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Kapitel 28
Stimmen der Vergangenheit
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Mit Küssen geweckt zu werden, lässt auch den trübsten Tag in hellem Licht erstrahlen. Ich spüre Killians Lippen an meinem Hals. Das Kitzeln seines Bartes lässt meine Schulter leicht zucken. Mein Liebster platziert seine Küsse mit Bedacht, als wollte er sicher gehen, dass keine Stelle meines Halses unberührt bleibt. Sanft zieht er mich an sich. Nach dem gestrigen Tag fühlt sich die Last meines Herzens schon etwas leichter an. Der heutige Tag wird noch besser. Und das dank Killian.
Voller Genuss brummt er gegen mein Ohr. Ich spüre die Vibrationen an meinem Rücken. Seine kräftige, warme Hand liegt an meinem Brustkorb. Es fühlt sich an, als würde er versuchen, die Kälte in meinem Innersten zum Schmelzen zu bringen. Bis jetzt gelingt es ihm ganz gut. Ich fühle mich wieder deutlich besser, auch wenn der Schock immer noch tief sitzt. Doch daran will ich im Moment nicht denken. Ich möchte mich auf das Schöne in meinem Leben konzentrieren. Ich möchte Killians Wärme ganz nah an mir spüren.
„Guten Morgen, Prinzessin“, raunt Killian gegen mein Ohr, ehe er mit seiner Nasenspitze darüber streicht. Ich werde ein weiteres Mal geküsst. Lächelnd nehme ich einen tiefen Atemzug. Morgens auf diese Weise geweckt zu werden, ist ein unbeschreibliches Gefühl.
„Guten Morgen, Killian.“
Ich drehe mich zu Killian und sehe ihn an. Die Hand, die eben noch meinen Brustkorb erwärmt hat, findet nun ihren Platz an meiner Taille. Mein Liebster sieht verschlafen, etwas zerknautscht, aber auch zufrieden aus. Vorsichtig lege ich meine Hand an seine Wange. Ich fühle nachwachsende Bartstoppel, als ich über seine Haut streiche. Mein Zeigefinger verfolgt eine Falte, die das Kissen in seinem Gesicht hinterlassen hat. Killian beugt sich zu mir und küsst meine Stirn. Kaum berührt er meine Haut, schließe ich meine Augen wieder. Momente wie diesen genieße ich besonders.
„Du bist keine Minute wach und schon die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“
Überrascht öffne ich die Augen. Mit einem Kompliment habe ich nicht gerechnet. Er muss wohl schon eine Weile wach sein. Sonst ist er kurz nach dem Aufwachen ja kaum ansprechbar. „Vielen Dank, Killian, das ist lieb von dir.“
Er grinst leicht. „Ich bin auf meiner kitschigen Seite aufgewacht.“
„Die kitschige Seite gefällt mir“, antworte ich ihm und gebe ihm im Anschluss einen sanften Kuss auf die Lippen. „Ich hole dir einen Kaffee.“
Ich schiebe die warme Decke von mir und setze mich auf, weit komme ich jedoch nicht. Killian schlingt seine Arme um meinen Körper und hält mich fest. „Komm bloß nicht auf die Idee, wegzulaufen.“
„Aber, ich will dir doch etwas Gutes tun. Du verdienst es. Du warst die letzten Tage auch für mich da. Ich möchte mich erkenntlich zeigen.“
„Bleib hier bei mir. Damit tust du mir den größten Gefallen.“ Ein wenig grob, aber nicht unangenehm zieht Killian mich nicht nur zu sich, sondern auch auf sich. Er drückt meinen Kopf gegen seine Brust. „Schon viel besser.“
„Du hältst mich zu fest“, presse ich etwas angespannt hervor. Seine Arme sind schwer und viel zu kräftig, um mich dagegen zu wehren. Ich bin für eine Rangelei noch nicht wach genug.
„Oh, entschuldige.“ Killian lässt sofort lockerer, was mir die Möglichkeit gibt, mich soweit aufzurichten, um ihn ansehen zu können. „Wie geht es deinem Arm? Tut es noch sehr weh?“
„Nein, es ist schon viel besser.“ Demonstrativ strecke und beuge ich meinen eingebundenen Arm. „Die Heilsalbe hat geholfen.“ Ich löse mich von Killian, um mich zuzudecken. Als mich die Wärme umhüllt, suche ich mir noch einen perfekten Platz an seiner Brust, um seiner Atmung lauschen zu können.
