Ihr Herz hämmerte ihr mit jedem weiteren Schritt, den sie machte, immer wilder gegen die beengte Brust, während sich der Sauerstoffgehalt in der Luft bei jedem Atemzug stetig zu verringern schien.
Vals Hände fingen unkontrolliert zu zittern an.
Sie erkannte nicht sofort die Symptome der Panikattacke, die sie so unvorbereitet gepackt hatte, aber dafür war ihr nur allzu genau bewusst, wohin der Weg der Eiskönigin sie führte.
Als Val schließlich gezwungen war, die Schwelle zu dem antiken Badezimmer zu überschreiten, zwang sie sich dazu, die Luft anzuhalten, bevor sie richtig zu hyperventilieren beginnen konnte und am Ende vielleicht auch noch umkippte.
Nicht nur, dass sie es absolut nicht darauf anlegte, irgendeine Art von Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sie wollte auch nicht, dass jemand sah, wie sehr dieser Ort ihr zusetzte, nach allem, was sie hier erst vor Kurzem erlebt hatte.
Zwar gab es keinerlei Hinweise mehr darauf, dass Vanadis hier von dem Perversen missbraucht worden war, und auch nicht auf den Kampf, den Val dort in dem Becken mit ihren eigenen Händen ausgefochten hatte, aber die Bilder, die beim Anblick der stilldaliegenden Wasseroberfläche in ihr hochkamen, waren so real, als würde es gerade erst passieren.
Um nicht endgültig durchzudrehen, presste Val ihre zittrigen Hände ganz fest an ihren Körper, während sie sich voll und ganz auf die Eiskönigin zu konzentrieren versuchte, die sich von Briseis aus dem prunkvollen Kleid schälen ließ.
Dennoch konnte Val es nicht verhindern, dass sie erschrocken zusammenzuckte und zu den beiden Sklavinnen herumfuhr, die soeben mit großen Krügen in den Händen den Raum betraten und schon dem Perversen zuvor das Bad bereitet hatten.
Schweigend gossen sie den Inhalt der tönernen Gefäße in das halb eingelassene Becken, nur dass es sich hierbei nicht um Wasser, sondern ganz eindeutig um Milch handeln musste, der weißen Färbung nach zu urteilen.
Wie bei Kleopatra, kam es Val in den Sinn.
Dass die Eiskönigin ein Luxusluder war, konnte kaum jemand, der sie auch nur ein bisschen kannte, bestreiten, aber das Milchbad, das ihr bereitet wurde, bestätigte diesen Eindruck noch zusätzlich.
Innerhalb kürzester Zeit war der Raum erfüllt von warmer, feuchter Luft, die vom Duft unterschiedlicher Kräuter und Blüten bereichert wurde.
Diese doch sehr weibliche Geruchsmischung beruhigte etwas Vals flatternde Nerven. Es half auch, dass sie sich ganz auf Briseis Hände konzentrierte, die in aller Ruhe alle möglichen mehr oder weniger erkennbaren Pflegeutensilien an den Rand des Beckens legte, bevor sie sich schließlich selbst auszog, nachdem die Eiskönigin sich in das trübe Wasser ihres Luxusbades gesetzt hatte.
Die Sklavin prüfte noch einmal den Halt der Haare ihrer Herrin, die sie wohlweißlich hochgesteckt hatte, damit sie nicht nass wurden.
Val wusste inzwischen, dass es nicht die echten Haare der Eiskönigin waren, sondern eine Perücke. Eigentlich war das Haar dieser Frau so schwarz wie ihre Seele.
Während Briseis zu ihrer Herrin ins Wasser stieg, um sie zu baden, suchte sich Val einen unscheinbaren Platz an der Wand aus, der zwar immer noch im Sichtfeld der Eiskönigin lag, aber doch weit genug weg war, um leicht von dieser ignoriert werden zu können.
Noch immer verstand Val den Sinn ihrer Anwesenheit nicht. Weder gab ihr die Queen irgendwelche Aufgaben auf, noch schien sie es zu mögen, wenn sie sich zu weit von ihr wegbewegte.
Ganz so, als ob sie ständig ein Auge auf Val haben wollte, was sie sogar irgendwie verstehen konnte, nach allem, was in der letzten Zeit unter diesem Dach passiert war.
