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Kapitel 42
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Da Killian heute seine Gitarren aus dem Pfandhaus auslösen möchte und meine Hilfe dabei nicht benötigt, entscheide ich mich dazu, mir in der Zwischenzeit einen schönen Tag zu machen. Solange das Wetter noch angenehm sonnig bleibt, möchte ich die Zeit nutzen, um im Park spazieren zu gehen. Ich freue mich schon darauf, die frische Luft und die warmen Sonnenstrahlen der Sommersonne zu genießen.
Draußen vor dem Gebäude trennen sich unsere Wege für heute Nachmittag. Ich verabschiede mich von Killian mit einem Kuss. Er lächelt mich an, streicht durch mein Haar und küsst meine Stirn. Es ist nicht zu übersehen, dass es ihm schwerfällt, sich von mir zu trennen, doch ich bin sicher, dass mir nichts passieren wird, wenn ich alleine unterwegs bin. Nun, da Austin kein Problem mehr für uns darstellt, habe ich nichts zu befürchten.
„Pass gut auf dich auf, ja?“, bittet Killian mich besorgt.
„Ich passe immer auf mich auf“, versichere ich ihm, ehe ich einen weiteren Kuss bekomme.
„Ruf mich an, falls irgendetwas ist.“
„Ja, mache ich, aber dazu musst du mich erst einmal gehen lassen.“ Sanft drücke ich Killian von mir, dann lächle ich wieder. „Mach dir keine Sorgen um mich. Bis später.“
„Ja, bis später“, verabschiedet sich mein Liebster von mir. Nach einem weiteren Kuss nehme ich Schritt für Schritt Abstand von meinem Liebsten. Ich bin ziemlich sicher, dass er mich immer noch ansieht, während er darauf wartet, von Ian abgeholt zu werden. Mit Ians Auto ist es einfacher, die Gitarren zu transportieren. Da ich Killians Blick immer noch regelrecht auf mir spüren kann, drehe ich mich um und winke meinem Liebsten, der mich tatsächlich immer noch ansieht. Killian erwidert das Winken mit einer Handgeste. Es ist süß, dass er sich immer so viele Sorgen und Gedanken macht.
Den Weg zum Park kenne ich mittlerweile auswendig. Ich muss nicht mehr darüber nachdenken, sondern gehe einfach los. Ich schiebe den heruntergerutschten Träger meiner Tasche auf meine Schulter zurück und gehe die Straße entlang. Der Lafayette Park ist nicht weit, mein Weg dauert also nur wenige Minuten. Während ich die Straße langspaziere, stecke ich Kopfhörer in meine Ohren. Ruhige Gitarrenklänge untermalen meinen Spaziergang. Heute ist ein ausgesprochen schöner Tag. Die Welt fühlt sich endlich wieder leichter an.
Als ich den Park betrete, kommen mir drei tuschelnde Mädchen entgegen. Ich verstehe nicht, was sie sagen, da meine Musik, obwohl sie nicht besonders laut ist, die Worte der Menschen übertönt. Eine von ihnen dreht sich um und blickt in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Es ist die Richtung, in die ich gerade gehen möchte. Das Mädchen wirkt ein wenig nervös, ist aber sichtlich erleichtert, als sie wieder nach vorne sieht. Als wir aneinander vorbeigegangen sind, bleibe ich stehen und sehe ihnen nach. Irgendetwas hat die Mädchen wohl beunruhigt. Obwohl ich erst zögere, nehme ich meinen üblichen Weg, hinauf auf den Hügel und zu dem schattigen Plätzchen mit Bänken und Tischen. An einem Baum steht ein großer Mann mit langen, dunklen Haaren. Für einen Moment beobachte ich ihn. Als er sich zur Seite dreht und ich sein Gesicht erkennen kann, stelle ich fest, dass es Elias ist. Er scheint mit jemandem zu sprechen, ich kann allerdings niemanden entdecken. Als ich näher an ihn herantrete und einen genaueren Blick auf die Situation werfen kann, bemerke ich ein goldenes Schimmern und Glitzern zwischen den Blättern. Spricht er etwa mit einer Fee? Haben die Mädchen die Fee ebenfalls gesehen? Ich drehe mich um, doch die Mädchen sind längst aus dem Park verschwunden.
Erst überlege ich, doch dann trete ich neugierig an Elias heran. Ich stoppe meine Musik und ziehe die Kopfhörer aus meinen Ohren. Das Kabel und auch das Smartphone lasse ich in meine Tasche gleiten. Elias ist so sehr damit beschäftigt, mit der Fee zu diskutieren, dass er mich gar nicht bemerkt. Das Gespräch wirkt sehr hitzig. Nicht nur Elias wirkt verstimmt, auch die Fee scheint keine gute Laune zu haben. Ich spüre die Spannung in der Luft.
