Am nächsten Morgen küsste Michael mich zum Abschied und fuhr in die Firma. Aufgeregt sprang ich aus dem Bett und machte mich fertig für den Tag.
Unter der Dusche dachte ich nochmal über den gestrigen Tag nach. Michael hatte mich dorthin gebracht, wo alles angefangen hatte. Und wieder hatte sich dort mein Leben verändert. „Wie geht es nun weiter?“, fragte ich mich. „Michael wird sicherlich nicht wollen, dass ich mit jemanden über das spreche, was letzte Nacht passiert ist. Über die Nacht am See sollte ich ja auch mit niemanden sprechen“, grübele ich und stieg aus der Dusche. Gründlich trocknete ich mich ab, ziehe mich an und föhne mir Haare und Fell.
Leise summend mache ich mich auf dem Weg in die Küche. Die Musik von gestern war einfach in meinem Kopf hängen geblieben. „Shiro du hast aber gute Laune so früh am Morgen“, begrüßte mich Jakob der mit Simon das Frühstück vorbereitet. „Hast wohl gut geschlafen? Manuela hat gesagt, dass du sicher lange schlafen wirst. Wir haben da nicht dran geglaubt“, meinte Simon und reichte mir den Korb mit warmen Brötchen. „Süß oder herzhaft?“, fragte Jakob. „Heute lieber süß“,
„Sollst du haben“,
er reichte mir Butter und das Tablett mit verschiedenen Marmeladensorten. „So wie du strahlst ist die Überraschung wohl geglückt“, sprach mich Simon und goss heißes Wasser in eine Teekanne. „Ja es war traumhaft. Wir waren in einen Konzert und danach essen“, sagte ich und fing an, eines der Stücke zu summen. Vorsichtig schnitt ich eines der Brötchen auf und bestrich es mit Butter und Aprikosenmarmelade. Simon stellte mir den Tee und eine Tasse hin. Beide setzten sich zu mir an den Tisch: „Erzähl schon wie war es da?“,
„Wir wollen es ganz genau wissen“, baten sie und ich erzählte beim Frühstücken wie schön die Eingangshalle aussah und der riesige Konzertsaal. Mit den vielen Sitzreihen. „Ich glaube, das war echt das perfekte Erlebnis für dich, aber ich glaube ich wäre eingeschlafen“, gab Simon zu und Jakob nickt. „Jeder hat einen anderen Musikgeschmack. Michael hat es auch sehr gefallen“,
„Das glaube ich, ihr spielt ja beide Klavier“, meinte Jakob und räumt das dreckige Geschirr weg.
„Was wirst du heute machen?“, fragte Simon. Ich seufze und sehe die beiden an. „Keine Ahnung. Michael meinte, ich könne das Musikzimmer nutzen, um eigene Stücke zu schreiben. Ich habe noch nie versucht, etwas Eigenes zu schreiben. Wenn man mir Stücke zeigt, kann ich sie sehr schnell auswendig aber selbst etwas schreiben ich weiß nicht, ob ich das kann. Was wenn es total schrecklich klingt?“, teile ich den beiden meine Sorgen mit. „Ich glaube nicht, das es schlimm klingen wird. Du musst nur üben es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, meint Simon.
„Weißt du was, wenn du was fertig hast, dann holst du uns und wir sagen dir ehrlich was wir davon halten“, schlägt Jakob vor und lächelt breit. „Abgemacht“, stimme ich zu und trinke meinen Tasse Tee leer.
Das Musikzimmer liegt wie immer verlassen und leer da, doch seit ich es hin und wieder benutze, wird hier regelmäßig gelüftet und geputzt. Auf dem Notenständer liegt ein leeres Notenbuch. Ich nehme es und ein Zettel segelt zu Boden. Schnell hebe ich es auf und lese die Zeilen die darauf stehen.
