Ein unterdrücktes Kichern platzte aus der jungen Frau heraus und Scarlett rollte die Augen. Marian war immer leicht zu begeistern, wenn es um zweideutige Witze ging. „Hast du... ihn vom Gegenteil überzeugt?", fragte sie und musste breit grinsen.
„Marian", warnte Scarlett, doch sie wusste, dass es nichts bringen würde. „Nicht auf die Weise erfahren", fügte sie als Erklärung hinzu, auch wenn sie sich die Mühe eigentlich sparen konnte.
„Dabei könnte ein hübscher Bonus für dich rausspringen", flüsterte sie kichernd. Normalerweise flüsterte Marian nur, wenn sie nicht allein war und auch ihre Umgebung im Hintergrund, sah nicht nach ihrer Wohnung aus.
„Möglich, aber im Moment erst einmal nicht", erklärte Scarlett seufzend. „Auch wenn der Typ richtig heiß aussieht. Aber das, was ich für ihn machen soll ist sowieso schon schwierig genug", gab Scarlett seufzend von sich. „Da muss ich nicht auch noch in die Richtung denken."
Ein begeistertes Lächeln Schlich sich auf Marians Lippen und ließ sie sich neugierig nach vorne lehnen. „Ach echt? Sowas kenn ich ja gar nicht von dir, wenn es nicht gerade um du weißt schon wen geht. Erzähl mir mehr", schmunzelte sie anspielend, biss sich auf die Unterlippe und wackelte mit den feingezupften Augenbrauen.
„Geld macht sexy", meinte Scarlett augenverdrehend und zeigte ihr dann in einer recht schnellen Darbietung das Zimmer, das in den nächsten Monaten ihr Zuhause war.
Beeindruckt zog Marian die Augenbrauen hoch und nickte anerkennend. „Scheint als hättest du dir was anständiges geholt. Ich war mal bei einem Kerl, der hatte einen Elefanten in seinem Garten... kannst du dir das vorstellen? Zwar nur gemietet, aber normal sicher nicht", erklärte Marian und schnitt eine Grimasse. In den zwei Jahren, in denen sie bereits den Escortjob hatte, konnte sie so manche Geschichten erzählen. „Hast du Fotos von ihm?", fragte sie nun grinsend und leckte sich anzüglich die Lippen.
„Nein und ich werde ihn auch erst fragen müssen. Ich darf generell nicht viel erzählen. Also frag bitte nicht so viel", meinte Scarlett und klang ein wenig verzweifelt. Was sie auch war.
Nun weiteten sich Marians Augen erste recht und sie schnappte begeistert Luft. „Jetzt musst du mir von ihm erzählen!", fordert sie und klopfte demonstrativ auf das Kissen, was sie umklammert hielt.
Scarlett schüttelte den Kopf. „Er ist jung, hat viel Geld und mehr musst du nicht wissen. Oder vielleicht doch. Er ist mein Freund", erklärte sie, wobei der letzte Teil recht leise gesprochen war, denn es fühlte sich nicht richtig an.
Marian verzog das Gesicht. „Was?", fragte sie nach.
„Du hast mich schon verstanden", nuschelte Scarlett leise und widerwillig. Es fühlte sich wirklich nicht gut an, aber wenn er wirklich diese Sache durchziehen wollte, dann war es sinnvoller, wenn auch in ihrer Umgebung jeder dachte, dass sie zusammen wären.
„Du... ist das etwa ein Fetisch, von dem ich noch nichts weiß?", flüsterte sie wieder fragend und verzog unverständlich das Gesicht.
„Nein. Es ist komplizierter. Am besten du machst dir keine Gedanken darüber", seufzte Scarlett und fragte sich wirklich, wie sie das Marians Bruder erklären sollte. Und ob sie das überhaupt wollte.
„Keine Gedanken? Ich mache seit gestern nichts anderes. Komm schon... ein bisschen mehr Information, bitte!", quengelte Marian und machte einen Schmollmund.
„Ich bin doch erst angekommen. Noch gibt es wirklich gar nichts zu erzählen", seufzte Scarlett. „Na ja außer dass er einen Butler hat", murrte sie wiederwillig.
