Die Luft tief einatmend öffnete Darwin die Zimmertür, des, vergleichsweise kleinen Hauses und warf sich erleichternd stöhnend auf das nahe Doppelbett. Auch wenn es nicht so groß war oder gemütlich aussah, wie das in Darwins Penthouse, so schien er sich doch darin wohl zu fühlen.
Das Haus war sehr gemütlich und für Scarletts Verhältnisse noch immer sehr geräumig, weshalb sie es durchaus mochte.
Sie hatten einen langen Flug hinter sich und Scarlett fragte sich wirklich, wieso man für eine Woche Urlaub soweit fliegen musste. Wenn sie daran dachte, dass sie sich sowas gar nicht leisten konnte, wurde sie schon ein wenig wehmütig. Daher hatte sie sich auch vorgenommen das Ganze zu genießen. Aber jetzt ließ sie sich erst einmal neben Darwin auf dem Bett nieder. Der Flug hatte sie ganz schön erschöpft.
Ihre Hand wanderte zu Darwin und sie fuhr ihm ein wenig durch die Haare.
„Weißt du, genau hier auf dem Bett hab ich mit vierzehn meine Unschuld verloren. Der Tag, an dem das ganze Übel begann", lächelte Darwin stumm in freudiger Erinnerung und schloss die Augen.
„Tatsächlich? Die Frau kann sich sicher glücklich schätzen", meinte Scarlett mit einem sanften Lächeln. „Willst du mir davon erzählen?"
Darwin lachte leise sein Lachen mit einem wissenden Unterton. „Sie war Noahs Au-pair-Mädchen", verriet er grinsend.
Scarlett lachte ebenfalls. „Das klingt so nach dir", stellte sie fest, strich ihm aber dabei weiter durch die Haare. Seltsamer Weise hatte sie festgestellt, dass sie das beruhigte. „Haben wir Zeit uns ein wenig auszuruhen?", wollte sie wissen, da sie Lust darauf hatte ein wenig in Darwins Armen zu schlafen.
Gestern, als sie mit Marian telefoniert hatte, hatte diese ihr noch einmal nahgelegt, dass sie aufpassen musste mit Darwin. Sie sollte ihr Herz nicht an ihn verschenken und Scarlett hatte das Ganze abgetan, doch dieser Wunsch verriet ihr, dass es wohl schwerer werden würde von ihm loszukommen, als ihr lieb sein würde. Doch war es so falsch die Zeit, die sie zusammen hatten, nicht auch zu genießen?
Darwin nickte und schielte hinaus aus dem Fenster, was neben dem Bett war. Eigenartig, dass ein Doppelbett an die Wand geschoben wurde, doch da Darwin als Jugendlicher hier geschlafen hatte, war ja kein Partner da, der auf der anderen Seite rein oder raus musste. „Ja, ich denke bis heute Abend zum Essen, werden sich erstmal alle ausruhen und den Jetlag verschlafen", erklärte Darwin gähnend, obwohl es hier noch helllichter Tag war.
„Das klingt gut", murmelte Scarlett, erhob sich und schloss die Tür, bevor sie damit begann sich das Kleid auszuziehen, das sie trug. Sie wollte in bequemere Sachen schlüpfen, oder gleich in Unterwäsche ins Bett.
„Wie gefällt dir Vig bisher so?", fragte er müde und beobachtete sie aus halbgesenkten Lidern.
„Zu müde", murmelte sie und tapste regelrecht auf ihn und das Bett zu, bevor sie sich einfach darauf fallen ließ.
Darwin rutschte ein wenig rein und zog nun ebenfalls Schuhe und Jeans aus. Das erste Mal, dass sie ihn in anderen Klamotten sah. Doch das war wohl nur verständlich bei einem zwanzig-Stunden-Flug.
Stunden, in denen sie sich mit Darwins Schwester unterhalten hatte, während sie Olivias Sohn beschäftigt hatte. Scarlett möchte Kinder sehr, doch jetzt war sie zu erschöpft, um noch großartig Dinge zu tun. Alles was sie tat war sich an Darwin zu schmiegen und die Augen zu schließen.
Sie spürte nur noch, wie Darwin die kühle, aber dicke Decke über sie beide zog und sie regelrecht darin einwickelte.
Scarlett atmete seinen Duft ein und schmiegte sich noch weiter an ihn heran, als es draußen im Gang ein lautes Geräusch gab und kurz darauf jemand schrie.
