Am nächsten Tag schliefen wir diesmal wirklich aus. In aller Ruhe aßen wir Frühstück und machten eine Waschmaschine an.
„Haben wir wirklich alles erledigt? Was dein Vater uns aufgetragen hat?“, wollte ich wissen und betrachtete die sich drehende Wäsche. „Selbst wenn nicht er hat uns mehr Arbeit aufgebrummt, als er gesagt hatte. Wir werden jetzt ein wenig bummeln gehen“, erklärte er und zog seine Schuhe an. „Sollten wir nicht auf die Wäsche warten? Die wird doch niemals übernacht trocken“, gab ich zu bedenken.
„Wir werfen sie einfach in den Trockner was soll schon passieren“, er zuckte mit den Schultern.
„Die Sachen könnten einlaufen“,
„Dann kaufen wir neue“, sagte Michael und reichte mir meine Schuhe. Ich schüttelte nur den Kopf und zog dann meine Schuhe an. Eine Diskussion anzufangen war Zeitverschwendung. Michael öffnete die Tür und klopfte ungeduldig mit dem Fuß.
„Ich beile mich ja schon“, murmel ich und trete vor im aus dem Haus.
Ich höre, wie Michael die Tür abschließt und dann neben mich tritt. Wir laufen zum Auto, das sich bei Berührung der Türen selbst öffnet. Hast du ein bestimmtes Ziel heute? Kleider kaufen, Eis essen oder nur in die Schaufenster sehen?“, fragt Michael und steigt ein.
„Eisessen klingt nach einer guten Sache“, antworte ich ihm und steige neben ihm ins Auto. „Michael was ich mich frage, warum warst du eigentlich in der Nacht in der verlassenen Straße?“, möchte ich wissen. Michael schnallte sich an und startete den Motor.
„Das war ehrlich gesagt reiner Zufall. Ich hatte einen Geschäftstermin und habe dort einfach nur geparkt. Der Termin hat sich ewig in die Länge gezogen. Als ich ins Auto gestiegen bin, ist mein Standlicht angegangen. Ich hab eine Bewegung gesehen und dachte da wäre ein Streuner oder so etwas. Ich konnte dich einfach nicht da lassen. Du sahst so mitgenommen und verängstig aus. Ich bin sehr froh, dass du dich so schnell bei uns eingelebt hast, ich möchte dich auch nicht mehr missen“, sagte er und griff nach meiner Hand.
„Was war den das für ein Termin zu so später Stunde?“,
„Na ja, „Termin“ ist das falsche Wort es war eine Firmenfeier von der Firma, die unsere Flaschen entwickelt und herstellt. Eine Pflichtveranstaltung. Ich habe mich zu Tode gelangweilt. Du hast mir wirklich den Abend gerettet“, erklärte er und ließ meine Hand los, um das Auto zu starten.
„Wäre ich eher gekommen hätte ich dich vielleicht verjagt wäre ich später gekommen wärst du vielleicht verfroren“, merkte er an und griff fester ums Lenkrad. „In Büchern würde man sagen es war Schicksal“, scherzte ich.
„Was es auch war ich bin dankbar dafür“, antwortete Michael und fuhr los. Diesmal schaltete Michael Radio an. „Normalerweise lese ich die Nachrichten im Internet aber heute ist mir mal nach Radio hören“, erklärte er mir.
„Meinst du es sollte mir wichtiger sein was in der Welt passiert?“,
„Ich denke das dich eine Themen interessieren könnten“,
Der Nachrichten Sprecher berichtete von einem Einbruch, einem Stadtfest und davon, das im Zoo eine neue Giraffe geboren wurde. Die Staus und Blitzer wurden vorgelesen und dann kam das Wetter. Ich sah Michael fragend an. „Gut ich gebe zu, das waren keine Themen, die für dich interessant waren“,
„Was sind Blitzer?“, frage ich, um weniges ein bisschen Interesse zu zeigen. „Es gibt Fotoapparate die Messen, wie schnell man fährt und fährt man schneller, als erlaubt wird ein Foto gemacht. Das wird dann ausgewertet und muss dann eine Strafe zahlen“, erklärte er mir.
„Und woher wissen die vom Blitzer, wer zu schnell gefahren ist?“,
„Jedes Auto hat doch diese Buchstaben und Zahlen auf den Schildern. In einer Datei ist jedes dieser Schilder dem Besitzer zugeordnet“,
„Ich verstehe, das ist sicher auch gut wenn das Auto geklaut wird oder verloren geht. Mit meiner Marke ist es ja das selbe“,
„Ja das stimmt. das Prinzip ist das gleiche“,
Der Weg durch den Wald füllte sich mittlerweile so vertraut an wie der von zuhause. „Können wir noch mal erfahren irgendwann?“,
„Ich werde mit meinem Team und meinem Vater darüber reden. Nur will ich dann nichts putzen“,
„Ich fand es schön mit dir eine Aufgabe zu bewältigen“,
„Mir ist es lieber, wenn wir Sachen zusammen machen die weniger anstrengend sind“,
„Mir auch“,
Der Wald lichtete sich und wir fuhren auf die richtige Straße. Können wir heute Abend nochmal zum See gehen?“, fragte ich ihn.
„Das können wir gerne machen, möchte du den Sonnenuntergang nochmal sehen?“,
„Wenn das für dich in Ordnung ist, wir müssen ja morgen wieder früh zurückfahren“, gebe ich zu bedenken.