„Nein, du redest vollkommenen Schwachsinn!“, meint die Fee empört. „Hau doch einfach ab, wenn ich sage, dass du meinen Baum nicht anpinkeln sollst!“
„Dein Baum? Dein Baum? Das hier ist ein öffentlicher Park, da gibt es keinen Baum, der dir gehört! Wenn ich pissen muss, dann pisse ich gegen einen Baum.“
Verwirrt blinzle ich und sehe zwischen Elias und der Fee mit dem langen, geflochtenen Zopf hin und her. Ich höre den beiden einen Moment zu, doch dann beschließe ich, Elias anzusprechen. Diese Diskussion ist ohnehin nicht besonders konstruktiv und vielleicht kühlt das hitzige Gespräch wieder ab, wenn ich versuche, zwischen den beiden zu vermitteln. Es könnte außerdem die perfekte Gelegenheit sein, um mit Elias über all die Vorkommnisse in der Welt der Menschen zu sprechen.
„Elias? Hey, erinnerst du dich an mich?“, frage ich, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Wer bist du denn?!“, antwortet die kleine Fee frech. Sie fliegt auf mich zu und stoppt direkt vor meinem Gesicht. Da ich anfange zu schielen, nehme ich einen Schritt Abstand. Nun kann ich sie klar und deutlich vor mir sehen. Ihre flatternden Flügel schimmern Gold. Die Fee macht eine Runde, um mich von oben bis unten zu betrachten, dann schwebt sie wieder vor meinem Gesicht. Ihre kleinen, libellenartigen Flügel verstreuen glitzernden Feenstaub. Sie ist hübsch anzusehen, aber wie alle Feen mit Vorsicht zu genießen. Die Fee verschränkt ihre Arme und legt ihren Kopf schief. „Also ich kenne dich nicht.“
„Ich bin Ilaria“, stelle ich mich vor.
„Ey, du schon wieder“, gibt Elias von sich. Er wankt ein wenig und stützt sich dann an dem Baum ab. „Stalkst du mich oder was?!“
„Hey, Pfoten weg von meinem Baum!“
„Das ist nicht dein Baum!“
Geschwind fliegt die Fee auf Elias zu. Sie schwirrt um seinen Kopf, während er versucht, sie mit einer Hand wegzuwedeln, als wäre sie ein nerviges Insekt. Der Feenstaub hüllt Elias ein. Er nimmt einen unsicheren Schritt Abstand von der Fee und schlägt mit geschlossenen Augen nach ihr. Ich beobachte die beiden weiter, dann bemerke ich die braune Papiertüte in Elias anderer Hand. Es sieht so aus, als hätte er damit eine braune Glasflasche umwickelt. Man soll wohl nicht erkennen, was er trinkt.
„Hau ab, du dämliche Fee.“
„Hau du doch ab, das ist mein Baum.“
„Verdammtes Mistvieh!“
Für einen Moment ziehe ich in Erwägung einfach wegzugehen und meinen Spaziergang fortzusetzen, doch ich entscheide mich dagegen. Wer weiß, wann ich Elias wiedersehe und die Möglichkeit habe, mit ihm unter vier Augen über unsere Welt, die Welt der Menschen und die Magie zu sprechen.
„Elias, wir müssen reden. Ich muss dich etwas fragen“, bitte ich ihn um seine Aufmerksamkeit.
Er wirft mir einen kurzen Blick zu, dann versucht er gleich wieder, die aggressive Fee loszuwerden. „Was willst du denn, Fischmensch? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ Er erwischt die Fee mit seiner flachen Hand. Das arme, kleine Ding wird gegen den Baum geschleudert und fällt dann in die staubige Erde.
Erschrocken überbrücke ich den Abstand und sehe die Fee besorgt an. Sie reibt sich gerade ihr winziges Köpfchen. „Oh nein, ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundige ich mich und gehe in die Knie, um sie aufzuheben. Ich bin ganz vorsichtig, als ich das kleine Wesen anfasse, immerhin will ich sie nicht noch mehr verletzen.
„Autschi, mein Kopf.“ Ich hebe sie hoch und nehme dann an einem der Tische Platz, um einen genauen Blick auf die Fee werfen zu können. Vorsichtig lege ich sie auf der von der Sonne erwärmten Tischplatte ab. Die Fee setzt sich auf und reibt sich den Kopf. „Au.“ Sie wischt sich den Staub von ihrem Rock und schlägt wild mit den Flügeln. „Na das war ja nun wirklich nicht nötig! Erst gegen meinen Baum pinkeln und dann auf mich losgehen. Das ist doch typisch für euch Riesen. Leg dich doch mit jemandem in deiner Größe an.“ Sie ballt ihre winzige Faust und zeigt sie in Elias Richtung, der sich davon jedoch nicht beeindrucken lässt. Er schüttelt den Kopf.