„Ein Butler?", fragte sie nach und verzog das Gesicht. „Ist er Brite?"
„Ähm", war die geistreiche Antwort. „Ich war nicht diejenige, die Fragen gestellt hat", antwortete sie ausweichend. Woher sollte sie das wissen?
„Klingt auf jeden Fall nach jemandem den ich mir mal ansehen sollte... ist er Junggeselle?", fragte sie mit ernster Stimme.
„Der Butler?", fragte sie ein wenig verplant. Sie wusste wirklich nicht, was Marian meinte.
Diese rollte die Augen und stützte die Wange auf ihre Hand mit den schön gemachten Fingernägeln. „Dein Auftrag", korrigierte sie.
„Sagte ich doch bereits. Ja ist er. Oder war er." Scarlett schüttelte den Kopf. Das war schon jetzt komplizierter, als sie erwartet hatte.
„Aber ihr seid doch kein echtes paar", wandte Marian zurechtweisend ein. Scarlett zuckte zusammen, als es an der Tür plötzlich klopfte und sie herumfuhr.
„Ich muss auflegen. Die Pflicht ruft", verabschiedete sich die junge Frau und legte auf während Marian ihr noch ein „Schick mir Fotos!", hinterherrief.
Verdammt! Marian war manchmal so anstrengend. Sie hoffte wirklich, dass diese nichts tat, was ihr Schwierigkeiten machte. Aber jetzt erhob sie sich erst einmal von dem Teppich, auf dem sie sich zum Telefonieren niedergelassen hatte und öffnete die Tür.
Dahinter stand West, kerzengerade als würde er gleich salutieren und deutete wohl sowas wie ein Lächeln im Mundwinkel an. „Was wünscht Miss heute zum Abendessen?", fragte dieser höflich wie immer.
Bei dieser Frage wirkte Scarlett ein wenig überfahren und sie war sich sicher, dass man ihr das ansehen konnte. Wann hatte man sie schon einmal so ernsthaft gefragt, was sie zum Abendessen haben wollte? Wahrscheinlich noch nie.
„Keine Ahnung", sagte sie schließlich ein wenig unentschlossen.
„Ich kann Ihnen alles anbieten, was ihnen beliebt", bot er weiter an und hielt die Arme am Rücken verschränkt.
Scarlett dachte daran, was sie in den Restaurants, in denen sie gekellnert hatte, gerne gegessen hatte, denn sie war sich fast sicher, dass er so etwas Einfaches, wie Spagetti nicht gern servieren würde. Nicht, dass sie gerne Spagetti aß. Außerdem hatte sie heute noch nicht viel gegessen, daher wäre eine große Mahlzeit auch nicht ganz verkehrt. „Lasagne", meinte sie schließlich, weil es alles war, was ihr einfiel und auf das sie gerade Hunger hatte.
Der ältere Mann mit dem grauen, schütten Haar deutete ein nicken und verabschiedete sich mit einem „Sehr gern", auch schon von der Tür.
Scarlett beobachtete, wie er sich von ihrem Zimmer entfernte und sie trat zurück, um ihre Sachen auszuräumen. Sie war sehr froh, dass man das noch nicht getan hatte. Vielleicht sollte sie auch das Kleid anziehen, das sie extra eingepackt hatte. Es war das Beste, was sie hatte. Ein dunkles, seidiges Grün und ein wundervoller Stoff. Ein Geschenk ihrer Mutter zu ihrem achtzehnten Geburtstag.
Ob es sogar hier innerhalb des Hauses einen Dresscode gab? Darwin selbst schien sich nicht daran zu stören im Bademantel rumzulaufen und hatte auch gesagt, sie könne sich hier verhalten wie sie wollte. Doch in welchem Rahmen? Und ob sie ihm als Vertreter der Unterschicht auftreten wollte wusste sie auch nicht.