Vielleicht war das auch der Grund dafür, weshalb der Hüne sie morgens abholte und abends zurück in ihre Kammer brachte – um weiteren Ärger zu verhindern.
So wie den Vorfall in der Küche?
Wieder drifteten Vals Gedanken ab, entfernten sich von den belastenden Geschehnissen in diesem Raum und wanderten zurück zu jenem Ort und zu jener Zeit, als sie eine Klinge an den Hals des Hünen gehalten hatte.
Immer wieder hatte sie die Ereignisse dieses Vorfalls rekonstruiert und vor ihrem geistigen Auge ablaufen lassen, doch es wollte für sie einfach keinen Sinn ergeben.
Ihre erste Einschätzung, dass er sich vor ihr und dem Schwert nicht fürchtete, war absolut richtig gewesen, nachdem sie seine unglaubliche Stärke zu spüren bekommen hatte, der sie niemals etwas entgegensetzen könnte.
Aber wenn er sie jederzeit hätte überwältigen können, warum hatte er es nicht getan? Warum hatte er sich einfach von ihr schneiden lassen, selbst dann noch, als sie sogar seine Männlichkeit bedroht hatte?
Allerdings war das nichts zu dem Versuch, sie dazu zu zwingen, sein Herz zu durchbohren, ganz so, als wollte er sterben. Doch wenn das wirklich der Fall gewesen wäre, gäbe es genug andere Möglichkeiten für ihn, sich das Leben zu nehmen. Er brauchte Val ganz bestimmt nicht dazu.
Obwohl er ihr damit natürlich die Möglichkeit genommen hätte, sich für Vanadis' Tod an ihm zu rächen.
War es das? War das vielleicht sein Beweggrund für seine Taten gewesen? Ihr die Möglichkeit zu geben, sich an ihm zu rächen?
Wenn das stimmte, dann war es kein Wunder, dass er sich lieber quälen ließ, als die Wahrheit vor seiner Herrin zuzugeben, die ganz bestimmt über dieses Wissen mächtig angepisst gewesen wäre.
Wie auch immer das Verhältnis der beiden zueinander war, er schien für sie eine große Bedeutung zu haben, immerhin ließ sie sich die meiste Zeit von ihm beschützen. Hinzu kam auch noch das makabere Ereignis in ihrem Büro, als er sie auf dem Schreibtisch mit seiner Hand befriedigt hatte.
Seinen Blick konnte man unter der dämonischen Fratze zwar nicht erkennen, aber dafür umso besser den der Queen.
Sie begehrte ihren Wachhund ganz offen. Auch wenn sie keine großen Gefühle für ihn hegen konnte, wenn man bedachte, wie sehr sie ihn dort in ihrem Schlafzimmer gequält haben musste, um ihn so zum Schreien zu bringen.
Aber es hatte auch schon krankhaftere Beziehungen auf der Welt gegeben.
***
Alexey war alleine, als er wieder zu sich kam.
Mehr als dankbar dafür, dass seine Schwäche niemandem offenbart wurde, entkam ihm ein gequältes Stöhnen, als der rasende Schmerz seiner geblendeten Augen ihm von Neuem in den Schädel fuhr.
Äußerst vorsichtig und mit zittrigen Händen versuchte er seine geschwollenen Augenlider abzutasten, doch sein Helm war ihm im Weg, den Hedera ihm wieder aufgesetzt haben musste, nachdem er bewusstlos geworden war. Davon abgesehen lag er immer noch halb verdreht am Boden, während der Knauf seines Schwertes sich unangenehm in seine rechte Seite bohrte.
Alexey blieb reglos liegen und wartete quälend lange Minuten darauf, dass der intensive Schmerz zumindest etwas nachließ, bevor er sich schwer auf seine Hände gestützt ein Stück weit aufrichten konnte, was diesen jedoch nur noch verschlimmerte.
Ohne sich mit einem Blick an irgendetwas im Raum orientieren zu können, schien sich alles um ihn herum zu drehen, während die dröhnenden Kopfschmerzen das Gefühl noch verstärkten. Dennoch kämpfte Alexey sich langsam auf Händen und Knien hoch, bis er schließlich eine der Liegen zu fassen bekam, um sich endgültig daran hochzuziehen.