Ich greife in meine Tasche und hole ein Papiertaschentuch heraus, um es der kleinen Fee zu reichen. Sie sieht zu mir auf, nimmt das Taschentuch an und beginnt damit, sich sauber zu wischen. Für das kleine Wesen ist das Taschentuch so groß, dass sie sich damit komplett zudecken könnte. Ich gebe der kleinen Fee einen Moment, um sich wieder zu erholen, dann greife ich erneut in meine Tasche und nehme meine Wasserflasche heraus. Mit ein wenig Kraftaufwand knacke ich das Siegel, öffne sie und schenke etwas von dem Wasser in den kleinen Schraubverschluss.
„Hier, bitte, trink einen Schluck“, biete ich der kleinen Fee an.
Sie sieht zu mir auf. „Danke.“ Mit beiden Händen greift sie nach dem Verschluss, um daraus zu trinken. „Wären doch nur alle so nett.“ Sie wirft einen genervten Seitenblick zu dem Prinzen, der gerade einen großen Schluck aus seiner Flasche trinkt. Er stellt die Flasche so kräftig auf den Tisch, dass ich mich erschrecke und zusammenzucke. Die kleine Fee verliert ihre Balance, kann sich jedoch gerade noch an meiner Wasserflasche festhalten, dabei kleckert sie jedoch etwas Wasser auf den Tisch und auf sich selbst.
Mit verschränkten Armen erklärt Elias: „Wenn du ihr beim Pinkeln ins Gesicht fliegen würdest, wär' sie auch genervt.“
„Pff! Du wolltest ja nicht hören!“ Die Fee stellt den Flaschenverschluss neben sich ab, um sich mit dem Taschentuch trocken zu wischen. Ihr wütender Blick ist dabei auf Elias gerichtet.
Ich seufze. „Könnt ihr euch nicht bei einander entschuldigen und die Sache vergessen?“
„Nein!“, antworten beide sofort. Zumindest in dem Punkt sind sie sich einig.
Die Fee faltet das Taschentuch, sodass es einem Kissen ähnelt und lässt sich dann darauf sinken. Sie wirkt zufrieden, als sie einen weichen Sitzplatz hat. Auch Elias scheint ein wenig zu Ruhe zu kommen. Schwerfällig kommt er auf den Tisch zu und nimmt mir gegenüber Platz. Er dünstet den Duft von Bier aus. In seinen violetten Augen erkenne ich, dass er nicht mehr ganz klar ist. Er ist wohl betrunken und das schon kurz nach Mittag.
„Was willst du von mir, Fischmensch?“, fragt er brummend.
„Ich muss dich etwas fragen.“
„Hehe, Fischmensch“, gibt die Fee amüsiert von sich und trinkt dann wieder von dem Verschluss. Sie schließt ihre Augen und richtet ihren Kopf in den Himmel, um den Sonnenschein zu genießen.
„Was ist mit unserer Welt passiert?“, frage ich nach.
„Sie wurde zerstört“, antwortet Elias knapp und greift dann wieder nach seiner Flasche.
„Aber wieso?“
Er zuckt mit den Schultern. „Was weiß ich. Ist doch auch egal. Unsere Welt ist verschwunden und sie kommt nicht wieder zurück. Komm endlich darüber hinweg.“ Die Antwort ist nicht gerade besonders befriedigend. Seufzend senke ich meinen Blick. „Hey, sei nicht traurig.“ Er reicht mir seine Flasche. „Willst du?“
„Nein danke, zu trinken wird mir nicht helfen.“
„Mir schon.“ Er hebt die Flasche an und beginnt zu trinken. An dem Flaschenhals kann ich erkennen, dass Elias nun auch das restliche Bier zu sich nimmt.
Ich wende mich wieder an die Fee. „Und dir geht es gut?“
„Ja.“ Sie rappelt sich auf, schlägt mit ihren kleinen Flügeln und zeigt auf Elias. „Solange du nicht mehr an meinen Baum pinkelst!“ Der glitzernde Feenstaub wird von einer sanften Brise verstreut.
„Ach, sei froh, dass du nicht in meine Pisse gefallen bist“, antwortet Elias deutlich verstimmt. Er rümpft die Nase und greift nach der Fee, doch sie ist schneller und kann ihm ausweichen. Dass sie sich durch den Sturz nicht verletzt hat, erleichtert mich.
Ich lege meine Hand an meine Stirn, als die beiden wieder damit beginnen, sich zu zanken. Vielleicht sollte ich mir einen anderen Platz suchen, um mich heute zu entspannen. Kichernd umkreist die Fee Elias, der versucht, sie zu vertreiben. Das kleine glitzernde Wesen ist jedoch viel zu flink und weicht jedem weiteren Versuch, sie aus der Luft zu holen, aus. Durch den Alkohol ist Elias Reaktion deutlich eingeschränkt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das nicht die erste Flasche war, die er heute getrunken hat. Ich beobachte die beiden eine Weile und verfolge die schnellen, aber durchaus auch eleganten Bewegungen der Fee. Sie tanzt und dreht sich in der Luft. Elias wedelt sich den Feenstaub aus dem Gesicht. Lachend umkreist die Fee Elias ein letztes Mal, ehe sie höher steigt und dann zwischen den Blättern der Bäume verschwindet.