Grummelnd versteckte Scarlett ihren Kopf an Darwins Brust, in der Hoffnung, dass es gleich aufhören würde.
Verstimmt knurrte Darwin und presste sich das Kissen auf das Ohr, da er auf der Seite lag. „Gott, dieses Kind!", rief er frustriert aus, was durch das Kissen jedoch gedämpft wurde.
Draußen wurde es einfach nicht leiser und Scarlett konnte Olivia hören, wie sie versuchte den kleinen Racker dazu zu bewegen, sich ins Bett zu legen.
Seufzend schälte sie sich aus der Decke. „Ich kümmer mich drum", murmelte sie und fuhr sich durch die Haare. Ihr Blick glitt umher und sie griff nach dem Morgenmantel, der über dem Stuhl hing. Diesen zog sie sich über, bevor sie aus der Tür schlüpfte.
Der Lärm kam von unten aus dem Wohnzimmer. Vermutlich, weil Benji bereits im Flugzeug geschlafen hatte und nun unterhalten werden wollte.
Scarlett schloss für einen Moment die Augen und atmete durch. Ihr war zwar auch nach einer Runde Schlaf, doch sie mochte Kinder und genoss die Zeit mit diesen fast immer. Außerdem sollte sie den Eltern beweisen, dass sie eine gute Freundin für Darwin war, wie es ihr Vertrag forderte. Also würde sie sich um Benji kümmern, damit Olivia und ihr Mann schlafen konnten. Sie würde den Schlaf schon irgendwann nachholen.
Mit diesem Entschluss schritt sie langsam die Treppe hinab, in das Wohnzimmer.
Unten angekommen, entdeckte sie auch schon Olivia, mit ihren platinblonden zerzausten Haaren, die kurz davor war auf einem Sessel einzuschlafen. Benji saß dabei vor ihr auf dem Teppich, gemeinsam mit seinem Koffer. Nach und nach entleerte er lautstark den Inhalt, bestehend aus Spielsachen, auf dem Holzboden und schien etwas zu suchen.
Scarlett trat zu Benji heran und ließ sich neben diesem am Boden nieder. Dabei achtete sie jedoch darauf sich nicht auf die Spielzeuge zu setzen.
„Was suchst du denn, kleiner Mann?", fragte sie neugierig und besah sich den Wust an Spielzeugen.
„Mamas Buch", antwortete er mit einer etwas undeutlichen Aussprache und rollte den Koffer auf die Seite, bis sich der ganze Inhalt auskippen ließ.
Es polterte erneut und Scarlett zuckte zusammen. Aber wenn er ein Buch suchte, dann würde der Rest hoffentlich leiser verlaufen. „Komm, ich helfe dir", sagte sie und begann damit ihm beim Suchen zu helfen. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie das Buch aussah, das er suchte.
Unter unzähligen, bunten Holzklötzen, Kuscheltieren und Figuren, fanden sich nur drei Bücher.
Diese legte sich dem kleinen Jungen schließlich vor, damit dieser ihr zeigen konnte, welches das gesuchte Buch war. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Olivia auf dem Sofa eingeschlafen war.
Die Arme musste wirklich komplett fertig sein. Doch das war kein Wunder, da sie die letzten Stunden im Flieger nicht geschlafen hatte, so wie alle anderen auch. Euphorisch griff Benji nach dem rechten Buch, das das Bild eines bunt gemusterten Elefanten zeigte.
Scarlett ahnte schon, dass er wahrscheinlich darin lesen wollte, oder vorgelesen bekommen. Sie las gern, also würde das nicht das Problem sein, doch die Frage war wie lange es dauern würde, bis der Kleine auch endlich schlafen wollte.
Mit etwas wackeligen Beinen lief der kleine Schwarzhaarige mit dem Buch zu seiner schlafenden Mutter und stupste sie damit an.
Scarlett erhob sich und trat auf ihn zu. „Lass deine Mama schlafen. Wie wäre es, wenn ich dir etwas vorlese?", fragte sie und hielt die Hand hin, damit Benji ihr das Buch reichen konnte.
Der kleine Junge mit der Latzhose grummelte unwillig doch reichte Scarlett das Buch.
Diese schenkte ihm ein Lächeln und führte ihn ein wenig von seiner Mutter weg, damit sie sich in der Mitte des Wohnzimmers auf den Boden setzen konnten, bevor sie das Buch aufschlug und begann vorzulesen.
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