Seine Schritte waren unsicher und schleppend. Es schien gar, als wäre er betrunken, während er sich taumelnd einen Weg durch den Raum bahnte, dabei mit den Füßen und Knien gegen Gegenstände stieß und sogar eine Vase zu Boden warf, als er mit einer Hand nach einem sicheren Halt für sich gesucht hatte.
Erst an der Tür hielt er inne, um sich zu konzentrieren.
Der Schmerz in Alexeys Kopf war so schlimm, dass kein Gedanke daran vorbei kommen wollte, geschweige denn die nötigen Informationen seiner restlichen Sinne, die ihm für gewöhnlich hilfreich zur Seite standen, so bald seine Augen nicht verfügbar waren.
Weitere Minuten vergingen, bis das Rauschen in seinen Ohren zumindest so weit abgeklungen war, dass er wieder richtig hören konnte.
An dem vielen Blut in seinem Gesicht vorbei versuchte Alexey die Gerüche seiner Umgebung aufzufangen, doch den von Hedera konnte er kaum noch wahrnehmen, so sehr war er schon an ihn gewöhnt. Erst der zarte Duft nach Jasmin wies ihm die Richtung, in die er sich schließlich langsam und mit einer Hand an der Wand abgestützt, aufmachte.
Egal wie schwer er auch verletzt war, seine oberste Pflicht war es, so bald wie möglich wieder an Hederas Seite zurückzukehren, sofern er dazu in der Lage war. Alles andere musste warten.
Die Schmerzen wurden allmählich leichter, während er sich langsam und vorsichtig durch die Villa bewegte. Die Heilung seiner geblendeten Augen hatte bereits eingesetzt, doch es würde noch etliche Stunden dauern, bis er auch nur den Versuch wagen konnte, wieder etwas zu sehen. Dennoch straffte Alexey sich, als er die Witterung von Azuro und Arvand aufnahm, die vor dem Raum Wache hielten, in dem Hedera gerade ihr Bad nahm.
Die beiden Männer hatten zwar einen ehrenvollen Charakter, und Alexey übte sich gerne mit ihnen im Schwertkampf, dennoch gestattete er es ihnen nicht, ihn schwach und angreifbar zu sehen.
Sich nur allzu deutlich bewusst, dass er ein einziges Bild des Grauens abgab mit all dem getrockneten Blut am Leib, ließ er sich dennoch nicht im Geringsten seine Schmerzen anmerken, als er mit hoch erhobenem Haupt durch die Tür zwischen ihnen hindurchging und sie wieder hinter sich schloss, um ihre neugierigen Blicke auszusperren.
Für einen Moment herrschte absolute Stille im Raum, während die anwesenden Frauen seine überraschende Ankunft auf sich wirken ließen.
„Standfest wie eh und je“, kommentierte Hedera seine Bemühungen, sich selbst nach ihrer harten Bestrafung wieder aufzurichten und an ihre Seite zurückzukehren, als wäre nichts geschehen. Danach brach sie in amüsiertes Gelächter aus.
Niemand stimmte in ihr Lachen mit ein und Alexey scherte es nicht.
Seine Aufmerksamkeit hatte sich ganz von selbst auf genau jene Stelle gerichtet, an welcher der Geruch nach Jasmin am Stärksten war. Unverkennbar klopfte Valerias Herz einen ihm nur allzu vertrauten Rhythmus, der sich bei seinem Anblick noch um ein Vielfaches steigerte, doch nicht er alleine war der Grund dafür, dass sie Furcht empfand. Dafür war er noch nicht lange genug hier.
Gerade als Alexey seiner Pflicht nachkommen und um das Becken herumgehen wollte, um den Platz an Hederas Seite einzunehmen, hielt diese ihn davon ab.
„Halt“, befahl ihm da ihre kühle und berechnende Stimme, der jedweder Witz und Heiterkeit abhandengekommen war.
Alexey blieb direkt vor dem Becken stehen und straffte sich, während sein Herz zu rasen begann, einer Ahnung folgend, die nichts Gutes für ihn verhieß, sonst hätte Hedera ihn einfach seinen Platz an ihrer Seite einnehmen lassen.
