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Kapitel 46
Der heiße Proberaum
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Der heutige Tag wird wundervoll, da bin ich mir sicher! Killian nimmt mich mit zu seiner Bandprobe und ich bin schon unglaublich aufgeregt deswegen. Schon seit er mir das erste Mal von seiner Bandprobe erzählt hat, möchte ich mitkommen und ein Teil davon sein. Während Killian noch seine Sachen packt, schnappe ich auf der Feuertreppe ein wenig frische Luft. Ich bin gespannt darauf, was ich heute zu sehen bekomme. Ich frage mich außerdem, wie so ein Proberaum wohl aussieht. Killian hat mich bereits vorgewarnt. Es wird laut werden, doch darauf bin ich vorbereitet. Ich habe immer noch die Ohrstöpsel in meiner Jackentasche. Bei dem Feuerwerk und auch in dem Club haben sie mir bereits gute Dienste geleistet und ich bin sicher, dass sie sich auch heute wieder bewähren.
Eine kühle Brise holt mich aus meinen Gedanken. Ich ziehe meine Decke höher und kuschle mich hinein. Das grüne Schimmern am Himmel wirkt heute besonders strahlend. Ich kann die Magie deutlich in der Luft fühlen. Es gleicht beinahe einem aufregenden Kribbeln, dass man tief in seiner Seele spüren kann. Vielleicht wirkt dieser Tag deswegen so aufregend. Ob die Magie sich auch auf die Menschen auswirkt?
Killian streckt seinen Kopf aus dem Fenster. „Ich wäre dann so weit. Kommst du, Prinzessin?“
Ich deute in den Himmel. „Sieh dir das an, Killian. Das grüne Schimmern ist heute wirklich intensiv. Man kann es fast so gut sehen wie nachts.“
„Tatsächlich?“, fragt er nach und klettert dann aus dem Fenster. Killian geht einige Schritte, um einen guten Blick in den Himmel zu bekommen. Er betrachtet erst das grüne Schimmern, dann sieht er über sich auf das Gitter und dann nach unten. Schließlich fällt sein Blick wieder auf mich. „Wenn die Magie noch heller leuchtet, könnten wir auf die Straßenbeleuchtung verzichten.“
Ich kichere. „Vielleicht wird die Nacht auch bald zum Tag.“
Mein Liebster schnaubt amüsiert. „Würde mir nichts ausmachen, ich kann immer schlafen.“ Killian macht einen Schritt auf mich zu und geht dann in die Knie. „Du siehst heute wundervoll aus.“ Ein wenig verlegen lehne ich mich ihm entgegen und gebe ihm einen sanften Kuss. „Noch anziehender als sonst und das ist gar nicht so einfach.“
„Vielleicht bin ich magisch aufgeladen“, antworte ich und zucke mit den Schultern. „Ich spüre schon den ganzen Morgen dieses aufgeregte Kribbeln. Fühlst du auch irgendetwas?“
„Nur, dass ich recht gut gelaunt bin“, meint Killian, dabei richtet er sich wieder auf. „Ist bei dir alles okay? Fühlst du dich unwohl oder ist das eher ein gutes Gefühl?“
„Es ist nicht so leicht zu beschreiben. Es ist als wäre ich aufgedreht und als würde ich es kaum erwarten, in das Meer zu springen. Verstehst du, was ich meine?“
Killian mustert mich, dann nickt er langsam. „Und was ist mit deinen Fingern?“
Erst jetzt bemerke ich, dass meine Finger sich wie von selbst bewegen. Ich verschränke sie ineinander, um die unwillkürlichen Bewegungen zu stoppen. „Oh, ich kann wohl nicht stillhalten.“
Killian nickt. „Okay, ich verstehe, wie du dich gerade fühlst. Wahrscheinlich so, als hättest du zu viel Kaffee getrunken.“ Er reibt sich den Nacken und rümpft dann die Nase. „Sag mir, wenn sich irgendetwas ändert oder du dich schlechter fühlst, ja? Dann muss ich mir irgendetwas einfallen lassen.“ Mein Liebster reicht mir die Hand, um mir aufzuhelfen. Ich nehme seine Hand an. Die weiche Decke rutscht von meinen Schultern und landet auf dem Gitter der Feuertreppe. „Vielleicht sollten wir eine Flasche Kamillentee mitnehmen. Nur für alle Fälle.“
„Denkst du, dass es mir schlechter gehen könnte?“
„Nein, das war vielleicht ungeschickt ausgedrückt.“ Er küsst meine Schläfe und streicht dann durch mein Haar. „Das mit der Magie ist neu, ich will nur Bescheid wissen und auf dich aufpassen. Für den Fall, dass sich deine Laune doch ändert, wäre es aber bestimmt gut, eine Lösung in der Hinterhand zu haben.“
„Ich verstehe. Du hast wahrscheinlich Recht“, stimme ich ihm zu. „So weit hätte ich gar nicht gedacht. Ich wollte nur den schönen Tag genießen.“
„Das werden wir“, versichert Killian mir. Ich bekomme noch einen weiteren Kuss von meinem Liebsten, dann grinst er mich frech an und legt seine Hand an meinen Hintern. Er gibt mir einen sehr sanften Klaps. „Na los, ab nach drinnen. Ich muss noch Wasser kochen.“
„Ein letzter Kuss“, bitte ich leise. Ich schlinge meine Hände um seinen Hals und nähere mich seinen Lippen. Killian hält mich an der Taille fest, als unsere Lippen sich immer wieder berühren. Meine Hand gleitet aus seinem Nacken, während ich ein wenig Abstand von ihm nehme. Ich streiche über seine Wange. Sein Bart wird immer länger. Es sieht zwar noch ein wenig unförmig aus, doch ich bin sicher, dass ein dichter, längerer Bart ihm sehr gut stehen würde. Als ich den Blick in seinen Augen bemerke, kichere ich. „Nein, wir gehen jetzt nicht ins Bett, sondern zur Bandprobe.“
Überrascht hebt Killian die Augenbrauen, dann schüttelt er den Kopf. „Ich weiß, ich bin ein Tier, tut mir leid.“ Er lacht verlegen und reibt sich dann den Nacken.