Killian spielt mit einem meiner Zöpfe, als er mir antwortet: „Ein Glück. Ich schätze, dass es schlau wäre, wenn wir generell auf pflanzliche Medizin zurückgreifen, wenn es dir nicht gut geht.“ Ich nicke leicht und mache es mir wieder richtig bequem. „Glücklicherweise gibt es für viele kleine Verletzungen und Krankheitssymptome ein pflanzliches Hilfsmittel. Wir finden also bestimmt etwas, wenn es dir schlecht geht.“ Er räuspert sich. „Gibt es in eurer Welt so etwas wie Medizin oder werden Krankheiten und Verletzungen durch Magie geheilt?“
„Die meisten Völker behandeln ihre Verletzungen und Krankheiten mit Kräuterpasten, Tees und verschiedenen Tränken. Verbände sind auch sehr üblich.“ Ich lausche Killians Atmung und seinem schlagenden Herzen. Meine Augen fallen zu. „Nicht jede Magie eignet sich dazu, zu heilen. Die Magie meines Volkes ist allerdings vielseitig einsetzbar, weil der Flüsternde Ozean selbst ein magisches Gewässer ist. Durch diese enge Verbindung sind unsere Magier sehr mächtig.“
„Interessant“, gibt Killian nachdenklich von sich. „Dann gibt euch der Flüsternde Ozean also eure magische Kraft, hm? Wie funktioniert das für andere Wesen? Haben die auch etwas Magisches, woraus sie ihre Kräfte ziehen?“
„Magie ist an Elemente gebunden und die Elemente sind an den Magiestrom unserer Welt gebunden. Oder ist der Magiestrom an die Elemente gebunden?“ Nachdenklich runzle ich meine Stirn. „Ich weiß nicht genau, wie das alles funktioniert. Wie gesagt: Bei uns ist es nicht üblich, dass jeder eine arkane Ausbildung antreten kann. Jedenfalls hängt alles zusammen, deswegen ist es so gefährlich. Eine kleine Unachtsamkeit kann vieles zerstören.“ Ich erinnere mich an eine Geschichte. „Vor ungefähr 300 Jahren wurde eine unserer Städte durch eine arkane Explosion zerstört. Viele mussten ihr Leben lassen und durch das Seelenband haben auch ihre Liebsten ihr Leben verloren, obwohl sie der Explosion nicht direkt ausgesetzt waren. Diejenigen, die überlebt haben, haben Zuflucht in der Flüsternden Stadt gefunden. Viele sind durch den seelischen Schmerz krank geworden. Mein Volk reagiert sehr empfindlich auf Trauer, all das Leid hat sich schnell verbreitet. Es war eine schwere Zeit für mein gesamtes Volk und es hat lange gedauert, bis sich alle erholt hatten. Ich selbst habe es zwar nicht erlebt, aber Aurelius hat mir davon erzählt.“ Ich schlucke hart und drücke meinen Liebsten. „Können wir bitte über etwas Anderes sprechen?“
„Selbstredend“, antwortet Killian. Er streicht durch meine Haare und überlegt einen ausgedehnten Moment. „Erzähl mir etwas Schönes. Wie war deine Kindheit? Was stellt ihr so an, wenn ihr Kinder seid? Wie kann ich mir das bei euch vorstellen?“
Verwirrt sehe ich auf. „Meine Kindheit?“, frage ich amüsiert. „Hast du eine Ahnung, wie lange meine Kindheit her ist?“
„Ich äh …“ Killian lacht. „Entschuldige, daran habe ich nicht gedacht. Ich vergesse immer, dass du viel älter bist als ich.“ Er räuspert sich. „Gut, dann keine Kindergeschichten. Auch wenn mich die freche, kleine Ilaria schon brennend interessiert hätte.“ Mein Liebster überlegt weiter. „Dann erzähl mir etwas von deinen Reisen. Du hast bestimmt Orte entdeckt, die ich mir kaum vorstellen kann.“
„Was hast du vor?“, frage ich, wobei ich mich aufsetze.
Killian greift nach meiner Hand, die auf seinem Bauch ruht, und streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. „Ich dachte, dass es eine gute Idee wäre, wenn du dich an die schönen Zeiten erinnerst, damit du nicht mehr traurig bist. Vielleicht ist es dafür aber noch zu früh.“ Er presst die Lippen zusammen. „War netter gemeint, als es angekommen ist. Ich bin ein Idiot. Entschuldige, Prinzessin.“
In seinen Augen erkenne ich, dass er seine Worte bedauert. Ich wäge meine Optionen ab und entschließe mich dann dazu, mich wieder neben ihm hinzulegen. Mich an dieser Kleinigkeit festzuklammern, nur um Streit zu suchen, ist nicht meine Art. Ich will mich wieder besser und nicht schlechter fühlen.
„Es ist in Ordnung. Ich bin im Moment nur etwas empfindlich. Es wird noch einige Zeit dauern, bis mein Kopf wieder klarer wird.“
„Vollkommen verständlich.“ Ich bette meinen Kopf auf Killians Schulter und er legt seinen Arm um mich. „Mir hat es gut getan, mich an die schönen Zeiten zu erinnern. Deswegen auch die Fotos von meiner Mum. Wenn ich auf mein Display sehe, sehe ich ihr Lächeln und erinnere mich daran, dass ich auch schöne Zeiten hatte.“
„Wie war deine Mum so?“
„Sie war eine tolle Frau. Stark, mutig, fürsorglich, lustig. Wir hatten es nicht immer leicht, aber wir hatten einander. Ich konnte immer zu ihr kommen, wenn ich ein Problem hatte. Sie hat mich alleine großgezogen und hart gearbeitet, um uns über die Runden zu bringen. Und ich Idiot habe es ihr nicht leicht gemacht. Ich habe oft über die Stränge geschlagen. Gerade als Teenager habe ich viele Dummheiten gemacht.“ Killian schnaubt. „Aber auch wenn sie wütend auf mich war, war sie immer fair zu mir. Im Nachhinein betrachtet, hatte sie bei den meisten Dingen von Anfang an recht, aber ich war zu stur, es einzusehen. Ich musste selbst aus meinen Dummheiten lernen.“
Interessiert frage ich: „Welche Dummheiten hast du denn gemacht?“
„Sehr viele“, antwortet er vage.
