„Sie ist ungeschickt, langsam und wirkt auf mich, als wäre sie in einer Höhle aufgewachsen, da sie sich selbst bei den einfachsten Tätigkeiten wie eine –“
Hedera unterband Gràinnes weitere Schimpftirade mit einer abwehrenden Geste, während die Sklavin Briseis ihr beim Ankleiden half.
„Genug! Ich habe dich nicht rufen lassen, um mir einen Vortrag über ihre Unzulänglichkeiten anzuhören. Stattdessen möchte ich von dir erfahren, was gestern Abend geschehen ist. Wer hat ihr Gesicht so entstellt?“
Von ihrer Domina so zurechtgewiesen zu werden, kam wahrlich nicht oft vor, weshalb Gràinne ergeben das Haupt neigte und es sich dabei nicht nehmen ließ, dem Häufchen Elend an ihrer Seite einen finsteren Blick zuzuwerfen.
Valerias Gesicht war in der Tat schrecklich entstellt. Ihre gesamte linke Gesichtshälfte war in den verschiedensten Farben getaucht und geschwollen, während das Auge, das dazwischen hervorblitzte, von geplatzten Äderchen durchzogen war.
Sie konnte kaum aufrecht stehen und schwankte dabei bedenklich, doch sie hielt sich tapfer.
Alexey hätte bei ihrem Anblick beinahe die Fassung verloren.
Selbst jetzt noch lauerte die gefangene Bestie in seinem Inneren nur darauf, von Gràinne den Namen des Übeltäters zu erfahren, um an ihm Vergeltung für Valerias Schmerz zu üben.
„Es war Cicero, Domina. Jedoch hatte er berechtigte Gründe, das zu tun.“
Cicero, dieser verdammte Sohn einer Hure!
Welch Glück, dass Alexey wenigstens ihm schaden konnte, wenn auch nicht so sehr, dass es dessen Tod bedeutet hätte. Aber das war ihm gleich. All die Jahre der Gefangenschaft hatten ihn nicht umsonst äußerst kreativ darin gemacht, die ihm gesetzten Grenzen, so gut es ging, für seine eigenen Zwecke auszunutzen.
„Ob es berechtigt war, dass eine einfache Wache mein Eigentum ohne mein ausdrückliches Einverständnis beschädigt, entscheide immer noch ich! Hast du das verstanden, Sklavin?“
Obschon es Alexey insgeheim erfreute, konnte er doch nicht umhin, sich über Hederas Tonfall zu wundern. Beinahe schien es, als würde ihr tatsächlich etwas an dem Wohl der kleinen Kriegerin liegen. Was einfach nicht sein konnte.
Hedera kümmerte sich ausschließlich um Hedera. So war es schon immer gewesen und würde es auch immer sein. Sie musste bei dieser Sache eine bestimmte Absicht verfolgen und Alexey war nur allzu genau bewusst, welche das war.
„Ja, Domina. Ich habe verstanden.“ Gràinne machte den Eindruck, als wolle sie sich jeden Moment vor die Füße ihrer Herrin werfen und um Vergebung betteln. Nichts lag ihr ferner, als ihre Domina zu enttäuschen und bei allem, was für sie auf dem Spiel stand, konnte Alexey das sogar verstehen. Gerade deshalb gab es ihm ein absolut befriedigendes Gefühl, dieses abscheuliche Weib sich so winden zu sehen.
Ein wahrlich seltener Anblick, der es verdiente, dass man jede Sekunde davon gründlich auskostete, doch er konnte seine Augen nicht lange von Valeria nehmen, die dem ganzen Gespräch ganz und gar teilnahmslos folgte.
Ihr Blick blieb die ganze Zeit über auf dem Boden vor ihren Füßen geheftet. Kein Funken ihrer Kampfeslust glomm mehr darin.
Hatte Cicero sie gebrochen?
„Also?“
Hedera saß inzwischen voll bekleidet auf einem Hocker vor ihrem Frisiertisch und ließ sich von Briseis, die für ihre Körperpflege und ihr äußeres Erscheinungsbild zuständig war, das Haar frisieren, während sie ihre ranghöchste Haussklavin keine Sekunde lang aus den Augen ließ und auf eine Erklärung wartete.
Gràinnes Blick wich dem ihrer Herrin aus, während sie sich die passenden Worte zurechtlegte, doch schon bald hatte sie ihre Sprache wiedergefunden.
„Eine der Neuen, Kore, hat gestern den Rest des Falerners vom Abendmahl verschüttet. Ich wollte sie für dieses Missgeschick bestrafen und tat es auch, bevor mir diese schwachköpfige Göre ... “ Sie zeigte anklagend auf Valeria, die das überhaupt nicht kümmerte. „... den Rohrstock aus der Hand riss und damit auf mich losging. Nur die Götter mögen wissen, was geschehen wäre, wenn Cicero und Claudius nicht gekommen wären, um mich von dieser wildgewordenen Furie zu befreien.“
Um ihre Aussage noch zu bekräftigen, hob die dunkelhaarige Frau ihre nackten Arme hoch, auf deren Rückseiten deutlich die Striemen ihres Rohrstocks zu erkennen waren. Offenbar hatte sie sich damit vor den Schlägen geschützt.