„Schon in Ordnung.“ Nach einem letzten Kuss auf seine Wange schnappe ich mir meine Decke, in die ich mich vorhin gekuschelt habe und klettere damit durch das Fenster nach drinnen.
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Als wir an unserem Ziel ankommen, bin ich erstaunt. Der Weg war nicht weit und Killian hat mir erklärt, dass es sich bei dem Gebäude um ein Hotel handelt. Schon an den Außenwänden bemerkt man den musikalischen Einfluss. Bilder von Menschen mit Instrumenten befinden sich neben der Tür und auf einer großen, schwarzen Tafel steht ein langer Text, für den ich leider keine Zeit habe, ihn zu lesen.
Wir begeben uns schnell nach drinnen und Killian führt mich bis zu den Proberäumen. An den Wänden der Gänge hängen viele bunte Bilder. Ich kann auch einige Instrumente in dem Hotel sehen. Leider habe ich keine Zeit, alles genauer zu betrachten. Wir steigen die Treppen hinunter und gehen einen weiteren, schmalen Gang entlang. Durch eine geschlossene Glastür kann ich bereits Angus und Marc sehen. Angus sitzt hinter einem Schlagzeug, während Marc gerade seine Gitarre aus einem Koffer nimmt.
„Oh, dann kann man den Bands von hier draußen sogar zusehen, das ist ja spannend“, stelle ich fest. „Falls es mir bei euch zu laut ist, sehe ich mir die Bandprobe von hier aus an.“
„Deine Ohrstöpsel hast du aber trotzdem dabei oder? Falls nicht, ist es nicht schlimm, ich habe welche in meinem Rucksack.“
Mit der flachen Hand klopfe ich auf die verschlossene Tasche meiner Jacke. „Nein, nicht nötig, meine Ohrstöpsel sind immer bei mir.“
„Mein cleveres Mädchen“, antwortet er und legt seine Hand um meine Schulter, um mich zu sich zu ziehen und meine Stirn zu küssen.
Die Tür öffnet sich. „Killian, da bist du ja endlich“, begrüßt Marc uns, ehe er mich ansieht und sich verbeugt. „Eure Hoheit.“
Ich kichere. „Ich bin doch gar keine echte Prinzessin“, antworte ich amüsiert, worauf auch Marc lacht.
„Ich weiß, ich weiß, kommt schon rein.“
Wir folgen der Einladung, wobei Killian mir den Vortritt lässt. Besonders viel Platz ist in dem kleinen Proberaum nicht, doch es reicht für die Instrumente und eine dunkle Couch, die am Ende des Raumes an der Wand steht.
Angus nickt uns zur Begrüßung zu. Er trinkt aus einer kleinen Plastikflasche. Nachdem er sie abgesetzt hat, wischt er sich über seinen langen Bart. „Ian verspätet sich um ein paar Minuten. Die Parkplatzsuche.“
„Mach’s dir bequem“, bietet Marc mir an und streckt seinen Arm Richtung Couch.
„Danke, lieb von dir.“ Ich setze mich und sehe mich in dem kleinen Raum um. Die rustikale Ziegelwand hinter dem Schlagzeug gefällt mir ausgesprochen gut. Sie ist blau-weiß gestrichen, die Farbe ist allerdings an vielen der Steine abgetragen. Wahrscheinlich ist das Absicht. Die Wand verleiht dem kleinen Raum einen gewissen Charakter. Bilder und auch Pflanzen oder Dekoration gibt es keine. In der Ecke neben dem Schlagzeug steht allerdings eine Lampe, außerdem liegen unzählige Kabel auf dem Boden und auch Verstärker stehen an der Wand.