„Willst du es mir vielleicht verraten?“, hake ich weiter nach.
„Du bist zu neugierig. Es ist nichts Tragisches. Hauptsächlich Kleinigkeiten, die sich aber gehäuft haben. Verletzungen beim Skateboarden, die eine oder andere Schlägerei. Ich habe getrunken, obwohl ich es noch nicht sollte.“ Killian zuckt mit den Schultern. „Was man eben so macht in seiner Jugend.“
„Du hast dich mit anderen geschlagen? Das ist wirklich dumm. Ich verstehe, wieso deine Mum sich Sorgen gemacht hat. Wieso hast du das getan?“ Als ich zu ihm aufsehe, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich etwas Scham in seinem Blick erkenne. „Du musst es mir nicht verraten, wenn du dich deswegen schlecht fühlst. Wir können das Thema wechseln.“
„Nein, schon okay. Es waren verschiedene Gründe. Streitigkeiten, die sich hochschaukeln. Man gerät in Streit mit Typen, die man ohnehin noch nie leiden konnte und die vergreifen sich dann im Ton. Man findet immer irgendeinen Grund, um aggressiv zu werden. Alkohol macht viele Menschen aggressiv, nicht alle, aber mehr als genug.“ Er macht eine ausladende Handgeste. „Das ist aber schon lange her.“ Killian lässt seine Hand wieder sinken. Nach einigen Sekunden Schweigen, grinst er. „Meine Mum hat immer mit mir geschimpft, wenn ich mit einem blauen Auge nach Hause gekommen bin. Als ich älter wurde, war ich dann wieder etwas ruhiger. Ich habe ein paar andere Wege gefunden, um meine überschüssige Energie abzubauen.“
„Und welche Wege waren das, wenn ich fragen darf?“
Killians Grinsen wird breiter. „Sex. Ich sollte die Finger von der Nachbarstochter lassen, aber das hat nicht ganz funktioniert.“
Ich überlege einige Sekunden. „Oh, dann hattest du mit ihr Sex, verstehe ich das richtig?“
Die Finger von jemandem lassen. Nun ergibt auch der Streit zwischen Diego und Troy mehr Sinn. Es ging die ganze Zeit um Sex. Dieses Thema wird immer komplizierter, anstatt klarer. Ich sollte anfangen, mir die Fragen und Antworten zu notieren, um endlich daraus schlau zu werden.
„Ja, wir hatten Sex. Meine Mum hat irgendwann aufgegeben, mich zurechtzuweisen und hat mir Kondome gekauft. Es ist nicht so, dass sie mir Sex generell verbieten wollte, sie wollte nur nicht, dass ich schon als Teenager ein Kind großziehen muss“, erklärt Killian. Ich setze mich auf, um einen besseren Blick auf Killians Gesicht zu haben. Er erwidert meinen Augenkontakt und streicht mit seiner Hand über meinen Oberschenkel. „Ich kann die Fragen schon in deinem Gesicht erkennen. Schieß los, Prinzessin.“
Killian bringt mich zum Lächeln. „Danke. Was ist das, das sie dir gegeben hat?“
„Ein Kondom? Das ist ein Schutz, den der Mann über seinen Penis zieht, bevor er Sex hat. So kann man Schwangerschaften verhindern und auch Geschlechtskrankheiten vermindern.“
„Geschlechtskrankheiten?“, frage ich und sehe automatisch zu Killians Hüfte. „Ihr könnt krank auf euren Geschlechtern krank werden?“
Der Mensch schnaubt, was ihm wieder meine Aufmerksamkeit garantiert. Ich sehe in sein Gesicht. „Ja, aber das ist eine komplizierte und vielseitige Sache. Es gibt viel zu viele, um dir das jetzt zu erklären.“ Er macht eine ausladende Handgeste. „Es ist außerdem nicht besonders appetitlich. Ich hatte jedenfalls nie eine Geschlechtskrankheit und ich nehme an, dass du auch keine hast, also müssen wir uns darüber gar keine Gedanken machen.“
Ich nicke. „Verstehe. Erzähl mir mehr. Was hast du noch angestellt?“
„Nein, nicht so schnell, Prinzessin. Ich habe dir etwas erzählt und jetzt erzählst du mir etwas.“
„Ich wüsste nicht, was ich dir erzählen soll.“
„Erzähl mir von deiner Familie. Was haben deine Eltern gemacht? Hast du Brüder oder Schwestern?“ Killian sieht mich interessiert an. Ich weiche seinem Blick aus und sehe Richtung Tür.
„Ich mache dir einen Kaffee.“
Für eine Sekunde gehe ich davon aus, dass Killian mich aufhält, doch er lässt mich gehen, als ich aus dem Bett klettere. Ich ziehe einen Hoodie aus dem Wäschekorb, der auf der Kommode steht und schlüpfe im Gehen hinein.
„Läufst du weg oder kommst du wieder?“, fragt er mich dann doch.
„Finde es heraus!“, antworte ich frech und eile in die Küche.