„Ach das geht schon“, sagte Michael und lächelte. Vorfreude erfüllte mich. „Wenn wir zurück sind werden wir auch den Wintergarten fertig stellen“, erwähnte er.
„Ich dachte die Bauarbeiten würden sich hinziehen“,
„Ich muss gestehen, ich habe veranlasst, dass der Boden und die Terrasse fertig gemacht werden. Ich bezweifle jedoch, dass sie schon fertig sind“, beichtete er. „Wieso hast du mir das nicht gesagt?“,
„Du warst so enttäuscht, als ich erklärte das es noch dauern würde. Ich wollte dich überraschen“,
„Es freut mich wirklich aber ich wünschte, du hättest mit mir darüber geredet. Es ist schließlich unser Projekt“, tat ich meinen Unmut kund. „Es wird nicht nochmal vorkommen. Die Möbel und Pflanzen werden wir zusammen aufbauen und einpflanzen“, lenkt er ein und lächelt mir versöhnlich zu. „Ich freue mich darauf. Du bist handwerklicher begabt als ich dachte“, gestand ich.
„Meinem Vater war es wichtig das wir auch solche Dinge lernen, nicht nur den Bürokram“,
Die ersten Häuser zogen an uns vorbei. „Ich frage mich ob es die alte Eisdiele noch gibt“
„Ihr wart wirklich oft hier oder, du mit deiner Familie?“
„Ja immer in den Sommerferien“
„Sommerferien ist die Zeit, in der Kinder nicht in die Schule gehen richtig? Madame hat immer davon gesprochen, wenn sie von ihren Kindern und Ausflügen gesprochen hat“, frage ich nach.
„Ja genau die Sommerferien sind die längsten“,
Wir hätten die Stadt erreicht und Michael zog die Stirn in Falten.
Er fuhr scheinbar wahllos die Straßen entlang. „Haben wir uns verfahren?“, fragte ich nach einer Weile. „Ich weiß das es hier in der Nähe war aber es sieht alles so anders aus“, antwortete er und fuhr rechts ran auf einen Parkplatz. Michael zog sein Handy aus der Tasche und tippte darauf rum. „Ich muss wohl doch die Adresse suchen“ grummelt er und starrt weiter auf seinem Gerät rum. „Und wenn wir das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen? Wir könnten Bummeln und vielleicht finden wir dabei die Eisdiele“, schlug ich vor, doch Michael schüttelte den Kopf. „Ich habs gefunden“, verkündet er und startet den Wagen. Michael wendet und fährt in die andere Richtung. „Ich habe eine Straße verpasst. Wir sind zu weit gefahren“,
„Dann gibt es die Eisdiele noch das ist schön“,
Michael parkt das Auto am Straßenrand. „Lass uns von hier aus zu Fuß gehen es ist nicht mehr weit“, schlägt er vor und steigt schnell aus. Ich kann auf der Seite des Gehwegs aussteigen und warte bis Michael zu mir tritt. Er greift nach meiner Hand und zusammen laufen wir in aller Ruhe zur Eisdiele und schauen in die Schaufenster. Die Blicke der Menschen war sehr unterschiedlich. Von verachtend, neugierig oder belustigt war alles dabei. Zum Glück sprach uns keiner an. „Stört es dich nicht wie die Menschen schauen?“, fragte ich ihm, als wieder eine Frau uns finster angesehen hat. „Es stört mich schon ja, aber ich würde trotzdem nichts daran ändern, wie ich mit dir umgehe. Wie wir zueinander stehen geht nur uns etwas an“, sagte er und drückte meine Hand etwas fester. „Ich hoffe, dass die Gesetze irgendwann geändert werden. Ich könnte dich heiraten, wenn ich wollte. Es ist erlaubt und trotzdem schauen die Leute, als würde ich etwas Verbotenes tun“, sprach er seine Gedanken erbost aus. „Ich wusste nichts davon“, gestand ich. „Niemand hat uns unsere Gesetze erklärt... Bis auf... die in Besitznahme und das ich immer tun muss was man mir sagt.
Es sollte wohl an Anlehnung an die menschliche Hochzeitsnacht sein“, ich schnaubte und betrachtete ein Schaufenster, indem Kleider für Feste ausgestellt waren. Michael lässt meine Hand los und folgt meinem Blick. „Wenn ein Mann das mit einer Frau machen würde, würde man es Vergewaltigung nennen“, fügte ich hinzu. „Du hast recht. Früher hast du nicht so offen darüber gesprochen“, merkte er an. „Ich habe viel gelesen und gelernt über Menschen und ihre Beziehungen“, gestand ich. Ich hatte wirklich viel gelesen und gelernt. Wie kompliziert Beziehungen zwischen Menschen sein können. „Und was unterscheidet uns von den Geschichten die du gelesen hast?“, möchte er wissen.
„Ich bin kein Mensch“,
„Aber du fühlst und denkst wie einer“,
„Ja das stimmt da kann ich nicht widersprechen“, gebe ich zu.
„Siehst du“, sagte er und drehte mich zu sich.