„Fülle die Seiten mit deiner eigene Musik. Ich freue mich darauf sie zu hören“, ich erkenne Michaels Schrift und lege das Blatt wieder in das Buch. Auch ein Bleistift und ein Radiergummi legen dort für mich bereit. Unsicher setze ich mich auf den Hocker und lege meine Finger auf die Tasten. Langsam spielte ich die Tonleiter und fing dann an Note für Note aneinander zu reihen. Immer wieder radierte, ich änderte um und verliere mich ganz in dem Spiel. Ich war einfach nicht zufrieden. „Schließ deine Augen und denk an das Gefühl was du gestern empfunden hast“, erschreckte Harald mich. Er setzte sich zu mir und lächelte. „Musik muss von da kommen“, sagte er und tippte auf sein Herz. „Lass dir das von einem Musiker gesagt sein“, fügte er hinzu und sah sich meine Noten an. Er nahm den Radiergummi und radierte sauber alles raus bis auf die ersten drei Zeilen. „Mach die Augen zu und spiele denk dabei an alles was dir wichtig ist und was du liebst und dann spiele“, wies er mich an und ich hörte auf ihn. Ich schloss meine Augen und dachte an Manuela, Harald, Tom dachte an die anderen hier im Haus. Dachte an die schönen Momente und dann dachte ich an Michael und unseren Urlaub an die vielen kleinen und großen Momente. Ich ließ die Musik fließen und spielte, leise hörte ich das Kratzen des Bleistiftes. Harald schrieb wohl mit, was ich spielte. Erst als mein Spiel verstummte, hörte das Kratzen des Bleistiftes und das Umblättern der Seiten auf. Langsam öffnete ich die Augen und sah in Haralds Gesicht. Seine Augen waren glasig und er lächelte milde. Ohne etwas zusagen reichte mir mein Notenbuch und meinen Bleistift. Er hatte der Eile wegen nur die Notenwerte über die Zeilen geschrieben. „Danke für den Rat und für das Notieren der Noten“,
„Da hast du etwas sehr Schönes gespielt. Hast du einen Namen?“, fragte er mich mit belegter Stimme.
„Der Klang meiner Familie“, flüsterte ich und schrieb es über die erste Seite. „Ich habe an alle hier gedacht daran, wie ihr mich hier aufgenommen habt. Wie gut ich es hier habe. Das Michael mich liebt und das ich ihn liebe“, erklärte ich ihm.
„Ich habe dich nie von Liebe sprechen hören . Du bist so sehr über die hinausgewachsen. Bist nicht mehr das kleine verängstigte Kätzchen. Ich sehe inzwischen eine junge Frau. Die für sich einstehen kann. Du kannst stolz auf dich sein“, sagte er und nahm mir das Buch aus den Händen. Er schlug eine leere Seite auf.
Wieder schloss ich die Augen. Diesmal dachte ich an meine alte Herrin an die Stunden im Garten und die Spazierfahrten. Dachte an die letzten Worte, die sie an mich hatte und ihre Wünsche. „Viel Glück und viele Kirschen“, murmelte ich und hörte auf zu spielen. Ich wischte mir Tränen aus dem Gesicht. „Das war ein sehr melancholisches Stück“, merkte Harald an und reichte mir sein Stofftaschentuch. „Ich hab an Madame gedacht an meine alte Herrin“,
„Sie hat dir viel bedeutet“,
„Ja sie war streng aber sie hat mich nie schlecht behandelt. Ihre letzten Worte, bevor sie starb, galten mir. Sie hätte mich ihre Verwandten holen lassen können aber sie ließ sich von mir vorlesen und wünschte mir viel Glück und viele Kirschen“, ein seltsamer Wunsch aber so passend für uns“, erzählte ich ihm.
„Dann solltest du es auch so nennen“, sagte Harald und wischte sich über die Augen. So schrieb ich ihre letzten Worte über das Klavierstück und stand auf. „Ich habe Jakob und Simon versprochen wenn ich etwas fertig habe ich es ihnen vorspiele“, sage ich und versuche, den Kloß im Hals hinunter zu schlucken.
„Dann geh sie mal holen und danach solltest du etwas essen“, bat er mich und stand auf. Mit langsamen Schritten, ging er Richtung Tür. „Es ist schön das du und Michael euch gefunden habt“, sagte er noch und verließ dann das Musikzimmer. Ich strich über die Noten und atmete tief durch. „Wenn Harald zufrieden ist kann es nicht schlecht sein“, dachte ich und ging in die Küche.
