Historical Stories
Brida Baardwijk
Johanna und die Räuber – Das Original
Dies ist meine allererste Geschichte, die in der historischen Fiction angesiedelt ist.
Unruhig lief die neunzehnjährige Johanna in ihrem Gemach, das nur wenige Schritte maß, hin und her. Obwohl, Gemach konnte man dieses stinkende Kabuff, das sie seit fünf Tagen bewohnen musste, nicht gerade nennen. So lange war es her, seit eine Horde Vagabunden sie auf einem Ausritt mit ihrer gleichaltrigen Anstandsdame Maria von Arnheim überfallen und entführt hatten. Sie, Johanna von Hohenburg, die Tochter von Arnulf von Haldenburg, einem der reichsten Ritter der Umgebung und Gemahlin von Gerald von Hohenburg, einem reichen Adeligen aus dem Sachsenland. Nicht einmal ihre Notdurft konnte sie allein verrichten, immer war einer der Räuber dabei, der sie auf Schritt und Tritt bewachte. Welch eine Scham für sie, die sich in ihrem jungen Leben bisher nur ihrem Mann, um mit ihm Liebe zu machen, halb bekleidet gezeigt hatte. Und nun musste sie sich bei einem so intimen Vorgehen begaffen lassen.
Maria hatten sie, nachdem sie sich an ihr vergangen hatten, laufen lassen, nicht ohne ihr zu drohen, mit Johanna würde dasselbe geschehen wie ihr, wenn sie das Versteck verraten würde. Sie setzten das verängstigte und geschändete Mädchen auf ihr Pferd und einer der Männer führte sie in die Nähe der Burg, wo er sie frei ließ.
Gestern Abend lauschte sie, wie ihre Häscher berieten, was mit ihr geschehen solle. Einer hatte vorgeschlagen, sie umzubringen, was ihr den Schrecken durch die Glieder fahren ließ. Laut grölten die Männer, als sie ihr Schluchzen hinter der hölzernen Tür vernahmen. Aber dann schlug einer auf den Tisch und herrschte seine Kumpane an, still zu sein und seinen Vorschlag anzuhören. Sie wäre doch die Tochter eines wohlhabenden Ritters und da könnte man doch eine Menge Gold für ihre Freigabe fordern. Wenn das schief ginge, könnte man sie ja immer noch … mehr mochte Johanna nicht hören, die vor Angst schlotternd in ihrem Gefängnis saß. Dabei war sie nie besonders ängstlich gewesen, was vor allem ihrer Mutter Giselde ein Dorn im Auge war. Es gehörte sich nicht für eine edle Dame, auf Bäume zu klettern oder wie ein Mann auf einem Pferd zu reiten.
Nachdem Maria auf Schloss Haldenburg zurückgekehrt war, berichtete sie Johannas Vater über das Missgeschick, das geschehen war. Dieser ließ sofort Gerald rufen, der mit seinen Knappen im Park den Schwertkampf übte.
Arnulfs Gemahlin Giselde lief im Schlosshof auf und ab und palaverte über das Unglück ihrer Tochter.
Ritter Arnulf herrschte sie an, sich zusammen zu nehmen. Es geziehme sich nicht für eine Herrscherin, sich vor dem Gesinde so gehen zu lassen.
So zog sich Giselde schmollend in ihr Gemach zurück, setzte sich da weinend ans Fenster und starrte in Ferne.
Ritter Gerald kam sofort angerannt, als ihm Arnulfs Knappe die Nachricht überbracht hatte.
„Wir müssen sie befreien“, rief er aufgeregt und fuchtelte dabei wild mit seinem Schwert herum.