Da er sie nicht sehen konnte, selbst wenn er es gewollt hätte, wurde die Stille, die sich langsam im Raum ausbreitete, während er auf weitere Anweisungen wartete, immer unerträglicher. Es war Alexey unmöglich, abzuschätzen, wonach Hedera im Augenblick der Sinn stand. Weder konnte er ihren Gesichtsausdruck ergründen, noch gab ihm ihr Geruch brauchbare Hinweise darauf, da er von den vorherrschenden Düften ihm Raum fast vollständig überdeckt wurde.
Aber zumindest bei einer Sache war er sich gewiss: Seine Strafe für seine Auflehnung ihr gegenüber war mit dem vorübergehenden Verlust seines Augenlichts noch lange nicht getilgt.
Damit sollte er am Ende sogar Recht behalten.
„Leg deine Waffen ab und zieh deine Kleider aus“, durchbrach Hedera schließlich die unangenehme Stille. „Ich will dich ansehen.“
Alexeys Herz stolperte einmal in seiner Brust, ehe es umso wütender weiterschlug, während er einmal tief einatmete und schließlich seinen Gürtel zu lösen begann.
So sehr es ihm auch widerstrebte, er hatte einfach nicht die Kraft, auch nur den Versuch zu wagen, sich Hederas Befehl zu widersetzen. Viel zu sehr setzten ihm noch die wilden Kopfschmerzen und das quälende Brennen seiner Augen zu.
Kaum dass er seine Schwerter und Sandalen abgelegt hatte, folgten ihnen auch schon der Rest seiner Kleider, bis er schließlich vollkommen entblößt und nur von seinem Helm bedeckt vor den fünf anwesenden Frauen stand.
Der Blick der Sklavinnen kümmerte ihn nicht, genauso wenig wie sie sich um seine Nacktheit kümmerten. Doch bei Hedera und der kleinen Kriegerin war das etwas anderes. Ihre Blicke ließen ihn keineswegs kalt. Bei jeder von ihnen aus gänzlich unterschiedlichen Gründen.
Eine Weile stand er einfach nur da, dabei ganz deutlich Hederas Aufmerksamkeit auf sich spürend, während Briseis sich, den Geräuschen nach zu urteilen, weiter um das körperliche Wohlbefinden ihrer Herrin bemühte.
Beinahe könnte Alexey sich in der vorherrschenden Dunkelheit verlieren und vergessen, wo er war und wer sich noch im Raum befand. Doch gerade, als er sich zumindest ein kleines Stück zu entspannen begann, trafen ihn Hederas Worte von Neuem völlig unvorbereitet. Allerdings waren sie nicht an ihn, sondern an Valeria gerichtet.
„Du da! Wasch ihm das Blut ab! Auf keinen Fall werde ich es gestatten, dass er damit mein Milchbad besudelt.“
***
Val war immer noch so sehr vom Anblick des völlig nackten und blutüberströmten Hünen schockiert, dass sie regelrecht zusammenfuhr, als die Eiskönigin plötzlich mit ihrem Finger auf sie zeigte und das Wort an sie richtete.
Zwar verstand sie nicht alles davon, aber sehr wohl den Teil, auf den es ganz offensichtlich ankam.
Das alles kam so überraschend, dass Val sich zunächst nicht bewegen konnte, sondern immer noch darauf hoffte, sich irgendwie geirrt zu haben. Doch das hatte sie nicht, dem immer finster werdenden Gesichtsausdruck der Queen nach zu urteilen, die gerade den Mund aufmachen wollte, als sie sich nun doch in Bewegung setzte.
Noch einmal würde sie der Eiskönigin nicht die Möglichkeit geben, eine ihrer Freundinnen als Druckmittel zu benutzen. Komme, was da wolle.
Dennoch waren Vals Schritte zögerlich, als sie sich langsam auf den Hünen zubewegte, der es selbst in seiner Nacktheit zustande brachte, so reglos wie eine Statue dazustehen, auch wenn er das ganz und gar nicht war. Egal wie sehr sie sich das im Augenblick auch wünschen mochte.
Noch bevor Val sich ratlos an die Queen wenden konnte, kamen ihr die beiden Sklavinnen, deren Namen sie auch jetzt noch nicht kannte, zu Hilfe, indem sie ihr eine Schüssel mit warmem Wasser und ein paar Tücher zum Waschen brachten, bevor sie sich ebenso schnell wieder an ihren Platz an der Wand zurückzogen.
