Sie wachte in einer Zelle auf. Es war kalt und dunkel. Und sie war allein.
Von Nadja keine Spur.
Phoebe setzte sich auf. Sie fühlte sich benommen. Irgendwas war ihr gespritzt worden, um sie ruhig zu stellen. Ach ja, sie hatte getobt, weil man sie von Nadja getrennt hatte.
Nadja. Es zerriss ihr das Herz. Fort. Viel zu weit fort.
Ihr Handgelenk war mit Handschellen gefesselt. In dem kleinen Raum gab es nur ein Bett und ein hohes Fenster. Jemand hörte den Lärm, als sie an den Fesseln riss, ein Polizist tauchte für der vergitterten Tür auf: „Hallo Sue. Bitte beruhige dich. Deine Eltern werden bald da sein, und dich abholen. Möchtest du bis dahin was essen? Oder trinken?“
Phoebe lehnte ab. Sie war nicht mehr Sue, schrie sie. Und sie wolle zu Nadja.
Der Polizist ging wieder. Sie weinte, kalte Tränen voller Angst.
Sie wollte nicht zurück. Nicht zu ihrem Vater. Und besonders nicht jetzt, da sie vermutlich angeklagt werden würde, weil sie Nadja geholfen hatte.
Sie betastete die Kleidung, die sie trug. Geliehene Sachen von Nadja. Lederjacke, Jeans, einen warmen Pullover, der sie gegen die Kälte schützen sollte. Sie weinte nur heftiger. Warum musste sie jetzt allein sein?
Dann tastete sie noch etwas weiter, als sie den Geruch des Pullovers tief einatmete, und fand eine Sicherheitsnadel.
Sie starrte darauf. Warum hatte Nadja das getan? Eine kleine Nadel im dicken Stoff der Kleidung versteckt? Hatte sie bereits geahnt, was passieren könnte?
Phoebe wischte ihre Tränen weg. Sie musste fliehen. Für Nadja. Und für Cat. Sie war es beiden schuldig.
Mit der Sicherheitsnadel öffnete sie die Handschellen. Ihre Finger zitterten, deshalb dauerte es schier ewig. Danach stand sie vor dem schmalen Fenster. Es waren keine Gitter davor. Das hier war eine kleine Zelle, in der sie nur verwahrt wurde. Das Fenster war wirklich schmal, und ließ sich nur kippen. Phoebe packte den Rahmen und riss das Fenster mit verzweifelter Kraft aus den Angeln. Der Lärm musste jemanden alarmieren. Sie sprang hoch und zwängte sich durch das Fenster, während sie immer wieder von Heulkrämpfen geschüttelt wurde.
Sie war alleine, wieder alleine. Das konnte sie noch nicht akzeptieren.
Sie fiel unsanft auf den Boden vor dem Fenster, und dann rannte sie.