. Hast du etwas gegessen heute Mittag?"
"Harald hat mir leckere Brote gebracht. Habt Ihr etwas gegessen?",
"Nein, ich bin nicht dazu gekommen. Was hälst du davon, wenn wir heute auswärts essen, können wir ja nochmal zum Restaurant gehen", schlug ich ihr vor.
"Da wo die nette Bedienung war. Das klingt toll",
"Dann mach ich jetzt Feierabend und hol dich ab"
"Was soll ich anziehen?
"Was einfaches reicht. Ich bin in ca einer Stunde bei dir",
"In Ordnung bis später Sir"
"Bis später", meinte ich und legte auf.
Ich war erleichtert, dass alles in Ordnung war. Ich packte meine Sachen und tätige letzte Aufgaben. Es war 7 als ich das Büro verließ und mich auf den Weg nach Hause machte, meine Mitarbeiter hatte ich aufgrund der zwei großen Deals früher nach Hause geschickt. Und morgen frei gegeben. Sie hatten für die Projekte sowieso Überstunden gemacht.
Shiro wartete schon am Tor. Sie trug eine einfache Jens und eine blaue Strickjacke. Ihr Schwanz war glatt um ihr Bein gewickelt und ihre Ohren waren ruhig auf die Straße gerichtet. Ich öffnete das Tor und ließ Shiro vom Grundstück runter. In den Händen hielt sie ein gefaltetes Stück Papier. Lächelnd stieg ich aus und nahm sie in den Arm. "Guten Abend Sir", sie schmiegte ihren Kopf an meine Brust und wickelte ihren Schwanz um meine Beine. "Hallo Shiro. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, als Manuela sagte, sie wüsste nicht wo du bist. Bitte sag ihr das nächste mal bescheid ja", bat ich sie und drückte sie an mich. Da ich sie endlich im Arm habe, werde ich endlich ruhiger. "Ich wollte euch keine Sorgen bereiten", murmelte sie gegen meine Brust.
"Das weiß ich", ich wusste, wir mussten was essen, aber ich wollte sie einfach nicht wieder loslassen. Ich streichelte über ihren Kopf und lauschte ihrem Schnurren. Erst als mein Magen knurrte, sah sie auf und schmunzelte. "Ihr solltet etwas Essen. Vielleicht sollten wir rein gehen und etwas essen, statt wegzufahren", schlug Shiro vor, doch ich nahm ihre Hand und führte sie zur Beifahrerseite. Ohne ein weiteres Wort stieg sie ein. "Ich konnte mich heute gar nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren. Ständig habe ich an dich denken müssen", gestand ich und lenkte das Auto auf die Straße. "Wieso habt ihr den an mich denken müssen?",
"Ich hab mich gefragt, was du gerade machst und ob es dir gut geht. Ich war so abgelenkt, dass ich Parfümflaschen mit Katzenohren gezeichnet habe. Der Ansprechpartner der Firma, die für uns die Flaschen herstellt, fand das sehr lustig. Ich bin gespannt, was er mit meinen Entwürfen anstellt", erzählte ich ihr und reichte ihr die Entwürfe, die ich in der Jackentasche mitgenommen habe. Shiro lachte und betrachtete sie eingängig. "Die Flasche mit den weißen Ohren und den blauen Rosen würde gut zu meinem Zimmer passen", merkte sie an und kicherte. Noch nie hatte ich sie Kichern gehört, es war ein schönes Geräusch. "Ob sich Parfums mit Schnurrhaaren gut verkaufen? Jeder mag ja Katzen", lachte sie und deutete auf eine Flasche, die tatsächlich Schnurrhaare hatte. "Wie seid Ihr darauf gekommen? Ich habe gar keine Schnurrhaare", fragte sie und ich sah zu ihr herüber, tatsächlich, sie hatte gar keine Schnurrhaare. Ich schüttelte lachend den Kopf. "Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe die Flaschen kommen auch mit Katzenohren gut an. Vielleicht sollten wir eine Katze in den Werbespot einbauen", überlegte ich laut. "Vielleicht mit Tierheimkatzen", murmelte Shiro. "Was hast du gesagt?",
"Man könnte Tierheimkatzen nehmen. Es gibt so viele Katzen, die ein Zuhause suchen. Ein Zuhause, wie ich eins bekommen habe", erklärte sie.