Marc lächelt mir zu, als er auf einem kleinen Hocker Platz nimmt. „Und wie geht’s dir, Ilaria? Findest du dich in San Francisco gut zurecht?“
„Ach“, antworte ich, worauf ich mit den Schultern zucke. „Eigentlich ganz gut, aber eure Welt kann ganz schön verrückt sein.“
„Wem sagst du das“, meint Angus amüsiert. Er reicht Killian zwei Flaschen Wasser. Eine davon bringt er mir und legt sie auf meine Tasche. „Aber die Krise soll angeblich bald gelöst werden. Heute gab’s sogar wieder Toilettenpapier. Gut, man darf nur noch eine Packung mitnehmen, weil diese Prepper einfach jeden Scheiß aufkaufen.“
„Also ich find’s nicht so verkehrt, für den Ernstfall vorbereitet zu sein“, meint Marc.
„Klar, das stimmt schon, aber brauchst du als einzelner Mensch wirklich 100 Rollen Klopapier, nur weil die Erde ein bisschen gebebt hat?“, hakt Angus nach.
„Selbstverständlich. Daraus baue ich mir dann zu Hause eine kleine Burg. So einen Savespace, in dem ich mich verstecken kann, wenn’s gruslig wird“, antwortet Marc, ehe er und auch Angus lachen.
„Bastelst du dann auch ein Schild, auf dem steht, dass Mädchen keinen Zutritt haben?“, zieht Killian seinen Freund auf, worauf Marc eifrig nickt.
„Ja, genau so läuft das in Burg Klostein“, antwortet Marc überzeugt. „Und man darf nur rein, wenn man auch das Passwort kennt.“
„Wie lautet denn das Passwort?“, frage ich neugierig, um auch meinen Teil zu diesem Scherz beizutragen.
Marc streicht verschwörerisch durch seinen Bart. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir vertrauen kann.“
Blinzelnd sehe ich Marc an und ziehe eine Schmolllippe. „Dein Geheimnis wäre bei mir in sicheren Händen.“ Ich lege meine Hände an meine Brust. „Versprochen.“
Marc wirkt etwas verlegen, als er lacht. „Mann, diesen großen, unschuldigen Augen kann man nichts abschlagen. Jetzt muss ich mir tatsächlich ein Passwort ausdenken.“
Angus lacht herzlich, während Killian nur den Kopf schüttelt. „Siehst du, so geht es mir jeden Tag. Diese Augen haben etwas Magisches. Man kann ihr auch unmöglich böse sein, weil sie so verdammt süß ist.“
Ich grinse frech vor mich hin. „Ja, das ist meine Zauberkraft.“
Die Tür öffnet sich und Ian betritt den Proberaum. Er sieht etwas zerzaust aus, außerdem lässt er sofort seinen Rucksack sinken. „Sorry, Leute. Wow, verdammt heiß hier drinnen.“ Schnell schlüpft er aus seiner Jacke und legt sie auf einen der Verstärker. „Wieso macht ihr nie den Ventilator an?“ Er beugt sich hinter Marc zu Boden. „Du sitzt im Weg.“ Ian verschiebt den Ventilator, damit das technische Gerät, Luft in den Raum blasen kann.
„Kommt rein und meckert“, stellt Marc amüsiert fest. „Da wo ich herkomme, begrüßt man sich anständig, bevor man anfängt, sich zu beschweren.“
An Ians Gesicht erkenne ich, dass er sofort wieder lockerer wird. „Ja, ja, ich weiß, ich bin unerträglich. Aber es ist doch heiß hier, oder nich'?“
„Wo er Recht hat“, stimmt Killian ihm zu. Auch er zieht sich seinen Hoodie aus. Er wirft ihn mir zu und da mir nicht besonders heiß ist, nutze ich seinen aufgewärmten Hoodie als Decke.
Da entdeckt Ian auch endlich mich. „Oh, hi, Süße, hab' dich in der Ecke gar nich' gesehen! Dein Kerl versperrt mir die Sicht.“ Amüsiert über seinen eigenen Spruch tätschelt er Killians Arm.
„Schön, dich zu sehen, Ian.“ Ich hebe meine Hand, um ihn zu begrüßen. „Ich bin schon ganz aufgeregt und neugierig darauf, was mich erwartet.“
Angus gibt eine Wasserflasche an Marc weiter, die dieser wiederum an Ian weitergibt. Der Mann an dem Schlagzeug wendet sich an mich: „Ach, viel spannender wird es nicht, um ehrlich zu sein. Wir gehen unser aktuelles Set durch. Neue Songs gibt’s aktuell keine.“ Er blickt in die Runde. „Zumindest hat keiner was gesagt?“
„Hatte leider nich' so viel Zeit“, antwortet Ian, dann blickt er zu Killian.
„Ich auch nicht.“ Er nickt in meine Richtung. „Die Muse ist da, aber ich hatte recht viel Stress in letzter Zeit.“
„Tja, dann nur das aktuelle Set, das du ohnehin schon kennst. Ich hoffe, dass du nicht zu enttäuscht bist“, schließt Angus mit sanfter Stimme an seine Erklärung an.
Ich schüttle den Kopf. „Nein, ganz und gar nicht. Es könnte aber sein, dass ihr mir zu laut seid, dann würde ich euch durch die Tür zusehen.“
Angus schmunzelt. „Vollkommen verständlich. Gerade das Schlagzeug ist sehr laut. Ich würde es dir nicht übelnehmen, wenn du gleich wieder flüchtest. Brauchst du etwas, um deine Ohren zu schützen?“
„Nein, danke, ich habe noch meine Ohrstöpsel. Die habe ich immer dabei, weil eure Welt doch schon sehr laut ist.“
„Tja, da hat sie nicht Unrecht“, stimmt Marc mir zu.
