Sie saßen einträchtig nebeneinander, als der Lärm unten erst stärker wurde, weil Schüsse krachten, und dann verklang. Im Gebäude unter ihnen wurde ebenfalls geschossen, aber es wurden mit der Zeit immer leisere Schüsse. Ein Helikopter tauchte auf und kreiste über dem Platz. Der Scheinwerfer fiel auf Nadja und Phoebe, die schweigend nebeneinander saßen.
Dann stand irgendwann jemand vor ihnen. Als Phoebe aufsah, erkannte sie Mark Coleen, sowie ein paar weitere Männer. Der Detektiv hatte den Rollstuhl mitgebracht, in den Nadja hineingesetzt wurde, dann wurde Phoebe gefesselt und sie wurden fortgebracht.
Eine Truppe Polizisten nahm sie in Empfang und führte sie über das Schlachtfeld. Phoebe achtete kaum darauf.
Sie lebten noch. War das ein Traum?
Im hinteren Teil eines Polizeiwagens saßen sie eine ganze Weile schweigend nebeneinander, während der Wagen stand und mehrere Leute Telefonate führten. Nadja sah Phoebe unverwandt an: „Egal, was passiert. Gib nicht auf“, flüsterte die Frau einmal. Phoebe saß neben ihr, nahm ihre Hand und lehnte sich an sie.
Sie war so müde. Eigentlich wollte sie nur noch schlafen.
Noch etwas später öffneten sich die Türen, und Mark Coleen setzte sich zu ihnen.
„Sieht so aus, als hättet ihr beiden ein Massaker verhindert, Helden“, sagte der Mann, ohne allzu begeistert zu sein.
Phoebe und Nadja schwiegen.
„Tja, dummerweise seid ihr beiden ebenfalls Verbrecher.“
Phoebe hoffte nur, dass man sie nicht trennen würde. Für andere Gedanken war in ihrem erschöpften Kopf kein Platz mehr. Sie hatte sich schon darauf eingestellt, zu sterben.
„Nun, wir können euch schlecht verhaften, wir können euch aber auch nicht in den Himmel jubeln“, sagte Coleen: „Also gibt es eine Art Deal: Ihr werdet laufen gelassen.“
„Laufen …?“, murmelte Phoebe verwirrt.
Der Mann nickte: „Irgendwohin ins Ausland. Für besondere Dienste bekommt ihr – hmm – jeder einen Hunderter oder so, einen gefälschten Pass, und dann bittet die Deutsche Polizei darum, dass ihr nie wieder hier auftaucht.“
Nadja richtete sich leicht auf: „Wir sind frei?“
„Ihr seid in einer spektakulären Flucht ins Ausland geraten und leider außerhalb unserer Reichweite“, verbesserte der Mann scharf.
„D-danke“, murmelte Phoebe.
„Dankt nicht mir. Ich habe da nichts mitzureden“, mit diesen Worten stieg der Polizist aus.
Als sich der Wagen in Bewegung setzte, sank Phoebe auf Nadjas Schoß und schlief ein.