„Mach’s gut, Blödmann!“
„Diese verdammten Feen. Dass die immer wieder auftauchen.“
„Im Golden Gate Park habe ich auch eine von ihnen gesehen“, erzähle ich, um Elias daran zu erinnern, dass ich auch noch da bin.
„Ja, diese Biester sind überall“, beschwert er sich. Er greift wieder nach seiner Flasche, um davon zu trinken, bemerkt allerdings schnell, dass er sie ausgetrunken hat. Genervt stellt er die leere Glasflasche wieder ab, dieses Mal allerdings sanfter. „Genau wie du. Du tauchst auch überall auf.“
Ich lege meine Hand an meine Brust. „Ich? Du tauchst überall auf.“
„Ach ja? Ich war zuerst hier. Und jetzt kommst du hier her und stellst mir schon wieder Fragen.“
Beschwichtigend hebe ich meine Hände. „Ich wohne ganz in der Nähe und ich komme öfter hier her. Ich verfolge dich nicht, das versichere ich dir. Und ich will auch nicht streiten, Elias. Ich will doch nur wissen, was hier vor sich geht. Das grüne Schimmern am Himmel, dann die vielen Erdbeben.“
„Keine Ahnung.“ Er macht eine ausladende Handgeste. „Ich bin kein Orakel.“ Ich blicke auf seinen Arm, der mit vielen Symbolen übersäht ist, dann wieder in sein Gesicht.
Ich zeige auf seinen Arm. „Auf deiner Haut sind Runen. Kennst du dich damit aus?“, frage ich nach.
Elias lässt einen tiefen Seufzer los, dann reibt er sich über das Gesicht. Sein von Alkohol triefender Atem dringt bis zu mir vor. Ich lehne mich ein wenig zurück, um dem Geruch zu entkommen. Besonders angenehm ist das nicht. „Also gut, du hörst ja doch nicht auf, mich zu stalken. Was willst du wissen?“
Ich sehe mich um und entdecke einen winzigen Ast. „Nachdem ich in die Welt der Menschen gekommen bin, ist an der Stelle, an der ich in die Welt gestolpert bin, eine Rune aufgetaucht. In meiner ersten Nacht habe ich sie nicht bemerkt, aber wir waren später noch einmal dort und wir haben sie gefunden. Sie hat geleuchtet, als ich sie angefasst habe, aber dann ist das Leuchten verschwunden und es ist nichts weiter passiert.“
„Ja und?“
„Sie sieht so aus.“ Ich stehe auf, nehme den Ast zur Hand und zeichne die geschwungene Rune in den staubigen Erdboden. „Das ist sie. So hat sie ausgesehen.“ Ich deute mit dem kleinen Stock auf das Symbol in der Erde und blicke fragend zu Elias nach oben. „Weißt du, was dieses Symbol bedeutet und wie man diese Rune aktivieren kann?“ Er lehnt sich nach vorne, verliert allerdings die Balance und hält sich dann an dem Tisch fest.
„Noch nie gesehen.“
„Nicht?“
„Nein“, bestätigt er sich und setzt sich wieder halbwegs normal hin. Er stützt sich an der Tischplatte ab.
„Bist du dir ganz sicher?“, frage ich noch einmal nach.
„Ja.“
Enttäuscht setze ich mich wieder an den Tisch, jedoch nicht, ohne die Rune vorher zu verwischen. Den kleinen Ast werfe ich wieder zu Boden. „Dann ist das keine Rune, die du kennst?“
„Habe ich doch gerade gesagt, bist du schwer von Begriff?“
Ich verziehe die Lippen und trinke dann von meinem Wasser, um mir meine Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen. „Nein, aber ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Alle sind genauso ahnungslos wie ich selbst. Niemand scheint eine Antwort auf meine Fragen zu haben. Keine der Feen konnte mir bis jetzt weiterhelfen und auch du weißt nicht, was hier auf dieser Welt passiert. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich kann nicht mit meinem alten Leben abschließen, wenn ich noch so viele ungeklärte Fragen vor mir habe.“
„Redest du eigentlich immer so viel, Fischmensch?“
„Ja“, antworte ich ihm und deute in den Himmel. „Killian hat sich gefragt, ob man die Magie von dort oben nicht vielleicht in eine Rune lenken könnte, um ihre Kräfte wieder zu aktivieren.“
„Wer ist denn jetzt Killian?“, fragt Elias verwirrt nach.
