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Kapitel 38
Partymotto: Apokalypse
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In den letzten Tagen ging es mir nicht besonders gut. Obwohl Killian mich nicht alleine lassen wollte, hat er es getan, um zu arbeiten. Es ist nicht so, als hätte er es nicht versucht, doch seine Freunde haben ihre eigenen Prioritäten, ihre eigenen Probleme und Verpflichtungen. Ich kann nicht erwarten, dass alle ihr Leben stillstehen lassen, um auf mich aufzupassen. Seit Tagen umhüllt mich die Angst wie ein Schleier aus undurchdringbarem Nebel. Austins Worte beunruhigen mich immer noch, obwohl ich ihn seit diesem Abend nicht mehr gesehen habe. Vielleicht hat Killian ja auch Recht und Austin will mir gar nichts tun. Vielleicht sollten seine Worte uns tatsächlich nur Angst machen, damit Killian ihm gibt, was er fordert. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Wenn er mich nur einschüchtern wollte, dann hat er das geschafft. Die Angst, von Killian getrennt zu werden, lähmt mich.
In eine kuschelige Decke gewickelt sitze ich auf der Feuertreppe und sehe in den Himmel. Das grüne Schimmern ist längst nicht nur meine Sorge, es verängstigt die gesamte Menschenwelt. Die Flugzeuge, die viele Menschen zum Reisen nutzen, funktionieren nicht mehr zuverlässig. Die Energie, die Magie, die die Welt der Menschen umhüllt, scheint die technischen Geräte der Menschen außer Gefecht zu setzen. Im Fernsehen kann man beobachten, wie unzählige Menschen keine Chance haben, nach Hause zu gelangen. Sie sitzen auf Flughäfen fest. Hotels sind überfüllt. Aus Angst werden die Menschen wütend und gewalttätig. Sie streiten und fordern, dass sich jemand um diese Probleme kümmert. Es herrscht Chaos. Menschen diskutieren darüber, wie die gesamte Lebensmittelversorgung intakt bleiben könnte. Unsichere Menschen stürmen die Geschäfte, viele Lebensmittel und Alltagsprodukte sind restlos ausverkauft. Die Regale stehen leer. Wissenschaftler sammeln Daten und analysieren den Himmel. Es wird darüber gesprochen, ob diese Veränderungen gesundheitsschädlich sein könnten. All diese Panik und Hoffnungslosigkeit bereiten mir große Sorgen. Ich fürchte, dass die Menschen diesen Problemen nicht gewachsen sind. Ich mache mir Sorgen um diese Welt und ihre Bewohner.
Das alles nagt an mir, zerrt an meinen Nerven und nährt mein schlechtes Gewissen. Ist es die Schuld meiner Welt, dass die Menschen nun in dieses Chaos gestürzt werden? Haben wir unsere Welt mit Magie zerstört und auch die Welt der Menschen in Gefahr gebracht? Ist die Welt, in der ich eine vermeintliche Zuflucht gefunden habe, als nächstes an der Reihe?
Geschlagen senke ich meinen Blick. Ich kann gar nicht genug Kamillentee kochen, um meine Sorgen darin zu ertränken.
„Hey, Prinzessin. Kommst du?“ Ich drehe mich in Killians Richtung. „Du musst nicht, wenn du nicht willst, aber alle freuen sich schon darauf, dich zu sehen.“
„Ich weiß nicht, wie ich in Stimmung kommen sollte, wenn eure Welt sozusagen in Flammen steht“, erkläre ich besorgt.
Killian zuckt mit den Schultern. „Weißt du. Wir Menschen tendieren dazu, solche Probleme zu verdrängen, aber gleichzeitig auch in Panik zu geraten. Die Politik wird das schon lösen. Wenn wir nicht fliegen können, dann fahren wir eben oder nutzen Schiffe. Bei der Geldgier der großen Konzerne wird ihnen zwangsläufig nichts Anderes übrigbleiben, als diese Probleme zu lösen. Das wird sich schon einpendeln und wir Durchschnittsmenschen können überhaupt nichts dagegen tun.“ Die Gleichgültigkeit, mit der Killian spricht, bringt mich dazu, vor Fassungslosigkeit zu lachen. Ich weiß nicht, wie ich anders reagieren sollte. Er zieht einen Mundwinkel hoch und reicht mir die Hand. „Komm. Es wird Zeit, dass meine schöne Frau dem ganzen Club den Kopf verdreht.“ Killian zwinkert mir zu. Ich schüttle den Kopf und lasse mir von Killian durch das Fenster nach drinnen helfen. Kaum setze ich einen Fuß in das Schlafzimmer, hebt er mich an, setzt mich auf die Fensterbank und verwickelt mich in einen Kuss, den ich überrumpelt erwidere. Ich bin sicher, dass er das nur macht, um mich aufzuheitern. Das alles kann doch nicht spurlos an ihm vorbei gehen. Oder doch?
Sanft drücke ich ihn von mir und frage: „Geht es dir gut? Du bist ungewöhnlich gut gelaunt.“
„Ich freue mich auf den Auftritt und darauf, dir etwas Neues zeigen zu können.“ Killian gibt mir einen weiteren Kuss. Liebevoll streiche ich über seine Brust und lächle, als er wieder von mir Abstand nimmt.