Mit einem Knopfdruck starte ich die Kaffeemaschine. Ich höre Killians Schritte hinter mir, während ich eine grüne Tasse aus dem Schrank nehme. Ehe ich mich versehe, spüre ich Killians Hände an meiner Taille. Sie streichen meinen Körper entlang, dann verschränkt er seine Finger an meinem Bauch. Es fühlt sich an, als würde die Tasse jede Sekunde aus meinen Fingern rutschen, denn Killians wohliges Brummen an meinem Ohr und seine zärtlichen Küsse an meinem Hals lassen mich schwach werden. Langsam stelle ich die Tasse ab, um sie nicht doch noch fallen zu lassen.
„Du machst ein großes Geheimnis aus dir“, höre ich ihn leise sprechen.
„Du hast auch Geheimnisse“, entgegne ich ihm. „Es gibt vieles, das ich gerne über dich wissen würde.“
„Quid pro quo“, antwortet Killian mir und küsst meinen Hals ein weiteres Mal.
„Was?“
„Ich erzähle dir die nächste Geschichte, wenn du mir eine erzählst.“
Ich nicke leicht und schließe meine Augen. „Wenn du mich weiterhin so küsst, verrate ich dir alles, was du wissen willst…“
༄ ♫ ༄
Killian gibt sich viel Mühe, um es uns gemütlich zu machen. Seine Idee ist es, im Wohnzimmer eine Decke auszubreiten und zu picknicken. Draußen in der freien Natur wäre es mir zwar lieber, doch es regnet, also wird improvisiert. Killian klappt die Couch zusammen und verschiebt sie, sodass wir mehr Platz haben. Wie viel Staub und Schmutz sich unter der Couch genau zusammengesammelt hat, will ich nicht zu genau erkunden. Obwohl ich etwas Abstand habe, kann ich Chips und andere Essensreste entdecken. Killian findet jedoch auch einen Quarter, über den er sich sehr freut. Bevor wir endlich frühstücken können, saugt Killian noch den Schmutz weg. Das ohrenbetäubende Geräusch des Staubsaugers bringt mich dazu, ins Schlafzimmer zu flüchten. Mit dem Lärm der menschlichen Technik werde ich mich wohl nie ganz anfreunden.
Als das Wohnzimmer wieder sicher ist, nehme ich auf der Decke Platz, die Killian auf dem Boden ausgebreitet hat. Mein Liebster serviert Toast, Früchte und Gemüse. Etwas Süßes ist auch dabei. Ein Glas mit Erdnussbutter und eines mit dunkler Marmelade stehen ebenfalls bereit. Auch Getränke gibt es. Für Killian eine Tasse Kaffee und für mich ein Glas Wasser und eine heiße Schokolade. Bevor ich mich für irgendetwas zu essen entscheide, trinke ich einen Schluck Wasser.
„Die lauten Geräusche sind immer noch ein Problem für dich, hm?“, fragt Killian, bevor er sich zu mir setzt.
„Ja, aber es ist schon etwas besser geworden. Mein Herz rast nicht mehr so schnell. Außer bei der Türklingel, die versetzt mich immer noch in Angst und Schrecken.“ Killian schnaubt. Neugierig lasse ich meinen Blick über das Frühstück schweifen. „Das sieht lecker aus.“
Killian legt seine Hand an mein Knie. Er lächelt mich an, ich erwidere dieses Lächeln sofort. „Du schuldest mir eine Geschichte, Prinzessin.“
Ich zögere, bevor ich antworte: „Alles, was ich dir erzählen könnte, kommt mir so unbedeutend vor.“
„Frag mich erst.“ Er sieht sich um, ehe er wieder mich ansieht. „Denk mal darüber nach, was dich an meiner Welt fasziniert.“ Er nimmt eine der knusprigen Toastscheiben und bestreicht sie mit Erdnussbutter. „Ein Lichtschalter ist für dich spannend. Für mich war er aber immer schon alltäglich. Alles, was du mir über deine Welt erzählst, ist spannend für mich.“
„Hm“, gebe ich überlegend von mir. „Du wolltest etwas über die kleine, freche Ilaria hören.“
„Ja, das würde mir gefallen“, stimmt er mir zu.
Meine Kindheit war recht abenteuerlich, aber das war die Kindheit von jedem von uns. Wir haben viel zusammen gemacht. Durch unsere natürliche Neugierde haben wir immer etwas gefunden, dass uns interessiert und beschäftigt. Ich überlege einen Moment, welche Geschichte ich Killian erzählen könnte, doch dann fällt mir etwas ein.