Die Männer hantieren mit Kabeln und stimmen ihre Instrumente. Interessiert beobachte ich sie dabei, doch dann erinnere ich mich sofort an die Ohrstöpsel. Da ich nicht weiß, ob die Band ganz plötzlich anfängt zu spielen oder sie mir sagen, bevor es losgeht, bereite ich mich lieber darauf vor. Ich fische die rettenden Ohrstöpsel aus meiner Jacke und stecke sie mir in die Ohren, dann ziehe ich meine Jacke aus. Allmählich wird es doch ein wenig warm in dem kleinen Raum.
„Was wollt ihr später bestellen?“, fragt Ian, während er auf sein Display sieht. „Pizza?“
„Nein, Pizza hatte ich erst gestern“, antwortet Marc ihm.
„Pizza geht doch immer“, wirft Angus ein.
„Nicht, wenn du umziehst und die letzten Tage nur Pizza gegessen hast.“
Ian meint: „Gut, dann keine Pizza. Irgendwelche anderen Wünsche?“
„Tacos?“, schlägt Killian vor. „_Super Burrito hat auch Fisch und Schrimps für Ilaria. Die würzen auch recht mild, wenn man Bescheid gibt.“
„Wenn’s um Meeresfrüchte für dein Meeresfrüchtchen geht, dann könnten wir auch Asiatisch bestellen“, schlägt Angus nach einem kurzen Moment Bedenkzeit vor.
„Hast du mich gerade Meeresfrüchtchen genannt?“, frage ich gespielt entsetzt, ehe ich loslache.
„Ich hoffe für dich, dass du sie nicht im Meerjungfrauen-Slang beschimpft hast, sonst ist das heute vielleicht deine letzte Bandprobe und wir müssen uns einen neuen Drummer suchen“, wirft Marc belustigt ein. „Arme Ilaria. Nennt er sie einfach Meeresfrüchtchen.“
Ich schüttle den Kopf. „Nein, nein, er hat mich nicht beschimpft. Das war lustig.“
„Nah, war nich' sein bester Spruch. Da is' noch Luft nach oben.“ Ian winkt ab, dann sieht er in die Runde. „Fisch-mäßig hätt'n wir aber auch noch _Wing Lum. Da war’s letztens ziemlich nice.“
„Das ist mir ehrlich gesagt zu teuer“, gesteht Killian. „Das Geld ist knapp.“
„Gut, dann _Super Burrito, außer jemand hat Einwände?“, fragt Ian in die Runde.
„Klingt gut“, meint Marc und auch Angus zeigt einen Daumen hoch, um sein Einverständnis zu geben.
„Und du, Süße? Einverstanden?“
„Oh, natürlich. Wenn ich Fisch bekomme, bin ich glücklich.“
„Wenn Frauen doch immer so pflegeleicht wären“, gibt Marc seufzend von sich. „Dann müsste ich nicht umziehen.“
Auch Ian seufzt deutlich hörbar, außerdem schnalzt er mit der Zunge. „Ich hab' dir von Anfang an gesagt, dass sie 'ne Bitch is', aber du wolltest ja nich' auf mich hören.“
„Sie hat auch ihre guten Seiten, Ian.“
„Ja, ihre Rückseite vielleicht“, antwortet Ian schnippisch. „Und je weiter sie weg is', desto besser wird diese Seite.“
Angus schlägt auf die Trommeln und ein Metallteil seines Schlagzeugs. Killians lautes Lachen schallt durch den Raum, in das auch Angus schnell einstimmt. Ich bin sicher, dass ich gerade einen Witz verpasst habe, doch da ich ihn nicht verstehe, beobachte ich lieber die Reaktionen der anderen Menschen.
„Wie dem auch sei“, gibt Marc etwas lauter von sich. „Kleine, mach deine Ohrstöpsel rein. Wir legen jetzt los.“
Sanft drücke ich gegen die Ohrstöpsel in meinen Ohrmuscheln und zeige ihm dann einen Daumen nach oben.
Die Band fängt an zu spielen und ich lehne mich auf der Couch zurück. Es ist tatsächlich sehr laut. Unfassbar laut. Die Musik ist so laut, dass ich die Vibrationen nicht nur deutlich spüren, sondern auch in meiner Wasserflasche sehen kann. Das Wasser erzittert unter der Musik, meiner Seele geht es ähnlich. Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust, um mich zu schützen, doch die starken Vibrationen lösen Unbehagen in mir aus. Auch, wenn mir die Musik eigentlich immer gut gefällt, ist sie in diesem kleinen Raum doch sehr überwältigend. Es fühlt sich beinahe so an, als würde sie mich in die Polsterung der Couch drücken.
Obwohl ich nicht unhöflich sein möchte und zumindest einen Song abwarten will, stehe ich trotzdem auf und gehe einen Schritt. Meine Knie zittern ein wenig. Killian ist der Erste, der aufhört zu spielen, dann verstummt auch die restliche Band.