„Denkt darüber nach“, bittet er und streichelt mir über die Wange. Ich nickte nur und lege meinen Kopf in seine Hand. „Ich werde darüber nachdenken“, antworte ich ihm und sehe in seine Augen. Noch nie hatte ich bei jemanden so ein Grün gesehen. „Komm lass uns weiter gehen“, reist er mich aus der Starre. Er nimmt wieder meine Hand und führt mich weiter. Ich versuche, nicht mehr auf die Blicke der Menschen zu achten und konzentriere mich, auf die Schaufenster an denn wir vorbei gehen. Es gab hier die verschiedensten Läden. In einem wurden Bücher ausgestellt, in einem anderen wurden Blumen verkauft, sogar einen Laden für Tee gab es. Vor diesem Laden blieb ich stehen. „So viele Teesorten oder? Möchtest du dich umsehen?“
„Ich würde Harald, Tom und Manuela gerne was mitbringen. Ich glaube Harald würde sich sicher über Tee freuen“,
„Das denke ich auch er trinkt wirklich viel Tee. Dann lass uns einen für ihn aussuchen“, Michael öffnet die Tür und wir treten ein. Ich atme tief ein, der würze Geruch der Kräutertees und die fruchtig süßen Düfte der Früchtees umfingen mich . Eine Glocke ertönt und schlanke Dame mit langen geflochtenen Haaren trat zwischen den Regalen hervor. Sie trug ein grünes Leinenkleid mit einer weißen Schürze. Sie hätte in einen Märchenfilm gepasst als Marktfrau, die ihre Kräuter verkauft.
„Willkommen im Mindis wie kann ich euch helfen?“, fragte sie freundlich. Ich sah Michael an, der mir aufmunternd zunickte. Wir traten näher und unter den Düften des Tees mischten sich der Geruch des Holzes, der Einrichtung und der Duft von Gebäck.
„Guten Tag, ich suche ein Geschenk und nach einem Dankeschön. Für unseren Bibliothekar. Harald gibt mir immer das richtige Buch. Er trinkt viel Tee, eigentlich nur Tee und da dachte ich, ich bringe ihm welche mit“, erkläre ich ihr.
„Das ist wirklich eine nette Idee. Was für einen Tee trinkt er den am liebsten?“, fragt sie.
„Ich weiß nicht ich hab ihn schon die verschiedensten Tees trinken sehen. schwarzen, grünen, roten, orangenen. Er trinkt ihn manchmal sogar mit Milch“, erzähle ich und rümpfe die Nase.
„Mit Milch mhm“, kommt er vielleicht aus England?“, fragte sie nach. Unsicher blickte ich zu Michael. „Soweit ich weiß kam seine Mutter aus England. Ich bin mir aber nicht sicher“, gestand Michael.
Ich lasse meinen Blick über die Regale schweifen und stelle mir Harald beim Tee trinken vor. Dann fällt es mir ein: „Er trinkt auch Tee mit Zitrone, seinen Minztee zum Beispiel.“
„Dann würde ich wirklich englischen Tee wählen. Möchtest du einen Tee schenken oder soll ich dir ein kleines Geschenkpaket zusammenstellen?“, fragte sie und sah zwischen mir und Michael hin und her. „Ich bin für ein Paket und suchen Sie ruhig hochwertige Sorten heraus auch ich habe mich bei ihm zu bedanken“, sagte Michael. Die Verkäuferin mustert Michael und lächelte dann. „Natürlich. Hat der Herr eine Lieblingsfarbe?“, fragte sie und geht tiefer in den Laden. „Seine Tassen haben alle so einen blaugrünen Ton nicht richtig grün aber auch nicht blau. Er hat sie mit verschiedenen Mustern drauf“, versuche ich zu erklären. Die Frau kommt mit einem geflochtenen Korb in genau der Farbe wieder. Der Korb knistert und lässt einen schwachen Geruch von Stroh in der Luft hängen. „Das ist Türkis“, erklärt sie. Schnell ist der Korb gefüllt. Ich habe einen Minztee, zwei Sorten Schwarztee und einen Orangentee ausgesucht. Die in England gerne getrunken werden. Den einen Schwarztee trinkt man eher zum Frühstück den anderen zum Nachmittagstee. Aber da wird er sicher Bescheid wissen. Die Kekse sind auch typisch englisch“, erklärte die Verkäuferin. „Da echte Teetrinker eher Honig als Zucker nehmen packe ich euch eine kleine Probe unseres Honigs dazu. Er ist aus einer Imkerei meines Vater. Ich schenke euch das kleine Glas“, fügt sie hinzu und zeigt mir das Glas, auf dem eine Biene auf einer Zitronenscheibe zusehen ist.
„Die Kekse kenn ich die isst er definitiv. Vielen Dank für den Honig und die Hilfe“, freue ich mich. Die runden Butterkekse hatte ich gleich erkannt, den oft hatte er sie mit mir geteilt. Ich lese die Teesorten „Darjeeling“ und „Assam“ Ich hatte diese beiden Teesorten noch nie gehört. Pfefferminztee und „Orangen Kiss“, waren für mich dafür klar verständlich. „Das habe ich gern gemacht“, sagt die Verkäuferin und schenkt mir ein freundliches lächeln.