„Immer ruhig, Schwiegersohn“, versuchte Arnulf ihn zu beruhigen. „Wir müssen das gut vorbereiten. Wie Maria erzählt hat, scheuen diese Vagabunden vor nichts zurück. Die Arme wurde von ihnen geschändet, sie war noch Jungfrau und ist nun zeitlebens besudelt“, sagte er, verzweifelt versuchend, selbst Ruhe zu bewahren. „Nicht auszumachen, Johanna geschieht dasselbe! Welch eine Schande wäre das für unsere Familie.“
„Vater!“, schrie Gerald auf. „Was wollen wir tun? Wisst ihr schon, wo sie Johanna versteckt halten?“
„Noch nicht, aber ich werde sofort Späher ausschicken, um das zu in Erfahrung zu bringen. Und dann beraten wir, wie wir vorgehen werden.“
Händeringend saß Johanna in ihrem Gefängnis und überlegte, wie sie am besten entfliehen konnte. Sollte das nicht gelingen, könnte das ihren Tod bedeuten. Aus den Reden der Räuber hatte sie erkennen können, dass diese vor nichts zurück schrecken würden, auch nicht vor einem Mord. Nicht auszudenken, was mit ihr geschehen würde, wenn sie sie wieder einfangen.
Mit Grauen dachte sie an Marias Schicksal, sie hörte immer noch deren verzweifelte Schreie, als sich die Männer an ihr vergingen. Und sie selbst konnte nichts dagegen tun, sondern wurde gezwungen, alles mit ansehen.
Der einzige Ausgang war diese klobige Holztür, die in den Vorraum führte, ein Fenster gab es nicht, nur diesen Abzug, der weit oben war und den sie nicht erreichen konnte. Außer, sie könnte eine Leiter benutzen. Also musste sie sich einen anderen Plan ausdenken, hier zu entkommen.
Dann fiel ihr ein, dass es am besten wäre, während der Gänge zur Notdurft die beste Fluchtmöglichkeit auszukundschaften. Ja, das würde sie so machen.
Heftig gegen die Holztür schlagend rief Johanna: „Hee, ihr da, hört ihr mich, lasst mich nach draußen. Ich muss mich erleichtern!“ Immer wieder schlug sie dagegen, bis endlich einer der Vagabunden öffnete.
„Na, holde Maid oder soll ich euch edle Frau nennen. Was begehren wir denn?“, meinte er breit grinsend und zeigte dabei eine Reihe schwarzer Stummel, die einmal Zähne gewesen sein mussten.
Stinkender Atem schlug ihr entgegen, dass sich Johanna beherrschen musste, nicht dem Brechreiz nachzugeben, den er verursachte.
„Komm“, sagte dieser zerlumpt aussehende Kerl gleich darauf barsch zu ihr und zog sie am Handgelenk durch den vorderen Raum nach draußen.
Johanna stolperte hinterher und versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Der Mann aber zog sie so heftig hinter sich her, sodass sie über ihre Röcke stolperte, ins Straucheln geriet und hinfiel. Als sie sich wieder aufraffte, nutzte sie die Gelegenheit, die Umgebung auszuspähen.
„Nun komm schon“, wurde sie angetrieben. „Oder willst du hier Wurzeln schlagen. Hierher! Mach schon!“, herrschte sie der grobschlächtige Mann an.
„Dreh dich um“, flehte Johanna ihn an. „Man schaut einer Dame nicht zu, wenn sie ihre Notdurft verrichtet.“ Beschämt tuend schaute sie zu Boden. Dabei sah sie sich unauffällig um.
Während sich ihr Bewacher umdrehte, damit sie sich erleichtern konnte, versuchte Johanna schnell auszumachen, welche Fluchtmöglichkeiten bestanden. Als sie dabei die breiten und kräftigen Schultern des Mannes bemerkte, liefen ihr Angstschauer den Rücken hinunter. Nein, wenn er sie bewachte, würde sie keine Flucht wagen. Ihn könnte sie im Notfall nicht niederschlagen, geschweige denn schnell genug vor ihm flüchten.
Sie erinnerte sich an den kleinen, schmächtigen Kerl, der den anderen das Lösegeld vorgeschlagen hatte. Der schien zwar einen hellen Kopf zu haben, aber besonders stark musste er nicht sein. Die anderen hänselten ihn immer wieder, was für ein Schmalbrüstiger er wäre. Den könnte sie, mit einem dicken Ast bewaffnet, bestimmt einfach aus dem Weg schaffen. Ehe er zu sich käme, wäre sie schon längst über alle Berge. Pferde hatten die Räuber zum Glück nicht, dass sie sie schnell einholen würden. Ihr eigenes Pferd hatten sie, als sie Maria frei ließen, mit an deren Halfter gebunden und es mit ihr ziehen lassen. Aber sie konnte schnell laufen und so hoffentlich entfliehen.