Mein Liebster macht einen Schritt auf mich zu und legt seine Hand an meine Schulter. „Geht es dir gut? Ist ziemlich laut, hm?“
„Ja, alles in Ordnung. Ich sehe aber vielleicht doch lieber von draußen aus zu. Entschuldigt, dass ihr wegen mir unterbrechen müsst.“
„Schon gut, Süße, geh ruhig raus. Wir sind nich' sauer“, beschwichtigt Ian mich sofort.
„Vielleicht war es doch nicht so gut, dich heute mitzunehmen.“
„Nein, es war eine gute Idee. Ich freue mich, hier zu sein. Ich brauche nur ein wenig Abstand von der lauten Musik.“ Killian zieht einen Mundwinkel hoch, als ich seine Wange streichle. Um ihm zu zeigen, dass ich mich gut fühle, gebe ich ihm einen sanften Kuss, dann lasse ich von ihm ab.
„Hier, nimm den Hocker mit, sonst stehst du vor der Tür, wie so ein Hund“, bietet Marc mir an, als er die Glastür öffnet. Er stellt den Hocker im Gang ab und ich setze mich.
„Vielen Dank, Marc.“
„Kein Ding.“
Marc schließt die Tür. Durch das Glas kann ich Ian sehen, er beugt sich gerade in mein Sichtfeld, um mir zu winken. Sein Lächeln bringt auch mich dazu, breit zu lächeln. Killians Freunde sind wirklich sehr nett zu mir. Mit jedem Tag in dieser Welt lerne ich nicht nur mehr über die Stadt, sondern lerne es auch zu schätzen, wie wunderbar die Gesellschaft der Menschen ist. Angus gibt den Takt an, dann beginnt die Band damit, denselben Song noch einmal zu spielen. Ich nehme einen tiefen Atemzug. Die gedämpfte Lautstärke ist viel angenehmer. Ich fühle mich gleich viel wohler.
Ich bemerke schnell, dass der Platz im Gang nicht so einsam ist, wie ich anfangs denke. Die Männer geben sich viel Mühe, mich zu integrieren. Sie öffnen nach jedem gespielten Song die Tür, um ein paar Worte mit mir zu wechseln. Ian tanzt sogar albern vor sich hin, während er seinen Text singt, um mich durch die Glastür zu unterhalten. Ich kann spüren, dass unsere Verbindung immer stärker wird. Ian ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Ich verfolge die restliche Bandprobe von meinem Platz aus. Die Männer sind sogar so lieb und spielen zwei ihrer älteren Songs, die ich bis jetzt noch nicht gehört habe. Es fühlt sich gut an, ein Teil dieser Erfahrung zu sein. Es ist aufregend, einer Bandprobe beizuwohnen.
༄ ♫ ༄
Zusammen suchen wir uns etwas zu essen aus und ich finde mich wieder auf der bequemen Couch in der Ecke des Proberaums ein. Mittlerweile ist es tatsächlich sehr heiß in dem Raum. Die Männer schwitzen. Ganz besonders Killian wirkt, als wäre die Probe sehr anstrengend für ihn gewesen. Mit einem Handtuch wischt er sich über das Gesicht, den Hals und auch den Nacken, schließlich den ganzen Kopf. Einige seiner Haarsträhnen sind schweißnass. Er fächert sich mit seinem Shirt Luft zu und trinkt dann seine Wasserflasche leer. Eine Pause tut ihm bestimmt gut.
Ian wiederholt noch einmal die gesamte Bestellung, um sicher zu gehen, dass jeder bekommt, was er haben möchte und bestätigt sie dann mit seinem Smartphone.
„Und das macht ihr immer so?“, frage ich interessiert nach. „Erst macht ihr Musik und dann esst ihr zusammen?“
„Ja, is' sozusagen zur Tradition geworden“, antwortet Ian mir, wobei er eine ausladende Handgeste macht. „Eine Tradition, die leider 'n bisschen eingeschlaf'n ist. Aktuell is' es bei allen 'n bisschen chaotisch, da findet man leider nich' immer die Zeit für alles, was man so machen möchte. Ich glaub' aber, dass es langsam wieder bergauf geht. Wenn ich aus L.A. zurückkomme, dann bin ich bestimmt auch wieder konzentrierter und bei der Sache. Dann gibt’s auch hoffentlich bald wieder neue Songs.“
„Ja, wenn in meiner Bude alles steht, dann läuft’s auch endlich wieder glatter“, stimmt Marc Ian zu.
Mit einem müden Brummen lässt Killian sich neben mich auf die Couch sinken. Als ich seinen Arm streicheln möchte, hebt er meine Hand an und legt sie an seinen Hals. „Du bist wie eine kalte Kompresse.“ Ich kichere, stehe dann auf und lege beide Hände an Killians Hals. „Oh Gott, das tut gut. Danke, Prinzessin.“
„Der kleine Proberaum wird ziemlich schnell heiß, hm?“
„Ja, da hilft der Ventilator leider auch nicht viel.“
Ich lasse von meinem Liebsten ab und ziehe dann das Handtuch von seiner Schulter. Erst ziehe ich vergebens, doch als er seinen Oberkörper nach vorne richtet, kann ich das Handtuch an mich nehmen. Vorsichtig und sanft wische ich Killian den Schweiß von der Stirn. Die Bandprobe hat ihn ganz schön ins Schwitzen gebracht. Er strahlt die Hitze regelrecht aus. „Jetzt siehst du gleich wieder ein wenig frischer aus.“ Mit einem Lächeln sehe ich Killian an. Er streicht über die Seite meines Oberschenkels.
