Ray war wirklich neugierig und damit für Scarlett schwierig. Aber sie hatten wohl keine andere Wahl. „Na gut, aber nicht lange", stimmte Scarlett schließlich zu, immerhin würde es noch seltsamer wirken, wenn sie weiter versuchen würde, von ihnen weg zu kommen. Sie würde später einfach Kopfschmerzen vortäuschen.
Sie merkte wie sich Darwins Körperhaltung neben ihr verspannte, als er sich auf die Couch zubewegte und Scarlett notgedrungen mit sich zog.
Scarlett konnte sich vorstellen, dass das hier für sie beide sehr anstrengend werden würde, doch es war ein guter Test. Auch wenn sie leider noch nicht alles besprochen hatten, was wichtig war.
„Also... erzähl schon. Welche grausam peinlichen Geschichten, hat er dir verraten?", fragte Ray belustigt und streifte sich das Jackett von den Armen, um es West zu reichen.
Scarlett lachte. „Ich bin zwar eine Frau, aber ich tratsche nicht. Wenn du etwas wissen willst, was er mir erzählt hat, musst du ihn fragen", erklärte sie fast schon gut gelaunt.
Darwin dagegen kratzte sich etwas nervös am Kopf, knöpfte das Jackett wieder auf und ließ sich in die Polster fallen, damit er Ray um die Ecke sehen konnte.
„Ich hab ihr nur berichtet was für ein schlechter Einfluss du bist", erklärte er und lachte leise.
Scarlett spitzte die Ohren und versuchte sich so viel wie möglich zu merken. Wie Ray so drauf war und was beide so erzählten.
Darwin versuchte derweil normal zu wirken, während er hinter der Lehne ein Handzeichen an West weiterreichte. Es war nicht mehr als ein notgedrungenes Gefuchtelt, doch der Mann schien zu verstehen.
„Miss Nolan, Ihre Lasagne wäre nun bereit zum Verzehr. Leider habe ich lediglich eine Portion gemacht", erklärte West und unterbrach somit höflich das Gespräch.
Ray wank mit der Hand nur ab und lehnte sich entspannt zurück. „Das ist schon in Ordnung, wir wollen die Dame ja nicht beim Essen stören", stimmte er zu und lächelte Scarlett an.
Scarlett lächelte und erhob sich. „War schön dich kennenzulernen", erklärte sie und folgte dann West ins Esszimmer, das zum Glück vom Rest der Wohnstube getrennt war.
Dort wartete Ray nur bis Scarlett verschwunden war und drehte sich dann ganz Darwin zu. „Eine Freundin also. So richtig fest?", fragte er neugierig, weil er fast davon ausging, dass es sich nur um Darwins typischen Flirt handelte. Vielleicht dachte due Frau auch nur sie wäre seine Freundin und Darwin spielte mit?
Dieser schnaubte und fuhr sich nervös durch die Haare, um diese zurückzukämmen. „Ja... so wie du und... dieses Mädchen da eben", erklärte Darwin schulterzuckend und versuchte diese Nachricht herabzuspielen. Ray rollte die Augen. Obwohl er mit seiner Freundin bereits seit längerer Zeit zusammen war, tat Darwin doch immer wieder so als würde er sie nicht kennen und ihren Namen vergessen. Es war offensichtlich, dass dieser sie nicht möchte und er machte auch keinen Hehl daraus.
Ray lachte dennoch. „Dann muss es ja was Ernstes sein. Dann erzähl mal, wie habt ihr euch kennengelernt? Sie war ja nicht sonderlich gesprächig."
Sein Gegenüber räusperte sich und erhob sich unruhig, um demonstrativ die Jacke auszuziehen und hinzuwerfen. Anscheinend würden sie das Haus heute wohl wirklich nicht mehr verlassen. Wie er solche Gespräche hasste. Doch Ray war schon ganz versessen darauf gewesen, als er seine Freundin abgeschleppt hatte. Nur hatte dieser diese ganzen Fragen von allein beantwortet, weil er wusste, dass Darwin nicht danach fragen würde. Mit einem genervten aufstöhnen krempelte Darwin die Ärmel seines weißen Hemdes zu den Ellenbogen und vertrat sich ein wenig die Beine im Raum. „In irgendeiner Kneipe für Studenten."