Was den eigentlichen Akt an sich anging, war Val also auf sich allein gestellt.
Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen, schob sie die Schüssel mit dem Wasser so neben dem Hünen zurecht, dass sie sich von ihm abwenden konnte, während sie eines der frischen Tücher einweichte und anschließend sorgfältiger als nötig auswrang. Danach richtete sie sich auf und drehte sich um. Erst dann sah sie ihn an.
Val stand so dicht vor dem Kerl, dass ihr erneut so richtig bewusst wurde, wie riesig er im Gegensatz zu ihr war. Immerhin befanden sich seine dunklen Brustwarzen gerade einmal auf ihrer Augenhöhe.
Davon, dass er ums Vielfache breiter war als sie selbst, obwohl er keinen Gramm Fett am Leib zu haben schien, fing sie gar nicht erst an. Stattdessen versuchte Val sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, obwohl es ihr schwerfiel, den ersten Schritt zu tun und einfach irgendwo mit dem feuchten Tuch anzusetzen.
Bevor die Eiskönigin am Ende noch die Geduld mit ihr verlieren konnte, legte Val das Tuch auf die Stelle zwischen seinen Brustmuskeln und bewegte es rein mechanisch etwas auf und ab, nur um kurz darauf fester dagegenzudrücken, als das bereits getrocknete Blut sich weigerte, so einfach abzugehen.
Val versuchte nicht darüber nachzudenken, was ihre Hände gerade taten, aber es fiel ihr wirklich verdammt schwer. Vor allem, da sie sehr wohl bemerkte, wie abgehakt die Atmung des Hünen war und wie wild sein Herz gegen ihre Hand pochte, sobald sie für einen Moment innehielt.
Als kurz darauf auch noch eine Gänsehaut seinen Körper zu überziehen begann, lagen ihre Nerven endgültig blank.
Scheiße noch mal, sie stand hier schließlich vor einem nackten Riesen, den ihre Nähe auch nicht völlig unberührt ließ!
Das Einzige, das Val davor bewahrte, die Queen anzuflehen, das nicht tun zu müssen, war die Tatsache, dass der Hüne sich keinen Millimeter bewegte und zugleich auch nicht den Eindruck machte, dass es ihm gefiel, was sie da tat.
Seiner Anspannung nach würde Val eher darauf tippen, dass es ihm ebenso unangenehm war wie ihr selbst. Ein Gedanke, der sie zumindest etwas beruhigte und sie weitermachen ließ.
Nach einer Weile schaltete ihr Verstand zum Glück in den Ärztemodus und sie begann die Herkunft des vielen Blutes zu analysieren, während sie immer noch mit Unglauben feststellen musste, dass tatsächlich nicht einmal der kleinste Hauch von einer Narbe an den Stellen zurückgeblieben war, in die sie geschnitten hatte.
Geschnitten, wohl gemerkt und nicht einfach nur leicht geritzt.
Inzwischen fand sie nicht einmal mehr die Stelle, in die sie gestern noch zwei ihrer Finger geschoben hatte. So verrückt und undenkbar das auch war.
Ungeachtet dessen kam das getrocknete Blut mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit von seiner Bestrafung. Allerdings konnte Val keine Wunde finden, die darauf zurückzuführen wäre.
Dem Verlauf nach zu urteilen musste das Blut jedoch von seinem Gesicht stammen, bevor es über seinen Hals und seine Brust hinweggeflossen und, warum auch immer, auf seine Arme und Beine gekommen war.
Ein Grund, weshalb Val sich nicht einfach nur mit der Reinigung seines Halses zufriedengab, sondern schließlich auch noch ihre Hand tastend unter den Helm des Hünen schob, da sie ihm diesen ganz bestimmt nicht abnehmen durfte.
Sollte das der Eiskönigin nicht passen, so würde sie ihre Hand sofort wegziehen, aber Val wollte wissen, wie schwer sein Gesicht verletzt worden war, obwohl sie vermutlich nicht einmal bis zu seiner Nase herankam.
Seine Kieferknochen waren heil und kräftig, während sie mit ihren Fingerspitzen den Ansatz eines leichten Bartschattens fühlen konnte.