Scarlett seufzte, nahm sich das Kleid heraus und verschwand im Bad, das an ihrem Zimmer angrenzte. Als sie es betrat, fragte sie sich, ob sie sich jemals an diese Sache mit dem Reichtum gewöhnen konnte. Wahrscheinlich nicht. Alles wirkte teuer, doch irgendwie steril. Es gefiel ihr nur bedingt. Dennoch zog sie sich um und rasierte sich sogar noch einmal, damit sie auch keinen schlechten Eindruck machte. Dann entschied sie sich dazu ihr Zimmer zu verlassen und das Haus zu erkunden.
Allein der Balkon war schon ein sehnliches Ziel was sie anstrebte. Obwohl Darwin gesagt hatte, sie könnte Pool und Whirlpool benutzen wenn sie wollte, war das Gefühl doch etwas entblößend.
Davon abgesehen wollte sie nicht unbedingt in ihrem Bikini auftreten. Er war nicht gerade etwas, was hier hineinpasste. Viel zu abgetragen und schlicht für eine solche Umgebung. Aber trotzdem interessierte es sie schon einen Whirlpool zu benutzen. Aber erst einmal lief sie langsam ins Wohnzimmer, um sich umzusehen.
Es war weitgehend still, nur in der Küche schien betrieb zu herrschen. Alles schien fast wie tot. Für eine Person war dieses Penthaus auch recht groß wie sie fand.
Eigentlich viel zu groß. Aber sie konnte sich vorstellen, dass hier regelmäßig Partys stattfanden. Zumindest nachdem, was sie aus den Klatschblättern wusste. War Darwin wirklich so schlimm, wie diese sagten? Irgendwie fiel es Scarlett noch schwer diesen als so unverantwortlich zu sehen.
„Wow. Hast du heute noch etwas vor?", fragte Darwin beeindruckt, als er gerade die Treppen hinabstieg und versuchte sich die Manschettenknöpfe einzusetzen. Von dem Mann heute Morgen war kaum noch etwas übriggeblieben und stattdessen war nun wieder der gepflegte Mann aus dem Restaurant da. Das schwarze Jackett am oberen Knopf geschossen, darunter ein Hemd, dass freizeitlich nicht ganz zugeknöpft war und das goldbraune Haar gepflegt und passgenau nach hinten gekämmt.
„Ich dachte mir, dass ich zumindest versuche mit der Umgebung entsprechend anzuziehen", erklärte sie und musste zugeben, dass ihm dieses Outfit besser stand, als das davor. Dennoch hatte auch der andere Lock etwas Ansprechendes gehabt.
Wieder war es dieses einzigartige kurze auflachen, was er auch schon im Restaurant gemacht hatte, zu hören, begleitet von einem dezenten grinsen, dass seine weißen Zähne zeigte. „Da tut es mir ja fast leid, dich sitzenzulassen", gestand er und musterte Scarlett neugierig, während er auf sie zukam.
Da sie davon ausging, dass sich 'sitzenlassen' auf die Fake-Beziehung bezog, sagte sie dazu lieber nichts. Stattdessen beobachtete sie Darwin, der ein wenig wirkte, wie ein Raubtier. „Ich bin mir sicher, dass ich nicht dem entspreche, mit dem du dich sonst triffst", meinte sie und versuchte nicht herablassend zu klingen. Er würde es falsch verstehen, da war sie sicher.
Erneut dieses lachen, als er vor ihr innehielt und sich an die nächste Manschette machte. „Und das wäre?", fragte er vielversprechend und schien neugierig auf ihre Antwort.
„Wenn ich mich richtig erinnere, war deine letzte Beziehung eine junge Schauspielerin", meinte sie und erinnerte sich wieder an die Klatschblätter, die Marian ihr vorgelesen hatte.
Nun musste Darwin schmunzeln und zog seine Ärmel wieder zurecht. „Scheint als wäre ich nicht der einzige der recherchiert hat", bemerkte er und legte den Kopf ein wenig schief.
„Nein, eigentlich nicht, aber meine Freundin liest gerne dubiose Klatschblätter", erklärte Scarlett fast schon nüchtern. „Alles was Rang und Namen hat, ist bei ihr bekannt und wird mit Argusaugen verfolgt."
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