Die kleine Kriegerin hatte dem Anschein nach ohne Gnade und mit ganzer Kraft zugeschlagen.
Im Schutze seines Helms lächelte Alexey grimmig bei diesem Gedanken und richtete seinen Blick wieder auf Valeria, doch noch immer konnte man nichts in ihren Augen erkennen.
Hedera ließ die Worte ihrer Sklavin eine Weile auf sich wirken, während Briseis ihr mit schwarzem Kohlestift die Konturen der Augen nachzeichnete. Erst als diese damit fertig war, hielt sie die Sklavin von ihrem weiteren Tun mit einer kleinen Geste ab und stand auf, um vor Valeria zu treten.
Alexey folgte ihr wie ein Schatten, während seine Fingerspitzen zu kribbeln begannen.
Ob es ihm wohl gelingen würde, Hedera davon abzuhalten, Hand an die kleine Kriegerin zu legen?
„Diese Sklavin hat dich also angegriffen, um einer anderen zu helfen?“, verlangte sie noch einmal von Gràinne zu wissen, während sie gründlich das zerstörte Gesicht von Valeria betrachtete und sich schließlich auch den Rest des geschundenen Körpers ansah, ohne sie zu berühren.
„Das hat sie in der Tat.“
„Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“
Mit einem Seufzen, als würde die ganze Last der Welt auf ihren Schultern lasten, wandte Hedera sich wieder ab und setzte sich auf ihren Hocker zurück, damit Briseis mit ihren täglichen Pflichten weitermachen konnte.
„Ich übergebe sie in deine persönliche Obhut. Du wirst jeden ihrer Schritte überwachen, lässt sie nur Tätigkeiten verrichten, bei denen sie nichts anstellen kann, und sollte sie aus welchem Grund auch immer eine Strafe verdienen, dann bringst du sie zu mir. Hast du mich verstanden, Gràinne?“
„Wie du wünschst, Domina.“ Die oberste Haussklavin neigte abermals voller Ergebenheit das Haupt.
„Ich brauche sie noch und das möglichst unversehrt. Zumindest noch einige Wochen lang. Danach? Wer weiß.“
Alexey schluckte das heraufziehende Grollen in seiner Brust hinunter, während seine Kiefer kräftig aufeinander mahlten.
Er würde nicht zulassen, dass man der kleinen Kriegerin etwas antat. Dennoch war es eine absolute Gewissheit, dass er, nachdem Valeria für Hedera entbehrlich geworden war, noch weniger dazu im Stande wäre, sie zu beschützen, als es selbst in diesem Augenblick der Fall war.
Stattdessen würde dieses verfluchte Weib ihr Netz noch sehr viel enger um ihn gesponnen haben.
„Du kannst gehen.“ Hedera schickte Gràinne mit einer nebensächlichen Geste fort. „Und lass diesem unglückseligen Ding einen Sklavenring anlegen. Es ist mir dabei ganz gleich, was darauf geschrieben steht.“
„So möge es geschehen, Herrin.“
Valeria wurde von der älteren Frau grob am Arm gepackt und aus dem Raum gezerrt, was sie zum Glück widerstandslos hinnahm, auch wenn der Anblick Alexey das Herz unsäglich schwer machte.
***
Val ließ es zu, dass brutale Hände sie auf die Knie zwangen, ihr den Kopf zurückrissen und schließlich ein kalter Ring aus Eisen um ihren Hals gelegt wurde.
Hatte man sie am Ende doch noch gebrochen?
Die Antwort pochte tief verborgen im Inneren ihrer Brust.
Auf. Keinen. Verfickten. Fall!
Man hatte sie wirklich übel zusammengeschlagen, das schon, doch wenn man Val noch einmal vor die Wahl stellen würde, ob sie Kore vor der Niederträchtigkeit dieses verfickten Drecksstücks retten sollte oder lieber nur zusah, wie sie verdroschen wurde – sie würde sich wieder so entscheiden, wie sie es getan hatte.
Vor dem Leid anderer Menschen hatte sie sich noch nie verschließen können. Erst recht nicht, wenn sie in der Lage war, zu helfen.
Das hatte sie getan und lebte nun mit den Konsequenzen, die zugegebenermaßen wirklich beschissen wehtaten. Aber es würde sie nicht umbringen und das war der Punkt.
Solange Vals Herz noch in ihrer Brust schlug, würde sie sich diesen Barbaren niemals vollständig ergeben. Daran änderte auch das Eisen um ihren Hals nichts.
Dennoch war es nicht verkehrt, in ihrem momentanen Zustand Gehorsam zu heucheln, um ihre Lage nicht noch schlimmer zu machen, weshalb sie die Audienz bei der Eiskönigin auch mit absoluter Demut ertragen hatte, ohne auch nur einmal den Blick zu heben.