Ich lasse mich von der Fensterbank gleiten und stehe nun vor meinem Liebsten. Die Decke fällt zu Boden. Nach einem weiteren Kuss nehme ich seine Hand und führe ihn durch die Wohnung. Vielleicht hat er Recht. Für heute Abend kann ich all diese Sorgen vergessen. Es gibt ohnehin nichts, das ich tun kann. Ich kann die Probleme der Menschen nicht lösen und ich kann auch den grünen Schimmer nicht vertreiben. Ich kann nichts tun, um dieser Welt zu helfen, doch ich kann mich auf meine neuen, spannenden Erfahrungen konzentrieren und das Beste aus meinem eigenen Leben machen.
༄ ♫ ༄
Auch heute holt Ian uns wieder ab, um mit uns zum Club zu fahren. Wir fahren allerdings nicht mit ihm, sondern mit einem fremden Fahrer. Uber hat Killian es genannt.
Schon vor dem Club kann ich die laute Musik hören. Ich beschließe, mir die Ohrstöpsel sofort in meine Ohren zu stecken, um mich vor dem Lärm im Inneren des Clubs zu schützen. Als ich von Killian ablasse, bleibt er sofort stehen. Er legt seine Hand an meinen unteren Rücken, während ich die Ohrstöpsel aus meiner Jacke nehme und sie vorsichtig in meine Ohren stecke. Das Gebäude an der Ecke ist dunkel, wirkt recht klein und fast unscheinbar, wäre da nicht die laute Musik. Der Name F8 steht so klein an der Wand geschrieben, sodass man es fast übersehen könnte, wenn man nicht so neugierig wäre wie ich. Selbst das schwarze Schild über dem Eingang ist sehr schlicht.
Vor dem Club treffen wir noch auf Jean und Luna, die mich zur Begrüßung fest umarmt. „Du hast mir so gefehlt. Ich muss dir gleich ein Kompliment machen, weil ich dich online gestalkt habe. Deine Meerjungfrauen-Fotos sehen so toll aus.“ In Lunas grünen Augen kann ich deutlich erkennen, wie sehr sie sich freut, mich wiederzusehen.
Lächelnd antworte ich ihr: „Danke, Luna, das ist lieb von dir. Killian hat die Fotos gemacht. Wir waren am Meer, haben die Golden Gate Bridge aus der Ferne gesehen und er hat mir die Wave Organ gezeigt.“
„Klingt, als hättet ihr einen tollen Tag gehabt. Ich finde, du solltest darüber nachdenken, eine professionelle Karriere als Meerjungfrau anzustreben. Die Flosse sieht so echt aus, man könnte fast glauben, dass du tatsächlich eine Meerjungfrau bist.“
Lunas Vorschlag bringt mich zum Lachen. Was man wohl als professionelle Meerjungfrau macht? „Nein, nein, ich denke, das wäre nichts für mich. Ich sollte mich doch besser auf meinen Schmuck konzentrieren.“
Killian tritt wieder auf mich zu. Er legt seinen Arm um meine Schultern und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Dabei würdest du als Meerjungfrau eine gute Figur machen. Beinahe, als wärst du dafür geboren.“ Er zwinkert mir zu.
„Vielen Dank, Killian“, antworte ich mit einem Schmunzeln. Wenn ich nicht wissen würde, dass er dagegen ist, dass ich als Meerjungfrau im Aquarium auftrete, würde ich diese Chance vielleicht doch nutzen. Ob Blossoms Angebot immer noch steht?
Anstatt mir weiter Gedanken über eine Karriere als Meerjungfrau zu machen, betrete ich mit dem Rest der Gruppe den Club. Die laute Musik, die vielen Menschen und die eher drückende Atmosphäre, versetzen mich sofort unter Stress, den ich jedoch schnell wieder verdränge. Der Nachtclub ist zu interessant, um mich davon einschüchtern zu lassen. Ähnlich wie in der Bar ist es dunkel, Sitzplätze gibt es, bis auf die Hocker an der Bar, keine.
Killian beugt sich zu meinem Ohr. Obwohl er sehr laut spricht, ist es schwer, ihn richtig zu verstehen. Da er Luna heranwinkt und mit dem Kopf zu ihr deutet, erschließe ich mir aus dem Kontext, dass ich bei ihr bleiben soll. Wahrscheinlich muss Killian sich um seine Band kümmern. Luna hakt sich bei mir ein. Ihr Lächeln ist ansteckend, ich erwidere es nur zu gerne.
„Wir gehen an die Bar, komm!“, schreit sie mir schon fast ins Ohr, worauf ich nicke. Jean spricht bereits mit dem Barkeeper. „Sag ihr, was du trinken willst.“
„Ich weiß aber noch gar nicht, was ich trinken will“, antworte ich ebenso laut wie Luna. Zu schreien ist mir allerdings sehr unangenehm. Auch wenn es für die Menschen normal ist, lauter zu werden, spüre ich jedes Mal erneut, wie unwohl ich mich fühle, wenn ich schreie. In meiner Heimat würde man einander niemals anschreien. Mich an diese für mein Volk aggressive Ausdrucksweise zu gewöhnen, fällt mir immer noch sehr schwer. Wahrscheinlich wird mir das für den Rest meines Lebens unangenehm bleiben.