„Danke.“
„Das mache ich gerne.“ Ich beuge mich nach vorne und küsse sanft seine Stirn. „Du solltest noch etwas trinken.“ Aus meiner Tasche nehme ich die Flasche Wasser, die ich von Angus bekommen habe und reiche sie meinem Liebsten. Er nickt mir dankbar zu, öffnet sie und trinkt sie auf einen Satz beinahe ganz aus. Mit einer Handgeste bietet er mir die Flasche an, doch ich schüttle den Kopf. „Trink die Flasche ruhig aus, ich bin nicht durstig.“
„Es ist noch mehr Wasser da“, meint Angus, der wohl unser Gespräch verfolgt hat. Ich blicke über meine Schulter und sehe, dass die anderen fast schon bereit sind, den Proberaum zu verlassen. Eigentlich ging ich davon aus, dass wir hier essen, doch ich lag in meiner Annahme wohl falsch.
Killian tätschelt meinen Schenkel. „Na komm, raus aus dieser Sauna.“
Ich nehme Abstand, sodass Killian aufstehen kann, dann lege ich meine Jacke über meine Tasche, die ich im Anschluss schultere. Ich gehe zur Tür, da verlassen Marc und Ian schon den Proberaum. Angus drückt mir zwei kleine Flaschen Wasser in die Hand, die ich gleich in meiner Tasche verstaue. Bei meinem letzten Blick in den Proberaum sehe ich, wie Killian sein Shirt auszieht, seinen Oberkörper mit dem Handtuch abwischt und aus seinem Rucksack ein anderes Shirt herausnimmt. Mit nasser Kleidung würde ihm bestimmt schnell kalt werden. Er beeilt sich, als er sich seinen Rucksack anlegt und dann seinen Gitarrenkoffer schnappt.
Gemeinsam verlassen wir den Proberaum, dessen Tür geöffnet bleibt. Die Hocker und auch das Schlagzeug bleiben zurück. Der Anblick stimmt mich aus irgendeinem Grund ein wenig traurig. Es ist schade, dass die Bandprobe schon wieder vorbei ist.
Wir steigen die Treppen hoch. Die Männer lassen ihre Instrumente bei einer schwarz gekleideten Frau zurück. Zwischen ihren ebenfalls schwarzen Haaren blitzen knallig pinke und blaue Strähnen hervor. Ich mustere sie genauer. Die Frau ist ein wenig kräftiger und hat ein sympathisches Lächeln. Ihre blauen Augen strahlen Freundlichkeit aus. Ian trennt sich von der Gruppe, um sich mit der Frau zu unterhalten, während der Rest von uns noch weiter nach oben geht. Da ich sicher bin, dass Ian sich von mir verabschieden würde, wenn er nach Hause geht, schließe ich daraus, dass er in wenigen Minuten nachkommen wird.
„Wohin gehen wir?“, frage ich neugierig.
„Ach, Killian hat dich gar nicht eingeweiht?“, antwortet Marc mit einer Gegenfrage.
„Nein, hat er nicht.“ Ich werfe einen Blick nach hinten, Killian zuckt nur mit den Schultern. Um nicht zu fallen, sehe ich schnell wieder nach vorne.
„Hab' ehrlich gesagt nicht daran gedacht, dir alles bis ins Detail zu erklären. Lass dich überraschen, es wird dir gefallen.“
„Gut, dann lasse ich mich überraschen.“
Angus und Marc gehen vor, ich folge ihnen durch die Tür nach draußen. Der sanfte Wind ist eine willkommene Abkühlung. Ganz besonders Killian scheint es zu genießen. Er schließt seine Augen und nimmt einen tiefen Atemzug, dann brummt er genüsslich. Dass wir uns auf das Dach des Gebäudes begeben haben, überrascht mich allerdings dennoch. Damit hätte ich nicht gerechnet.
Die Männer nehmen an einem Tisch Platz. Sie beginnen sofort eine Unterhaltung. Killian reicht mir die Hand, um mich ebenfalls zu den Holzbänken zu lotsen, doch ich lehne kopfschüttelnd ab.
„Ich war noch nie auf einem Dach in eurer Welt. Ich darf mich doch umsehen, oder?“
„Pass aber bitte auf, dass du nicht hinunterfällst.“
„Oh, ich darf nicht von dem Dach fallen? Ich dachte, das würde Spaß machen.“
Killian wirft mir einen vielsagenden Blick zu. „Ich wollte es nur gesagt haben. Du wärst nicht die Erste, die von einem Dach fällt.“
„Ich passe auf mich auf“, versichere ich ihm und spaziere dann über das Dach.