"Das ist eine großartige Idee", merkte ich an und fuhr rechts ran. Ich öffnete mein Mailfach und begann, eine Mail an die Marketingabteilung zu schreiben. "Wir werden für die neuen Artikel mit Tierheimkatzen zusammenarbeiten und einen Teil der Einnahmen an Tierheimen spenden. Setzt euch dazu mit Tierheimen und Filmleuten zusammen, die damit Erfahrung haben. Es wird dazu aber nochmal ein Meeting geben",
"Gut das war jetzt nicht gerade eine professionelle Mail, aber das war mein Team schon gewöhnt", dachte ich und rief nochmal Herrn Frieson an. Dieser nahm tatsächlich ab. "Guten Abend Herr Hertzten wie kann ich Ihnen helfen?",
"Guten Abend Herrn Frieson, es geht um die Parfümflaschen. Wir machen das mit den Katzenohren zum Teil der Werbekampagne. Shiro kam auf die Idee mit Tierheimkatzen zu arbeiten und so zu vermitteln. Das stärkt nicht nur unseren guten Ruf, sondern wir tun auch noch etwas Gutes", erklärte ich. "Ihre Shiro muss ja ein kluges Mädchen sein. Ich werde sehen, wie wir ihre Entwürfe umsetzen. Einen schönen Abend Ihnen beiden noch", wünschte er und ich tat es ihm gleich.
Shiro hatte mich während des ganzen Gesprächs neugierig angesehen. "Der Mann mit dem ich telefoniert habe stellt unsere Flaschen her und ich habe eine Mail an die Marketingabteilung geschickt, die dann deine Idee umsetzen werden", erklärte ich und fuhr weiter. "Es freut mich dass Ihnen meine Idee weiter geholfen hat", erwiderte Shiro und schenkte mir ein Lächeln. "Du hattest mich gefragt, wieso ich an dich denken musste. Weißt du, wenn man jemandem wichtig ist, dann denkt man an diesen jemanden", griff ich ihre Frage wieder auf. "Ihr seid mir auch wichtig, aber ich denke nicht ständig an euch", murmelte sie und ihre Ohren drehten sich zu mir und knickten ab. Darauf wusste ich keine Antwort, aber ich musste eine finden. Ihr war die Aussage unangenehm dem sie knetete schon ihre Hände und ihr Schwanz war wieder aufgeplustert. "Ich fühle mich für dich verantwortlich für dich und deshalb mache ich mir Sorgen um dich, also denke ich auch auf Arbeit an dich. Du warst sehr vertieft in deine Arbeit und hast wahrscheinlich deshalb nicht an mich gedacht, weil du dich ja nicht um mich sorgen musst", versuchte ich zu erklären. Sie nickte und ihre Ohren wanderten wieder nach vorne. Sie grübelte jedoch immer noch, sah man ihr an der Schwanzspitze an, die nervös hin und her ging. Erst als wir vor dem Italiener standen, beruhigte sie sich und legte ihr Fell wieder glatt hin. Im Lokal gingen ihre Ohren interessiert in alle Richtungen und ihre Nase wurde höher gereckt. "Es duftet einfach herrlich hier", sagte sie. "Ja, da hast du recht, auch wenn ich nicht so gut rieche wie du, bin ich ganz deiner Meinung", stimmte ich ihr zu. Es roch nach frischem Basilikum, Tomaten und Rosmarin. Wir hatten Glück, die Kellnerin von unserem letzten Besuch hatte wieder Dienst und brachte uns zu unserem Tisch. Diesmal ließ ich Shiro selbst entscheiden, was sie essen wollte. Ich bestellte mir einen Fischeintopf und während Shiro noch sehr ratlos auf die Karte starrte. "Darf ich dir eine Empfehlung machen?", fragte die Kellnerin. "Ich hätte gern was mit diesem Kraut, was so lecker riecht", bat Shiro und legte den Kopf schief. "Ich bin gleich wieder zurück", sagte die Kellnerin und verschwand in der Küche, wenig später kam sie mit Bündeln von Kräutern wieder. Sie legte die Shiro auf den Tisch. "Welches von den Kräutern meinst du?", fragte sie. Shiro deutete auf das Basilikum und lächelte. Geduldig erklärte die Kellerin ihr die anderen Pflanzen und wozu sie verwendet werden. "Unser Koch macht mit dem Basilikum eine wunderbare Tomatensoße", schlug sie vor und Shiro nickte zufrieden. Mit ihr unterwegs zu sein, war immer ein Erlebnis.
