Ein wenig hilflos stand Caro am Rande der Tanzfläche. Ihr war übel, die Ohren klingelten von dem Lärm um sie herum. Die lauten Bässe der Musik spürte sie bis in die letzte Faser ihres Körpers. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, warum sie sich von ihrer Freundin hatte überreden lassen, mit ihr eine Discothek zu besuchen. Lizzy wusste von ihrer Abneigung zu solchen Veranstaltungen, drang aber trotzdem so lange auf sie ein, bis diese ihr zuliebe zusagte. Nun war Caro in diesem von Menschen überfüllten Saal gefangen und fühlte sich so unwohl wie schon lange nicht mehr.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Lizzy besorgt, die die Freundin in der Menschenmenge stehen sah und sich nun zu ihr gesellte.
Caro nickte nur wortlos. Doch vor Lizzy konnte sie nichts verbergen. Die Freundin kannte sie zu gut, um ihr Unwohlsein zu erkennen.
„Komm, gehen wir kurz raus. Die frische Luft wird dir garantiert guttun“, sagte Lizzy zu Caro und nahm sie am Arm, um sie nach draußen zu begleiten…
Wohlig rekelte sich Caro zwischen den Laken. Im Zimmer war es warm genug, dass sie eigentlich gar keine Decke benötigte. Sie hörte das Knistern des Feuers eines Kamins, der wohlige Wärme ausstrahlte. Auch vernahm sie den Geruch und das Knacken von verbrennendem Holz.
Kundige Finger krabbelten über ihren nackten Leib. Sie fanden die empfindliche Stelle zwischen ihren Schenkeln. Unwillkürlich öffnete Caro ihre Beine ein wenig, um den Eindringling weiter vordringen zu lassen. Obwohl sie gerne wissen wollte, wer sich an ihr zu schaffen machte, ließ sie ihre Augen geschlossen. Zu schön waren die Gefühle, die auf sie einstürzten und sie schnurren ließen wie eine Katze. Durch nichts wollte sie sich ablenken lassen.
Wieder drangen die fremden Finger in sie ein, liebkosten sie, fanden auch ihre empfindliche Perle. Caro stöhnte leise. Ihr Körper bebte vor Erregung und drängte den kosenden Fingern entgegen. Dann entfuhr ihr ein lauteres Stöhnen.
Ein nackter, muskulöser Körper glitt über ihren. Sie roch den männlich - herben Geruch des Fremden, spürte sein hartes Glied an ihrem Bauch. Sein Körper bewegte sich nach unten, bis seine Männlichkeit vor ihrer intimsten Stelle Halt machte. Mit einem harten Stoß drang er in sie ein, füllte sie ganz aus.
Immer noch ließ Caro die Augen geschlossen. Es kam ihr zwar eigenartig vor, mit einem Mann im Bett zu liegen und sich von ihm verwöhnen zu lassen. Trotzdem ließ sie es ohne Gegenwehr zu. Es war zu schön, um abzubrechen. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, jemanden kennengelernt zu haben. Seit langem war sie Single, Männer hatten zurzeit in ihrem Leben keinen Platz.
„Ihr seid wunderbar“, vernahm sie eine unbekannte, männliche Stimme. Ein Mund näherte sich dem ihrigen, ein Bart kitzelte in ihrem Gesicht. Fremde Lippen saugten an ihren, zwei Zungen kämpften miteinander. Das Glied rieb in ihr, ihre nackten Leiber klatschten im gleichen Rhythmus aufeinander. Caro stöhnte lauter. Auch der Mann gab nun Laute von sich, die von unbändiger Lust zeugten. Brünstig stöhnend legte er an Tempo zu.
Nun ließ sich Caro gänzlich gehen. Ihr Körper lechzte danach, Erfüllung zu finden. Bebend und nach mehr schreiend bog sie dem Fremden ihren Leib entgegen.
Der Unbekannte schien jede noch so kleine Regung ihres Körpers erkennen zu können. Schon penetrierte er sie schneller, auch härter. Als endlich der Höhepunkt kam, stieß sie einen gellenden Schrei aus, der sich mit dem ihres Liebhabers mischte.
Keuchend ließ Caro die letzten Wellen ihres Höhepunktes verklingen. Der Mann rollte sich schnaufend neben sie. Caro bemerkte, wie das Laken, das während des Aktes nach unten gerutscht war, über ihren Unterleib gezogen wurde. Erst jetzt wurde ihr bewusst, sie lag mit einem ihr fremden Mann im Bett. Erschrocken riss sie die Augen auf, schaute neben sich und sah direkt in grünlich schimmernde, aber freundlich blickende Augen.
Entsetzt aufschreiend riss Caro das Laken an sich und bedeckte ihre Blöße. Dass damit der nackte Mann ihren Blicken ausgeliefert war, nahm sie dabei nicht wahr.
„Wer bist du?“, stieß sie aus.
„Mein Name ist Friedrich, edle Dame“, erwiderte der Mann, immer noch lächelnd. Dass sie nackt waren, schien ihm nichts auszumachen. „Doch sagt, wer seid Ihr?“
„Ich bin Caro“, nannte nun auch sie ihren Namen. „Wie bin ich hierhergekommen? Warum liegen wir in einem Bett?“, wollte sie wissen. Interessiert schaute sie Friedrich an, dessen Kopf eine Mähne rötlichen Haares und dessen Bart dieselbe rötliche Farbe zierte.
„Wir fanden Euch letzte Nacht am Weg hinauf zur Burg. Einer meiner Vasallen machte mich auf Euch aufmerksam“, beantwortete Friedrich Caros Frage. „Ich nahm Euch mit, da Ihr hilflos ward und ich Euch vor umherstreunenden Banditen bewahren wollte. Wer weiß, was diese mit einer wehrlosen Frau des Nachts anstellen. Von einer Magd ließ ich Euch entkleiden, waschen und zu Bett bringen. Ich nahm an, Ihr seid ohnmächtig. Aber als ich nach Euch schauen wollte, zogt Ihr mich neben Euch. Da konnte ich nicht anders. Es war zu verlockend. Alles Weitere wisst Ihr.“
Nachdenklich schaute Caro Friedrich an. Seine Sprache verwirrte sie. So redete im Jahr 2018 niemand. Als sie sich genauer umsah, verwirrte sie ihre Umgebung noch mehr. Sie befand sich in einem kleinen Raum in einem Bett mit einem Baldachin. Der Raum war schon fast als winzig anzusehen. Auf einem Stuhl erblickte sie Friedrichs Kleidung. Auch die sah ganz anders aus, als sie es gewohnt war. Friedrich war ebenso ein Name, der 2018 für einen Mann seines Alters nicht gerade umgänglich war.
„Ich verstehe das Ganze nicht“, sagte Caro nachdenklich.
„Was versteht Ihr nicht?“, fragte Friedrich aufrichtig besorgt.
„Deine Sprache, das Aussehen deiner Kleidung, dieser winzige Raum, eine Burg, auf die du mich gebracht hast. 2018 ist es nicht gerade üblich, in einer Burg zu leben“, erwiderte Caro.
Friedrich schaute Caro fragend an. „2018?“, sagte er dann. „Wir haben das Jahr des Herrn 1179.“
„Wie komme ich hierher? Ich lebe im Jahr 2018 und nicht 1179!“, schrie Caro fast.
„Ich weiß es wirklich nicht“, erwiderte Friedrich. „Wir werden es herausfinden“, versprach er Caro.
Die aber saß kopfschüttelnd da und verstand die Welt nicht mehr.
© Brida Baardwijk / 03.03.2019