Noch zwei Tage musste Johanna ausharren, bis sie ihren Plan verwirklichen konnte. Am frühen Morgen des zweiten Tages öffnete ihr der kleine Räuber die Tür, als sie wieder einmal danach verlangte, sich erleichtern zu können. Das Schicksal war ihr hold. An der Stelle, wo er sie hinführte, lag in Griffweite ein dicker Ast, den die Männer wohl hatten liegen lassen, als sie Feuerholz für den Ofen im Vorraum herbrachten. Den nahm Johanna in einem unbeobachteten Moment und schlug ihm damit auf den Kopf, sodass er mit einem tiefen Seufzer zusammen sank und regungslos liegen blieb. Sie schaute sich um, aber niemand schien bemerkt zu haben, was hier geschah. Sie hob ihre Röcke und floh so schnell sie konnte ins dichte Unterholz des angrenzenden Waldes.
Am Vorabend von Johannas Flucht aus dem Räuberhaus hatten ihr Vater und ihr Gemahl Gerold immer noch keine Botschaft von den Vagabunden erhalten. Vergeblich standen sie stundenlang auf den Zinnen der Burg und spähten in die Ferne, in der Hoffnung, sie würde zurückkommen oder eine Lösegeldforderung würde eintreffen. Aber nichts von beiden geschah. Auch eine intensive Suche hatte nichts gebracht. So beschlossen sie, sich im Morgengrauen des nächsten Tages nochmals auf die Suche nach der Entführten zu machen und sie notfalls mit Gewalt zu befreien. Von Maria erfuhren sie, aus welcher Richtung sie der Räuber zurückgeführt hatte. Dorthin wollten sie reiten und suchen. Dass Johanna in der Frühe schon in Freiheit war, das konnten sie nicht ahnen.
Der berittene Trupp mit Arnulf voran machte sich auf den Weg in die Richtung, die ihnen Maria genannt hatte. Aufmerksam spähten sie in jeden Winkel, unter jeden Busch, hinter jedes Gebüsch und jede Hecke. Aber keine Spur von der jungen Herrin.
Der Vortrupp, dem Gerald voran ritt, war eine Stunde eher aufgebrochen. Sie fanden durch einen Zufall das Lager der Räuber, im dem ein aufgeregtes Treiben herrschte. Die Männer rannten wild hin und her, zwei von ihnen trugen einen dritten, der anscheinend bewusstlos war, in die kleine Hütte, die mitten im Lager stand. Gerald und seine Leute banden die Pferde an die Bäume und schlichen sich vorsichtig näher.
„Das muss das Lager der Räuber sein“, flüsterte er seinen Vasallen zu. „Sie sind sehr aufgeregt, und der da“, er zeigte auf den Mann, der in die Kate getragen wurde, „muss etwas abbekommen haben. Ich hoffe, es war Johanna, die ihn niedergestreckt hat. Das sähe ihr ähnlich.“ Dabei grinste er breit über das ganze Gesicht. Er kannte seine Gemahlin, die nicht gerade zimperlich war, wenn man ihr ans Leder wollte. Nur zu oft verwickelte sie ihn in kleine Kämpfe, wenn er mit ihr intim werden wollte. Der Gedanke an Johanna ließ Gerald, trotz prekärer Lage, das Blut in die Lenden schießen. Verlegen zog er seinen Rock weiter nach unten, um das Dilemma zu verbergen.
Nach wenigen Minuten kamen die beiden Träger aus der Hütte. Ein grobschlächtiger Mann rief alle zusammen.
„Hat jemand gesehen, wohin das Weibsbild gelaufen ist?“, versuchte er die laute Diskussion seiner Männer zu übertönen. Als keine Ruhe einkehrte, brüllte er los: „Ruhe jetzt! Wohin ist die Frau gelaufen?“
Betretenes Schweigen folgte.