„Mein Menschenfreund. Aber das ist nicht so wichtig. Was hältst du von seiner Idee?“
Elias schnaubt. „Unmöglich. Um so viel Magie zu kanalisieren, bräuchte man ein Heer von Magiern. Gut ausgebildete und erfahrene Magier“, erklärt er. Er wirft einen kurzen Blick in den Himmel, ehe er wieder mich ansieht. „Und die haben wir hier nicht.“
„Also ein weiterer aussichtsloser Weg.“
„Mhm“, gibt er müde von sich. Er reibt sich über die Augen.
„Ich weiß nicht, ob ich meine Vergangenheit und meine Welt hinter mir lassen kann. Wie machst du das?“
„Siehst du doch?“ Er deutet mit seinem Kopf zu der Flasche. „Mach das, was dir ein gutes Gefühl gibt. Keine Ahnung, was ihr Fischmenschen gerne macht. Spring in den Ozean, schwimm ein bisschen, versenk ein Schiff, ertränk ein paar Menschen, iss einen Haufen Fische. Pizza ist gut, versuch es damit.“
„Das ist alles? Das neue Leben genießen und nicht weiter nachdenken?“
„Genau. Das habe ich dir bei unserem letzten Treffen schon gesagt und das ist auch weiterhin mein Rat. Versuch, zu vergessen. Das ist besser. Es bringt nichts, einer verlorenen Welt nachzutrauern.“
Elias' Blick stimmt mich traurig. Man braucht keine besonderen Fähigkeiten, um zu verstehen, wieso er trinkt. Er kann mit dieser neuen Situation genauso wenig umgehen, wie ich. Auch er ist traurig. Auch er vermisst sein altes Leben. Auch er ist in einer Welt gelandet, die vollkommen neu und unbekannt für ihn ist. Er wirkt jedoch, als hätte er niemanden, der ihn auffängt und für ihn da ist, wenn er sich von den negativen Gefühlen überwältigt fühlt. Ich trinke etwas Wasser und reiche Elias dann meine Flasche. Er nimmt sie an sich und nimmt einige große Schlucke davon. Sie ist fast leer, als er sie mir zurückreicht. Ich gieße den kleinen Schluck Wasser, den ich der Fee eingeschenkt habe, auf den staubigen Boden und verschließe meine Flasche wieder.
Die Stille zwischen uns wird unterbrochen, als plötzlich Musik ertönt. Ich sehe mich verwirrt um. „Was ist das denn?“
Er zieht sein Smartphone aus seiner Hosentasche heraus und sieht mich verwirrt an. „Ein Smartphone? Du hast doch selbst eines.“
„Nein, das meinte ich nicht.“ Ich wippe im Takt der Musik. „Die Musik. Was ist das?“
Elias blickt auf sein Smartphone, dann sieht er wieder zu mir und antwortet: „Dancing Queen von ABBA.“
„ABBA?“
„Genau. Gefällt es dir?“
„Ja, sehr sogar“, antworte ich ihm. Ich bilde mir ein, ein kleines Lächeln in Elias Gesicht zu erkennen.
Er nimmt das Gespräch an. „Ja? Im Park spazieren.“ Ich beobachte Elias genau. Er rollt mit den Augen. „Ja. Ja. Ja. Mhm. Ja. Mache ich.“ Schwerfällig steht er auf, dabei beendet er das Gespräch und steckt sein Smartphone wieder in seine Hosentasche. „Ich muss gehen, Fischmensch.“
„Ilaria“, erinnere ich ihn an meinen Namen. „Ilaria. Ich heiße Ilaria.“
„Fischmensch ist einfacher.“ Elias reibt sich mit einer Hand das Gesicht. Ich betrachte die Runen an seinem Arm ein letztes Mal. „Ich muss los. Denk nicht weiter über das alles nach und konzentrier dich auf dein neues Leben. Wer weiß, wie lange du es hast.“
„Warte, was soll das bedeuten?“, frage ich schnell nach.
Er lässt einen tiefsitzenden Seufzer los. „Gar nichts, ich bin kein Orakel“, erinnert er mich und verabschiedet sich mit einer Handgeste. Er wankt, als er seinen Weg antritt.
„Warte, du hast deine Flasche vergessen!“
Elias winkt mir, ohne sich umzudrehen. „Behalt sie.“
Ich sehe die in Papier eingewickelte Flasche an. Als ob ich eine leere Bierflasche behalten würde. Was soll ich denn damit? Ich schnappe mir die Glasflasche, stehe auf und werfe sie in einen Mülleimer, der natürlich in der Richtung liegt, in die Elias gerade spaziert. Es wäre kein Aufwand gewesen, wenn er seinen Müll selbst beseitigt hätte. Ich sehe dem wankenden Mann nach, ehe ich mich wieder hinsetze. Hoffentlich passiert ihm auf dem Weg nach Hause nichts. Er ist zwar ein großer, kräftiger Mann, verletzen könnte er sich in seinem Zustand jedoch trotzdem. Nach einem Seufzen werfe ich einen Blick über meine Schulter. Das Wasser in meiner Flasche scheint durch die Sonne zu schimmern. Es erinnert mich an die glitzernden Wellen des Flüsternden Ozeans. Mein altes Leben zu vergessen, ist unmöglich. Ich will meine Vergangenheit nicht hinter mir lassen. Sie ist ein Teil von mir.