„In Ordnung. Ich glaube, dass mir da eine Geschichte einfällt, die dir gefallen könnte.“ Killian lächelt mich an, dann widmet er sich aber erneut seinem Toast. Er bestreicht ihn mit Marmelade. Ich beginne mit meiner Geschichte: „Als ich noch ein kleines Fischlein war, musste ich natürlich auch den Unterricht besuchen, um lesen und schreiben zu lernen, so wie alle anderen auch. Wir waren nur selten in den Bibliotheken und streng oder diszipliniert zu lernen funktioniert bei den kleinen Fischlein noch nicht. Sie sind zu quirlig und aufgedreht, deswegen macht man mit ihnen viele Reisen, um sie spielerisch lernen und die Welt entdecken zu lassen. Ich erinnere mich noch an eine der Reisen zu einem Schiff, dass nicht weit der Kreischenden Inseln gesunken ist.“
Killian nickt. Er hebt seine Hand, als würde er mir damit sagen wollen, dass ich eine kurze Pause machen soll. Er kaut und kaut, bis er dann doch spricht: „Die Kreischenden Inseln?“
„Das ist eine Inselgruppe, die sich über der Flüsternden Stadt befindet.“
Killian nickt. „Verstehe. Erzähl weiter.“
„Das Schiff war ein altes Handelsschiff. Als ich es das erste Mal besucht habe, war ich vollkommen fasziniert. Der Rumpf wurde durch die Felsen stark beschädigt, die Ladung war um das Schiff verstreut worden, aber trotzdem gab es im Inneren noch immer etwas zu sehen.“ Ich versuche, mir die Bilder wieder so genau wie möglich in Erinnerung zu rufen. „Das Schiff war inmitten eines Schimmerkorallenriffs, es eignete sich also gut dazu, erkundet zu werden, weil es so schön beleuchtet war. Es war faszinierend zu sehen, dass ein altes, zerbrochenes Schiff für uns Meereslebewesen eine vollkommen neue Heimat bieten kann.“
„Wie hat das Wrack ausgesehen?“
Gestikulierend erzähle ich weiter: „Es war ganz aus Holz. Der Mast war gebrochen und auf das Riff gestürzt, doch die Korallen haben ihn stellenweise für sich eingenommen. Das Wrack selbst lag auf der Seite und wir konnten durch ein Loch im Rumpf hineinschwimmen und uns umsehen. In dem Wrack waren auch viele Wellenalgen. Diese Algenart wächst besonders häufig auf Holz und spendet Licht. Wir hatten also keine Probleme, uns zu orientieren.“ Killian hört mir offensichtlich aufmerksam zu. Die Faszination ist ihm deutlich anzusehen. „An einer der Kisten haben sich auffällig viele Muscheln festgesetzt. Leider hatte ich nie die Möglichkeit, sie zu öffnen. Mich hätte brennend interessiert, wieso nur diese eine Kiste von Muscheln besetzt war.“
Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Und? Hast du trotzdem etwas Interessantes gefunden, auch wenn du die Kiste nicht geknackt hast?“
Ich nicke. „Ja, ich habe ein Messer gefunden. Ich durfte es aber leider nicht behalten“, erzähle ich ruhig, doch dann grinse ich.
„Du hast es trotzdem behalten“, stellt Killian fest, ehe er lacht. „Hast du doch, oder?“
„Natürlich habe ich es behalten“, bestätige ich seine Annahme. „Wieso hätte ich es zurücklegen sollen? Ich habe mich sehr angestrengt, um es zu in den Händen halten und betrachten zu können. Es war zwischen einigen Kisten versteckt. Ich musste mich durch einen Spalt quetschen, um es zu ergattern. Ich wäre beinahe stecken geblieben.“
Killian mustert mich, sein Blick wirkt ein wenig verurteilend, doch dann schüttelt er amüsiert den Kopf. „Weißt du was? Das wundert mich nicht im Geringsten. Es klingt schon so nach dir. Wenn du etwas willst, dann holst du es dir.“ Er hebt meine Hand an und küsst sie sanft. „Du bist hartnäckig.“
„Das kann schon sein.“ Ich zucke mit den Schultern. „Das Messer ist immer noch in meiner Höhle. Es hat mir sehr gut gefallen und ich wollte damals schon selbst eines herstellen. Ich war allerdings noch zu klein und ich hatte nicht das passende Werkzeug. Irgendwann, als ich erwachsen wurde, habe ich mich dann dazu entschieden, es endlich auszuprobieren.“
„Und woraus hast du dein erstes Messer gemacht?“, fragt Killian weiter nach. Er streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken, aber dann lässt er mich wieder los und isst weiter.
„Aus einem Stück Holz, das ich mir von einem anderen Schiffswrack geholt habe.“
„Ich hätte gerne deine ersten Versuche gesehen.“
Ich winke ab. „Sie waren nicht so gut. Mein erstes Werkzeug war improvisiert und außerdem war ich noch nicht besonders geschickt.“ Da ich Lust auf etwas Süßes habe, nasche ich ein Stück Obst.