Dort wurde gerade das Mittagessen abgeräumt. „Wir dachten schon du kommst nicht mehr um dir etwas zum Essen zu holen“, scherzte Tanja doch als sie mich sah stockte sie. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und ich nickte. „Ich bin beim komponieren ein wenig sentimental geworden“, gestand ich.
Tanja drehte sich um und holte Kakao und Milch aus den Schränken. Sie machte mir eine heiße Schokolade und setzte sich zu mir. „Du hast also was geschrieben was dich zum weinen gebracht hat?“, möchte Jakob wissen. Ich nicke nur und trinke einen Schluck aus meiner Tasse. „Möchtest du es uns trotzdem vorspielen?“, fragte Simon vorsichtig.
„Ja ich spiele euch die beiden Stücke vor“, sage ich und trinke noch einen Schluck Kakao.
Tanja ließ mich erst gehen, nachdem die Tasse leer war.
„Na dann Shiro rühre uns zu tränen“, sagte Jakob und setzte sich auf einen der Sessel. Ich setzte mich, wieder auf den Hocker und Spiele die beiden Stücke für die beiden und rühre sie tatsächlich zu tränen.
„Das war der Hammer Shiro“,
„Ich mag nicht mal Klassik und sieh dir das an ich hab geweint“, gab Simon zu.
Die Tür geht auf und Manuela steckt den Kopf ins Zimmer. „Shiro willst du heute gar nichts essen? Was sollen den die traurigen Gesichter ist etwas passiert?“, fragt sie besorgt und kommt zu uns. „Spiels nochmal“, flüstert Jakob und ich tue es.
„Hast du das geschrieben?“, fragt Manuela und drückt mich an sich als die beiden für mich antworten. „Du bist großartig“, sagt sie und schenkt mir ihr mütterliches Lächeln.
Ohne Widerrede zuzulassen, nimmt sie mich nun, aber mit in die Küche. Erst nachdem ich zwei belegte Brote gegessen habe, lässt sie mich wieder gehen.
Wieder im Musikzimmer schreibe ich die beiden Stücke ordentlich mit Noten in das Büchlein und lasse mich auf einen der Sessel sinken. Mein Blick wandert aus dem Fenster und ich beobachte die Wolken, die sich zusammen zogen. Es sah nach Regen aus. „Hoffentlich kommt Michael vor dem Regen nach hause“, dachte ich. Er hatte nicht gesagt, wie lange er weg sein würde also konnte ich wie immer nur auf ihn warten.
Die Wolken wurden immer dunkler und dichter. „Ich werde sehen ob alle Fenster zu sind“, beschloss ich und kontrollierte die wichtigsten Räume. Als die ersten Regentropfen gegen die Fenster prasselten, hörte ich die schwere Eingangstür zuschlagen. Ich lief Michael entgegen, der mich in seine Arme schloss. „Ich wollte nicht, dass du dir sorgen machst und bin eher gefahren. Zum Glück“, sagte er und ließ mich los. „Also was hast du heute so gemacht?“
„Ich habe Simon und Jakob zum weinen gebracht“, scherze ich und ziehe ihn ins Musikzimmer. Dort reiche ich ihm das Buch und er setzt sich ans Klavier „Der Klang meiner Familie?“, fragt er und spielt die Noten für mich. Ich setze mich zu ihm und lausche meinem eigenen Stück. „Ja du hast hier eine Familie gefunden in allen die hier leben und das macht mich sehr glücklich. Es ist wirklich wirklich schön. Wie bist du darauf gekommen?“,
„Harald hat gesagt ich soll die Augen zu machen und an das denken was ich liebe und mir wichtig ist“, erkläre ich zeige ihm das zweite Stück. „Das musst du mir nicht erklären“, sagte er und spielte das melancholische Stück. „Die Stücke gefallen mir wirklich gut. Wenn du noch ein paar schreibst, könntest du sicher auch ein Konzert geben“, schlägt er vor und gibt mir das Buch zurück. Draußen hatte es nun heftig zu regnen begonnen. „Heute können wir wohl keinen Spaziergang machen“, spreche ich das Offensichtliche aus. „Ja. Ich bin, aber ehrlich gesagt ganz froh darum ich war für die Firma heute viel unterwegs“,
„Warum das den?“
„Wir waren nochmal an den Drehorten und ich bin zu Lieferanten gefahren. Wir haben neue Duftölproben bekommen und ich bespreche die Verträge lieber persönlich“,
„Dann hast du heute mehr Zeit im Auto als im Büro verbracht“, schlussfolgere ich und Michael nickt nur erschöpft. „Mir kam der Tag viel länger vor als sonst. Ich glaube nach dem Essen gehe ich gleich schlafen“, kündigt Michael an.