༄ ♫ ༄
Kaum ist die Sonne hinter Wolken und Nebel verschwunden, vergeht mir die Lust an meinem Spaziergang. Wieder zu Hause mache ich es mir auf der Couch bequem und kuschle mich in einige Decken. Die Decken sind so schwer, dass ich mich kaum bewegen kann, aber das ist genau das, was ich jetzt möchte. Ich lege meine Füße hoch und schließe meine Augen, um mich auszuruhen. Lange bleibt es in der Wohnung nicht still. Ich höre das Klimpern von Schlüsseln, dann das Öffnen der Wohnungstür, ein weiteres Geräusch, das ich nicht ganz zuordnen kann, ehe die Tür sich schon wieder schließt. Ich lausche.
„Killian?“, frage ich, als ich nichts mehr höre. Ich möchte erst meiner Neugierde nachgeben und nachsehen, doch dann beschließe ich, doch lieber liegen zu bleiben. Er ist wahrscheinlich noch einmal rausgegangen, um die restlichen Gitarren zu holen. Es ist ja nicht so einfach, alle auf einmal zu tragen. Ich kuschle mich in mein Kissen und atme tief durch. Die Reihenfolge der Geräusche wiederholt sich noch zwei weitere Male, doch dann höre ich Killians Stimme.
„Endlich hab' ich euch wieder.“ Ich schmunzle. Er spricht mit seinen Gitarren.
„Killian!“, begrüße ich ihn. „Ich bin schon wieder zu Hause.“
„Hab' ich mir gedacht, als ich deine Schuhe gesehen habe, Prinzessin. Blöd, dass das Wetter wieder einen Umschwung gemacht hat, hm?“ Er kommt ins Wohnzimmer, geht an der Couch vorbei und stellt seine Gitarren bei dem unordentlichen Tisch ab. „Hi.“ Killian tritt auf die Couch zu, beugt sich zu mir nach unten und gibt mir einen Kuss. Er wirkt ein wenig außer Atem. Das viele Treppensteigen war wohl sehr anstrengend für ihn. „Da hat sich aber jemand ganz schön eingekuschelt.“
„Ja“, antworte ich ihm mit einem Lächeln. „Du siehst zufrieden aus. Ein bisschen müde, aber hauptsächlich zufrieden.“
„Das bin ich. Meine Gitarren sind wieder da.“ Er geht noch einmal zur Tür. „Ich war auch gleich mit Ian einkaufen. Die Menschen sind komplett verrückt geworden.“ Killians Stimme wird immer lauter, je weiter er sich von mir entfernt. „Die Läden sind leergeplündert. Sämtliche Dosen sind weg, Toilettenpapier ist unauffindbar und ich konnte nicht einmal eine kleine Packung Milch für meinen Kaffee finden.“
„Das klingt aber nicht gut.“
„Ist es auch nicht. Alle haben den Verstand verloren.“ Killian stellt seine restlichen Gitarren im Wohnzimmer ab, ehe er es noch einmal verlässt. „Viel konnte ich nicht einkaufen, aber wir werden nicht verhungern. Ich kann uns heute Abend irgendetwas aus den Resten machen, die noch da sind. Ich muss schauen, was ich finde.“
„In Ordnung.“
„Oh, beinahe vergessen. Trotz all den miesen Nachrichten, habe ich eine gute Nachricht für dich.“
„Tatsächlich?“, frage ich nach und setze mich auf, als Killian wieder ins Wohnzimmer kommt. „Ich liebe gute Nachrichten.“
„Dann wirst du diese Nachricht sehr lieben. Ich habe mir von Ian ein Zelt, Rucksäcke und Schlafsäcke geliehen. Er meinte, dass er sie aktuell ohnehin nicht braucht, nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich mit dir campen gehen möchte.“ Ich lächle breit, als Killian mich ansieht. „Dann werden wir das demnächst machen, hm?“
„Ja, darauf freue ich mich!“, antworte ich aufgeregt. Es kostet Kraft, mich aus den Decken zu kämpfen, doch ich klettere über die Couch, springe von der Armlehne und falle Killian in die Arme. Er fängt mich auf, drückt mich fest an sich und verwickelt mich in einen Kuss. Zu meinem Bedauern lässt er mich jedoch gleich wieder zu Boden sinken.
„Ich nehme schnell eine Dusche und dann können wir zusammen kuscheln.“
„Noch so eine gute Idee“, bemerke ich und lächle Killian an. „Ich kann jetzt schon kaum stillstehen.“ Ich tippe auf der Stelle, was Killian zum Lachen bringt.