„Ich schätze, dass ich wieder dran bin, hm?“ Ich nicke. Überlegend streicht Killian durch seinen Bart. „Was willst du wissen?“
„Wie waren die menschlichen Frauen, in die du dich verliebt hast? Du warst doch schon einmal verliebt, oder? Ihr Menschen könnt euch doch öfter verlieben.“
Killian sieht mich überrascht an. „Du fragst nach den Frauen, die ich vor dir kennengelernt habe? Warum? Fällt dir keine wichtigere Frage ein?“
„Ist es ein Problem für dich, über sie zu sprechen?“, antworte ich mit einer Gegenfrage. Er schüttelt den Kopf. „Ich bin nur neugierig.“
„Und du bist auch nicht eifersüchtig, wenn ich von ihnen spreche? Ich frage nur, weil Eifersucht oft ein Problem bei Frauen ist.“
Ich schüttle leicht den Kopf. „Nein? Wieso sollte ich? Killian, wir beide sind verbunden.“ Ich lege meine Flache Hand an meine Brust. „Wir sind bis an unser Lebensende aneinander gebunden, es gibt nichts, dass mir das Gefühl geben könnte, dass sich das ändert.“
Killian wirkt etwas skeptisch, doch dann nickt er einmal und erzählt: „Die letzte Frau, die mir etwas bedeutet hat, hat mir das Herz gebrochen. Sie hat mich für einen anderen Kerl verlassen.“ Er legt seine Stirn in Falten und greift nach seinem Kaffee. „Ich war dumm und habe lange nicht gemerkt, dass sie mit diesem Kerl geschlafen hat. Sie war eine gute Schauspielerin. Es hat wehgetan, herauszufinden, dass sie mich nur benutzt hat.“
„Das tut mir leid“, antworte ich und lege meine Hand an seinen Unterarm. „Das passiert dir mit mir nicht, versprochen. Ich habe nur Augen für dich.“
Killian schnaubt. „Es ist wirklich sehr angenehm, wenn man weiß, dass es etwas Ernstes ist, ohne in eine Ehe gedrängt zu werden.“ Er hebt seinen Blick wieder und zieht einen Mundwinkel hoch. „Und es tut gut, von dir verwöhnt zu werden. Bei dir bin ich mir sicher, dass du keine Hintergedanken hast, wenn du etwas für mich tust. Ich liebe dich, Ilaria.“
Seine Worte bringen mich dazu, breit zu lächeln. „Ich liebe dich auch, Killian. Sehr sogar.“ Ich werde etwas hibbelig, doch ich möchte nichts von dem angerichteten Essen umwerfen.
Killian bemerkt meine innere Unruhe wohl sofort, denn er lacht und stellt seinen Kaffee ab, ehe er seine Arme ausbreitet. „Ist okay, komm schon her.“
Vorsichtig klettere ich auf seinen Schoß und lasse mich fest drücken. Liebevoll nehme ich sein Gesicht in meine Hände. Ich gebe Killian nicht nur einen, sondern mehrere kleine Küsse auf die Lippen. Ich küsse ihn so oft, bis er versucht, meinen Lippen zu entfliehen.
„Nicht so stürmisch, Prinzessin“, gibt er amüsiert von sich. „Lass uns essen und dann machen wir es uns wieder bequem. Ich will mehr deiner Abenteuer hören.“
༄ ♫ ༄
Nach dem Essen liegen Killian und ich wieder zusammen im Bett. Das Fenster zur Feuertreppe ist geöffnet. Der prasselnde Regen spielt eine angenehme Melodie für uns. Ich liege quer im Bett, mein Kopf ruht auf Killians Oberschenkel. Er beschäftigt sich mit einem meiner Zöpfe. Wahrscheinlich spielt er mit einer der eingearbeiteten Perlen.
„Sag mal, wie nass musst du eigentlich werden, um dich zu verwandeln?“, fragt Killian mich wie aus dem Nichts.
„Meine Beine müssen nass werden“, antworte ich. „Ein paar Spritzer Wasser machen mir nichts aus. Ich muss ungefähr bis hier im Wasser stehen oder liegen.“ Mit meinen Händen markiere ich eine Stelle an meinem Oberschenkel.
„Also ungefähr bis zum Hintern, hm?“
„Ja, so kann man das sagen“, stimme ich ihm zu.
„Mal angenommen, wir sorgen dafür, dass du an gewissen Stellen nicht nass wirst, behältst du deine Beine dann im Wasser?“
„Das ist eine gute Frage“, antworte ich ihm. „Das habe ich noch nie ausprobiert.“ Mein Blick ist auf das Fenster gerichtet. Der Regen wird stärker.