„Wegen gestern ich war plötzlich so müde. Wir haben gestern gar nicht mehr gesprochen“, beginne ich.
„Es war gestern auch wirklich spät. Mir war klar das du sehr schnell einschlafen wirst“,
„Aber ich habe mich gestern gar nicht bedankt und das tut mir leid“,
„Du musst dich nicht bedanken. Weder für das Konzert noch für die Zweisamkeit, die wir geteilt haben. Es wird sicher nicht das letzte Mal sein, das wir etwas unternehmen. Und das letzte Nacht war etwas ganz besonders für mich“, Michael steht auf und schließt mich in seine Arme. „Als du gestern sagtest das du mich auch liebst, hast du mich unglaublich glücklich gemacht“, gesteht er mir. Wieder spüre ich das warme Gefühl in der Brust. Ich sehe auf und lächle ihm an. Vorsichtig löse ich mich von ihm und setze mich wieder ans Klavier. Ich sehe zu Michael und spiele eines der Stücke des Konzertes, das ich kannte und mir besonders gefiel. Michael erkannte es und lächelte.
„Würdest du mir die Noten der anderen Stücke von gestern besorgen?“
„Das sollte kein Problem sein. Ich werde mich morgen darum kümmern. Es ist noch Zeit bis zum Abendessen. Was möchtest du tun?“,
„Du bist müde, hast du gesagt, dann solltest du dich ausruhen. Wir machen es uns gemütlich und tuen einfach mal nichts“, schlage ich vor.
Michael nimmt meinen Vorschlag an und wir gehen in den Kinoraum und machen es uns mit Kuscheldecken gemütlich. „Ich stelle uns einen Wecker damit wir nicht wieder das Abendessen verpassen“, sagte er und legte sein Handy auf den Tisch.
Diesmal nehme ich Michael von hinten in den Arm und und lauschen dem Regen, der gegen die Scheiben prasselt. Sein Puls und Atem wird immer langsamer. „Er ist eingeschlafen. Sicher hat er nicht viel geschlafen letzte Nacht“, denke ich und versuche, ganz still zu liegen. Ich schloss meine Augen und schmiege mich an Michael an. Der Regen draußen wird immer stärker und ich halte mich fester an Michael fest. Es gab keinen Grund Angst vor Regen und Gewitter zu haben und trotzdem löste es immer wieder Unwohlsein in mir aus. Als würde Michael meine Unruhe spüren, dreht er sich um und nimmt mich in den Arm. „Nur Regen ... keine Sorge...“, murmelt er im Schlaf und atmet dann wieder ruhig und langsam. Doch ich kann mich nicht wirklich entspannen.
Als der Wecker klingelt, zucke ich so sehr zusammen, dass Michael wach wird. „Ssshh alles gut das war nur der Wecker“,
Michael greift über mich und schaltet den nervigen Ton aus. „Komm wir gehen was essen“, murmelt er noch etwas verschlafen. Mit einem Seufzen steht er vom Sofa auf und schüttelt seine Beine aus. „Jetzt bin ich noch müder als vorher“,
„Dann solltest du nach dem Essen weiter schlafen“, schlage ich vor. „Mir wird schon eine Beschäftigung einfallen“, füge ich hinzu. „Ab morgen werde ich mehr Zeit für dich haben“,
„Wir kommen zu spät“, fällt mir auf und zusammen laufen wir hoch ins Esszimmer. Der Tisch ist schon gedeckt und in der Mitte steht eine große Schüssel, mit Gulasch dazu gibt es Kartoffelkloße. Dieser roch köstlich aber ein blumiger Duft passte so gar nicht dazu. Ich schnüffelte und erkannte, dass der Blumenduft aus einer Teekanne kommt. Michael nahm den Deckel ab. „Lavendeltee hier im Haus ist bekannt, dass du Regen nicht magst, der ist sicher für dich zur Beruhigung“, schlussfolgerte Michael und schenkte uns Tee ein.