Prüfend rieche ich an den mir unbekannten Teesorten. Den Geruch des erdige würzige Assam kannte ich schon. „Den hat Harald schon mal getrunken“, denke ich und lächel. Der Darjeeling roch so ganz anders. Fruchtig, blumig auch ein wenig nach dem Gewürz das Manuela immer an den Kartoffelbrei macht. Der Minztee roch viel stärker nach Minze, als es der Tee tut. Der Orangentee erinnerte mich ein wenig an die Winterzeit. „Na Shiro bist du zufrieden?“, fragte Michael. „Ja es duftet einfach herrlich. Die Verkäuferin füllt die Zwischenräume noch mit Bast auf. Michael reicht der Verkäuferin noch eine Tasse in Haralds Lieblingsfarbe, auf dieser eine weiße Katze saß und sich die Pfote leckte. Sie packte die Tasse dazu, schlägt alles in Folie ein. Ist nun der Korb eingepackt und mit einer passenden Schleife verziert Michael bezahlt und lässt sich noch eine Tüte geben. Und steckt eine Karte ein, auf dem der Name des Ladens steht. Wir verabschieden uns und führen unser Weg zur Eisdiele fort.
Diese war mit dem Auto wirklich nicht zu erreichen gewesen. Große Blumenkübel mit einer bunten Mischung standen auf der Straße. Die Blumen duften stark süß und fast schon herb. Der herbe Geruch irritierte mich. Der seltsame Duft ging von einer großen Blume aus. Sie hatte große Blüten mit vielen kleinen Blütenblättern. Ich hatte noch nie eine Blume gerochen, die nicht süßlich roch.
„Sie haben eine Fußgängerzone daraus gemacht“, kommentiere Michael die Blumenpracht eher lieblos und riss mich aus meiner Überlegung. „Eine schöne Idee den Bereich so abzugrenzen“, versuche ich seine Aufmerksamkeit auf die Blumen zu lenken.
„Da hast du recht, die Blumen sind wirklich ein schön. Aber dadurch das Autos nicht mehr in die Straße reinfahren dürfen ist es sicher für die Geschäfte schwer, ihre Waren zu bekommen. Ich bin gespannt wie sie das gelöst haben. Auch die Feuerwehr muss ja hier irgendwie reinfahren können“, stellte er seine Sicht der Dinge klar.
„Daran erkennt man das du ganz der Geschäftsmann bist“, witzelte ich und ging an den Kübeln vorbei. Ich würde später Manuela oder Harald nach der Blume fragen. „Ja da hast du wohl recht. Vielleicht sollte ich in der Firma auch solche Kübel aufstellen. Dann hätte der Gärtner auch mal was schönes zu tun als immer nur den Rasen zu mähen und die Ecken zu schneiden“, teilte er mir seine Überlegung mit.
„Die Angestellten würden sich sicher auch darüber freuen“, stimmte ich ihm zu. „Aber jetzt solltest du nicht an die Arbeit denken, sondern an den leckeren Eisbecher“, ermahnte ich ihn und betrachtete das Eiscafé. Unter einer weißroten Markise standen kleine runde Eisentische mit einer Holztischplatte mit passenden Holzstühlen dazu, auf denen rote Sitzkissen lagen. Die Speisekarten stecken in einem muschelförmigen Halter. Ich trat näher und blickte durch die großen Fenster. Innen standen rote Lederstühle und Ecksofas. „Möchtest du drinnen oder draußen sitzen?“, möchte Michael wissen. „Ich blicke mich um. Fast alle Plätze waren draußen belegt und immer öfter sahen die Leute zu uns. „Lieber drinnen“, murmel ich, Michael folgt meinem Blick. „Ja ich verstehe, lass uns drinnen eine ruhige Ecke suchen“, zeigt er Verständnis und geht an den anderen Gästen vorbei. Drinnen ist es zum Glück nicht zu warm. Wir setzen uns in eine Ecke des Cafés und sehen uns die Karte an. Die Eisbecher sehen alle lecker aus und ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Mir sagten auch die Namen der Köstlichkeiten so gar nichts. „Was ist ein Schwarzwald Becher?“,
„Der ist von einer Torte inspiriert der Schwarzwälder Kirschtorte. Der wird dir nicht schmecken, der ist mit Alkohol. Ich werde einen Schokoladenbecher nehmen“, teilte er mir mit. Es gab keinen weiteren Becher mit Kirschen nur mit Himbeeren und Erdbeeren. Immer wieder blieb ich an dem Tortenbecher hängen. Michael fiel das wohl auf. „Lass mich nur machen“, sagte er und schlug meine Karte zu.
Ich vertraute Michael und wartete, was passiert.
Der Kellner trat an unseren Tisch und zwang sich zu einem Lächeln. „Guten Tag was kann ich Ihnen bringen?“,
„Einen Schokoladeneisbecker und einen Schwarzwälder ohne Kirschwasser. Dazu bitte noch eine Flasche Wasser mit zwei Gläsern“, bestellte Michael ohne zu sagen, welcher Becher für mich war. Der Kellern schrieb die Bestellung auf und schlürfte davon. „Der liebt anscheinend seinen Job“, meinte ich und schüttelte den Kopf.
„Ja wirklich motiviert war er wirklich nicht“, stimmte Michael mir zu.
Ich sah mich im Raum um der mit den Zimmerpflanzen und Landschaftsbildern ansprechend gestaltet war. „Meinst du der Besitzer ist noch der selbe?“, spreche ich leise.