Auf dem erhöhten Rand des Daches sitzt ein Vogel, der allerdings wegfliegt, als ich mich ihm nähere. Er verliert eine graue Feder, die in langsamen, gleitenden Bewegungen zu Boden sinkt. Ich sehe der Feder nach und werfe einen kurzen Blick nach unten. Die schmale Straße hinter dem Gebäude wirkt schäbiger und ungepflegter, als der Vordereingang. Ich kann einige traurige Palmen erkennen, deren Blätter teilweise abgeknickt und braun sind. An den Wänden der Gebäude befinden sich viele Kunstwerke und bunte Schriftzüge, wie ich sie beinahe überall in der Stadt gesehen habe. Das ist wohl das Charakteristischste an der Welt der Menschen. In meiner Welt habe ich so etwas noch nie gesehen.
Auf dem Dach selbst ist es nicht besonders spannend. Abgesehen von der Sitzgelegenheit, die die Band sofort angesteuert hat, gibt es hier nicht viel zu entdecken. Die Aussicht über die Stadt ist jedoch herrlich. Ich erinnere mich sofort daran, dass ich mit meinem Smartphone Fotos von der Stadt machen kann. Das intensive grüne Schimmern über San Francisco ist wunderschön anzusehen. Die Magie meiner Welt und die vielen, verschieden aussehenden Gebäude der Menschenwelt wirken gegensätzlich, aber dennoch sehr verbunden.
Nachdem ich einige Fotos gemacht habe, unter anderem auch ein Selfie mit der ahnungslosen, nun wieder vollzähligen Band im Hintergrund, geselle ich mich zu ihnen und setze mich zu meinem Liebsten. Killian legt sofort seinen Arm um mich. Ich nehme einen sanften Duft wahr. Er hat wohl ein Deo benutzt.
„Wenn dir kalt ist, kann ich dir meinen Hoodie geben“, schlägt Killian vor, doch ich schüttle den Kopf.
„Nein, danke, mir ist nicht kalt.“
Marc sieht über die Stadt, dann wendet er sich an mich: „Sag mal, Ilaria. Hattet ihr dieses grüne Zeug auch in eurer Welt?“ Er deutet in den Himmel über uns.
„Wir haben zwar Magie, aber nicht in dieser Form, nein“, antworte ich. „Unser Himmel war genauso blau wie eurer.“
„Und was weißt du über diese Magie? Geht die wieder weg?“
Ich zucke mit den Schultern. „Damit bin ich überfragt, tut mir leid. Ich bin genauso auf der Suche nach Antworten, wie ihr es seid.“
„Dass so ein bisschen grünes Glitzern so viel Ärger verursachen kann“, meldet sich nun Angus zu Wort. „Seit Wochen geht kein einziger Flug mehr.“
„Is' besser für die Umwelt“, meint Ian, der gerade mit einer kleinen Plastiktüte kämpft. Als er sie geöffnet hat, greift er hinein, um etwas zu naschen. Er bemerkt meinen neugierigen Blick und beugt sich über den Tisch, um mir etwas anzubieten.
„Vielen Dank.“
„Denkt ihr, dass wir das wieder in den Griff bekommen?“, knüpft Marc wieder an das Thema an.
Ich betrachte die kleinen rosa Bohnen in meiner Hand, dann stecke ich eine davon in den Mund und kaue sie. In Ians Blick erkenne ich die Frage, ob sie mir schmecken und ich zeige ihm einen Daumen hoch. Sie sind ausgesprochen süß und sehr lecker. Bohne für Bohne verschwindet in meinen Mund.
„So ein Typ, den Ilaria kennt, meinte, dass man viele Magier brauchen würde, um die Magie zu bändigen. Ich bezweifle, dass wir das können.“
„Vielleicht gibt es ja irgendwann einen wissenschaftlichen Weg, diese Energie zu nutzen“, meint Angus nachdenklich. „So ähnlich wie Solarenergie vielleicht.“ Er sieht weiterhin in den Himmel, dabei streicht er durch seinen langen Bart. „Wär' doch cool, wenn man seine Wohnung mit Magie beleuchten könnte.“
„In meiner Welt können wir das.“ Angus blickt zu mir. „Wir haben magische Kristalle, die Licht spenden. Einige Völker nutzen sie, um ihre Häuser und Hütten zu beleuchten.“
„Das ist ziemlich cool. Habt ihr auch so etwas wie Kerzen oder Lampen oder ersetzt Magie bei euch die gesamte Beleuchtung?“
„Nein, wir haben auch Kerzen und Feuerstellen oder Fackeln.“ Ich überlege. „Die Zwerge nutzen auch Öllampen. Ich bin mir aber nicht sicher, wie geläufig das unter anderen Völkern ist.“
„Schade, dass wir uns deine Welt nicht ansehen können, das wär' bestimmt eine interessante Reise.“
„Ja“, stimme ich ihm etwas geschlagen zu. „Wenn es doch nur so einfach wäre.“
„Tut mir leid, das ist bestimmt ein sensibles Thema für dich.“
Ich zucke mit den Schultern. „Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl. Ich muss das Beste aus meiner Zeit machen.“ Meinen Kopf lehne ich gegen Killians Schulter, der meine Stirn küsst. „Und ich kann mich eigentlich überhaupt nicht beschweren. Ich hätte es schlechter treffen können. Ich bin hier, darf einer Band bei der Probe zusehen und jetzt sitzen wir auf einem Dach mit einer wunderbaren Aussicht und leckeres Essen ist auf dem Weg zu uns.“
„Ah, Optimismus, das gefällt mir.“ Angus lächelt mich an. „Dabei fällt mir ein, dass Lauren dich zu uns nach Hause einladen möchte. Ihre Mum kann spontan auf unsere Kleine aufpassen, also hätte sie morgen Zeit.“
Freudig setze ich mich wieder auf. „Oh, das würde mir gefallen.“ Ich sehe zu Killian. „Es sei denn, du wolltest morgen schon mit mir campen?“
Killian winkt ab. „Nein, ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Hat sich gestern nicht so ergeben, wie ich mir das vorgestellt habe.“
Ich nicke, dann wende ich mich wieder an Angus. „Ich würde sehr gerne Zeit mit Lauren verbringen.“
„Cool, dann sag' ich ihr gleich Bescheid.“ Er zieht sein Smartphone aus seiner Tasche und tippt auf seinem Display. Wahrscheinlich schreibt er seiner Freundin eine Nachricht. Breit lächelnd wende ich mich Killian zu, der mich sanft an sich drückt und über meinen Oberarm streichelt.