Von dem Gespräch zwischen der Queen und der Sklaventreiberin hatte sie ohnehin nicht wirklich etwas verstanden, also war es auch nicht schwierig gewesen, die Unbeteiligte zu spielen, obwohl sie eine weitere Strafe durchaus gefürchtet hatte.
Dem Anschein nach war sie aber noch einmal damit davon gekommen. Zumindest was die Eiskönigin anging. Die verdammte Sklaventreiberin war da ein ganz anderes Kaliber.
Ein Blick in diese kalten graublauen Augen genügte, um zu wissen, dass sie bei der Frau so richtig verkackt hatte.
Genau das ließ diese sie dann auch mit aller Nachdrücklichkeit spüren, als es darum ging, sich wieder ans Werk zu machen, obwohl Vals ganzer Körper dabei vor Schmerzen schrie.
Im Gegensatz zu Kore kannte das verdammte Drecksstück keine Gnade mit ihr.
Val wurde dazu verdonnert, einen weiteren Tag lang auf den Knien zu rutschen und Böden zu schrubben, die auch vorher schon so stark geglänzt hatten, dass sie sich darin spiegeln konnte.
Auf diese Weise wurde sie für ihren Angriff auf die Sklaventreiberin bestraft. Immer und immer wieder, ohne dass diese sie auch nur einmal anfassen musste.
Vielleicht hatte sie die Frau tatsächlich unterschätzt.
Doch auch für sie kam irgendwann der Abend, und obwohl es kaum möglich schien, hatte Val sich bereits nach der kleinen Kammer gesehnt, die zumindest für ein paar Stunden Ruhe und Erholung versprach.
Sie war den Tränen nahe, als sie sich endlich zurückziehen durfte, schluckte diese jedoch so gut es ging wieder hinunter, als sie ihr kleines Willkommenskomitee erblickte.
Alle Vier warteten sie noch darauf, dass sich die hölzerne Tür in ihrem Rücken geschlossen hatte, erst dann kamen Ceara, Vanadis und Kore auf sie zu, um sie in Empfang zu nehmen.
Ceara stützte sie, bevor Vals zittrige Beine endgültig unter ihr nachgeben konnten, und führte sie zu ihrem Schlafplatz.
Kaum hatte sie sich darauf niedergelassen, legte Vanadis ihr ein feuchtes Tuch auf die pochende Schwellung in ihrem Gesicht, das sich unglaublich wohltuend anfühlte und zu guter Letzt überreichte Kore ihr ein Stück Brot, das sie wohl noch vom Abendessen hatte mitgehen lassen.
Sie brachte dabei sogar ein kleines Lächeln zu Stande, was Val tausendmal für die Schmerzen entschädigte, die sie heute den ganzen Tag erlitten hatte.
Wieder etwas Leben in Kores Augen zu sehen, erwärmte ihr das Herz ungemein, aber vor allem auch die freundlichen Gesten der Mädchen, die sie eigentlich unter diesem Dach nicht mehr wirklich erwartet hätte.
Doch ganz offensichtlich waren hier nicht alle Menschen schlecht. Rashad war also nur mit gutem Beispiel vorangegangen.
***
Die nächsten Tage, in denen sich Val langsam aber sicher von ihren Verletzungen erholte, verliefen in einem immer wiederkehrenden Muster, von dem sich nur ein paar kleine Details abhoben.
Der Tag begann noch vor Sonnenaufgang und gerade in den ersten Tagen, während Val sich wegen ihrer Verletzungen kaum richtig bewegen konnte, halfen ihr die Mädchen beim Waschen und ankleiden.
Ceara hatte es sich sogar zur persönlichen Aufgabe gemacht, sich um ihre tägliche Frisur zu kümmern, die das auch bei weitem besser hinbekam, als sie selbst es je gekonnt hätte.
Unter der liebevollen Behandlung der Drei erholte Val sich ziemlich schnell, auch wenn ihre Tage stets von harter Arbeit geprägt waren, bei der sie ständig von der zeternden Sklaventreiberin beobachtet und zusammengestaucht wurde.
Aber Val wurde ausgiebig dafür entschädigt, als sie eines Tages an den beiden Wachen vorbeikam, welche die ältere Frau vor ihr gerettet hatten, und der Typ, der ihr mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen hatte, ebenfalls so aussah, als wäre er in eine Schlägerei geraten.
Zumindest hatte er ein gigantisches Veilchen im Gesicht und seine Unterlippe war genäht worden. Sein schweigsamer Kumpel, der sie bei dem Angriff festgehalten hatte, sah nur unmerklich besser aus.
Anscheinend gab es in diesem Universum doch noch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.
Zu den Mahlzeiten traf Val dann wieder auf ihre vertraute Truppe, die sie trotz der Sprachbarriere schon nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen hatte.