„Ich weiß es nicht, ich habe ihn jedenfalls nicht gesehen“, suchend sah Michael Richtung Theke, von der jetzt eine Kellnerin mit freundlichem Lächeln auf uns zu kam. „So wer bekommt den Schokotraum?“, fragte sie.
„Den bekomme ich und sagen sie hat Antonio den Laden noch?“,
Die Kellnerin schüttelte den Kopf. „Seine Tochter hat den Laden übernommen vor 3 Jahren. Warum fragen Sie?“,
Sie stellte den Kirschbecher vor mir hin und stellte die Wasserflasche und die Gläser in die Mitte.
„Ich war als Kind mit meinem Vater und meinem Bruder oft hier. Antonio kannte seine Gäste alle mit Namen und mir ist dieses Café deshalb in Erinnerung geblieben“,
„Ja das stimmt. Auch ich war als Kind hier Eisseen. Es war eine große Umstellung für uns alle, als er in den Ruhestand ging. Ich muss weiter machen wenn Sie noch etwas brauchen rufen Sie“, sagte die Kellnerin und eilte davon.
Ich nahm einen Löffel voll Eis und ließ es auf der Zunge zergehen. Jogurt und Kirschgeschmack schmolz auf meiner Zunge. Die andere Kugel war sahnig mit Schokostückchen und eine war Schokolade. Ich aß mal von der einen mal von der anderen Kugel und ließ mir die Sahne und die eingelegten Kirschen schmecken. „Schmeckt es?“, fragte Michael plötzlich. Ich war ganz vertieft ins Essen gewesen. „Ja er ist wirklich lecker, schmeck deiner auch? Du hast da ja nicht nur Schokolade oder?“, möchte ich wissen und mustere seinen Eisbecher. „Ich habe eine Kugel Schokochili eine mit Vollmilch Schokolade und einer mit weißer Schokolade“,
„Chili? Ist das nicht viel zu scharf?“, frage ich entsetzt. Zur Antwort hält er mir einen Löffel voll Eis hin. Mutig lasse ich mich füttern. Erst schmecke ich die scharfe Chili, aber die Schokolade mildert es schnell ab. „Schmeckt gar nicht schlecht und gar nicht so scharf, wie ich dachte. Aber ich bleibe bei meinem Kirscheis“, verkünde ich und nehme mir einen Löffel von meinem Joghurteis, um die Schärfe noch weiter abzumildern. „Hast du dir schon Gedanken über das Geschenk für Manuela gemacht?“, fragte er und goss uns Wasser ein. „Ich bin mir überhaupt nicht sicher, was ihr gefallen könnte“, gestand ich und rührte in meinem Eis rum. Es war schon stark geschmolzen. „Vielleicht sollten wir ihr etwas praktischen schenken“, schlug Michael vor und trank sein Glas mit einem großen Schluck leer. „Aber was könnte sie gebrauchen?“, murmel ich und starre auf die Bläschen im Wasserglas. „Sie nimmt oft einen Stift um ihre Haare hochzustecken. Wenn sie ihr ständig ins Gesicht fallen. einmal hat sie einen Kugelschreiber genommen der ihr den ganzen Hals angemalt hat“, erzähle ich und verkneife mir ein Kichern.
„Das ist wirklich ein Problem was wir besser lösen können“, sagte er und zieht sein Handy aus der Tasche. „Sie flechtet sich auch oft die Haare und beklagt sich wie anstrengend es ist die Haare zu flechten“, erkläre ich ihm und esse den Rest von meinem Eis und trinke auch ein Glas Wasser. „Ich habe einen Laden gefunden, wo wir genau das Richtige finden“, teilte er mir mit und ruft nach der Kellnerin. Michael bezahlt und zusammen treten wir wieder auf die Straße. „Also wie lösen wir das Problem?“, möchte ich wissen und nehme wieder seine Hand. „Lass dich überraschen“,
Wir folgten der Straße weiter, ins Stadtinnere doch an keinem der Läden bleibt er stehen. Diesmal hatte ich keine wirkliche Zeit, die Auslagen in den Schaufenstern zu betrachten. „Gibt es noch etwas, was Manuela den Alltag schwer macht?“, fragte mich Michael und biegt mit mir in eine andere Straße ein. Ich betrachte die Menschen und überlege. Irgendwie schien Manuela immer alles im Griff zu haben. Ein Mann griff sich in den Nacken und bewegte den Kopf hin und her. Das hatte ich auch bei Manuela schon oft gesehen. Das tat sie, immer wenn sie Schmerzen in der Schulter oder im Nacken hat. „Sie hat hin und wieder Nackenschmerzen. Dann macht sie sich ein abgewetztes Kissen im Ofen heiß und legt sich das dann um den Hals“, fällt mir ein.