Wie bei einem Pferd, das leicht scheute, zuckte auch der Kopf des Hünen etwas vor ihrer aufdringlichen Berührung zurück, bevor er wieder stillhielt.
Sein Atem schlug warm und in kurzen Stößen zwischen seinen leicht geöffneten Lippen hindurch gegen ihre Fingerspitzen, bis er stockte.
Sie waren weich und unversehrt, aber auch an seinem Kinn fühlte sie die Überreste von getrocknetem Blut.
Der Hüne erschauderte ... und entzog sich ihr kurz darauf vollends.
Val nahm es ihm nicht übel, stattdessen wusch sie das Tuch ein weiteres Mal in dem bereits rot verfärbten Wasser aus und widmete sich lieber seinem rechten Arm, der ein paar Blutspritzer abbekommen hatte.
Soweit sie das beurteilen konnte, war zumindest der untere Teil seines Gesichts heil geblieben, weshalb er entweder darüber hinaus verletzt worden war, oder ziemlich heftiges Nasenbluten gehabt haben musste. Wobei Letzteres kaum diesen bestialischen Schmerzensschrei erklären dürfte.
Wieder einmal fragte sie sich, warum er überhaupt diesen Helm trug. War der andere Teil seines Gesichtes denn so entstellt, dass die Eiskönigin seinen Anblick nicht ertragen konnte?
Zumindest was den Rest von ihm anging, schien sie davon sehr angetan zu sein, wie Val nach einem flüchtigen Blick auf die Queen feststellen konnte.
Genau so hatte der Perverse sie angesehen, bevor er über Vanadis hergefallen war.
Das Zucken seiner Finger, als sie die Handfläche des Hünen leicht berührte, lenkte Val von dem düsteren Gedanken ab, stattdessen musste sie wieder einmal erstaunt feststellen, wie groß der Kerl war.
Ihre Hand verschwand regelrecht in seiner, während sie ihm das Blut davon abwischte, und wirkte dabei fast wie die eines Kindes. Zudem war sie wie der Rest seines Körpers angenehm warm.
Sein breiter Rücken hatte am Wenigsten abbekommen. Lediglich auf seiner rechten Schulter befand sich etwas Blut. Der Rest davon war ... sauber.
Vals Blick, den sie auf seiner Vorderseite stets weit über seiner Gürtellinie gerichtet hielt, kollidierte regelrecht mit dem Anblick der ausgeprägten Grübchen über seinem muskulösen Hintern, nachdem sie kurz nicht aufgepasst hatte.
Sie spürte selbst, wie ihre Ohren und Wangen zu glühen anfingen, weil es ihr peinlich war. Doch schon bald wechselte ihr Gesicht erneut die Farbe. Sie erbleichte sichtlich, nachdem ihr bewusst wurde, dass sie kaum besser als die Eiskönigin sein konnte, wenn sie so auf ihn reagierte.
Ob er es nun gerne tat oder nicht, er stand ganz bestimmt nicht zu Vals Vergnügen nackt in der Gegend herum, und das hätte sie auch gar nicht gewollt.
Als Val sich schließlich entschlossen auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren versuchte, damit sie endlich fertig wurde und um den Rücken des Hünen herum ging, fiel ihr zum ersten Mal ein Detail an ihm auf, das sie bisher gar nicht bewusst hatte bestimmen können, obwohl sie ihm inzwischen schon sehr nahe gekommen war.
An seinem Nacken, dicht unter seinem Helm, schaute eine kleine, glatte Strähne schwarzen Haares hervor.
Dass der Hüne ein eher dunkler Typ war, was seinen Teint anging, hatte sie bereits an seiner gebräunten Haut und den dunkelbraunen Brustwarzen erkennen können, doch warum auch immer, war er am ganzen Körper vollkommen haarlos, und so hätte sie nicht sagen können, welche Farbe es hatte. Zumindest bis jetzt nicht.
Was bei näherer Betrachtung auch noch sehr stark ins Auge stach und Val noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte, war die Ebenmäßigkeit seiner Haut.
Diese wies keinerlei Narben, Muttermale, Hautverfärbungen oder -unreinheiten auf, und das war bei einem Mann in seinem Alter, wobei sich das nur schwer einschätzen ließ, schlichtweg unmöglich.
