Scarlett trat zurück und sah zu, wie sich die Türen schlossen. Dabei waren die Augen der jungen Frau auf Darwin gerichtet, als würde sie diesen gleich ausziehen wollen.
Sobald es endlich vollbracht war, stieß Darwin erleichtert die Luft aus und sackte sogar ein Stück zusammen. „Dieses Mädchen macht mich wahnsinnig", murmelte er und schleifte sich mühevoll zur Couch, um sich längs auf den Bauch fallen zu lassen.
„Eine Frau, die dich nicht mit Sex fertig macht? Jetzt bin ich aber neugierig", meinte Scarlett und kam auf ihn zu, um sich wieder ihrem Sushi zu widmen.
„Das war Jasmin... Aileens kleine Schwester und der wohl größte Fehler meines Lebens", murmelte er dumpf gegen die Polster gepresst.
„Wenn du das so formulierst klingt es, als wäre sie deine Tochter. Aber da ich weiß, dass du Aileens kleine Schwester verführt und nicht gezeugt hast... Nun: Selbst schuld", gab die Schwarzhaarige von sich und tätschelte Darwin den Rücken. Sie kannte das Problem, wenn die Eroberungen zu hartnäckig wurden. Doch dagegen konnte man kaum etwas tun.
„Sie ruft mich seitdem immer einmal in der Woche an und fragt ob ich mich schon von meiner Operation erholt habe... wie kann ein Mensch so motiviert sein?", fragte er verständnislos, nachdem er sich auf die Ellenbogen hochgestemmt hatte.
„Operation?", fragte Scarlett jedoch, weil sie das mehr interessierte als diese Frau, die in ihren Augen viel mehr ein Kind war, das sich einfach in den falschen Mann verguckt hatte.
„Ich hab ihr nach dem ersten Monat erzählt, dass ich eine Niere gespendet habe, damit sie mich in Ruhe ‚genesen' lässt", erklärte er ein wenig beschämt.
Scarlett, die gerade ihr Sushi in den Mund stecken wollte, hielt inne und begann laut zu lachen. „Oh, armer Darwin", meinte sie und tätschelte ihn. „Du hast es aber nicht leicht mit der Frauenwelt."
Darwin konnte es nicht vermeiden ebenfalls leise zu lachen, auch wenn ihm nicht wirklich danach war. „Es ist hart so begehrt zu sein", stimmte er ihr zu.
Scarlett stellte ihr Sushi wieder zur Seite, um sich Darwin nun ganz zu widmen. „Lass mich dir zur Entspannung ein wenig den Rücken massieren", bot sie mit einem zweideutigen Lächeln an, das Darwin jedoch nicht sehen konnte.
„Kannst du sowas denn?", fragte er skeptisch und versuchte sich zu Scarlett zu drehen.
„Finde es heraus", antwortete sie in ihrer typischen, unschuldigen Art und schmunzelte erneut.
„Ich habe schlechte Erfahrungen mit eingeklemmten Nerven gemacht", verkündete er unsicher, legte sich jedoch wieder zurück auf dem Bauch.
„Keine Angst, ich bin vorsichtig", versicherte sie ihm und setzte sich so, dass sie fast auf seinem Hintern saß. Sie ließ sich jedoch nicht komplett nieder und kniete mehr, als sie saß.
Dann begann sie ihre Hände erst einmal sanft streichelnd über seinen Rücken gleiten zu lassen.
Auch wenn sein Oberkörper inzwischen trocken war und seine Haare nur noch feucht, so war seine Badehose doch noch recht nass.
Langsam, aber immer noch sanft, begann sie damit ihn ein wenig an den Schultern zu massieren, während sie selbst das Gefühl seiner Haut genoss. „Ist es vorher schon einmal vorgekommen, dass Jasmin einfach hier aufgetaucht ist?"
Darwin seufzte entspannt und ließ sich von Scarletts Berührungen verwöhnen. „Nein, das nicht. Ich hab sie nur manchmal in der Stadt getroffen. Das war schon unangenehm", murmelte er mit geschlossenen Augen.