Aber nachdem sie zehn Jahre lang einsam in einem Gefängnis verrottet war, konnte sie einfach nicht anders, als sich langsam wieder zu öffnen. Schließlich war Val ein fühlendes Wesen und gemeinsames Leid hatte schon so einige seltsame Bande geschmiedet.
Abends, wenn sie dann wieder in ihrer Kammer eingeschlossen wurden, gab es für Val Vokabelunterricht.
Ohne ein Wörterbuch, das ihr beim Übersetzen hätte helfen können, versuchten die jungen Frauen ihr stattdessen Latein in einer schrägen Form von Pantomime beizubringen.
Alle Drei probierten alltägliche Situationen, Worte oder Phrasen darzustellen und wiederholten dabei immer wieder die lateinischen Begriffe, die dafür standen. Kore war mit Abstand die Beste darin und blühte zugleich richtig dabei auf.
Manchmal brachten die jungen Frauen Val sogar wieder zum Lachen.
Doch es war ein zweischneidiges Schwert und das wurde mit der Zeit immer deutlicher.
Ihre Flucht zu planen, war eine Sache, diese wunderbaren Frauen am Ende zurückzulassen, eine ganz andere.
Je mehr Ceara, Vanadis und Kore sie von dem beschissenen Leben ablenkten, das überhaupt keinen Sinn ergab, umso enger zogen sich die Fesseln ihrer Freundschaft um Vals Herz zusammen, bis der Gedanke, ohne die Drei zu fliehen, einfach unerträglich wurde.
Sie würde es niemals übers Herz bringen, sie in Stich zu lassen, und genau das band Val auf eine Weise an dieses verfluchte Haus, wie keine Fesseln der Welt es je hätten tun können.
***
„Willkommen zurück, mein Gemahl.“ Hedera eilte im Laufschritt zu Vorenus, der gerade einem Sklaven seinen verstaubten Reiseumhang in die Hände drückte, bevor er sich seiner 'Gattin' zuwandte, um sich von ihrer geheuchelter Zuneigung in Empfang nehmen zu lassen.
Die innige Umarmung mochte vielleicht noch einen Funken Aufrichtigkeit in sich tragen, doch der keusche Kuss auf die Lippen war so hohl und leer wie die gespielte Liebe füreinander.
Würde Hedera ihn in dieser von Männern dominierten Welt nicht als pater familias* benötigen, wäre sie seiner mit hoher Wahrscheinlichkeit schon längst überdrüssig geworden. Blutsbande hin oder her. Nach über 80 Jahren wäre es schon längst an der Zeit gewesen, die Nabelschnur zu durchtrennen, und doch war er ihr überaus dienlich, solange sie ihren Willen als den seinen ausgeben und sie sich somit ihren Wohlstand und ihre Position in der Welt auch weiterhin sichern konnte.
Im Gegenzug genoss Vorenus ein in hohem Maße sorgloses Leben, das durch Alexeys Blut verlängert wurde und ihn bei Bedarf sogar heilte, so wie es das bei der gebrochenen Nase getan hatte.
„Wie war deine Reise? Ich hoffe doch sehr, unsere Mühen trugen am Ende Früchte.“
Bei Vorenus untergehakt, führte Hedera ihren Sohn durch das Atrium in Richtung seiner Räume.
Alexey folgte den beiden unauffällig und hoffte wie schon so oft, der Hurensohn möge seine Mutter angreifen, um ihm damit den einzigen Grund zu liefern, der es ihm erlaubt hätte, Vorenus niederzustrecken. Aber wieder einmal wurden seine Hoffnungen enttäuscht.
„Ich habe das Angebot zusammen mit dem von dir veredelten Wein überbracht, und wie du es vorausgesehen hast, brachte der wohlmundende Geschmack Asinius in eine äußerst großzügige Stimmung. Er hat sämtliche der ihm angebotenen Waren gekauft und das zu viel zu überteuerten Preisen.“
Diese Worte zu vernehmen, hob offenkundig Hederas Stimmung, so dass sie ihrem Sohn dieses Mal sogar ein aufrichtiges Lächeln schenkte.
„Das hast du gut gemacht. Dafür sollst du zu gegebener Zeit angemessen belohnt werden.“
Bei Vorenus' Räumen angekommen löste Hedera sich von ihm und winkte einen Sklaven herbei. „Bereite meinem Gemahl ein Bad zu und lass eine Kleinigkeit zu Essen für ihn bringen.“
An Vorenus gewandt fragte sie: „Kann ich dir sonst noch etwas bringen lassen?“
Es bedurfte nur eines Moments der Überlegung, ehe sich ein verschlagenes Lächeln auf den Lippen des Mannes abzuzeichnen begann.
„Falls sie noch lebt, möchte ich, dass die kleine Ägypterin mir beim Baden behilflich ist. Das wäre das Mindeste, nachdem sie mir die Nase gebrochen hat.“
Alexeys Hände lagen bereits auf seinen Schwertern, noch ehe die Vernunft ihn erreichen konnte.
Das Tier in ihm bleckte die Zähne.
Scharf und lang waren sie und doch konnten sie hinter dem metallenen Gefängnis seines Helms nichts ausrichten.