Eigentlich bei einem Menschen im Allgemeinen, egal welchen Alters oder Geschlechts.
Womöglich eine Art Genmutation der Haut. Was vielleicht sogar eine Erklärung dafür sein könnte, weshalb seine Verletzungen so schnell heilten. Doch ohne das in einem Labor gründlich zu untersuchen, blieb es nur eine vage Theorie.
Diese These war jedoch bei Weitem besser als alle anderen Erklärungen, an die sich Val hätte klammern können, um in dieser verrückten Welt ihren Verstand nicht zu verlieren, oder bei dem, was sie als Nächstes tun musste, nun, da sie auch mit dem linken Arm des Hünen fertig war.
Blieben nur noch seine mit Blut besprenkelten Beine übrig.
***
Als Valeria sich direkt vor ihn hinkniete und die Schüssel mit dem Wasser ein Stück weit zu sich heranzog, wurde Alexey endgültig von einem Zittern erfasst, das seinen ganzen Körper betraf und nicht bloß seine Hände, wie es zuvor noch der Fall gewesen war.
Nicht nur die Berührung der kleinen Kriegerin, sondern auch die Erinnerung daran stellte mit ihm etwas an, das er weder in Worte fassen noch einer ihm bekannten Regung zuordnen konnte. Es war ebenso neu für ihn wie das willkommene Gefühl ihrer Hände auf seiner Haut.
Gerade deshalb fürchtete er sich so sehr davor.
Hedera hatte es bisher nur ihren engsten Freundinnen gestattet, ihn so eingehend zu berühren. Dass sie Valeria dieses Privileg erteilte, anstatt ihn sich selbst vom Blut reinwaschen zu lassen, war mehr als nur beunruhigend, gerade weil sie –
Alexey sog so hart Luft zwischen seine pochenden Fänge hindurch, dass es einen zischenden Laut verursachte, bevor er vollkommen erstarrte.
Seine Bauchmuskeln verhärteten sich ohne sein Zutun vollends, während er gerade noch so verhindern konnte, dass sich seine Hände zu Fäusten ballten.
Obwohl die heftigen Kopfschmerzen und das Brennen seiner Augen eigentlich jede andere Gefühlsregung abtöten müssten, reagierte er doch unerwartet heftig auf die zarten Finger, die sich da seine Knöchel entlang nach oben arbeiteten, zuerst bis zu seinem Knie und dann mit leichtem Zaudern auch noch ein Stück weit seine angespannten Oberschenkel hinauf, bis kurz vor seinen ...
Was auch immer Alexey gerade noch empfunden haben mochte, es wurde kurz darauf von Hederas Zauber vernichtet, als sie ihm mit einem erheiterten Lachen ihren Willen aufzwang, dessen Resultat am Ende selbst die kleine Kriegerin in die Flucht schlug, kaum dass sie mit der Säuberung seines zweiten Beins fertig war.
„Komm zu mir“, kam auch schon ihr Befehl, dem Anschein nach mit seinem Äußeren zufriedengestellt, bevor sie Briseis aus dem Becken schickte.
Mit zusammengebissenen Zähnen und aufkeimender Wut im Bauch gehorchte Alexey, da er nicht anders konnte, und ließ sich ins lauwarme Wasser gleiten, das ihm gerade einmal ein Stück weit bis über die Knie ging, aber nicht tief genug war, um Hederas liebstes Spielzeug zu bedecken.
Genau jener Teil an ihm war es auch, den sie wie selbstverständlich zuerst ergriff, kaum dass er vor ihr aufragte.
Hedera streichelte prüfend mit ihren Fingern über sein sich erhärtendes Fleisch, doch so ganz wollte es nicht zu seiner vollen Größe anschwellen, da selbst ihr Zauber nicht gegen die Schmerzen ankam, die ihn halbwegs von ihrem Tun abzulenken vermochten.
Ganz zu schweigen davon, dass es ihm absolut widerstrebte, Valeria im selben Raum zu wissen, während Hedera ihre Lust an ihm zu stillen verlangte.