Ich kneife die Augen zusammen, als Luna ein weiteres Mal gegen mein Ohr schreit: „Willst du Alkohol?!“
„Nein!“
„Okay!“, antwortet Luna. Sie hält meine Hand fest, als sie mich zu Jean an die Bar führt. Ich kann nicht verstehen, was die beiden miteinander besprechen, doch ich bin sicher, dass ich etwas zu trinken bekomme. Während ich warte, drängt sich ein Mann an mir vorbei. Er nickt mir zu und grinst mich breit an, worauf ich nur leicht lächle. Luna beugt sich wieder in meine Richtung. „Du bekommst Orangensaft, wenn das okay ist?“
„Ja, das ist in Ordnung, vielen Dank, Luna!“
„Dank nicht mir, sondern Jean.“
Kaum hat Luna ausgesprochen, blicke ich zu Jean, die mir lächelnd ein Glas reicht. Im roten Licht der Bar sieht ihr Makeup noch schöner aus. Jean ist eine ausgesprochen gutaussehende Menschenfrau. Ich erwidere ihr Lächeln, als ich mit meiner freien Hand nach dem Glas greife. Auch Luna bekommt ein Getränk.
Da Jean mir nun nah genug ist, bedanke ich mich laut bei ihr: „Vielen Dank für das Getränk, Jean!“
„Das gehört zum Babysitting-Service“, antwortet sie, ehe sie mir zuzwinkert und im Anschluss lacht. In diesem Szenario bin ich wohl das Baby. Ich verstehe.
Ich lasse Luna und vor allem Jean die Führung übernehmen. Die beiden gehen vor, während ich weiterhin Lunas Hand halte, als wir uns durch die Menschen drängen. Da wir kurz stehen bleiben, nutze ich die Gelegenheit und trinke einen Schluck von meinem Orangensaft. Er ist eiskalt, in dem Glas befinden sich einige Eiswürfel. Der Geschmack ist ausgezeichnet. Ich mag Fruchtsäfte sehr gerne.
Um uns herum tanzen einige Menschen. Jean führt uns zu einem Platz an der Wand. Sie lehnt sich zu meinem Ohr. „Hat Killian gesagt, wie lange es dauert, bis er wiederkommt?“
„Nein!“, antworte ich ihr laut. „Oder vielleicht doch? Ich habe ihn eigentlich gar nicht verstanden.“
Jean lacht herzlich, dann nimmt sie einen Schluck ihres Getränks, das sie dann an Luna weiterreicht. Sie sprechen kurz miteinander und geben sich dann einen sanften Kuss auf die Lippen. Zu sehen, wie schüchtern Luna lächelt, als Jean von uns Abstand nimmt, bringt auch mich zum Lächeln. Die beiden scheinen sich sehr zu lieben. Luna lässt meine Hand los und nimmt Jeans Getränk an.
„Jean kommt gleich wieder“, klärt Luna mich auf, als sie sich zu meinem Ohr lehnt. „Wir sollen hier warten, damit sie uns wiederfindet.“
„In Ordnung!“
„Wie sind denn die Clubs, wo du herkommst?“
„Laut und voll, so wie hier“, erfinde ich eine schnelle Lüge, da ich ziemlich sicher bin, dass es in anderen Clubs ähnlich aussieht. Killian hat mich ja bereits vorgewarnt.
„Ist wohl doch überall dasselbe“, meint Luna nun. Sie steckt den schwarzen Strohhalm in den Mund und sieht sich um, ehe sie sich wieder mir zuwendet. „Verrückt, dass wir hier feiern, während die Welt Kopf steht. Ich wäre fast zu Hause geblieben, aber Ian meinte, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken sollen.“
„Killian meinte, dass wir ohnehin nichts tun könnten und eigentlich hat er damit gar nicht so Unrecht.“
Luna nickt. Vielleicht bewegt sie sich aber auch zu der lauten Musik, die Grenzen verschwimmen ein wenig. „Tja, wenn die Apokalypse kommt, können wir sie nicht aufhalten. Wir können auch nicht rauffliegen und das Grüne Glitzern mit großen Netzen einfangen, hm?“ Sie grinst. „Aber eine gute Sache hat es. Jean ist Pilotin. Solange niemand fliegen darf, wurde sie erst einmal freigestellt. Das heißt, dass sie bei mir bleiben kann, bis es eine Lösung für das Chaos gibt oder sie gebraucht wird.“
„Alles Schlechte hat auch etwas Gutes“, antworte ich überzeugt.
Nun nickt sie aber deutlich. „Ja, das ist wohl war.“
Jean ist wieder zurück. Sie nimmt ihr Glas wieder an sich und lächelt erst Luna und dann mich an. Meine Freundin nimmt sofort wieder meine Hand, damit ich zwischen den vielen fremden Menschen nicht verloren gehe. Es fühlt sich schön an, Freunde zu haben und ein fester Bestandteil dieser Gruppe zu sein. Ich sehe durch die Menge und staune nicht schlecht, als ich am anderen Ende des Raumes Elias erkenne. Er trinkt aus einer Flasche. Ich hätte so viele Fragen, die ich ihm stellen möchte, doch jetzt wäre kein guter Zeitpunkt dafür. Er wirkt ziemlich betrunken, als er seine Flasche erneut anhebt, um davon zu trinken. Wie lange er wohl schon hier ist?