„Ganz ruhig.“ Er hält mich an den Schultern fest und küsst meine Stirn. „Mach es dir in der Zwischenzeit bequem, ich bin in ein paar Minuten wieder bei dir.“
Killian bringt seinen Einkauf noch in die Küche, ehe er sich schon auf den Weg ins Badezimmer macht. Während er seine Dusche nimmt, spaziere ich durch das Wohnzimmer. Killians Gitarrenkoffer und Rucksäcke sind wieder da. Ich bin erleichtert, als ich mir die verpackten Instrumente ansehe. Es fühlt sich gut an, wenn er glücklich ist und dass er seine Gitarren wiederhat, macht meinen Liebsten sehr glücklich. Ich kann die Wärme in mir spüren.
Aus der Küche hole ich eine Dose Coke für Killian und Wasser für mich. Ich überlege auch, ob ich mir einen Tee machen soll, doch dazu bin ich im Moment zu faul. Nach einem großen Schluck Wasser klettere ich wieder auf die Couch und mache es mir bequem.
Killian lässt sich nicht lange Zeit im Badezimmer. Er trocknet sich die Haare, als er ins Wohnzimmer tritt und wirft das Handtuch dann auf den Couchtisch. Mein Liebster klettert sofort zu mir auf die Couch, um mich in den Arm zu nehmen und zu küssen. Mit viel Gefühl erwidere ich seine Liebesbekundungen. Killian zieht mich an sich und küsst schließlich meinen Hals. Ich versuche, ihn von mir zu drücken, was mir jedoch nicht so gut gelingt, wie ich es mir vorgestellt habe. Killian ist doch deutlich schwerer und kräftiger als ich es bin.
„Willst du wissen, was ich erlebt habe?“, frage ich ihn.
„Selbstredend. Erzähl es mir.“ Killian küsst erneut meinen Hals. Seine Hand wandert an meinen Hintern. Da er mich mit seinem Bart kitzelt, drücke ich ihn wieder von mir. „Lass das, so kann ich doch keine Geschichte erzählen.“
„Sicher? Ich kann so gut zuhören.“ Er grinst mich an.
„Ich habe Elias getroffen.“
Killians Grinsen verschwindet augenblicklich. „Du hast dich mit Elias getroffen? Ich wollte doch dabei sein, wenn du ihn wiedersiehst, damit dir nichts passiert.“
„Nein, nicht absichtlich. Es war Zufall. Elias war im Park und hat mit einer Fee gestritten.“
Killian legt seine Stirn in Falten. „Kann ich mir gut vorstellen, die kleinen Dinger sind ziemlich frech.“
Ich nicke. „Ja, das sind sie. Wir haben uns kurz unterhalten, aber er konnte mir leider auch nicht weiterhelfen. Ich glaube, dass es ihm schwerfällt, sich in der neuen Welt zurechtzufinden. Er war ziemlich betrunken.“
„Nicht ungewöhnlich, dass man sich in Alkohol flüchtet, wenn man etwas vergessen möchte. Ist allerdings nicht die beste Angewohnheit.“ Killian reibt sich den Nacken. „Aber sonst war alles okay? Er hat dir doch nichts getan, oder?“
„Nein“, antworte ich. „Er hat mir einen Schluck von seinem Bier angeboten, aber ich habe abgelehnt. Leider wusste er auch nichts von der Rune und die Magie aus dem Himmel in eine Rune zu leiten funktioniert leider auch nicht. Dafür braucht man wohl viele Magier.“
Killian streicht durch mein Haar. „Tut mir leid, dass dir das Gespräch nicht geholfen hat, Prinzessin.“
„Naja, ein wenig hat es schon geholfen. Ich denke, dass ich endgültig aufgeben sollte. Auf manche Fragen gibt es wohl keine Antworten. Ich muss aufhören, danach zu suchen. Niemand weiß, woher das grüne Schimmern kommt und wieso es hier ist. Wir wissen nur, dass es Magie ist.“ Ich senke meinen Blick auf meine Hand, die an Killians Brust ruht. „Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn ich aufhöre, nach Antworten zu suchen. Ich will zwar nicht meine Vergangenheit vergessen und hinter mich bringen, aber ich kann zumindest versuchen, mit all den verrückten Dingen abzuschließen und sie zu akzeptieren. Verstehst du, was ich meine?“
Killian nickt, dann beugt er sich vor und küsst meine Stirn. „Ja, ich verstehe das. Tut mir leid, dass ich nicht der Held sein konnte, der dich rettet.“
„Ach, Killian.“ Ich streichle seine Wange, doch er fängt meine Hand ab und küsst meine Finger, meinen Handrücken und mein Handgelenk. „Du hast mich trotzdem gerettet. Du hast mich zwar nicht in die Flüsternde Stadt gebracht, aber du hast mich nach Hause geholt und dafür werde ich dir ewig dankbar sein.“ Ich lächle leicht, als ich Killian wieder ansehe. Auch er zieht einen Mundwinkel hoch, ehe er meine Lippen küsst.