„Stimmt sie hat so ein ganz altes Kirschkernkissen, das könnte man wirklich mal ersetzen“,
„Ich frage mich warum sie das noch nicht getan hat“,
„Manuela ersetzt Sachen nur wenn man sich nicht mehr reparieren kann. Sie war schon immer sehr sparsam und ging mit ihren Sachen immer sehr sorgsam um“, berichtet Michael mir und sieht prüfend auf sein Handy. „Der Laden müsste gleich hier um die Ecke sein“, murmelt er und schaut sich suchend um. Wir laufen weiter und biegen ab. „Diese Stadt ist wirklich verwinkelt“, sage ich zu ihm und blicke mich suchend nach einem Laden um der zu der Lösung unsers Problems passen konnte. „Da ist es“, Michael tippt mich an und deutet auf einen Laden mit einem grünen Ladenschild auf dem weiße Kristalle gemalt sind. „Dream Kristal“, stand in verschnörkelter Schrift darunter. „Aber wir suchen doch etwas für die Haare was soll es den in diesem Laden dafür geben?“, frage ich Michael misstrauisch. „Guck mal ins Schaufenster“, weißt er mich an und lässt meine Hand los. Ich gehe vor und betrachte die Schmuckstücke die auf grünen Samtkissen liegen. Ringe und Ketten mit Edelsteinen und Kristallen verzieht. Handspiegeln und Bürsten mit aufwendigen Gravuren, entweder mit Metallverzierungen oder mit Steinen besetzt. Ich blicke weiter nach links und sehe Stäbe und lange Nadeln und Kämme sowie seltsam geformte Metallgebilde. In ihnen Stecken Nadeln. „Was sind das für Dinger?“,
„Das sind Haarnadeln und diese Gitter, die man da sieht, sind dafür da zum Beispiel Haarknoten zusammen zu halten oder wie Spangen im Haar schön auszusehen. Man nimmt die Schmuckscheibe, drück sie auf den Knoten und steckt dann die Nadel durch den Knoten und die Ösen in der Scheibe. Dadurch wird alles zusammengehalten“,
„Also wie Manuela das mit den Stiften macht“, spreche ich meine Gedanken laut aus.
„Genau nur ohne bemalten Nacken“, sagt Michael schmunzelnd und öffnet die Tür. Ein Surren ertönt, als wir eintreten. Im Laden riecht es nach Politur und eine wenig rauchig als würden ihr Kräuter verbrannt werden. Innen im Laden stehen verschiedene Vitrinen mit weiteren Schmuckstücken und Steinen zum Hinstellen. Tiere, menschliche Figuren und Pflanzen geschnitzt aus Holz oder Stein. Jemand räuspert sich, als ich nach einer kleinen weißen Steinkatze greifen will. Sofort lass ich die Hand sinken und drehe mich erschrocken um. „Bitte nicht anfassen“, spricht mich ein Mann freundlich an. Irritiert blicke ich mich um und suche nach der Herkunft der Stimme. Am Verkaufstresen war ein schlanker Mann mit kurzem grauen Bart aufgetaucht. Die silberigen kurzen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt. Sein Gesicht hatte Lachfalten um die Augen und dem Mund. Er lächelte und kam hinter dem Tresen hervor. „Die Figuren sind empfindlich und deine Hände sehen klebrig aus“, fügte er hinzu. Schuldbewusst sehe ich meine Hände an. Er hatte recht. Der Mann kommt zu mir und reicht mir ein feuchtes Tuch. „Hier wich dir damit die Hände ab und dann kannst du dir alles in ruhe ansehen. Sei aber bitte vorsichtig“, bat er mich. „Entschuldigen Sie daran habe ich nicht gedacht vielen Dank“, ich nahm das Tuch und wischte mir gründlich die Hände. Michael nahm mir das Tuch ab und tat es mir gleich, ehe er es in seiner Jackentasche verschwinden ließ. Ich betrachtete den älteren Herren nun genauer. Er trug ähnlich wie Harald einen Strickpullover über dem weißen Hemd. Das Grün des Pullis passte zum Ladenschild und die hellbraune Stoffhose passte zum Holz der Tische und Vitrinen. Er passte zum Laden aber irgendwie auch nicht. „Was führ Sie den in mein Schmuckkästchen junger Mann?“, fragte er Verkäufer Michael. Ich lief durch den Laden und betrachtete erneut die Sachen. Tatsächlich rochen die Steine sogar ein wenig unterschiedlich. Einige sogar nach Salz, andere irgendwie nach Rauch. Die Holzfiguren waren aus den unterschiedlichsten Hölzern gemacht. Jedes roch anders, aber den Geruch von den Nadelhölzern erkannte ich sofort. Sie rochen wie die Bäume im Wald. Ich lächelte bei der Erinnerung an die Abende am See. Ich nahm eine Katze aus Holz in die Hand. Sie war ganz glatt geschliffen und in den Augen der Katze funkelten zwei braunen Steine. Sie war rundlich wie eine große flauschige Katze. Eine andere Katze aus ganz hellem fast weißem Holz und blauen Steinaugen stand daneben. Diese war schmal und zierlich gestaltet. „Wir suchen...“, begann Michael.
„Irgendwie erinnern sie mich an Manuela“, murmel ich und unterbreche damit Michael. Die beiden Männer sehen mich an. Michael lacht. „Ja eine Manuelakatze“, er greift nach der weißen Katze und lächelt. „Und die ihr sieht aus wie du“,
Ich lächel ihn an und nicke nur. Er nimmt mir die andere Katze aus der Hand und reicht sie dem Verkäufer. „Diese beiden nehmen wir auf jeden Fall. Wir suchen ein Geschenk für eine Frau im besten Alter die eine große Haarpracht bändigen muss“, erklärt Michael dem Verkäufer.
„Wie stehen sie zu der Dame?“, fragt der Herr.