„Ah, nice, unser Essen is' da.“ Ian lässt die Tüte mit den rosa Süßigkeiten auf dem staubigen Tisch liegen und steht auf. „Dann geh' ich mal runter.“ Er wirft einen Blick in die Runde. Sein Blick verrät, dass er etwas erwartet. Nach einigen Sekunden spricht er weiter: „Is' ja nich' so, als würde irgendjemand mitkommen, um mir zu helfen.“
„Du bist ein großer Junge, du schaffst das alleine“, spricht Marc ihm gut zu. Er verschränkt die Arme hinter seinem Kopf und blickt wieder in den Himmel über sich. Killian lässt von mir ab und steht ebenfalls auf. Er begleitet Ian nach unten, um ihm zu helfen, unser bestelltes Essen auf das Dach zu tragen.
Ich nutze die Zeit der Stille, um mir die Bilder anzusehen, die ich vorhin gemacht habe. Es dauert einen Moment, mir das schönste Foto auszusuchen, doch dann lade ich es hoch. Ich werfe einen Blick auf all die Fotos, die ich bereits hochgeladen habe und mache mir gedanklich eine Notiz, Killian zu fragen, ob er diese Bilder für mich ausdrucken kann. Ich könnte die Bilder vielleicht in einem kleinen Album sammeln. Es wäre schön, wie immer zur Hand zu haben, ohne ständig auf einen Bildschirm zu sehen.
Killian und Ian verteilen das Essen. Schon beim ersten Bissen bin ich begeistert. Der Burrito schmeckt ausgezeichnet. Er ist würzig, aber nicht zu scharf. Der Fisch schmeckt köstlich. Ich denke, dass das eines meiner liebsten Gerichte in der Menschenwelt ist. Da Reis und Bohnen zusammen jedoch sehr sättigend sind, schaffe ich es leider nicht, meine Portion aufzuessen, doch Killian nimmt mir diese Aufgabe mit Leichtigkeit ab.
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Wir bleiben länger als geplant und unterhalten uns über unzählige Themen. Es wird später und später und der Himmel immer dunkler. Angus verlässt uns als erster, dann geht Ian und schließlich auch Marc. Killian und ich bleiben, bis die Sonne vollkommen am Horizont verschwindet und sich das grüne Schimmern in voller Pracht auf dem Himmel zeigt. Es ist wunderschön. Ich spüre die Energie in meiner Seele. Es ist ein vertrautes, warmes Gefühl. Es klingt vielleicht lächerlich, doch es fühlt sich nach _Zuhause an, als wäre mir meine Heimat wieder näher. Ich wüsste nicht, wie ich es sonst beschreiben soll.
„Vielleicht sollten wir auch langsam nach Hause gehen“, schlägt Killian vor, doch ich kuschle mich noch enger an ihn.
„Ich will noch nicht gehen. Es ist gerade so schön.“
Killian streicht über meinen Arm, dann schnaubt er. „Dass du meinen Gestank überhaupt noch erträgst. Ich muss dringend unter die Dusche.“
„Ach, ich rieche das gar nicht wirklich“, antworte ich ihm.
„Wir sollten trotzdem gehen. Ich muss morgen ein paar Dinge erledigen und du solltest für dein Treffen mit Lauren auch fit sein.“
„Nur noch ein paar Minuten. Bitte.“
Seufzend gibt Killian sich geschlagen. „Na gut. Nur noch fünf Minuten.“
„Danke.“ Ich gebe Killian einen sanften Kuss auf die Wange, dann mache ich es mir wieder an seiner Schulter gemütlich und blicke in den Himmel. Ich wünschte, jeder Tag könnte so schön sein.