Er füllte auch unsere Teller. „Guten Appetit“,
„Guten Appetit“, wünschen wir uns. Der Tee beruhigte mich tatsächlich und ließ mich schläfrig werden. Michael rieb sich immer wieder die Augen und wirkte angespannt. Immer wieder sah er auf sein Handy und beantwortete Nachrichten. Er brauchte viel länger zum Essen als sonst. Michael benutzt sonst nie sein Handy am Tisch. „Gibt es ein Problem?“, breche ich das Schweigen.
Michael blickte auf. „Entschuldige was hast du gesagt?“,
„Ich fragte, ob es ein Problem gibt. Sonst bist du nie am Handy wenn wir essen“,
„Ich bin früher gegangen, und habe wohl ein paar der Mails vergessen zu beantworten“, erklärte er und steckte es in die Tasche. „Möchtest du noch einen Nachschlag?“, frage ich und nehme mir noch etwas Soße.
Michael nahm sich noch einen Kloß. „Kannst du mir morgen einen Gefallen tun?“, fragt er mich.
„Natürlich was soll ich tun?“,
„Morgen kommt eine Lieferung Bücher, bitte helfe mit, die einzusortieren. Ich möchte nicht mehr, dass Harald so schwer tragen muss“
„Ja das ist kein Problem“,
„Danke“,
Michael isst den letzten Rest seines Kloßes und stellt den Teller in den Aufzug. „Sei mir nicht böse Shiro ich gehe schon mal vor“, meint er und reibt sich die Schläfen. „Hat er Kopfschmerzen?“, überlege ich. „Soll ich dir noch was aus der Küche holen?“, frage ich ihm, doch er schüttelt nur den Kopf. Ohne ein weiteres Wort verlässt er das Esszimmer. Ich räume den Tisch ab und lasse das Geschirr nach unten fahren. Auf dem Weg in mein Zimmer läuft mir Kastian über den Weg. „Guten Abend“, grüße ich nur kurz und gehe weiter, doch er hält mich zurück. „Du warst es, die mich verdächtigt hat, in dem Büro rumgeschnüffelt zu haben. Habe ich recht?“, sprach er mich an und ich riss mich los. „Lass mich in Ruhe oder du wirst es bereuen“, zische ich. „Wir werden sehen wer hier was bereuen wird“, antwortet er und geht in die entgegensetze Richtung davon. „Ich muss Michael davon erzählen“, kommt es mir in den Sinn und renne zu seinem Zimmer. Ich klopfe, doch es kommt keine Antwort. Leise trete ich ein. Das Zimmer ist komplett abgedunkelt und Tabletten liegen auf Michaels Nachtisch. Ich sehe mir die Packung genauer an. „Er hat also doch Kopfschmerzen“, denke ich und lasse die Schmerztabletten sinken. Ich schreibe ihm einen Zettel: „Kastian hat mich abgefangen, er gibt mir die Schuld, dass du ihn verdächtigst und droht mir. Ich traue ihm absolut nicht“,
Ich lasse den Zettel auf seinem Nachtisch liegen und schleiche wieder aus dem Raum. Aufgewühlt geh ich in mein Zimmer und mache mich fertig fürs Bett. „Sollte ich heute lieber in meinem Zimmer schlafen?“, überlege ich. Doch so länger ich in meinem Zimmer stand, desto unwohler fühlte ich mich und ging dann doch in Michaels Zimmer zurück. Michael lag ganz am Rand des Bettes und ich legte mich hinter ihm. Ich versuchte, still zu liegen, aber ich fand einfach keine bequeme Position zum Schlafen. Auch kreisten meine Gedanken um Kastian und seine Drohung. „Shiro lieg bitte still“, grummelte Michael genervt und zog mich wie sonst auch in seine Arme. „Ich liebe dich“, murmelte er, bevor er wieder einschlief. Ich lag noch eine ganze Weile wach und sah aus dem Fenster. Erst als der Regen aufhörte, schlief ich ein.