„Sie lebt und ist immer noch unberührt. Eine Tatsache, die auch so bleiben soll. Du verstehst?“
Hederas Drohung war subtil aber wirksam, weshalb Vorenus, der Feigling, nichts Unüberlegtes tun würde. Doch wer konnte schon für eines Mannes Taten garantieren, wenn seine Lust ihn überwältigte?
„Ich möchte sie mir nur in Ruhe ansehen. Ich gebe dir mein Wort darauf, dass ich ihre Unschuld nicht gefährden werde. Lass dafür nach der blonden Germanin schicken. Sie wird mich für meine Zurückhaltung ausreichend entschädigen.“
„Dann soll es so sein. Ich wünsche dir viel Vergnügen.“
Hedera schenkte ihrem Sohn ein letztes wissendes Lächeln, ehe sie sich abwandte und ihren eigenen Geschäften nachging.
Jede Faser seines Körpers wehrte sich dagegen, den Hurensohn einfach so stehenzulassen, doch Alexey blieb wie so oft keine andere Wahl, als zu dem verfluchten Schatten dieser durchtriebenen Frau zu verschmelzen.
***
Val wusste von der ersten Sekunde an, als sie Vanadis' verschlossenen Gesichtsausdruck sah, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Doch leider konnte sie ihre Freundin nicht nach dem Grund ihres Unbehagens fragen, da sie gerade unter Gràinnes Aufsicht schmutzige Tücher in einem Waschzuber schrubbte, bis ihre Finger ganz wund waren.
Außerdem wandte sich ihre Freundin an die oberste Haussklavin und nicht an sie.
Val konnte dem knappen Gespräch nur so weit entnehmen, dass es irgendetwas mit dem Dominus, einem Bad und etwas zu Essen zu tun hatte. Aber hundertprozentig sicher war sie sich da noch nicht.
Der Dominus ...
Das war mit Sicherheit der Perverse, dem sie die Nase gebrochen und zudem auch noch in die Eier getreten hatte.
Zum Glück war er ihr seitdem auch nicht mehr über dem Weg gelaufen, was nahelegte, dass er nicht in der Villa gewesen war. Zumindest nicht seit sie Rashads Reich hatte verlassen müssen.
Um der Sklaventreiberin keinen Grund zu geben, sie wieder anzufahren, machte Val so gut es ging mit ihrer Tätigkeit weiter und tat so, als würde sie die beiden Frauen einfach ignorieren. Doch zu ihrer eigenen Überraschung hielt Gràinne sie plötzlich von der Arbeit ab.
Stattdessen zog die ältere Frau sie auf die Füße, zupfte an ihrer zerknitterten Kleidung herum, glättete ihr das leicht zerzauste Haar mit den Fingern und unterzog sie dann noch einem letzten prüfenden Blick.
Val suchte in Vanadis' Gesicht nach einer Antwort auf die Frage, was das hier alles plötzlich sollte, doch diese schenkte ihr nur ein freudloses Lächeln.
Schließlich hatte die Blonde Gràinnes Erlaubnis, sie mitzunehmen, was sie dann auch tat, in dem sie Vals Hand nahm, um sie fortzubringen.
Die ganze Zeit über, während sie durch die Gänge eilten, versuchte sie Vanadis zum Reden zu bewegen, doch ihre Freundin tat absichtlich so, als würde sie ihre Worte nicht verstehen. Stattdessen wurden ihre Schritte nur noch schneller und ihr Gesichtsausdruck immer verschlossener.
Sie machten einen kurzen Zwischenstopp in der Küche, wo Kore ihnen jeweils ein Tablett in die Hand drückte. Auf dem von Vanadis war etwas kaltes Fleisch, Brot und Früchte.
Val bekam einen schweren Krug mit aromatisch duftendem Wein und einem Trinkpokal zu tragen.
Dann ging es auch schon weiter.
Von der Küche bis zu den Baderäumen war es nicht weit, da hier alles, was beheizt werden musste, dem Zweck entsprechend nahe beieinanderlag, um Weg zu sparen.
Zu ihrer eigenen Überraschung standen nun zwei Wachen vor der Tür zu dem antiken Badezimmer, ließen sie jedoch ungehindert passieren, als Vanadis einfach an ihnen vorbeihuschte und Val ihr auf dem Fuße folgte.
Zwei andere Sklavinnen, die schon sehr viel länger hier auf dem Anwesen tätig waren, und deren Namen sie nicht mehr wusste, bereiteten gerade ein opulentes Bad vor, während ein älterer Mann dem nur allzu bekannten Perversen dabei half, sich zu entkleiden.
Schade, dass der Bruch nicht dazu hatte beitragen können, die weibische Nase zu korrigieren. Es wäre eine deutliche Verbesserung gewesen, auch wenn das Val eigentlich egal war. Sie konnte den Kerl dennoch nicht im Mindesten ausstehen, erst recht nicht, als seine Aufmerksamkeit sich sofort auf sie richtete, kaum dass sie den Raum betreten hatte.