Ray lachte. „Wenn du dir nicht mal merkst wo du sie kennengelernt hast, dann kann die Begegnung ja gar nicht so umwerfend gewesen sein. Also was hat sie so Interessantes an sich, dass du sie für eine längere Beziehung in Betracht ziehst?", fragte Ray und reagierte nicht auf Darwins Herumgelaufe. Das war völlig normal für ihn.
„Nur weil ich nicht an unserem Einjährigen in dieselbe schmierige Bar gehen will wo wir uns kennengelernt haben, wo dann ein Totoimmitat im Hintergrund den Refrain von Africa singt, heißt es nicht, dass es irrelevant war. Nettes Jubiläum im übrigen", konterte Darwin ironisch und nahm auf der Sitzbank des schwarz lackierten Pianos Platz.
Ray lachte lediglich. „Zumindest blieb dieser Tag in Erinnerung", meinte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. Auch wenn Darwin irgendwie recht hatte. Es war tatsächlich nicht das beste gewesen. „Also eine schreckliche Bar. Dann erzähl doch mal was über sie."
„Muss das sein?", quengelte Darwin und lehnte seinen Rücken gegen das Piano hinter ihm.
Ray schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich ein Mysterium. Nicht mal über die eigene Freundin reden wollen. Oder hast du einfach Angst, dass ich dir die Süße wegschnappe?"
Darwin lachte offensichtlich amüsiert über diese Vorstellung. „Als würdest du das können. Mal abgesehen davon, dass du eine Freundin hast, denke ich nicht, dass sie von Platin auf Bronze springen würde", erklärte Darwin selbstsicher und versenkte seine Hände in den Hosentaschen.
„Ach ja, soll das eine Herausforderung sein?", fragte Ray und klang verspielt, würde aber durchaus auf die Idee kommen es als solche zu sehen. Allerdings hätte er dann das Problem, dass seine Freundin wenig erfreut darüber sein würde.
„Kein Gewissen, was? Und das obwohl dich alle für den netten Mann von nebenan halten", lachte Darwin herausfordernd und dachte tatsächlich darüber nach. Zwar war sie nicht wirklich seine Freundin, aber sollte er sie erobern können, trotz dieses Hindernisses, könnte es interessant werden.
„Ach, ich tue dir nur einen Gefallen und finde heraus, ob sie wirklich dich, oder nur dein Geld liebt", wank Ray ab und grinste zweideutig. Als hätte er bereits entschieden es zu versuchen.
„Ich und mein Geld gehen Hand in Hand. Somit schließt das eine das andere nicht aus", erwiderte Darwin mit einem arroganten Lächeln und erhob sich wieder.
Ray seufzte. „Du bist wirklich eine Rubrik für sich", stellte er fest und deutete dann hinaus auf den Balkon. „Trinken wir einen?"
Darwin lachte amüsiert und folgte bereits seiner Deutung, um den Lichtschalter umzulegen, der den Balkon aufhellte. Zum einen im Pool und zum andern mit mehreren Lichterketten die verteilt waren, sowie die installierten Spotlights. „Als würde es nur bei einem bleiben", murmelte Darwin und trat hinaus in die warme Sommernacht Seattles.
„Ich hoffe doch nicht", meinte Ray gut gelaunt. Er hoffte wirklich, dass der Darwin ein wenig abfüllen konnte, damit er mehr über diese ominöse Freundin erfuhr. Außerdem hoffte er, dass eben diese sich wieder zu ihnen gesellen würde, sobald sie mit dem Abendessen fertig war.
Eben zu diesem Zweck, hielt Ray auf dem Weg zum Balkon an der Minibar inne. Solange West mit der Dame beschäftigt war, würde er wohl nicht so schnell etwas für die beiden herrichten können und die Minibar, die draußen stand, würde für sein Vorhaben nicht genügen.
Er wusste, dass Darwin sehr viel vertrug, das hieß er musste die richtigen Mischungen nehmen, um ihn gesprächig zu machen. Was nicht so einfach werden würde.
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