„Ich liebe dich, Ilaria.“
„Ich liebe dich auch.“
Mit einem Ruck zieht mein Liebster mich an sich. Er drückt mich fest, doch als ich anfange, mich zu wehren, lässt er wieder lockerer. Er lacht leise, dabei vergräbt er sein Gesicht in meinen Haaren.
„Hey, was ist denn so lustig?“, frage ich nach.
„Nichts, nichts, du zappelst nur so süß, das sind sicher deine Fischgene.“
„Tz“, gebe ich empört von mir und drücke gegen Killians Brust, um ihn wieder loszuwerden. „Wehe du fängst jetzt auch noch an, mich Fischmensch zu nennen. Das musste ich mir heute oft genug anhören. Ich will das gar nicht mehr richtigstellen, so oft wie ich ignoriert werde.“
Killian lacht los, doch er schüttelt schnell den Kopf. „Sorry. Das ist nicht lustig.“
„Genau. Das ist nicht lustig“, stimme ich ihm zu. „Ich bin kein Fischmensch.“
Killian küsst meine Stirn, dann nimmt er Abstand von mir. Obwohl ich ihn eigentlich loswerden wollte, halte ich mich schnell an ihm fest, damit wir wieder kuscheln können. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mir eine Gitarre schnappe? Ich kann an nichts Anderes mehr denken, als zu spielen.“
Ich lasse sofort locker. „Oh, natürlich. Bitte spiel etwas.“
Schnell setze ich mich auf und sehe zu den Koffern und Taschen hinüber. Killian strahlt die Freude eines kleinen Kindes aus, als er sich von der Couch aufrafft und auf seine Instrumente zugeht. Er greift sich eine der Taschen und öffnet sie. Mit der Akustikgitarre in der Hand setzt er sich auf die Couch. In seinem Gesicht ist deutlich zu sehen, wie glücklich er ist, als er seine Gitarre wieder in der Hand hält. Er streicht über das lackierte Holz und fährt mit dem Daumen über die Saiten. Ich lausche den Klängen und mache es mir vor ihm bequem, sodass ich meinen Liebsten ganz genau beobachten kann.
„Sag mal, was ist eigentlich aus deinen Versuchen geworden, Ilaria?“, fragt er, während er seine Gitarre stimmt. Er lässt die erste Seite erklingen.
„Oh, ich habe ab und zu geübt, wenn du nicht da warst. Vielleicht ein bisschen öfter als Chad, aber das ist wahrscheinlich keine besonders große Kunst“, antworte ich, worauf Killian schnaubt.
„Erinnere mich bitte nicht an den. Es reicht schon, wenn ich ihn morgen wiedersehen muss.“
„In den letzten Tagen war mir nicht nach Gitarre spielen, also abgesehen davon, dass deine Gitarren gar nicht da waren.“
„Kann ich verstehen“, meint Killian. Er streicht ein weiteres Mal über die Saiten, dann nickt er zufrieden und beginnt damit, eine Melodie zu spielen.
„Ich bin froh, dass alles geklappt hat und du deine Instrumente wieder zurückhast.“
„Ich auch. Man sagt das immer viel zu schnell, aber ich würde wirklich nicht ohne meine Gitarren leben wollen. Es hat verdammt wehgetan, zu wissen, dass sie in der Zwischenzeit vielleicht verkauft werden.“
„Aber jetzt ist alles wieder gut“, versichere ich ihm, worauf er nickt.
Ich beobachte Killians flinke Finger. Es ist unglaublich, wie einfach das bei ihm aussieht. Sein Talent und Können erstaunen mich immer wieder. Man fühlt, dass er für die Musik geboren wurde. Seine Seele steckt in jeder Melodie. Als er den nächsten Song anspielt, nehme ich mir fest vor, von morgen an täglich zu üben, um irgendwann auch so gut wie er zu werden. Ich kuschle mich an eines der Kissen und streichle dabei über Killians Schenkel. Meine Augen schließen sich wie von selbst, als ich der verträumten Melodie lausche.
„Darf ich mir ein Lied wünschen?“, frage ich, wobei meine Augen geschlossen bleiben.
„Selbstredend.“
„Dancing Queen von ABBA. Kennst du das?“
Killian stoppt, dann fängt er an zu lachen. Ich öffne meine Augen. „Wie kommst du denn auf diesen Musikwunsch?“
„Wieso lachst du?“, frage ich, als ich zu ihm aufsehe. „Ich habe es gehört und es gefällt mir.“
„Nichts, schon okay.“ Er schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber es war kein ABBA-Musikwunsch.“