Danach war nichts mehr wie vorher. Und zwar in einem guten Sinne. Phoebe fühlte sich etwas freier. Und Nadja war genauso wie vorher. Das tat Phoebe am Besten. Nadja zog sich nicht zurück, weil sie nicht damit umgehen konnte, und sie legte auch kein übertriebenes Mitleid an den Tag. Sie machte so weiter wie zuvor.
Und das beinhaltete auch, den nächsten Raub zu planen.
Eines Tages breitete sie vor Phoebe die Pläne aus, den Grundriss einer Bank.
„W-was?“, stotterte Phoebe überrumpelt.
„Ich denke, die Situation wird nicht besser werden. Möchtest du mit mir Pferde stehlen? Papierpferde mit lustigen Zahlen drauf?“
„Du fragst mich echt, ob ich mit dir eine Bank überfalle?!“
„Na, du kannst auch alleine gehen.“
Phoebe überlegte nicht groß: „Okay.“
Das überraschte Nadja doch: „Ehrlich? Keine Einwände?“
Phoebe zuckte mit den Schultern: „Ich will mich nicht weiter verstecken. Du sagtest, noch ein Überfall, und wir könnten ausreisen.“
„Ja, vermutlich. Bleibt es dann beim Wir, oder soll ich dich irgendwo absetzen?“
Phoebe schwieg eine Weile: „Keine Ahnung.“
„Gut, dann überlegen wir uns das später. Hier ist der Plan: Wir sprengen die Tür auf, rennen rein, sprengen den Automaten auf, nehmen alles Geld, was nicht brennt, und rennen wieder.“
Phoebe blinzelte: „Klingt nicht unbedingt wie ein Plan!“
„Regel 1 – du musst dreist sein!“, meinte Nadja und setzte sich anders hin. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, schmerzte sie die Wunde in ihrer Seite. Nach zwei Wochen war die Stichwunde noch nicht ganz verheilt.
„Aber so dreist?“, zweifelte Phoebe.
„Wir müssen schnell sein. Sehr schnell. Aber bisher hat es immer funktioniert. Und wir sollten genug kriegen, um uns danach ins Ausland abzusetzen. Besonders, wenn wir es Abends machen, noch bevor die Automaten geleert werden.“
„Okay. Und wo willst du Sprengstoff herbekommen?“
„Kleiner Überlebenstrick, Phoebe: Bomben kann man sich aus ganz gewöhnlichen Haushaltsgegenständen basteln.“
„Und du kannst das?“
„Lass mich nur machen, Kleine.“
Nadja lachte. Phoebe lächelte unsicher. Aber gut – was hatte sie zu verlieren?