„Ihr Arschlöcher! Nicht mal ein Weib könnt ihr bewachen! Ihr Schwächlinge! Los, schwärmt aus, sie kann nicht weit sein!“, schrie er laut. Er zeigte auf die Hütte, in der ihr verletzter Kumpan lag: „Und um den da drinnen kümmere ich mich später noch. Dieser Schwächling lässt sich von einem Frauenzimmer überwältigen, ich fasse es nicht!“
Wie aufgescheuchte Hühner rannten die Männer hin und her und suchten ihre Waffen zusammen. Dann machten sie sich auf die Suche nach Johanna.
Gerolds Mannen, die alles mit angehört hatten, zogen sich leise zurück, als sie sahen, dass die Räuber aufbrachen. Leise sprach er mit ihnen ab, wie sie den Vagabunden zuvor kommen könnten. Leider wussten sie auch nicht, in welche Richtung Johanna gelaufen war. So war Eile geboten, dass sie nicht den Falschen in die Hände fiel. Er schickte einen seiner Männer los, der Ritter Arnulf die Nachricht von Johannas Flucht überbringen sollte. Dieser machte sich auch sofort auf den Weg, nachdem Gerald ihm gesagt hatte, dass sie den Räubern folgen würden, um ihnen im Notfall Johanna mit Gewalt zu entreißen. Arnulf sollte weiter den Wald um die Burg absuchen.
Schwer atmend erreichte Johanna den Wald. Öfter war sie mit ihren Röcken an Dornen hängen geblieben, was sie aber nicht beachtete, sondern einfach weiter lief. Auch ihr Tuch, das sie getragen hatte, als sie entführt wurde und das sie sich vor ihrer Flucht um die Schultern gebunden hatte, fiel den Dornen zum Opfer. Sie war so schnell sie konnte gerannt, ohne darauf zu achten, wohin sie lief. Suchend schaute sie sich nach einem Versteck um, in dem sie sich einige Zeit sicher ausruhen konnte, um sich dann auf den Weg zur Burg ihres Vaters zu machen. Sehr weit schien es bis dahin nicht zu sein, denn so wie sie sich erinnerte, führten die Räuber sie etwa eine Stunde durch den Wald, bis sie ihr Versteck erreichten. Da aber ihre Augen verbunden waren, konnte sie sich nicht orientieren, in welche Richtung sie gegangen waren. So musste sie auf gut Glück versuchen, die Burg oder wenigstens ein Dorf zu erreichen, wo sie Unterschlupf finden konnte, bis jemand ihren Gemahl unterrichtet hatte.
Als sie etwas weiter in den Wald hinein ging, entdeckte sie eine kleine Höhle. Vorsichtig schaute sie hinein, ob da nicht vielleicht schon ein Bewohner drin war. Aber da war nichts. Sie bog die dünnen Äste des Busches, der den Eingang verdeckte etwas beiseite und schlüpfte hinein. Sie schaute sich um und entdeckte außer ein paar Tierspuren nichts weiter. Aufatmend ließ sie sich auf die Erde sinken. Johanna war zwar sehr agil, aber die schnelle Flucht hatte sie doch erschöpft. Trotz Müdigkeit waren ihre Sinne sehr wach. Immer auf Geräusche achtend, lehnte sie sich zurück und versuchte, ein wenig auszuruhen.
Es dauerte nicht lange und Johanna fiel in einen leichten Schlaf. Sie träumte von ihrem Gemahl Gerald, der sie mit seinem freundlichen Gemüt immer irgendwie zum Lachen bringen konnte. Sie waren inzwischen schon vier Jahre verheiratet. Aber bisher hatte sich noch kein Nachwuchs eingestellt. Einerseits war es gut für sie, dass sie durch Mutterfreuden noch nicht von ihrem Mann abgelenkt wurde, aber andererseits machte es sie traurig, all ihre Freundinnen zu sehen, die wie sie schon verheiratet waren und teilweise schon mehreren Kindern das Leben geschenkt hatten.
Johanna erwachte durch einen Seufzer, den sie selbst ausgestoßen hatte. Sie versuchte sich an ihren Traum zu erinnern, aber nur ein eigenartiges Kribbeln in ihrem Schoß erinnerte sie daran. Sie bemerkte eine Hitze, die sie sonst nur spürte, wenn ihr Gemahl ihr beiwohnte und sie mit seinem mächtigen Liebesspeer beglückte. Der Gedanke an diese schönen Stunden ließ sie wieder aufseufzen. Wer weiß, wann sie Gerald wieder sehen würde und sie Gelegenheit für ein Liebesspiel hätten. Ob wohl er auch so an sie denkt, ging es ihr durch den Kopf. Sie hoffte es sehr.
