Schweigend lag sie im hinteren Teil des Wagens. Die Schmerzen nahmen zu und ab, wie eilige Gezeiten. Ihre Hüfte musste wirklich ernsthaft verletzt sein, aber das war nichts im Vergleich zu Nadja, die neben ihr in dem Krankenwagen lag. Nadja hatte sich den Kopf angeschlagen, und nur der Helm hatte verhindert, dass sie starb. Zusätzlich war ihre Wirbelsäule verletzt. Die Ärzte redeten von Operationen, um Nadjas Beine zu retten.
Phoebe weinte. Das Schlimmste war nicht die Angst, und auch nicht die kalten Handschellen, die sie an die Trage fesselten. Das Schlimmste war die Erinnerung an Cat, an den Unfall, der sie von ihrer Schwester getrennt hatte. Obwohl sie nur wenige Stunden älter gewesen war, hatte Cat immer auf sie aufgepasst.
Immer.
Jetzt musste Phoebe stark und mutig sein, aber sie hatte solche Angst. Was, wenn Nadja nicht durch kam? Und überhaupt, wie sollte sie fliehen? Die ganzen Schürfwunden machten jede Bewegung schwer. Der schaukelnde Krankenwagen schüttelte sie durch.
Und bei Nadja war überall Blut.
Dennoch öffnete die Frau die Augen. Der Blick wanderte ziellos durch den Raum und fand dann Phoebe. Ein müdes Lächeln. Nadja stand unter mehreren Schmerzmitteln. Trotzdem war ihr Blick klar.
„Hey. Alles gut?“
Phoebe konnte nur nicken. Sie traute ihrer Stimme nicht.
„Weißt du – falls was schief läuft, möchte ich, dass du was weißt“, murmelte Nadja und streckte mühsam die Hand nach Phoebe aus.
Phoebe ergriff die kalten Finger: „Nicht reden! Die Ärzte sagen -“
„Die Ärzte können mich mal! Hör zu: Ich liebe dich, Phoebe. Verdammt, ja, ich liebe dich. Und ich weiß, du siehst das nicht so, aber ich will nicht sterben, ohne dir das gesagt zu haben!“
„W- Nadja! Ich – ich weiß das doch!“, Phoebe spürte Tränen in ihren Augen: „Sag nicht sowas. Du bleibst hier. Bei mir. Lass mich nicht allein, hörst du? Nadja!“
Die braunen Augen waren schon wieder zugefallen. Phoebe bekam furchtbare Angst. Nicht Nadja. Nicht auch noch Nadja!
„Ich – ich liebe dich auch!“, weinte sie und hoffte, dass Nadja es hörte: „Lass mich nicht alleine, du Arschloch, hörst du?“