„Sie ist ja... nach dem Tod meiner Mutter war sie für mich da, hat ihre Aufgaben übernommen. Manuela war immer da wenn ich eine Mutter gebraucht hätte. Obwohl sie jünger war als meine Mutter“, sprach Michael mit trauriger belegter Stimme. „Sie war immer irgendwie da. Manuela war als Haushälterin bei meinem Vater eingestellt. Als ich merkte, dass ihr die Arbeit zu anstrengt, wurde habe ich jemanden Neues eingestellt. Sie sollte ihn eigentlich nur einarbeiten und dann in Ruhestand gehen. Aber ich habe es weder über mich gebracht sie zu entlassen noch gehen zu lassen“, Michael schluckte schwer und sah die Katzen in seinen Händen an. Ich hatte ihn noch nie so über Manuela reden hören. Der Herr legte väterlich eine Hand auf Michaels Schulter und drückte sie.
„Ich verstehe. Sie suchen ein Geschenk für einen wirklich besonderen Menschen. Glauben Sie mir mit Geschenken für besondere Menschen kenne ich mich aus“, sprach er und lächelte. Mir waren die Augen glasig geworden. Ich war gerührt von den Worten, die er für Manuela hatte. Er musste seine Mutter wirklich schmerzlich vermisst haben und sie hatte ihn aufgefangen. Nun sah der Mann mich an. „Wie stehen Sie zu der Dame? Irgendetwas sagt mir das eigentlich Sie es sind die ein Geschenk suchen“, vermutet er, noch nie war ich von jemanden gesiezt worden und war im ersten Moment erstaunt.
„Manuela hat mich sehr herzlich in meinem neuen Zuhause aufgenommen. Und sie und die anderen Angestellten haben sich so für mich eingesetzt und sie kümmert sich wirklich gut um mich. Ich glaube wenn Manuela mich nicht so aufgenommen hätte, hätten mich die anderen ganz anders behandelt. Manuela und Harald haben dafür gesorgt, dass ich leben kann, als hätte ich das, was man Familie nennt. Für Harald habe ich schon ein Geschenk. Ich möchte ihr etwas schenken, womit sie etwas anfangen kann. Sie macht mir oft die Haare und nimmt für ihre immer Stifte oder Besteck“, erkläre ich und knete unsicher meine Hände. Das Lächeln des Verkäufers wird noch breiter. „Eine letzte Frage noch welche Augenfarbe hat Manuela?“,
Ich schließe die Augen und überlege. „Sie sind braun, aber nicht sehr dunkel. Wie ich weiß nicht sie sind braun aber nicht so ein dunkles Braun...“, ich finde keine Worte und laufe suchend durch den Laden. Auf einem Tisch sind in Kästen verschiedene lose Steine präsentiert und dort werde ich fündig.
„Sie sehen aus wie diese hier ein warmes Braun nur nicht so dunkel wie Schokolade“, erkläre ich und halte ihm den Stein hin.
„Das ist ein brauner Topas. Soll das Schmuckstück die gleiche Farbe haben wie ihre Augen oder farblich dazu passen?“, fragte er und betrachtete den Stein. Er runzelte die Stirn, als würde er überlegen. „Ein roter Stein oder ein Grüner würde gut dazu passen. Gelb wäre auch möglich. Ich habe aber auch Schmuckstücke mit genau diesem Stein“, erklärte er. Jetzt war es Michael, der eine Antwort hatte.
„Wir nehmen einen dunkelroten Stein. Ihre Lieblingsfarbe ist rot“, legte er fest. Ich überlegte und Michael musste recht haben, wenn sie Schmuck trug dann Roten und sie trug auch oft rote Kleidung. Ich nickte zustimmend und der freundliche Verkäufer ging durch den Laden hinter den Tresen. Er holte eine Schachtel nach der anderen hervor und machte sie auf, schüttelte mit dem Kopf und öffnete eine andere. Er schien etwas ganz Bestimmtes zu suchen. „Da ist sie ja genau die habe ich gesucht!“, rief er aus und kam mit einer schwarzen Schachtel zu uns. „Das wird perfekt passen“, sagte er und öffnete die Schachtel. Innen war sie mit rotem samtigen Stoff ausgeschlagen und darauf lagen zwei dunkelbraune Haarnadel und deren Ende waren herzförmige dunkelrote Steine, die zu einem zu einem Pfotenabdruck geformt waren, angebracht. „Die Nadeln sind aus Metall, die braune Beschichtung ist kratzfest. Bei den Steinen handelt es sich um rein rote Granate. Wenn ihr diese Nadeln nicht gefallen muss ich meinen Beruf an den Nagel hängen“, witzelte er.
„Shiro was sagst du dazu? Ich glaube etwas passenderes können wir nicht mehr finden“, fragte er mich.
„Sie sind wunderschön. Manuela wird sich sehr darüber freuen. Ich danke Ihnen für die Hilfe“, bedankte ich mich.
„Ich gehe mal davon aus die beiden Katzen sind auch für Manuela?“, fragte der Verkäufer. Fragend sah ich zu Michael. „Ja packen Sie bitte alles zusammen als Geschenk ein“, bat Michael.
Wenig später war alles in einer größeren roten Schachtel, mit einer Silbernen schleife verpackt. Michael bedankt sich ebenfalls für die Hilfe und bezahlte. Er nahm wieder die Adresskarte des Ladens mit. Wahrscheinlich wollte er sich merken, wo wir eingekauft hatten.