Sein stechender Blick war ihr nicht nur mehr als unangenehm, hinzu kam noch, dass er sie damit an jemand anderen erinnerte, der sie immer so angesehen hatte.
Val wurde schlecht, während sie sich auf etwas anderes zu konzentrieren versuchte.
Vanadis glich mehr denn je einem Roboter, als sie ergeben vor dem Perversen ihr Haupt beugte und ihn Dominus nannte, während sie ihm eine Kleinigkeit zu Essen anbot.
Wie eine lästige Fliege die ihn nervte, wehrte er ihr demütiges Entgegenkommen mit einer wedelnden Handbewegung ab und kam stattdessen auf Val zu.
Der alte Sklave, der offensichtlich für die Kleidung des Perversen zuständig war, folgte seinem Herrn gezwungenermaßen, damit er ihm den Gürtel abnehmen konnte, was dieser noch nicht einmal zu bemerken schien. Er hatte nur noch Augen für Val.
Wissend, dass es in diesem Haus ohnehin kein Entkommen gab, blieb sie stark und schluckte den Drang vor diesem Mann zu fliehen zusammen mit ihrer Übelkeit hinunter. Stattdessen reckte sie entschlossen ihr Kinn in die Höhe und stellte sich dem Blick des Perversen.
Sein Lächeln war ebenso widerlich wie der Rest von ihm, und als er auch noch die Hand nach ihr ausstreckte, kostete es Val all ihre Kraft, die sie besaß, um nicht davor zurückzuschrecken.
Doch anstatt sie zu berühren, schenkte er sich selbst etwas von dem Wein ein und nahm einen großen Schluck davon, während sein Blick über ihr Gesicht wanderte, das immer noch leicht von der letzten Bestrafung gezeichnet war.
Eine gefühlte Ewigkeit lang verlor sich der Perverse in seiner Betrachtung, bis er den Bann endlich brach, seinen Becher leerte und Val freigab, so dass sie wieder etwas aufatmen konnte.
Zumindest so lange, bis der alte Sklave seinem Herrn die seidene Tunika auszog und der Perverse nun in all seiner Pracht völlig nackt und ungeniert vor ihnen stand.
Das war mehr, als Val je von ihm hatte sehen wollen, weshalb sie sofort ihren Blick abwandte, um sich das nicht länger anzutun.
Erst als Vanadis in Bewegung kam, um ihrem Dominus zu dem großen Becken zu folgen, zwang auch sie sich dazu, ihrer Zwangsverpflichtung nachzukommen und ebenfalls mitzugehen.
Mit einem wohligen Seufzen ließ der Perverse sich kurz darauf in das duftende Wasser gleiten und schloss für eine Weile die Augen, während er dem Anschein nach das wärmende Bad auf sich wirken ließ.
Doch schließlich winkte er Vanadis zu sich heran, die sich neben ihn an den Rand des Beckens kniete und ihm das Tablett mit dem Essen hinhielt, an dem er sich eine Zeit lang ausgiebig bediente, während er immer wieder danach verlangte, das Val ihm den Weinbecher füllte.
Die Blicke, die er ihr dabei zuwarf, konnte sie nur allzu leicht ignorieren. Überhaupt war es eine kluge Strategie, dem Perversen einfach nicht in die Augen zu schauen. So machten es auch die meisten anderen Sklaven in diesem Haus, was sie bisher für eine Art unterwürfige Geste gehalten hatte, aber vielleicht war das gar nicht der Grund?
Selbst jetzt in diesem Moment waren die Blicke der beiden Sklavinnen, die das Bad bereitet hatten und nun reglos auf Anweisung wartend an der Wand standen, ohne bestimmtes Ziel geradeaus gerichtet. Ganz so, als wären sie unbeteiligte Statuen.
Selbst der ältere Mann, der den Perversen entkleidet hatte, war zur Salzsäule erstarrt und blinzelte in der Zeit, in der Val ihn beobachtete, nicht ein einziges Mal.
Das war nicht nur unheimlich, sondern einfach nur abartig.
„Zieht euch aus.“
Vals Kopf schoss bei den Worten des Perversen in die Höhe.
Sie hatte sich eben verhört, oder es nicht richtig verstanden, nicht wahr? So war es doch?
Hilfesuchend wandte sie sich an Vanadis, die ihren Blick jedoch nicht einmal bemerkte, stattdessen stellte sie ihr Tablett am Rande des Beckens ab, stand auf und zog sich ihr Kleid von den Schultern, das daraufhin widerstandslos an ihrem Körper entlang zu Boden glitt.
Zufrieden mit dem Anblick von Vanadis' üppigen, entblößten Brüsten, bemerkte der Perverse nicht gleich, dass Val seinem Befehl nicht nachgekommen war. Doch sobald er sich von den weiblichen Rundungen hatte losreißen können, wurde sein Blick ärgerlich.