„Kann ich verstehen. Wenigstens schickt sie dir nicht wochenlang Blumen", murmelte sie leise und musste lachen, ließ dabei aber nicht von Darwins Schultern ab.
„Von Blumen hätte ich mehr... die könnte ich weiterverschenken... magst du Blumen?", fragte er nun und drehte seinen Kopf zur Seite.
„Ich hab sie immer meiner Mutter ins Krankenhaus gebracht", erzählte Scarlett und hielt kurz in ihrer Bewegung inne, weil Darwin den Kopf drehte. „Und ja ich mag Blumen. Sehr sogar."
Darwin schloss die Augen wieder und musste schmunzeln. „Ist es nicht moralisch verwerflich der kranken Mutter Blumen von einem Ficker zu bringen?", fragte Darwin ironisch und hob die Arme, um sie unter seinen Kopf zu Betten.
„Ach, im Grunde sind Blumen doch auch nur Blumen. Egal woher sie kommen. Sie sehen schön aus und riechen gut. Mutter haben sie gefallen", meinte Scarlett mit einem Schmunzeln über Darwins Wortwahl.
„Und was reißt du dir in der Regel für Typen auf?"
„Wie kommst du auf diese Frage?", wollte Scarlett leise wissen, da sie nicht das Bedürfnis verspürte mit Darwin darüber zu sprechen.
„Neugier?", erwiderte er nur.
Scarlett ließ sich nun doch auf seinem Hintern nieder, um ihre Beine ein wenig zu entspannen und nachzudenken. „Ich achte meist darauf, dass sie nicht mit einer Freundin im Club sind. Sie müssen natürlich auch heiß aussehen und für den Abend interessant sein", erklärte sie ein wenig lustlos.
„Und woran merkt man ob jemand interessant ist?", fragte er verwundert, da ihm das doch recht unerwartet kam.
„Es ist nicht so, als würde ich mir den erst besten Kerl abschleppen, den ich finde. Ich unterhalte mich tatsächlich vorher eine Weile mit ihnen und lerne sie kennen. Lass mich auf einen Drink einladen oder tanze mit ihnen. Ich will mich in ihrer Gegenwart ja auch wohlfühlen", versuchte Scarlett zu erklären und runzelte dabei die Stirn. „Wie suchst du dir denn deine Frauen aus?"
„Wenn ich mir eine aussuche... geht das meistens danach worauf ich Lust habe", murmelte er leicht stöhnend, als Scarlett unter seinen Schulterblättern mit der Faust rieb.
„Und was sind Kriterien, auf die du Lust hast?", wollte sie wissen. Sie hatte ihm einiges von ihr erzählt, also wollte sie auch Dinge von ihm wissen.
„Das kommt ganz auf meine Laune an... ob dominant oder devot... solche Sachen halt", zählte er mit einer wegwerfenden Handbewegung auf.
„Das klingt als würdest du extra in solche Clubs gehen und irgendwie kann ich mir dich devot nicht vorstellen. Stehst du auf Dominas?", fragte Scarlett ein wenig unverständlich, weil sie bisher immer geglaubt hatte, dass er der dominante Part in der Beziehung war.
„Alles eine Frage er Laune", fügte er hinzu. „Es muss ja keine Domina sein, nur damit die Frau mal die Initiative ergreift. Ich lass mich auch gerne mal verwöhnen."
Scarlett lachte leise. „Schade und dabei sehe ich in Lack und Leder gar nicht schlecht aus", neckte sie ihn ein wenig und massierte seinen Nacken etwas intensiver.
„Du würdest noch besser aussehen mit einem Hormonimplantat", kommentierte er und legte seine Arme wieder nach hinten, um großzügig über Scarletts Beine zu streichen.
„Ich sagte doch, das wird noch dauern. Außerdem geht doch sowieso die Reise bald los. In zwei Tagen ist weder ein Termin beim Frauenarzt, noch der Eingriff möglich. Du wirst dich also gedulden müssen oder du vertraust darauf, dass ich die Pille nehme", kommentierte Scarlett, hielt aber nicht in ihrer Tätigkeit inne.
„Du bist eine schreckliche Frau", grummelte Darwin unzufrieden und vergrub sein Gesicht wieder in die Couch.