„Ilaria?!“, fragt Luna laut. Sie zieht an meinem Arm, um meine volle Aufmerksamkeit zu erlangen. „Komm, trink aus, es geht gleich los. Getränke werden nicht abgestellt, sondern ausgetrunken.“
Ich nicke und schlürfe meinen Orangensaft schnell durch den Strohhalm. „Fertig!“
„Wenn wir da vorne an dem kleinen Tisch vorbei gehen, stellst du dort dein Glas ab!“, erklärt Luna laut, ich nicke als Zeichen, dass ich sie verstanden habe, um nicht noch ein weiteres Mal schreien zu müssen.
Wir drei stellen unsere Gläser an besagtem Tisch ab. Luna hält meine Hand etwas fester, als sie mich durch die tanzende Menge führt. Wohin wir gehen, weiß ich nicht recht, doch ich vertraue meiner Begleitung. Interessiert sehe ich mir die Menschen um mich herum an. Sie tanzen zur Musik, jeder auf seine persönliche Art und Weise, einige sind deutlich betrunkener als andere und bewegen sich recht unkoordiniert. Von der Seite bekomme ich einen Stoß. Überrascht sehe ich den Menschen neben mir an, doch er hebt seine Arme in einer entschuldigenden Geste. Ich kann zwar nicht hören, was er sagt, doch er scheint sich zu entschuldigen. Kaum eine Sekunde danach tanzt er auch schon weiter. Ich drehe mich wieder in die Richtung, in die ich erneut gezogen werde und lege meinen Finger an mein Ohr, um den Ohrstöpsel etwas fester in mein Ohr zu schieben. Wenn es hier doch nur nicht so laut wäre.
Aus den Lautsprechern dringt die Stimme eines aufgedrehten Mannes. Ich sehe mich zwar um, doch ich kann ihn nicht entdecken. Erst als Luna mich vor die offensichtlich improvisierte Bühne zieht, kann ich einen recht kleinen Mann erkennen, der ein Mikrophon in seiner Hand hält. Da der Platz für die Band sehr beschränkt und auch nicht erhöht wie in der Bar ist, steht der Mann sozusagen fast selbst in der Menge.
„Ich kann euch nicht hören! Das geht noch ein bisschen lauter!“, feuert er die ohnehin schon schreiende Menschenmasse an. Neben mir reißt ein Mann seine Arme in die Höhe. Sein spritzendes Getränk verfehlt mich nur um Haaresbreite. Angeekelt rücke ich näher an Luna heran und suche Augenkontakt zu Killian, der jedoch gerade mit seiner Gitarre beschäftigt ist. Als die Band anfängt zu spielen, werde ich wieder ein wenig lockerer. Der kleine, aufgedrehte Mann jubelt vor Freude und gesellt sich dann springend zu dem Rest der Partygäste. Obwohl es mir unangenehm ist, so nah an den lauten Boxen zu stehen, versuche ich, so locker wie möglich zu bleiben. Luna und Jean motivieren mich zum Tanzen. Elias sticht mir durch seine Größe ein weiteres Mal ins Auge. Er drängt sich gerade wieder durch die Menge, vielleicht Richtung Bar oder sogar zum Ausgang. Ich mache einige Schritte in seine Richtung, um vielleicht doch mit ihm zu reden, doch Luna hält mich am Arm fest. Überrascht sehe ich in ihre Richtung.
„Wo willst du denn hin?! Es geht doch grade erst los!“, fragt sie schreiend, als sie sich zu meinem Ohr beugt.
Als ich aufsehe, habe ich Elias wieder aus den Augen verloren. Ich wende mich wieder an Luna. „Ach, nicht so wichtig, ich dachte nur, dass ich jemanden sehe, den ich kenne.“
„Bleib lieber bei uns! Ich will nicht, dass du verloren gehst! Wenn du zur Toilette musst, dann begleite ich dich!“
Ich nicke und lasse mich von Luna wieder zu sich ziehen. Es ist wohl besser, wenn ich eine andere Gelegenheit abwarte, um mit Elias zu sprechen. Fürs Erste sollte ich mich darauf konzentrieren, meinen Spaß zu haben. Ich tue es Luna gleich, strecke einen Arm in die Luft und springe im Takt der Musik. Obwohl es mir viel zu laut ist, kann ich der aufgedrehten, positiven Energie nicht widerstehen. Ich lasse mich von meiner Umgebung vollkommen einnehmen und genieße meinen ersten Abend in einem vollen Club.
༄ ♫ ༄
Killian und ich schnappen draußen vor dem Club nach Luft. Von der Hitze im Inneren des Clubs bin ich schweißnass, außerdem habe ich das Gefühl, dass die Musik in meinen Kopf eingedrungen ist. Es ist schwer, mich richtig zu orientieren, doch die vielen Glücksgefühle sorgen dafür, dass ich nicht aufhören kann, zu lächeln. Ich spüre die Aufregung in jeder Faser meines Körpers. Aufgedreht sehe ich mich um. Den Menschen scheint es nicht anders zu gehen. Die meisten unterhalten sich, sie lachen und scherzen miteinander.