„Aus – zie – hen“, befahl er erneut in einem Tonfall, als würde er sie für komplett begriffsstutzig halten, obwohl Val zumindest was dieses Wort anging, sehr wohl verstand.
Sie konnte dem einfach nur nicht nachkommen.
Nicht nur weil es unmoralisch und unethisch war, sondern auch weil sie sich schlichtweg weigerte, sich vor anderen Leuten nur auf dessen Befehl hin auszuziehen, obwohl sie selbst das überhaupt nicht wollte.
Sie hatte verdammt noch mal ein Recht auf Selbstbestimmung!
Zur Sklavenarbeit verdonnert und bei Bedarf auch bestraft zu werden, war schon völlig falsch und jenseits von dem, was die Bedeutung von Menschenrecht betraf, und dennoch hatte sie sich dem gefügt, um sich selbst und ihr Leben zu schützen. Aber das hier ging zu weit.
Vanadis nahm ihr ganz überraschend das Tablett aus den Händen und stellte es zu dem anderen auf den Boden, bevor sie sich vor Val stellte und ihr geradezu beschwörend in die Augen schaute.
„Willst du Schmerz?“, flüsterte ihr ihre Freundin leise ins Ohr, während sie ihr mit den Fingerspitzen über die Peitschennarben am Rücken strich.
Würde man sie denn etwa wieder auspeitschen, nur weil sie sich weigerte, sich auszuziehen? Waren diese Menschen tatsächlich so krank?
Vanadis' Blick war Antwort genug, dennoch konnte Val keinen Finger rühren. Stattdessen war sie plötzlich wie erstarrt, als ihre Freundin ihr schließlich voller Bedauern das Kleid im Nacken löste und es ihr vom Körper streifte.
Lediglich ihre Blöße konnte sie noch wie ferngesteuert mit ihren Händen bedecken.
Etwas, das der Perverse ganz offenbar missbilligte, dem Tonfall nach zu urteilen.
„Es tut mir leid.“ Vanadis streichelte ihr flüchtig aber warm über die Wange, ehe sie Vals Hände so zart ergriff, als könnten diese unter der geringsten Belastung zerbrechen. Was vielleicht gar nicht so falsch war.
Val hatte das Gefühl, als würde in ihr etwas zerbrechen, während Vanadis ihr die Hände zur Seite zog, wo diese schließlich wie leblos hängen blieben.
Erst als sie nicht mehr den Versuch wagte, sich erneut zu bedecken, trat die blonde Frau vor ihr zurück und gab sie völlig schutzlos dem Blick des Perversen preis.
Es war nicht so, dass Val sich von ihrer Freundin verraten fühlte, wusste sie doch, dass die junge Frau keine andere Wahl hatte, wenn sie sich selbst schützen wollte. Doch wie weit war ein Mensch bereit zu gehen, nur um sich vor Schmerzen zu schützen?
In den nächsten Minuten bekam Val eine vage Antwort darauf.
Vanadis wurde von dem Perversen zu sich ins Becken beordert, um ihn zu waschen, während Val dastehen und sich in aller Ruhe begaffen lassen musste. Obwohl ihr das irgendwie immer noch lieber war, als dem Typen auch noch den Rücken waschen zu müssen. Aber es war eine Wahl zwischen zwei Übeln.
Ihre Freundin hingegen verzog nicht einmal die geringste Miene dabei. Überhaupt war ihr Gesicht so ausdruckslos wie eine Maske und ihr Blick vollkommen frei von Emotionen.
Sie war schon wieder zum Roboter mutiert.
Val verstand dieses Verhalten nicht und vielleicht würde sie das auch nie. Ihr selbst fiel es unglaublich schwer, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Erst recht, als sie einen kurzen Blick zu dem Perversen riskierte, der sich inzwischen noch entspannter im Wasser zurückgelehnt hatte und sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst dann auch noch die Hand an seinen Schritt legte.
Allerdings nicht um sich zu waschen.
Das Wasser im Becken war so klar, dass es nichts vor ihren Augen verhüllte, weshalb Val nur allzu deutlich sehen konnte, wie sich die Hand des Perversen um seinen Schwanz legte und diesen zu bearbeiten begann, während er ihren nackten Körper keine Sekunde lang aus den Augen ließ.
Wieder brach die Übelkeit wie ein Unwetter über sie herein und das Atmen begann ihr, mit einem Mal schwerer zu fallen.
Angewidert von diesem Anblick schloss sie die Augen, nur um sie Sekunden später wieder aufzureißen und ihren Blick einfach an die nächstbeste Wand zu heften.
Die Augen zu schließen hatte es nur schlimmer gemacht, da plötzlich ganz andere Bilder und Szenen in ihr hochgekommen waren. Erinnerungen, die sie auch jetzt noch tief in sich verschlossen hielt, um ihr Leben selbst mit diesen traumatischen Erfahrungen so normal wie möglich führen zu können.
Zumindest ihr altes Leben in Texas.
Das hier – diese abartige Szenerie mit eingeschlossen – war kein Leben.