„Würdest du es denn testen wollen?“ Interessiert sehe ich zu Killian nach oben. „Ich habe im Badezimmer ein paar wasserabweisende Pflaster gefunden. Ich dachte, wir könnten sie auf deine Beine kleben und sehen, was passiert.“ Killian mustert mich, sein Hauptaugenmerk ist wie so oft auf meine Beine gerichtet. Er zieht einen Mundwinkel hoch, als er mir ins Gesicht sieht. „Wenn es funktioniert, könnten wir im Regen nach draußen gehen oder zusammen in die Badewanne steigen.“ Ich meine, ein freches Grinsen zu erkennen. „Das kann recht nett sein.“
„Ja, das könnten wir ausprobieren.“ Mein Blick wandert zum Fenster, dann aber wieder zu Killians Gesicht. „Ich war noch nie im Wasser, ohne mich zu verwandeln. Das könnte interessant werden. Ich weiß allerdings nicht, wie mein Körper darauf reagiert. Es könnte vielleicht seltsam für mich sein.“
„Wenn es sich nicht gut anfühlt, dann nehmen wir die Pflaster wieder ab, das ist kein Problem. Es war nur eine spontane Idee. Hauptsächlich wegen dem Regen.“ Er nickt zum Fenster. „Wir müssten dann auch keine Angst mehr haben, dass du aus Versehen nass wirst.“
„Das könnte mir ganz neue Möglichkeiten eröffnen.“
„Genau“, antwortet Killian zuversichtlich. „Dann schreibe ich auf meine geistige To-Do-Liste.“
„Das klingt gut. Ich bin gespannt, was passieren wird.“
Killian räuspert sich. „Hast du noch mehr Abenteuer bestritten, als du ein kleines Fischlein warst?“
„Ja, wir haben viele Höhlen außerhalb der Stadt erkundet, das Handelsschiffswrack war auch nicht das einzige Schiff, das wir uns angesehen haben.“
„Dann sind die Gewässer wohl ziemlich gefährlich, hm?“
„Ja“, stimme ich ihm knapp zu. „An vielen Stellen befinden sich versteckte Felsen im Wasser. Unzählige Schiffe sind östlich der Kreischenden Inseln untergegangen. Oft wurde uns die Schuld dafür gegeben.“
„Euer Volk soll schuld daran sein?“, fragt er skeptisch nach. „Wie kommen die Landbewohner auf solche Ideen? Ihr seid die friedvollsten Wesen von denen ich je gehört habe.“
„Uns wird nachgesagt, dass wir das Meer beherrschen können und somit für das Untergehen der Schiffe verantwortlich sind. Angeblich sollen wir auch Landlebewesen ins Wasser locken, um sie zu fressen.“ Killian lacht leise. „Es gibt viele Geschichten über mein Volk und den Flüsternden Ozean. Der Grund dafür ist der Flüsternde Ozean selbst. Von Frühling bis Herbst ist das Gewässer friedlich. Es ist ungefährlich, ihm zu nahe zu kommen, darin zu schwimmen und per Schiff zu reisen.“
„Und im Winter? Was passiert im Winter?“, fragt Killian neugierig.
„Nun, sobald der türkise Schimmer des Herbstes verloren geht und das Wasser eisblau wird, erwacht der Flüsternde Ozean und zieht Lebewesen in seinen Bann. Er dringt in ihre Köpfe ein und lockt sie in das eiskalte Wasser. Diese Begegnungen mit dem Ozean enden eigentlich immer tödlich.“
„Ah“, gibt Killian erleuchtet von sich. „Und daher kommt dann auch die Geschichte, dass Sirenen Seeleute in den Tod locken. Das ist bei uns interessanterweise auch bekannt.“
„Ach, tatsächlich?“, erkundige ich mich und setze mich auf. Killian streicht überlegend durch seinen Bart. Ich klettere über das Bett und lege mich wieder neben ihn. Er dreht sich zur Seite, sodass wir uns problemlos in die Augen sehen können.
„Ja, tatsächlich. Wisst ihr denn, warum der Flüsternde Ozean ausgerechnet im Winter ahnungslose Seelen anlockt? Liegt das daran, dass er seine Farbe wechselt?“
„Oh, nein. Die Farbe des Wassers ändert sich beim Wechsel der Jahreszeiten.“ Killians Augen weiten sich. Er ist interessiert, also erzähle ich schnell weiter: „Im Frühling schimmert das Wasser in einem zarten Fliederton, im Sommer wird es dunkler und erstrahlt blau, im Herbst wird es türkis und im Winter eisblau.“ Ich stupse gegen Killians Wange. „Fast so wie deine Augen.“
Killian grinst, er wackelt mit den Augenbrauen. „Dann wirken meine Augen vielleicht deswegen so anziehend auf dich. Ich erinnere dich an den Flüsternden Ozean.“
„Vielleicht ist das so, ja“, antworte ich ihm amüsiert. „Deine Stimme eignet sich jedoch ganz und gar nicht dazu, zu flüstern. Es ist, als wäre es dir gar nicht möglich, leise zu sein.“
Killian ist erst überrascht, doch dann lacht er los. Ich zucke zusammen, sein Lachen beweist eindeutig meine Aussage. Er ist ein sehr lautes Wesen, allerdings alles andere als furchteinflößend.
„Siehst du? Genau das meine ich. Du bist unheimlich laut. Du redest laut, du lachst laut, du singst laut. Selbst im Schlaf bist du noch laut.“
Killian sieht mich entschuldigend an, dann drückt er mir einen Kuss auf die Stirn. „Wenn ich dir den Schlaf raube, dann musst du mich wecken.“
„Ich habe mich daran gewöhnt“, antworte ich gutmütig und streichle über seinen Brustkorb. „Mit ein paar Küssen und Streicheleinheiten, wird dein innerer Bär wieder gezähmt.“
Brummend zieht Killian mich an sich. Er gibt mir einen vorsichtigen Klaps auf den Hintern. „In ein paar Jahren trittst du mir lieber ans Schienbein, anstatt mich zu streicheln, das verspreche ich dir.“
Ich kichere. „Und ich verspreche dir, dass ich immer zart zu dir sein werde.“
„Das klingt gut“, antwortet er und verwickelt mich in einen Kuss, bei dem er mich gleich rücklings in die Matratze drückt und sich über mich beugt.
Killian lässt recht schnell von meinen Lippen ab, um meinen Hals zu küssen. Genüsslich schließe ich die Augen und streiche mit meinen Nägeln über seinen Rücken. Das gefällt ihm. Mit einem weiteren Brummen packt Killian mich an der Hüfte und bringt mich in eine bequemere Position. Er lässt von meinem Hals ab und setzt sich auf. Ich spreize meine Beine, sodass Killian sich zwischen ihnen platzieren kann. Mit einem weiteren, fast schon groben Griff zieht er mich an den Schenkeln zu sich.