„Alles in Ordnung, Prinzessin? Du wirkst so unruhig.“
Schnell drehe ich mich wieder zu Killian. „Ja, ich muss mich nur an den Lärm gewöhnen.“ Ich streiche mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und schmiege mich näher an Killian. Er zieht einen Mundwinkel hoch und sieht mich an. Als unsere Blicke sich treffen, strecke ich mich zu ihm und verwickle ihn in einen Kuss. Zufrieden lehne ich mich gegen meinen Liebsten, nehme dann aber wieder Abstand. Auch Killian ist ziemlich verschwitzt. Sein Körper glüht regelrecht. Ich strecke mich genüsslich und nehme einen tiefen Zug der Nachtluft. Kaum nehme ich meine Arme wieder hinunter legt Killian seinen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Sein Blick ist in den Himmel gerichtet. Je dunkler es wird, desto deutlicher ist das grüne Schimmern am Himmel zu erkennen.
„Denkst du, dass die Magie wieder verschwindet?“, fragt er mich.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht war sie auch schon immer da und ist nur stärker geworden, seit es mehr von uns auf eurer Welt gibt.“ Killian sieht mich an, dann zucke ich mit den Schultern. „Aber wer weiß das schon mit Sicherheit. Vielleicht bekommen wir ja nie eine zufriedenstellende Antwort.“
„Ja schade, dass das Leben nicht so einfach ist wie in einem Buch oder einem Film“, meint Killian neutral. „Das Leben hat leider selten einen roten Faden.“
„Hm“, gebe ich recht gleichgültig von mir. „Ich habe vorhin Elias gesehen.“
„Ach, tatsächlich? Der taucht ja wirklich überall auf. Wahrscheinlich stalkt der Typ dich.“ Killian rümpft die Nase. Ich bin ziemlich sicher, dass er Elias nicht ausstehen kann. Dabei kennen die beiden sich doch gar nicht. „Hat er irgendetwas zu dir gesagt?“
„Er war zu weit weg. Ich denke, dass er schon nach Hause gegangen ist. Er hat auch den Eindruck gemacht, als hätte er schon recht viel getrunken. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn er sich zu Hause ausschläft.“ Ich wiege meinen Kopf hin und her. „Ich sollte ihn demnächst anrufen. Vielleicht hat er ja noch mehr Antworten für mich.“
„Wenn du dich mit ihm triffst, dann will ich mitkommen. Ich möchte nicht, dass du mit ihm alleine bist“, meint Killian recht ruhig.
„In Ordnung. Erklärst du mir auch, wieso?“, frage ich nach.
„Er ist ein großer, kräftiger Kerl, außerdem hat er dich bei eurer letzten Unterhaltung zum Weinen gebracht.“ Killian schnaubt. „Ich denke, dass das Grund genug ist, dich nicht mit ihm alleine zu lassen.“ Ich bekomme einen Kuss auf die Schläfe. „Das Wichtigste für mich ist, dass du in Sicherheit bist, okay?“
„Ja, ich verstehe, was du meinst. Ich bin gerne in Sicherheit.“
Nun lacht mein Liebster, ehe er mich an sich drückt. „Das kann ich mir gut vorstellen. Den meisten geht es so, Prinzessin.“
„Ach, hier seid ihr!“, bemerkt Ian, als er auf uns zukommt. „Ich hab' euch schon gesucht.“ Er zeigt mit seinem Daumen über seine Schulter. „Kommt ihr nochmal mit rein?“
Killian sieht mich fragend an. Ich bin wohl diejenige, die diese Entscheidung treffen soll. Da ich noch nicht nach Hause möchte, nehme ich Killians Hand und lächle Ian breit an. „Ja, unbedingt!“
༄ ♫ ༄
Nach einer Nacht im Club machen wir uns auf den Weg nach Hause. Um Geld zu sparen, spazieren wir Hand in Hand die Straße entlang. Seine Gitarre trägt Killian auf dem Rücken. Nachts gefällt mir San Francisco ausgesprochen gut. Die vielen Lichter sehen in der Dunkelheit sehr schön aus. Das Einzige, das mich beunruhigt, sind die ‚seltsamen Menschen‘ die vorwiegend nachts durch die Stadt laufen. Da Killian an meiner Seite ist, habe ich allerdings nichts zu befürchten. Er ist mein großer, starker Beschützer. Bei ihm fühle ich mich sicher und geborgen. Auf meinen Lippen breitet sich ein Lächeln aus. Für diesen Moment sind alle Sorgen verschwunden. Ich bin einfach nur glücklich.