Obwohl es nicht Sitte war, aus Liebe eine Bindung einzugehen, war ihre Hochzeit mit Gerald eine Liebesheirat. Schon vom ersten Augenblick an liebte sie ihn. Sie war damals gerade erst fünfzehn Jahre alt, als er bei ihrem Vater um ihre Hand anhielt und er sie als seine Braut heimführte.
Die Erinnerung an ihre Hochzeitsnacht und an Geralds Zärtlichkeiten kam hoch. Tränen liefen über ihr Gesicht, als sich Angst in ihr breit machte, dass dies nun vielleicht ein Ende haben könnte. Denn noch war sie nicht in Sicherheit, noch konnten die Räuber sie wieder fangen, ehe die Vasallen ihres Vaters oder Geralds sie gefunden hatten.
Plötzlich bemerkte Johanna Geräusche aus dem Wald, die nicht dahin gehörten. Sie hörte Hufgeklapper und Stimmen von Männern. Erschreckt zog sie sich weiter ins Innere der Höhle zurück. Aber dann besann sie sich, die Räuber hatten keine Pferde, also mussten sie sie zu Fuß suchen. Also konnten es nur vorbeikommende Reisende sein oder …! Ja, natürlich, oder Geralds und ihres Vaters Gefolge. Sie kroch wieder ein Stück zum Eingang und lauschte aufgeregt den Stimmen, die immer näher kamen. Es mussten mehrere Pferde
sein, auf denen die Leute ritten.
So kroch Johanna aus ihrem Versteck heraus und schlich sich im Schutz der Sträucher näher an den Weg heran, der an der Höhle vorbei führte. Als die Reiter näher kamen, bemerkte sie, dass sich auf dem Weg nur zwei von ihnen befanden. Die anderen ritten verstreut zwischen den Bäumen als würden sie nach etwas auf der Suche sein. Dann endlich entdeckte sie das Familienwappen Geralds, das auf die Wamse der Männer aufgenäht war. Sie kam aus ihrem Versteck und lief freudestrahlend auf einen der Reiter zu, der ihr am nächsten war.
Erschrocken bockte das Pferd des Mannes, als Johanna aus ihrem Unterschlupf sprang. Wiehernd stieg es auf die Hinterhufe und schlug mit den vorderen aus, sodass sie fast von ihnen getroffen wurde und der Reiter Mühe hatte, sich auf dem dunkelbraunen Hengst zu halten.
Als er das Tier wieder unter Kontrolle hatte, herrschte er die junge Frau an: „Weib, verdammt, kannst du nicht aufpassen! Fast …!“, weiter sprach er aber nicht, denn als er in der Person Johanna erkannte, fehlten ihm die Worte. Er sprang vom Pferd und kniete vor ihr nieder:
„Verzeiht bitte meine Unbeherrschtheit. Ich habe euch nicht erkannt. Ich bin froh, euch gesund und munter hier anzutreffen.“
„Erhebe dich und führe mich zu meinem Gemahl“, bat Johanna ihn, froh endlich in Sicherheit vor ihren Häschern zu sein.
Durch den Lärm angelockt, kam dieser aber schon näher, um nachzuschauen, wer der Verursacher war. Als auch er in der jungen Frau in dem zerschlissenen Kleid seine Gemahlin erkannte, rannte er schnell zu ihr.
„Johanna, meine Liebe! Endlich habe ich euch wieder. Ich hatte solch eine Angst um euch!“ Fest schloss er sie in seine Arme.
Johanna schmiegte sich wie eine Katze an ihn. Sie legte den Kopf an seine Schulter und sog seinen männlich herben Duft ein, der sie in den Stunden, in denen sie die Liebe genossen, immer so erregte. Wie sehr hatte sie das, während sie gefangen war, vermisst. Sie hob ihr Haupt und bot Gerald ihre Lippen zum Kuss an.