„Es ist unglaublich, wie schön du bist.“
„Danke“, antworte ich ihm leise. Ich beiße mir sanft auf die Unterlippe und locke Killian mit meinem Zeigefinger zu mir. „Auch wenn ich deine Worte liebe, ist es mir im Moment viel lieber, wenn du mich küsst.“ Überrascht zieht er die Brauen hoch, er ist allerdings positiv überrascht. Sein plötzliches Grinsen und sein frecher Blick unterstreichen das.
„Na gut, wenn die Prinzessin sich das wünscht, dann will ich mal nicht so sein.“
Erneut beugt er sich über mich und verwickelt mich in einen tiefen Kuss. Ich erwidere ihn fordernd und mit Lust nach mehr. Die angenehmen, warmen Gefühle, die sich in mir ausbreiten, sorgen sofort dafür, dass ich alles, was mich belastet, vergessen kann. Selbst wenn es nur für diesen Moment ist. Wir lösen unsere Lippen voneinander. Killian streicht meine Haare zur Seite und verwöhnt mich mit weiteren Küssen an meinem Hals. Er bewegt sich gegen meine Hüfte und atmet tief durch. Sein heißer Atem kitzelt mein Ohr. Er brummt genießerisch. Vorsichtig drücke ich Killian von mir, da er mir nun so nahe ist, dass es mir immer schwerer fällt, zu atmen.
Als er auf meinen Versuch, ihn wegzudrücken, nicht reagiert, spreche ich leise: „Killian, bitte.“
Er nimmt Abstand und setzt sich sofort auf. Mit einer Handbewegung streicht er sich die Haare aus dem Gesicht. Er sieht mich fragend an. Ich greife nach seinem Oberschenkel und tätschle ihn leicht. Um ihm gleich zu zeigen, dass er mir nicht wehgetan hat, lächle ich leicht.
„Pass auf, dass du mich nicht zerdrückst.“
„Oh, entschuldige. Ich passe besser auf.“
Nachdem er tief durchgeatmet hat, beugt er sich wieder über mich. Er stützt sich seitlich neben meinem Kopf mit seinem Unterarm ab und gibt mir einen zarten Kuss auf die Lippen.
„Wir können auch tauschen“, schlägt er vor. „Das würde mir sehr gut gefallen.“
Ich streiche durch Killians Haar und küsse seine Nase. „Gute Idee.“
Killian rollt sich von mir und zieht mich gleich zu sich, was mich ziemlich überrascht. Ich kichere und klettere dann auf seine Hüfte. Mit einem Lächeln auf den Lippen streiche ich mit beiden Händen über Killians Brust. Er legt seine Hand auf meinen Schenkel und streichelt mich. Meine Schuppen bekommen besondere Aufmerksamkeit von ihm.
„Weißt du, was mir noch gut gefallen würde?“
„Was denn?“, frage ich nach, worauf Killian frech grinst.
Er zieht leicht an meinem Shirt. „Wenn du das ausziehen würdest.“
„Und wenn mir dann kalt wird?“
Sein Grinsen wird breiter. „Dir wird nicht kalt werden. Ich wärme dich.“
Ich zucke mit den Schultern, fasse an den Stoff meines Shirts und ziehe es über meinen Kopf. Als ich Killian wieder zu Gesicht bekomme, sieht er mich mit einem Blick an, der deutlich zeigt, wie glücklich es ihn macht, dass ich mein Shirt ausgezogen habe. Killians kräftige Hände wandern meinen Körper entlang. Er startet an der Hüfte, bei jedem Zentimeter, den er erkundet, wird sein Grinsen wieder breiter. Seine Finger streichen über meine Schuppen. Er fasst an meine Brüste, drückt sie leicht, lässt seine Hände dann aber wieder zurück zu meinen Schenkeln gleiten. Sein Blick ruht für einige Sekunden auf meinen Brüsten, ehe er mir wieder ins Gesicht sieht. Er wirkt ausgesprochen zufrieden.
„Perfekt. Und jetzt komm her und küss mich.“
Kichernd beuge ich mich zu ihm und gebe ihm, worum er mich gebeten hat. Brummend legt Killian seine Arme um mich und streicht über meine bloße Haut. Unser Kuss wird intensiver, Killian gibt mir einen Klaps auf den Hintern, was mich dazu bringt, von ihm abzulassen.
„Das war ein wenig zu fest.“
Killian schnaubt. „Entschuldige, ich habe mich hinreißen lassen. Ich bin ab jetzt sanfter.“ Um das zu demonstrieren, gibt er mir einen weiteren Klaps. „Besser?“
Der freche Ausdruck in seinen Augen bringt mich zum Lachen. Nun bin ich diejenige, die einen sanften Klaps verteilt. Es trifft jedoch nicht seinen Hintern, sondern seine Brust. „Du bist so verrückt.“
„Mhm, verrückt nach dir“, entgegnet er und verwickelt mich in einen weiteren Kuss.
Killian hat Recht. So wird mir vermutlich nicht kalt werden…