„Und es macht dir wirklich nichts aus, dass wir zu Fuß gehen?“
„Nein“, antworte ich ihm. „In meiner Heimat war ich immer zu Fuß unterwegs. Wenn ich nicht gerade geschwommen bin, natürlich.“
„Gab es irgendwelche Orte, die du besonders gerne hattest?“
„Ich habe die Kreischenden Inseln geliebt.“
Killian streicht durch seinen Bart. „Das sind die Inseln bei der Flüsternden Stadt, nicht?“
„Ja genau“, antworte ich fröhlich, da Killian sich tatsächlich erinnert. „Dir hätte es dort auch gefallen. Es gibt wunderschöne weiße Sandstrände, Palmen mit köstlichen Früchten, kleine Wälder in denen man ungestört spazieren gehen kann und auf einigen der Inseln kann man sogar in einem See schwimmen. Das Wasser ist herrlich warm. Es gibt sogar einen Wasserfall.“ Ich lächle breit bei der Erinnerung an meine Heimat. „Eine der Inseln eignet sich besonders gut, um dort sein Unwesen zu treiben. Dort steht ein Dorf, das seit vielen, vielen Jahren leer steht.“
„Es steht leer?“, hakt Killian nach. „Wieso das denn? Sind die Menschen in Städte gezogen?“
„Nein, sie sind alle gestorben“, antworte ich. „Im Frühling haben sie sich angesiedelt, unsere Warnungen ignoriert und im Winter hat der Flüsternde Ozean sie zu sich gelockt.“
„Dann sind sie im Winter schwimmen gegangen und ertrunken?“
„Das ist schwer zu sagen. Eine Leiche findet man eigentlich nie. Stell es dir so vor, als wäre der Körper gebündelte Energie. Der Flüsternde Ozean zieht Wesen in seinen Bann und absorbiert diese Energie. Die Lebewesen verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen.“
Killians Mimik zeigt sofort, wie erschrocken er ist. Auch seine Stimme klingt beunruhigt, als er spricht: „Das ist ganz schön unheimlich. Wie in einem Horrorfilm.“ Er räuspert sich. „Und was ist mit euch? Wieso verschwindet ihr nicht?“
„Ich schätze, dass er uns nicht zu sich ruft, weil wir bereits ein Teil von ihm sind. Er ist unser Lebensraum, unsere Heimat. Wir werden immer verbunden sein, selbst, wenn ich hier bin.“
Killian drückt meine Hand fest, als er mich über die Straße lotst. Er scheint genau zu wissen, wo es langgeht. Ich habe inzwischen vollkommen die Orientierung verloren, doch das macht nichts. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Liebsten verlassen kann.
Kaum sind wir wieder in Sicherheit, fragt er: „Und wie hat sich das für euch angefühlt? Hat sich im Winter irgendetwas verändert?“
„Das Wasser war deutlich kälter“, antworte ich ihm.
Killian schnaubt. „Nein, abgesehen davon, natürlich. Habt ihr gespürt, dass der Flüsternde Ozean irgendwie hungriger wurde?“
„Nein, im Winter starten allerdings keine neuen Expeditionen und alle, die noch auf Reisen sind, kommen erst frühestens im Frühling zurück in die Flüsternde Stadt. Im Winter meiden auch wir die Strände, um niemanden an das Wasser zu locken.“
„Dann müsst ihr den ganzen Winter in der Stadt bleiben, wenn ihr nicht noch auf Reisen seid?“
„Müssen nicht, aber es ist angenehmer, im Wasser zu bleiben. Der Winter ist doch recht kalt und unsere Körper vertragen diese Kälte nicht besonders gut, wenn wir an Land unterwegs sind. Sobald wir unsere Flosse haben, ist Kälte kein Problem, mit unseren Beinen sind wir der Kälte allerdings ausgeliefert.“
Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Ein Glück, dass es bei uns in San Francisco nicht besonders kalt wird. Und falls dir doch kalt wird, wickle ich dich in eine Decke und wärme dich ganz nah an meinem Körper.“ Nun grinst er vor sich hin.
Mein Liebster bringt mich zum Kichern. „So werde ich am liebsten gewärmt.“
„Das dachte ich mir.“ Killian drückt sanft meine Hand, dann stellt er mir die nächste Frage: „Also? Die Kreischenden Inseln. Was hast du so angestellt, als du an Land warst?“
„Ich liege unheimlich gerne am Strand in der Sonne. Ich genieße den warmen Sand unter meinen Fingern und das kühlende Wasser an meiner Flosse. Wenn ich dann Lust habe, etwas zu Essen, fange ich einen Fisch oder ich sehe zu, dass meine Flosse trocknet und spaziere über den Strand, um Ausschau nach Früchten zu halten. Man kann ohne Sorgen spazieren gehen. Auf den Inseln gibt es keine gefährlichen Tiere und die meisten Wesen meiden unsere Inseln ohnehin, da sie immer noch Angst haben, dass wir sie ins Wasser locken und sie ertränken und anschließend essen.“
Killian schnaubt. „Ja, das sagt man Sirenen in unserer Welt ebenfalls nach. In irgendeinem Buch habe ich außerdem gelesen, dass ihr Meerjungfrauen Menschen um Hilfe bittet, nur um ihnen im Anschluss das Herz aus der Brust zu reißen.“
Erschrocken sehe ich Killian an. „Wie bitte? Das Herz herausreißen? Was sollten wir mit einem Herz anfangen? Es in unserer Höhle an die Wand hängen?“ Lachend schüttle ich den Kopf. „Das ist lächerlich. Herzen herausreißen.“
„Schön, dass du dich darüber so amüsierst.“
Ich sehe zu ihm auf. „Keine Sorge, mein Liebster, du darfst dein Herz behalten.“
„Wenn ich es genau nehme, dann hast du mein Herz schon längst gestohlen.“
Überrascht bleibe ich stehen. Einen Schritt später bleibt auch Killian stehen. „Das ist wirklich süß.“
Killian zieht einen Mundwinkel hoch und überbrückt den Abstand zwischen uns, um mich zu küssen. „Du weckst meine kitschige Seite.“
„Ich liebe deine kitschige Seite.“
Mit großer Zufriedenheit in seinem Blick beugt Killian sich ein weiteres Mal zu mir. Ich bekomme noch einen Kuss, dann gehen wir weiter. Eine Weile ist es zwischen uns still. Ich sehe mich um und sammle Eindrücke. Nach und nach erkenne ich einige der Gebäude von meinen Spaziergängen. Ich bin ziemlich sicher, dass wir wieder auf der Franklin Street sind. Der Weg kann also nicht mehr weit sein.