So standen sie eng umschlungen einige Minuten nur da, bis ein leises Räuspern Gerald aufblicken ließ. Einer seiner Mannen stand betreten zu Boden blickend hinter ihm. Errötend sagte er:
„Entschuldigt Herr, wir sollten Ritter Arnulf eine Depesche schicken und ihm mitteilen, dass seine Tochter in Sicherheit ist.“
„Ja, natürlich. Reite los und übermittele die Nachricht. Wir treffen uns dann in der Burg.“ Damit entließ er seinen Vasallen. Zu Johanna meinte er leise: „Liebste Gemahlin, kommt zu den Pferden, wir reiten nach Hause.“
Langsam setzte sich der Trupp in Bewegung. Johanna saß vor Gerald im Sattel. Der fasste um sie herum und hielt die Zügel fest in den Händen. Er versuchte krampfhaft, dabei ihren Busen nicht zu berühren. Aber immer wieder kam er mit seinem Arm in dessen Nähe. Johanna, die sich gegen ihn lehnte, atmete jedes Mal tief aus, wenn sie die Berührung spürte. Und sie bemerkte noch etwas: Geralds Glied presste sich hart von hinten an sie. Ein Kribbeln durchzog sie, das in ihrem Schoß endete.
„Was tut ihr mit mir?“, flüsterte sie leise, damit niemand außer Gerald sie verstehen konnte.
„Madame, ihr erregt mich“, flüsterte Gerald zurück und hauchte ihr einen leichten Kuss auf ihre unbedeckte Schulter.
„Ihr beschämt mich“, antwortete sie errötend. „Heute Abend, wenn wir allein in unserem Gemach sind, dann …“ Verlegen senkte sie den Kopf, aber in ihrem Inneren brodelte die Lust auf Liebe.
„Dann …?“, Gerald beugte sich an ihr Ohr. „Was ist dann, meine Liebe?“
„Machen wir Liebe. Ich habe das so vermisst“, gab sie leise zu. „Ihr wohl auch“, griff nach hinten und berührte das harte Gemächt ihres Gemahls, das sich gegen sein Beinkleid drückte.
„Und wie ich das vermisst habe“, gab Gerold zu.
Etwa eine Stunde später erreichte der Trupp die Burg Haldenburg. Mit Pauken und Trompeten wurde Johanna empfangen und ihre Retter begrüßt wie Helden.
Ritter Arnulf hatte kurz vor ihnen den Familiensitz erreicht und seiner Gemahlin die freudige Nachricht über Johannas Rettung überbracht.
Giselde trieb schon die Mägde und Knechte an, um ein Freudenfest vorzubereiten, das zu Ehren Johannas am Abend stattfinden sollte.
Spät in der Nacht, als die letzten Gäste den Festsaal verlassen hatten, begaben sich Johanna und Gerald in ihr Gemach. Die Magd hatte im Kamin ein Feuer angezündet und neue Wäsche auf das Bett gelegt. Auch ein Zuber mit heißem Wasser stand bereit, damit sich das junge Paar säubern konnte.
Als sie wenig später im Bett lagen und sich Johanna an Gerald schmiegte, sagte dieser zu ihr: „Endlich liegt ihr wieder in meinen Armen. Wie einsam waren die Nächte ohne euch.“
„Wie froh auch ich bin, wieder bei euch zu sein“, antwortete Johanna. „Ich mag gar nicht daran denken, was diese grausigen Kerle mit mir angestellt hätten, wäre ich wieder in ihre Hände geraten.“
„Denken wir lieber nicht daran, sondern an das Schöne des Lebens, das jetzt folgen wird“, meinte Gerald leise flüsternd zu ihr.
Er begann ihr Nachtkleid hochzuziehen und sie zärtlich zu liebkosen, was sich Johanna gefallen ließ. Das erregende Kribbeln, das sie am Morgen in der Höhle verspürte, kam wieder hoch. Wohlig rekelte sie sich in den Laken und als Geralds bereiter Speer Einlass in ihrer Liebesgrotte begehrte, ließ sie ihn gerne und willig ein. Noch in den Morgenstunden, als die Sonne hinter dem Wald hervor lugte und die ersten Mägde und Knechte begannen, die Tagesarbeit zu verrichten, hörte man verhaltene Lustschreie aus Johannas und Geralds Gemach.
© Brida Baardwijk - Januar 2010