Killian:
Damian und Alic waren zurückgekehrt, ohne Tiara und ohne irgendwelche Hinweise. Flanna hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Er wusste nicht mehr weiter. Wie konnte man Rachegöttinnen aufspüren? „Sirius, zaubere mir eine Tafel“, sagte er und die restlichen im Raum starrten ihn an. Sirius tat, was man ihm gesagt hatte. „Was hast du vor?“, fragte Selena und sah müde zu ihm hoch. „Auf der Erde ist es mein Job, vermisste Menschen zu finden. Gewöhnlich verwende ich dafür so eine Tafel.“ Er fing an seine Tafel vollzuschreiben. Ort, Datum, Uhrzeit, wer alles anwesend war. Wer danach nicht mehr anwesend war. „Das wissen wir doch bereits“, sagte Alic und warf sich auf ein Sofa. „Seid ihr sicher, dass wir alle aufgeschrieben haben?“, fragte Damian. Selena sah sich die Tafel noch einmal an. Killian bemerkte es ebenfalls. „Wo ist dieser Lean?“, fragte Killian gefährlich leise. „Es kann unmöglich sein, dass Lean dahinter steckt“, sagte Alic. „Wo ist er?“ Killian kochte vor Wut. „Wahrscheinlich in seinem Zimmer“, antwortete Selena. „Und wo ist sein Zimmer?“ „Ich bring dich hin“, sagte Damian und ging zur Tür. „Damian!“ „Sel, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass der Typ mir nicht gefällt.“ „Aber…“ Killian ging an ihr vorbei und folgte Damian. „Nach dem Durcheinander war er kurz verschwunden. Ich hatte angenommen, dass er ein Feigling ist und sich versteckt hat.“ „Wenigstens hast du ihn im Auge behalten“, murmelte Killian. Sie blieben vor einer Tür stehen. Keiner von beiden machte Anstalten, anzuklopfen. Stattdessen warf sich Killian gegen die Tür, die daraufhin aufsprang. Lean saß an seinem Schreibtisch und schreckte auf. „Was zum Teufel ist hier los?! Was fällt euch ein…“ Killian war mit großen Schritten bei ihm, packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Beine. Lean war kleiner als Killian. Im Moment sah er sogar sehr mickrig aus. „Wo ist sie?“, zischte Killian. „Ich halte dann mal Wache“, hörte er Damian sagen. Nett von ihm. „Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Wer bist du überhaupt?“ „Ich frage dich nur noch einmal. WO. IST. TIARA?“ Lean versuchte sich loszureißen. „Woher soll ich das wissen?“, rief Lean. Aber Killian sah in seinen Augen, dass er log. „Es ist ein Fehler, mich zu deinem Feind zu machen. Und jetzt sag mir, wo sie ist!“ Lean grinste. „Du bist wohl der Kluge. Keiner ist auf die Idee gekommen, dass ich damit was zu tun haben könnte.“ Killian schubste ihn von sich, wodurch Lean gegen die Wand knallte. Killian zog seine Waffe und richtete es gegen Lean. „Was ist das?“, fragte Damian. „Ein Schuss und der Typ ist mausetot. Aber wenn ich auf sein Bein schieße, hat er höllische Schmerzen und die Wunde wird schwer zu behandeln sein, da ihr hier nicht solche Waffen besitzt.“ Damian kam näher. „Vielleicht solltest du nicht übertreiben.“ „Der Mistkerl hat gerade zugegeben, dass er etwas mit Tiaras Entführung zu tun hat.“ „Ich weiß und deshalb holen wir jetzt Jack.“ Damian packte Killian an den Schultern. „Tiara würde nicht wollen, dass du jemanden tötest, nur um an dein Ziel zu gelangen.“ Killian nickte und ließ seine Pistole sinken. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie sich Lean aus dem Staub machen wollte. Daraufhin feuerte er ab. Es machte einen lauten Knall und Damian zuckte neben ihm zusammen und Lean blieb wie angewurzelt stehen. Es war ein Schuss ins Leere gewesen. „Noch ein Schritt und der nächste verfehlt dich nicht!“ „Was zur Hölle ist hier los?“ Zuerst tauchte Jack auf, hinter ihm Mila und Selena. „Was ist passiert? Was war das für ein Geräusch?“, fragte Selena und trat vorsichtig zu Damian. Sie sah, dass er und Killian, Lean in eine Ecke gezwungen hatten. „Ein Glück, dass ihr da seid!“, rief er. „Die zwei sind Verräter! Sie wollten mich töten!“ Killian wollte schon auf ihn losgehen, aber Damian hielt ihn zurück. „Er weiß wo sie ist! Er steckt auch dahinter!“, rief Killian und versuchte sich loszureißen. Alic tauchte auf seiner anderen Seite auf und hielt ihn fest, bevor er etwas sehr dummes anstellen konnte. „Lean soll dahinter stecken?“, fragte Mila und sah den jungen Mann an, der mit ihrer Tochter groß geworden war. „Natürlich nicht! Warum sollte ich das tun? Was hätte ich davon?“ Selena lief an ihnen vorbei zum Schreibtisch. Sie nahm das unvollständige Brief in die Hand und überflog es. „Keine Anzeichen dafür, dass er jemandem über uns schreibt.“ „Sel, du brauchst nicht nach Beweisen zu suchen. Der Kerl hat es uns gestanden!“, rief Damian. „Noch eine Lüge! Ihr beide seid Verräter“, schrie Lean. „Das reicht jetzt!“, donnerte Jack. Killian befürchtete, dass er nicht ihm, sondern Lean glauben würde. „Jack, warum sollte ich so etwas erfinden? Außerdem hat es Damian doch auch gehört! Bitte sag mir nicht, dass du ihm glaubst.“ Killian wehrte sich inzwischen nicht mehr. „Natürlich glaube ich dir.“ Erleichtert atmete er aus. „Fesselt ihn“, gab Jack den Befehl und zwei Wachen packten Lean an den Armen. „Jetzt will ich wissen, wo meine Tochter ist“, sagte Jack gefährlich leise und stellte sich direkt vor ihn. „Sie ist tot.“ „Nein“, hauchte Selena und schlug die Hände vor ihr Mund. Killian erstarrte. „Du lügst!“, sagte Damian. „Warum sollte ich?“ Das Herz rutschte Killian in die Hose. Er hatte sie verloren? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Er hörte jemanden weinen. Sein Kopf bewegte sich wie in Zeitlupe zu Selena. Sie war auf die Knie gesunken. Ihre Schultern bebten. Killian gab Damian ein Zeichen, dass er ihn loslassen und zu ihr gehen soll. Dieser nickte und kniete sich neben sie und nahm sie in seine Arme. Sie schlang sofort einen Arm um ihn. „Bringt ihn ins Verließ.“ Jack verließ mit zusammengepressten Lippen das Zimmer. Mila folgte ihm.