„Danke, danke", machte sie leise lachend und beugte sich zu seinem Nacken. „Dabei dachte ich aber, dass du weißt, dass es noch andere Möglichkeiten gibt Spaß zu haben, ohne ein Kind zu riskieren", hauchte sie gegen diesen und leckte kurz an seinem Ohr.
„Versuch es gar nicht erst", murmelte er zurück, blieb jedoch wie er war.
„Na gut", meinte sie und erhob sich von Darwins Rücken. „Ich denke ich sollte mir überlegen, was ich mitnehme auf diesen ‚Familienurlaub'„, sagte sie und betonte das Wort Familienurlaub dabei extra stark.
„Tu das. Ich pack dir einen Vibrator ein", rief er ihr nach und drehte sich müde wieder auf den Rücken.
Scarletts Lachen drang von der Treppe zu ihr. „Wie du meinst, aber erwarte nicht, dass ich das dann deiner Mutter erkläre, wenn sie den bei dir oder mir findet."
Bei dieser Bemerkung sprang Darwin nun doch auf und folgte Scarlett nach oben. „Sie kennt mich besser als du vielleicht annimmst... sie hat mich immerhin während meiner Pubertät erlebt", antwortete er verspätet.
„Dann muss ich mir bei der Auswahl meiner Unterwäsche ja keine allzu große Mühe geben unauffällig zu sein. Ich glaube ich habe ein schönes Dessous darin gefunden, das sich perfekt für die Nacht eignet." Mit diesen Worten öffnete Scarlett die Tür in ihr Zimmer, ließ diese aber offen und erlaubte Darwin so hineinzukommen, wenn er wollte.
Dieser blieb jedoch vorsichtig und lehnte sich achtsam gegen den Türrahmen. „Welche Nacht denn?", halte Darwin lauernd nach.
„Für die Nacht. Als Nachthemd sozusagen", erklärte sie mit einem Schmunzeln, das sie jedoch vor Darwin versteckte. Sie würde ihn verführen, das hatte sie sich vorgenommen. Selbst wenn sie dabei in der Nacht auf ihre bequemen, alten Nachthemden verzichten musste. „Ich gehe davon aus, dass wir ein gemeinsames Zimmer haben oder?"
Misstrauisch hob er eine Augenbraue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich nehme an, dass meine Mutter uns in meinem alten Zimmer einquartieren wird, ja", stimmte er ihr zu.
„Na dann", kommentierte Scarlett und trat auf den Schrank zu, um diesen zu öffnen. West hatte ihre Kleidung wohl irgendwann eingeräumt. So konnte sie sich jetzt auch erst einmal ansehen, was sie denn eigentlich alles bekommen hatte.
„Sollte ich mir Sorgen machen? Unser Zimmer wird genau neben Noahs sein, nur damit du es weißt", warnte er sie, wenn er ihr nicht sogar drohte.
Scarlett hob gespielt überrascht den Kopf. „Ich dachte dein Bruder kennt dich. Glaubst du er platzt wieder rein?", fragte sie, widmete ich aber dann wieder ihren Kleiderschrank. Darin fand sie ein Nachthemd, das fast nur aus halbdurchsichtigem Stoff bestand und Spitze besaß. Es würde sich wunderbar an ihren Körper schmiegen.
„Ich meinte eher falls du auf dumme Ideen kommst. Würde mich nicht wundern, wenn er sich in dich verguckt hat, so wie er dich heute angestarrt hat", meinte Darwin und versuchte an der Tür vorbei zu schielen, um zu sehen was Scarlett da betrachtete.
„Er ist mir zu schüchtern", winkte Scarlett ab und betrachtete die restlichen Kleidungsstücke. Sie zog die Schublade auf, in der sich die Unterwäsche befand.
„Solange er nur schaut", winkte Darwin ab und stieß sich von dem Türrahmen ab, um im Flur zu verschwinden.
„Solange ich deine Freundin bin, werde ich mich sicher nicht an anderen Kerlen vergreifen", rief sie ihm hinterher und musste schmunzeln. „Ich bin treu!"