Wir schlenderten weiter durch die Gassen und blickten in die Schaufenster und unterhielten uns darüber, was wir sahen. „Ich weiß nicht, was ich Tom mitbringen soll, nach dem Einbruch hat er ständig versucht, mich aufzuheitern. Hat mir Witze erzählt und mit Harald und mir Tee getrunken. Ihm war es gleich, wie andere mich behandelt haben“, erzählte ich und Michael nickte wissend. „Er ist ein guter Junge. Uns wird schon etwas einfallen“, machte er mir Mut und spazierte mit mir weiter. Wir beachteten die feindseligen Blicke nicht und erfreuten uns an dem schönen Wetter.
„Ich weiß was du Tom mitbringen kannst“, sagte Michael plötzlich und hielt vor einem Uhrenladen an. „Eine Uhr?“, fragte ich ungläubig. „Ich weiß das klingt im Vergleich zu den andern lieblos. Ich habe ihn und Harald darüber reden hören das er in einer Tanzgruppe ist und man sich da auch manchmal verkleidet. Ihm fehlt für sein Kostüm noch eine Taschenuhr. Er meinte, dass ihm die alle zu teuer sind. Taschenuhren sind wirklich nicht billig also mach dir keine Sorgen darum. Es geht um die Sache an sich nicht um den wert. Tom ist auch niemand, der auf anderen neidisch ist. Man verschenkt keine Schuhe, weißt du. Es heißt wenn man jemanden Schuhe schenkt, läuft derjenige eine davon“, erzählt er und öffnet die Ladentür.
„Ich vertraue dir. Ich wusste gar nicht das er tanzt“, spreche ich meine Gedanken aus und bleibe hinter Michael.
„Er hat wohl nach dem ersten Tanz mit dir damit anfangen und dort ein Mädchen getroffen. Er mag sie wirklich gern“,
„Er hat mir von Rosalie erzählt, aber nicht wie er sie kennengelernt hat“, sprach ich und dachte an den Tag zurück. Tom war ganz aufgeregt in die Bibliothek und hat mich herumgewirbelt und hat dabei gelacht. Strahlend vor Glück hat er mir von Rosalie erzählt.
Ich folgte Michael in den Laden.
Dieser ging gleich durch zur Theke und sprach einem geschäftlichen Ton mit dem Verkäufer und ließ sich die Sammlung Taschenuhren zeigen. Michael winkte mich heran. „Was meinst, du ich bin mir nicht sicher, welche Tom besser gefallen könnte“, flüsterte Michael. Ich sah mir die Uhren genauer an, alle hatten eine andere Gravur. Ich grübelte, was Tom gefallen könnte, und betrachtet alles ganz genau. „Ich sehe schon, die Auswahl fällt schwer. Ich habe noch weitere Modele erzählen sie mir doch etwas über den Herrn“, bat der Verkäufer und holte noch mehr Taschenuhren hervor. „Diese hier sind doppelseitig gestaltet“, fügte er hinzu.
„Tom ist bei mir in der Bibliothek eingestellt. Er tanzt seit einigen Wochen Standardtanz und braucht für eine Kostümverantaltung eine edle Taschenuhr“, legte Michael da. Der Mann nickte und nahm zwei Uhren heraus. Auf der einen, war ein Tanzpaar abbildet, das Paar war sehr detailliert. Man konnte erkennen das die Frau Rosen im Haar und auf dem Kleid. Die andere Uhr zeigte ein aufgeschlagenes Buch. Der Verkäufer drehte die Uhren um und auf der anderen Seite des Paares war eine Rosenblüte abgebildet, auf der Rückseite des Buches zeigte ein verschnörkeltes „T“. Michael und ich sahen uns an. „Sie sind beide wirklich schön. Ich glaube aber, das die Uhr mit dem Buch ist passender. Selbst wenn er mit dem Tanzen aufhört, wird sie weiterhin zu ihm passen“, meine ich zu Michael. Dieser antwortete: „Ja ich sehe ihn auch ständig mit einem Buch in der Hand. Wir nehmen diese“, sagte er und deute auf die zweite Uhr.
„Eine gute Wahl. Ich packe sie zusammen mit einer Uhrenkette als Geschenk ein“, sagte er und suchte eine passende Schachtel aus. Michael nahm die schwarze Schachtel mit einer silbernen Schleife entgegen. Diesmal nahm Michael keine Karte mit und verließ den Laden.
„Der scheint seinen Job nicht so zu mögen wie die anderen“, merkte ich an.
„Ja da hast du bestimmt recht. Aber wir haben trotzdem jetzt alles beisammen. Ich werde Tom noch einen Gutschein von einem Herrenausstatter geben. Damit sollte jeder ungefähr den gleichen Wert bekommen. Das ist auch in deinem Sinne oder?“, bot Michael an.
„Ja danke und danke das du das alles bezahlst“,
„Ich bezahle dir alles was du möchtest Shiro das weiß du doch“,
Michael streichelte mich zwischen den Ohren und ich schnurrte.
„Was meinst du sollen wir uns etwas zum Mittagessen suchen?“, fragte er und nahm wieder meine Hand.
„Vielleicht sollten wir erst die Einkäufe ins Auto bringen“, schlage ich vor. Zusammen laufen wir zum Auto und setzen uns müde vom Laufen hinein. Der Vormittag war wirklich schön aber auch anstrengend gewesen.