Shiro schloss immer wieder die Augen beim Essen und schnurrte. Die feindseligen Blicke eines anderen Gastes bemerkte sie nicht und das erleichterte mich. Auch mir mundete mein Fischtopf, doch konnte ich die Blicke nicht ausblenden. Ich starte böse zurück. Der Kerl fühlte sich ertappt und schaute weg. Endlich konnte auch ich in Ruhe essen. "Dir scheint es ja richtig gut zu schmecken", merkte ich an und Shiro nickte. "Tomate schmeckt großartig und das Basilikum ist toll", bestätigte sie. Ich musste mir ein Gähnen unterdrücken. "Ich glaube, wenn wir zuhause sind, gehen wir gleich schlafen", schlug ich vor. "Aber ich muss euch doch den Plan noch zeigen", erwiderte Shiro und zog das Blatt aus ihrer Tasche. Ich schob mir noch einen Löffel Eintopf in den Mund und nahm es entgegen. Behutsam faltet ich es auf und legte es in die Mitte des Tisches. Shiro hatte verschiedene Bilder drauf geklebt, von Möbel und von Pflanzen. In der Mitte klebte eine Feuerstelle. Während ich die Collage betrachtete, ließ ich mir noch ein Stück Fisch schmecken. "Dann erklärte mal", bat ich sie. "Also ich hab die Umrisse des Wintergartens aufgemalt und mir dann überlegt, wo was hinkommen könnte. In der Mitte hätte ich gern eine Feuerstelle, da könnte man Marschmellos grillen. Drum rum würde eine halbrund Sitzgruppe gut aussehen", erklärte sie und deutete auf das ausgeschnittene Sofa. "Hier auf der Seite würde ich ein Bücherregal stellen und ein Sofa wo man bequem darauf liegen kann. Die Mädels aus der Küche lesen gern. Das haben sie mir erzählt, aber sie finden das im Sitzen ungemütlich. Vielleicht passt da ein kleiner Brunnen hin", sie deutete auf das Bücherregal und dem Springbrunnen. "Auf der anderen Seite würde ich einen Tisch mit Stühlen stellen. Zum Schach spielen oder zum Kartenspielen. Harald spielt mit Tom manchmal Schach in der Bibliothek und Kastian Pokert mit den anderen Dienstboten im Speisezimmer. Als ich ihn gesucht hatte, hatten sie die Runde gerade beendet", erklärte sie. Und deutete auf ein Bild mit Spielkarten. Sie rollte sich Nudeln auf und schob sie sich in den Mund. Kauend wartete sie auf meine Antwort. "Und was ist das?", fragte ich sie und deutete auf ein ausgeschnittenes Kunstwerk. "Die Putzmädchen malen gern und ihr malt ja anscheinend auch fern, vielleicht hätten wir auch dafür Platz", erklärte sie. "Dann hätten wir eine Hobbyraum im Wintergarten. Aber glaubst du nicht das man sich gegenseitig stört?",
"Nein weil alle unterschiedlich Pause machen", erklärte Shiro und lächelte. "Ich werde das überdenken und dir dann Bescheid sagen. Ich bin sehr stolz darauf du hast dir wirklich viele Gedanken gemacht", lobte ich sie und beschloss den Wintergarten genauso umzusetzen.
Eine Stunde später waren wir wieder Zuhause und ich bin inzwischen totmüde. Shiro neben mir ging es ähnlich sie war im Auto schon eingenickt. An Ihrer Zimmertür wünschte ich ihr nur noch eine gute Nacht und ging dann weiter in mein Zimmer. Beim Zähneputzen dachte ich nochmal über Shiros Ideen nach. Sie war noch gar nicht lange hier und wusste mehr über meine Mitarbeiter als ich. Ich musste mich wirklich mehr mit ihnen auseinandersetzen. Beschloss ich und spülte den Mund aus. Als ich ins Schlafzimmer kam, wurde mir warm ums Herz Shiro lag in meinem und lächelte im Schlaf. Ich löschte das Licht und legte mich zu ihr. Leise wünsche ich, sie würde jeden Abend bei mir liegen. Ihr ruhiger gleichmäßiger Atmen beruhigte mich und ließ mich ebenfalls schnell einschlafen.