„Willst du mir was vorwerfen?", rief er zurück und klang dabei lauernd auf ihre Antwort wartend.
„Nein, wieso sollte ich? Ich wollte nur deutlich machen, dass ich nicht mit ihm flirten werde und auch kein Interesse daran habe mit ihm ins Bett zu gehen", erklärte sie laut genug, damit Darwin sie hören konnte.
Plötzlich schielte Darwin wieder um die Ecke in ihr Zimmer. „Keine Sorge, davon bin ich auch nicht ausgegangen", versicherte er ihr.
„Ach und wieso klang das dann so?", fragte sie und hielt gerade ein Spitzendessou an ihren Körper, um sich im Spiegel zu betrachten. Das Handtuch lag am Boden und so präsentierte sie ihm ihren nackten Rücken.
Darwin konnte es nicht vermeiden diesen interessiert zu mustern. „Ich wollte damit nur sagen, dass ‚er' sicher gern mehr von dir sehen würde", korrigierte er sie und verschwand wieder im Flur.
„Ich werde mir Mühe geben ihm nichts zu zeigen", rief sie hinterher und entschied sich dazu diese Sachen einzupacken. Wenn sie ehrlich war freute sie sich schon darauf, allerdings machte sie sich auch Sorgen um ihre Mutter. Sie wollte sie nur ungern allein lassen.
Ohne das Handtuch wieder aufzuheben trat sie hinaus in den Flur, um Darwin hinterher zu blicken. „Du Darwin? Ist es möglich morgen nochmal bei meiner Mutter vorbei zu schauen?"
Mit einem für ihn unspektakulären, gewöhnlichem Shirt und Boxershorts trat er seufzend in den Flur. Als er jedoch ihre Aufmachung bemerkte, konnte er nicht anders als seinen Blick über ihren Körper wandern zu lassen. „Was?", fragte er nach einer Weile und versuchte ihr in die Augen zu sehen.
„Ich wollte wissen, ob ich morgen meine Mutter besuchen kann", wiederholte sie und musterte Darwin ein wenig skeptisch, bis sie selbst bemerkte, dass sie nur die Bikinihose anhatte, weil sich ihr Oberteil immer noch im Pool befand.
Sie wurde rot um die Nase und schlang ihre Arme schließlich doch um ihre Brüste und drehte sich zur Seite. So gern sie auch freizügig war, war ihr diese unabsichtliche Zurschaustellung ihrer Brüste peinlich.
„Wo wohnt sie denn?", fragte Darwin, der bei Scarletts Geste nun doch den Blick abwandte.
„Im Moment liegt sie noch im Krankenhaus", erklärte die Schwarzhaarige leise und blickte ein wenig zu Darwin zurück.
„In Seattle?", hakte er genauer nach, weil ihm das nicht wirklich weiterhalf.
„Im Harborview Medical Center", gab Scarlett näher Auskunft und hoffte, dass es ihm nicht zu weit weg war.
„Machst du dort einen Frauenarzttermin?", fragte er und verengte die Augen ein wenig, während er wieder vorsichtig zu ihr schielte.
„Meine Frauenärztin ist dort in der Nähe, ich kann also danach gleich hin, um einen zu vereinbaren. Oder wenn sie Zeit hat gleich einen machen", schlug sie vor.
„Deal", erwiderte Darwin und streckte den Arm aus, um die Vereinbarung mit einem Händedruck zu besiegeln.
Scarlett verengte ein wenig die Augen. „Gut", stimmte sie zu und griff nach der Hand, um in den Deal einzuwilligen.
Schmunzelnd senkte Darwin wieder den Blick auf ihre Brüste und wieder hoch zu Scarlett. „Gut", erwiderte er.
„Wann sind wir vom Ausflug mit deinen Eltern zurück?", fragte sie, in der Hoffnung gleich an dem Tag danach einen Termin machen zu können.
„Ich denke mehr als eine Woche wird es nicht", erwiderte er und senkte die Hand wieder.
„Gut, damit ich den Termin vereinbaren kann", erklärte Scarlett und schenkte ihm ein Lächeln. Wenn sie ehrlich war freute sie sich schon darauf, denn für sie war das wie Urlaub.
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