Es war die Hölle.
Das platschende Geräusch von Wasser, das in Bewegung versetzt wurde, zwang Val dazu, wieder ihren Blick auf das Treiben im Becken zu richten.
Gerade hatte sich der Perverse von dem steinernen Absatz, auf dem er die ganze Zeit über gesessen hatte, erhoben und verhüllte dabei nicht im Geringsten seine Erregung.
Die Hand um ihren Oberarm geschlungen zwang er Vanadis vor sich her zum Rand des Beckens fast direkt vor Vals Füße.
Bevor er ihre Freundin mit dem Oberkörper voran auf den glatten Marmor drängen konnte, begegneten sich die Blicke der beiden Frauen für einen kurzen Augenblick.
Ein kaum wahrnehmbares Schütteln ihres Kopfes war Vanadis' einzige Antwort auf die Frage, welche Val zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gestellt hatte.
Kurz darauf brachte sich der Perverse direkt hinter ihrer Freundin in Position.
Vals Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihr bewusst wurde, was das zu bedeuten hatte.
Noch bevor sie auch nur einen Muskel rühren konnte, stieß er hart zu und entlockte Vanadis dadurch ein leises Keuchen. Bei allem, was darauf folgte, gab sie jedoch keinen Laut mehr von sich.
Völlig von dieser extremen Situation überfordert wollte Vals Verstand blockieren, um sie zu schützen.
Mehrere Atemzüge lang fühlte sie sich wie in Watte gepackt. Abgeschirmt vor den Geräuschen und den Bildern um sie herum konnte sie keine richtigen Eindrücke mehr erfassen. Da war nur das Gefühl von absolutem Grauen in sich ... und Hilflosigkeit.
Val zwang sich dazu, die Augen zu schließen und tiefer zu atmen, während sie sich vor dem Grauen zu verschließen versuchte, um stattdessen die Hilflosigkeit zu nähren.
Es half.
Statt sich von dem Grauen lähmen zu lassen, brachte das Gefühl der Hilflosigkeit sie wieder ins Hier und Jetzt zurück, wo es ihre Wut Stück für Stück immer mehr entfachte, bis sie so heftig in Val brannte, dass sie wieder die Kontrolle über ihren Verstand und vor allem über ihren Körper zurückgewann.
Leichter Schwindel erfasste sie, als sie die Augen wieder öffnete. Doch ihr Stand wurde mit jedem Schlag ihres heftig pochenden Herzens fester ebenso wie ihr Entschluss.
Ein kurzer Blick genügte, um zu zeigen, dass niemand der anderen Personen, die sich im Raum befanden, Vanadis vor diesem widerlichen Schwein erlösen würde.
Wie zuvor standen sie wie reg- und hirnlose Statuen da, ohne auch nur irgendwie auf die grausame Szenerie, die sich da im Wasser abspielte, zu reagieren.
Val explodierte beinahe vor Wut. Ein Zustand, den sie nicht vor dem perversen Schwein verbergen konnte, was das Arschloch jedoch nicht einmal wirklich kümmerte, sondern viel mehr noch weiter anzustacheln schien.
Ohne noch einen weiteren klaren Gedanken fassen zu können, übermannten Vals Gefühle sie endgültig, die sich nicht nur allein auf die Szene im Hier und Jetzt bezogen, sondern auch auf all die vielen Verletzungen aus ihren Kindertagen.
Einen unachtsamen Moment des Perversen ausnutzend schnappte Val sich den metallenen Weinkrug vom Tablett, holte weit aus und donnerte diesen dem verdammten Schwein mit voller Wucht ins Gesicht.
Vanadis schrie vor Schreck auf und auch die Statuen im Raum wurden daraufhin plötzlich von Leben beseelt, was Val nicht weiter kümmerte.
Stattdessen nahm sie sich auch noch den Weinkelch vom Tablett und sprang zu dem von ihrem Schlag benommenen Arschloch ins Wasser, um ihm noch weiter zuzusetzen.
Nach zwei weiteren Schlägen mit dem Trinkgefäß versank der Perverse bewusstlos unter der Oberfläche, woraufhin Val ihre Waffe losließ und stattdessen ihre Hände um seinen dicken Hals legte, um ihn noch weiter runter und dabei so fest wie möglich zu zudrücken, obwohl er sich überhaupt nicht mehr bewegte.
Um sie herum schien eine Wasserschlacht zu toben, während immer mehr Leute das Becken betraten. Doch alles, was Val wahrnehmen konnte, waren ihre kleinen Hände um den Hals dieses widerlichen Arschlochs, das sie so sehr hasste, wie niemanden sonst auf der Welt, und das zugleich die Züge ihres Stiefvaters angenommen hatte.
Brutale Hände rissen an ihr und versuchten sie von ihm zu trennen, was ihre Raserei nur noch weiter beflügelte, bis ein harter Schlag ihr beinahe den Schädel spaltete und die Welt um sie herum in absolute Finsternis tauchte.
* Familienoberhaupt