„Erzähl mir mehr“, bittet Killian mich. „Du hast dir doch bestimmt das verlassene Dorf angesehen, oder? Mich würde interessieren, wie es dort ausgesehen hat.“
„Sie haben Hütten aus Steinen und Holz gebaut und ein paar Zäune gezogen. Sie hatten wohl auch Vieh dabei. Vielleicht Kühe oder Schafe? So genau weiß ich das nicht, aber ich habe die Überreste eines Stalls gesehen. Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, doch ich denke, dass einige der Häuser noch gar nicht fertig waren. Es dauert seine Zeit, in meiner Welt ein Zuhause aufzubauen.“ Ich sehe mir die riesigen Gebäude an, an denen wir vorbei gehen. „Mit eurer Technik wäre das bestimmt leichter.“
„Dafür gibt es bei uns viele Dinge, die in eurer Welt leichter sind. In eurer Welt könnte ich sofort einen Job annehmen, während du hier kaum Möglichkeiten hast, etwas zu verdienen, ohne in Gefahr zu geraten. Ich schätze, unsere Welten haben beide ihre Vor- und Nachteile.“
„Wenn du in meiner Welt leben würdest, würden wir uns auf einer der Inseln ein kleines Zuhause aufbauen“, erzähle ich verträumt. „Von Frühling bis Herbst würden wir uns von Früchten und Fisch ernähren und bevor der Winter anbricht, würden wir an die östliche Küste reisen, um in einer der Städte zu wohnen.“
Ich sehe zu Killian auf, um seine Reaktion zu sehen. Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Das klingt nach einem einfachen, schönen Leben. Wie bezahlen wir unser Winterquartier?“
„Ich verkaufe meinen Schmuck. In vielen Tavernen gibt es für Musiker außerdem die Möglichkeit, die Gäste mit Musik und Gesang zu unterhalten. Im Gegenzug bekommt man ein weiches Bett und warme Mahlzeiten.“
Killian schnaubt. „Wenn ich das so höre, ist mir deine Welt viel lieber als meine eigene. Das Leben wirkt einfacher als bei uns. Man hat ganz andere Möglichkeiten.“
„In meiner Welt gibt es aber leider keinen Strom und kein fließendes Wasser. Das würde ich vermissen, wenn ich wieder nach Hause gehen würde“, meine ich ehrlich.
„Das wäre wohl eines meiner größten Probleme. Heiß zu duschen würde ich wohl ungerne aufgeben.“
„Vielleicht ist es doch angenehmer, dass ich in deine Welt gestolpert bin und nicht du in meine.“ Ich kichere. „Obwohl ich doch schon gerne sehen würde, wie du einen Fisch fängst.“
„Mit einer Angel könnte ich das hinbekommen“, antwortet Killian mir selbstbewusst. „Ihn dann auszunehmen und auf einem Stock über einem Feuer zu grillen wäre auch kein Problem.“
„Das sollten wir unbedingt machen.“
„Wenn ich Austin wieder losgeworden bin, dann werden wir wie versprochen campen gehen. Nur du, ich und die Natur, du erinnerst dich?“
Ich nicke eifrig. „Ja, keine Bildschirme!“, gebe ich begeistert von mir.
Mein Liebster lacht herzlich, dann drückt er meine Hand. „Genau, keine Bildschirme, wie ich es dir versprochen habe.“ Killian wirkt wieder ernster. Er zieht seine Brauen zusammen. „Hoffentlich funktioniert das, wie ich es mir vorstelle. Austin kann ein Sturkopf sein, aber wenn er sein Geld will, muss er einen Kompromiss eingehen.“
„Und was machst du, wenn er das nicht möchte?“, frage ich unsicher nach.
„Darüber mache ich mir morgen Gedanken. Wir treffen uns am Nachmittag, dann gebe ich ihm das, was ich habe und wir reden darüber“, erklärt Killian mir.
„Bist du nervös?“
„Ein wenig.“ Er räuspert sich erneut. „Aber mir bleibt nichts Anderes übrig. Er wird nicht lockerlassen, bis er sein Geld hat.“
„Ich verstehe.“
Der Weg wird ein wenig steiler. In San Francisco gibt es unzählige Hügel, doch die Menschen haben ihre Häuser trotzdem gebaut. Auch das Haus, in dem Killian wohnt, liegt auf einem dieser Hügel. Nach einem recht langen Spaziergang sind wir endlich wieder zu Hause. Killian schließt auf und wir steigen die Treppen hinauf. Schon bevor er die Tür zur Wohnung aufschließt, schlüpfe ich aus meinen Schuhen. Die angenehme Kälte des Steinfußbodens im Gang kühlt meine müden Füße. Es fühlt sich gut an, meine Schuhe wieder los zu sein.