Um die Wahrheit zu sagen, war das für Alexey sogar die größere Strafe, als Hedera mit seinem Körper dienen zu müssen, und doch konnte er nichts dagegen tun. Dazu reichten seine Kräfte bei Weitem nicht aus.
***
Ob es in dieser Welt auch Nagelscheren und -feilen gab? Vielleicht auch etwas Nagellack? Am besten in Perlmutt. Die Farbe hatte ihr schon immer sehr gefallen und würde ganz bestimmt auch ihren neuen Zehen ganz gut -
Ein unverkennbares Stöhnen drang vom Wasserbecken ausgehend zu Val herüber, die sich daraufhin noch enger an die Wand in ihren Rücken presste und sich am liebsten auch noch die Ohren zugehalten hätte, anstatt einfach nur ihren Blick starr auf ihre Füße zu richten.
Verdammte Scheiße noch mal, sie hatte wirklich keine Lust auf einen Live-Porno direkt vor ihrer Nase!
Reichten dieser verdammten Schlampe nicht auch noch die drei anderen Augenzeuginnen, die sich im Raum befanden? Musste sie tatsächlich auch Val dazu nötigen, ihren Sex hautnah mitzuerleben?
Natürlich war das der Eiskönigin in diesem Augenblick völlig egal, die sich gerade nach allen Regeln der Kunst von ihrem Wachhund durchvögeln ließ.
Allein der Gedanke reichte schon dazu aus, dass Val erneut ihre Handflächen fest am Stoff ihres Kleides abwischte, als würde daran irgendein hartnäckiger Schmutz haften, den sie einfach nicht wegbekam.
Sie empfand tatsächlich Ekel davor, den Hünen berührt zu haben. Doch erst als klar wurde, welchem Zweck die ganze Aktion mit dem Waschen eigentlich gedient hatte. Davor war es eigentlich noch vertretbar gewesen.
Noch sehr viel schlimmer wurde das Ganze dadurch, dass er keine fünf Minuten später seinen zugegebenermaßen schockierend großen Schwanz in die Eiskönigin rammte und diese richtig hart durchfickte.
Val hatte nur kurz hingesehen, da sie es einfach nicht glauben konnte, aber selbst bei dem flüchtigen Anblick wollte ihr das kalte Kotzen kommen.
Sie war weder prüde noch eine Heilige. Immerhin hatte es sehr wohl auch Zeiten in ihrem Leben gegeben, zu denen sie Sex geliebt hatte, und die sie bisweilen auch vermisste. Aber das, was die Eiskönigin dort im Becken mit ihrem Wachhund veranstaltete, war absolut nicht nach ihrem Geschmack.
Die beiden wären bestens in der SM-Szene aufgehoben gewesen, so wie sie ihre Rollen als Diener und Herrin spielten, sich verletzten und erniedrigten und es ihnen auch noch Spaß zu machen schien.
Nun ja, eher der Eiskönigin, wenn man es genau nahm. Der Hüne zeigte bis auf seine Erektion so gut wie gar keine nennenswerte Reaktion darauf, was er da gerade mit seiner Herrin anstellte. Er war wie immer unheimlich still, und da er immer noch diesen dämonischen Helm trug, konnte man auch nicht an seinen Gesichtszügen den Grad seiner Lust ablesen.
Aber er wäre nicht hart, wenn es ihm nicht zumindest etwas Spaß machen würde. Das war zumindest Vals Meinung zu dem Ganzen, die insgeheim darum betete, dass er doch bitte ein Schnellschießer sein möge.
Ihre Gebete wurden wie immer nicht erhört, aber zumindest schaffte der Hüne es, wie schon zuvor auf dem Schreibtisch, seine Herrin relativ schnell zum Höhepunkt zu bringen. Nur dass dieser der eine Orgasmus noch nicht reichte. Stattdessen strebte sie einen Stellungswechsel außerhalb des Wassers auf dem warmen Marmorboden an, und schon ging es auf allen Vieren in die nächste Runde.
Val konnte ein frustriertes Knurren nicht länger unterdrücken, bevor sie sich wieder auf ihre Zehen konzentrierte und darüber nachdachte, welche Farbe sie wählen würde , wenn es hier Nagellack gäbe.
Zumindest einem von den beiden musste irgendwann die Puste ausgehen.
Val tippte da ganz stark auf die Eiskönigin.