Während Killian eine Dusche nimmt, ziehe ich mir bereits meine Kleidung aus. Ich bin so müde, dass ich heute am liebsten die Nacht in der Wanne verbringen würde. Wenn ich im Wasser schlafe, bin ich morgens viel ausgeruhter. Das ist zumindest mein Eindruck. Mein Liebster beeilt sich. Er steigt bereits nach wenigen Minuten wieder aus der Dusche und trocknet seine Haare und seinen Körper, ehe er sich das Handtuch um die Hüfte bindet. Ich beobachte jede seiner Bewegungen, doch er scheint sich nicht daran zu stören.
„Die Wanne gehört dir“, bietet er mir mit einer Handgeste an.
„Danke.“ Ich verschließe den Abfluss und betätige den Wasserhahn. Nachdem ich das gemacht habe, füge ich noch etwas Schaumbad hinzu und setze mich dann an den Rand der Wanne. Killian steht vor dem Waschbecken und putzt sich die Zähne. „Ich bin zwar sicher, dass du nein sagen wirst, aber kann ich morgen mitkommen, wenn du dich mit Austin triffst?“
Killian schüttelt den Kopf. Er spuckt in das Waschbecken, ehe er seine Antwort ausführt: „Nein, das ist keine gute Idee. Ich hätte kein Problem damit, dich mitzunehmen, aber ich möchte nicht, dass Austin auf dumme Ideen kommt. Du bist hier sicherer. Mir ist es am liebsten, wenn er dich nicht einmal ansieht.“
„Dann bleibt deine Meinung unverändert?“
„Ja, ich will nicht, dass du dich einmischst. Ich weiß es zu schätzen, dass du mir helfen möchtest, Prinzessin, sehr sogar, aber das ist eine Situation in der du mir einfach nicht helfen kannst. Das müssen wir unter uns klären.“ Durch den Spiegel sieht er mich an. „Aber trotzdem danke, dass du helfen möchtest.“
Ich stehe auf und steige anschließend in die Wanne. Vorsichtig bespritze ich meine Oberschenkel mit Wasser, um meine Verwandlung zu beschleunigen. Die Magie lässt nicht lange auf sich warten und schon ragt meine Flosse wieder aus der Wanne heraus.
„Unternehmen wir etwas, wenn du wieder nach Hause kommst?“
„Klar. Wir können in den Park gehen.“
„Und du erzählst mir alles, was passiert ist, ja?“
„Mhm.“ Killian spült seinen Mund aus, wäscht sich das Gesicht und trocknet sich dann. „Vielleicht kannst du mir dann helfen, das restliche Geld zu verdienen. Ich suche mir wieder einen Job und du kannst ein paar Schmuckstücke fertigen. Jeder Dollar hilft mir, den Kerl wieder loszuwerden.“ Lächelnd sehe ich zu Killian auf. Er kniet sich neben die Wanne, streicht über meinen Kopf und küsst mich. „Das Wichtigste ist für mich, dass du in Sicherheit bist, deswegen will ich, dass du hierbleibst und auf deine Art hilfst, okay?“
Ich nicke. „Ja, das verstehe ich. Es ist lieb, dass du dich so sorgst.“
„Tja, du hast mein Herz gestohlen, ich kann nichts dagegen machen.“ Mit einem Grinsen auf den Lippen zwinkert er mir zu.
„Wer weiß?“, gebe ich vage von mir. Ich streiche mit meinen Fingern über seine Schulter und seine Brust. „Vielleicht suche ich ja noch nach dem perfekten Punkt, um dir dein Herz herauszureißen. Könnte sein, dass es tatsächlich eine Delikatesse ist und ihr Landlebewesen doch ganz lecker schmeckt.“
Er schnaubt und nimmt meine Hand in seine, um meine Finger und meinen Handrücken zu küssen. „Dann müsste ich mir wenigstens keine Gedanken mehr darum machen, wie ich meine Schulden bezahle.“
Kichernd drücke ich ihn von mir. „Sag das nicht. Du musst noch lange, lange leben, um mir deine Welt zu zeigen.“
„Ach, das ist deine Priorität?“
„Nein, nein, natürlich nicht!“, antworte ich amüsiert. „Ich liebe dich, deswegen sollst du am Leben bleiben.“
„Das klingt nicht so romantisch, wie du vielleicht denkst“, zieht er mich auf und küsst im Anschluss meine Stirn. „Nimm dir Zeit, ich mache uns in der Zwischenzeit was zu essen.“
„Was machst du denn?“
„Grilled Cheese. Also ein Sandwich mit Käse, das ich dann in der Pfanne anbrate, damit der Käse schmilzt.“
„Das klingt köstlich.“
„Ist es auch. Ich komme und hole dich, wenn ich fertig bin.“
„Vielen Dank, Killian.“
Mein Liebster steht auf und verlässt das Badezimmer. Er lässt die Tür geöffnet, damit wir einander hören können. Ich sinke tiefer in die Wanne und betätige den Wasserhahn. Es tut gut, den Geruch des Clubs wieder loszuwerden. Ich habe mich richtig schmutzig gefühlt. Genüsslich schließe ich unter Wasser die Augen. In meinem Kopf kann ich das dumpfe Klopfen der Musik immer noch hören. Hoffentlich verschwindet es bald wieder. Obwohl ich heute Abend viel Spaß hatte, brauche ich doch wieder eine Pause, um all die neuen Eindrücke zu verarbeiten.