Nun waren bereits einige Tage ins Land gezogen und ich informierte mich über die ganzen prominenten Teilnehmer der Chats meiner Freunde. So konnte ich zukünftig die Namen entsprechend zu ordnen.
In den letzten Tagen schrieb ich sehr viel an meiner Professur. Ich speicherte niemals etwas auf dem Computer selbst und das sollte sich jetzt als Glücksfall erweisen. Kaum hatte ich den Text gespeichert, da begann mein Laptop zu qualmen und zu stinken. Danach war tote Hose.
„Scheiße", fluchte ich und rief stinksauer Marci an.
„Schmelzer?", meldete er sich.
„Hier auch. Ich brauche deine Hilfe, Bruderherz", begann ich.
„Julie? Oh Gott, geht es dir gut?", machte er sich direkt Sorgen.
„Ja, ich bin gesund. Aber mein bescheuerter Laptop ist kaputt. Der qualmte und stank. Ich habe nur einen Apple Laptop da, aber der kann das Datenformat nicht lesen. Ich brauche einen Windows Laptop. Meine Professur Arbeit steht auf der Kippe."
„Okay, ganz ruhig, Kleines. Ich hole dich jetzt sofort ab und wir kaufen dir einen neuen Laptop. Gib mir zwanzig Minuten und ich bin bei dir."
„Danke, du bist der Beste. Fahre Vorsichtig."
„Wird gemacht und gern geschehen."
Ich verabschiedete mich von ihm und legte auf, als er es erwidert hatte.
Pünktlich klingelte es und Marci stand vor mir. Sofort umarmte ich ihn und küsste seine Wange.
„Komm rein. Ich muss noch die Terrassentür schließen und mir Schuhe anziehen. Ich kann meine Lieblingsjacke nicht finden."
„Die liegt in meinem Auto. Du hast sie vergessen, als du dir das Auto geliehen hast."
„Zum Glück. Ich dachte schon, ich würde sie nie wieder sehen."
Marci lachte auf.
„Ja, so bist du nun einmal. Eine brillante Ärztin mit einem perfekten Gedächtnis, aber solche Kleinigkeiten übersiehst du gerne mal."
Ich nickte betreten, denn er hatte Recht. Meine Handtasche stand schon gepackt auf der Treppe, die ins Obergeschoss führte. Das Haus hatte einmal Marci und Jenny gehört, doch dann zogen sie in ein anderes Haus um und behielten dieses. Ich durfte dort gratis wohnen und ich war meinem Bruder deshalb zu tiefem Dank verpflichtet.
Etwa fünf Minuten später war ich startklar und Marci hängte mir meine Handtasche um. Dann nahm er den Schlüssel und packte diesen ebenfalls in meine Handtasche. Er hatte ja noch einen Ersatzschlüssel. Für den Notfall. Das hatten wir so ausgemacht. Also schloss er hinter mir ab und nahm meine Hand. Behutsam führte er mich zum Auto und ließ mich, nach dem Aufschließen, einsteigen.
Nur kurz darauf hielten wir an einem großen Elektronikfachmarkt. Marci nahm meine Hand fest in seine und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen aufmerksam an.
„So jetzt gehen wir da rein und suchen dir den besten Laptop aus, den es zu kaufen gibt, okay?"
Ich nickte und wusste, das es jede Menge Fans geben wird, die ihn erkennen und um Autogramme oder Selfies bitten würden.
Leider behielt ich Recht und wir kamen nur sehr langsam voran. Ein kleiner Junge, er war höchstens fünf oder sechs, fragte Marci, wer ich denn sei. Da nahm Marci mich fest in seine Arme und fragte den Jungen, ob er eine Schwester habe. Der nickte.
„Ja, aber die ist noch in Mamas Bauch."
Wir lachten.
„Das hier ist meine kleine Schwester, die ich sehr lieb habe. Verstehst du das?"
Er nickte.
„Ja. Ich hab meine Schwester auch lieb."
Wir schmunzelten über diesen kleinen Jungen, der wirklich zuckersüß war.
„Dann pass immer gut auf sie auf, das tue ich auch. Jetzt braucht meine kleine Schwester meine Hilfe, für ihre Arbeit."
Der Junge nickte und fragte mich, was denn meine Arbeit sei.
„Ich arbeite in einem großen Krankenhaus hier in Dortmund."
„Bist du Krankenschwester? Mama ist eine."
Ich ahnte so langsam, wer seine Mama ist.
„Nein, ich bin eine Ärztin."
„Doktor Schmelzer?", kam die vertraute Stimme meiner Lieblingskrankenschwester.
„Ja. Hallo Miriam. Ist das dein Sohn?"
„Ja. Das ist Jonas. Oh sie sind mit Ihrem Bruder unterwegs?", fragte Miriam.
„Ja. Mein Laptop ist kaputt und jetzt brauche ich die Hilfe meines Bruders, der sich mit Laptops besser auskennt als ich."
Sie lachte. Marci und ich gaben Jonas noch Autogramme und machten Fotos mit ihm. Wir verabschiedeten uns und gingen endlich ins Geschäft, wo sofort ein Verkäufer auf uns zu kam.
„Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?"
Nun übernahm Marci das Ruder und berichtete, was wir brauchten.
„Natürlich, dann folgen Sie mir bitte.“
Ich bekam sogar aufgeschrieben, wie ich Windowsdateien im Notfall für einen Apple Laptop lesbar machen konnte. Ich bedankte mich vielfach dafür.
„Aber nicht doch, Frau Doktor. Das ist meine Arbeit", winkte der Verkäufer bescheiden ab.
Ich gab ihm dafür meine Karte, mit der Anschrift der Klinik.
„Vielen Dank, Frau Doktor."
Ich nickte und bekam im Gegenzug seine Visitenkarte. Auch ich dankte ihm.
„So nun kümmern wir uns erst einmal um Ihren Laptop. Was soll dieser denn alles können?"
Ich zuckte ratlos mit den Schultern.
„Da hat sich immer mein Bruder drum gekümmert, weil er mehr darüber weiß."
Marci zählte auf, was ich alles brauchte und welche Programme darauf laufen müssen.
„Alles klar, ich weiß einige passende Produkte für Sie, Frau Doktor."
Wir folgten ihm und Marcel sagte ihm, das ihm das Beste gerade gut genug sei für mich. Ich schluckte leise. Hat er den Verstand verloren? Der teuerste Laptop hier mit Windows System kostet mal eben so um die zweieinhalb bis dreitausend Euro. Ich habe ja nicht einmal ein eigenes Auto. Nicht weil ich es mir nicht leisten könnte, sondern weil in Dortmund das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut war. Marci wusste das schon lange, das ich dieses bevorzugte, anstatt mir ein Auto zuzulegen. Aber ich hatte ihn nicht auf der Rechnung gehabt.
Drei Stunden später trafen wir wieder an meinem Haus ein und in der Auffahrt standen Sunny, Woody, André und Marc. Mit einem Opel Adam in Schwarz gelb. Sogar angemeldet war der. DO-SJ 1007 Das S stand für Schmelzer und das J stand für Julia. 1007 war mein Geburtstag. Der 10. Juli.
Ich stieg aus und sah die fünf BVB Spieler verdattert an.
„Ein Auto? Was?"
Die Jungs lachten lauthals auf.
„Ja, Schwesterherz. Das ist dein Auto. Ich habe mit den Jungs gewettet und verloren. Der Einsatz war ein Auto für dich. Also habe ich den schon letzte Woche ausgesucht für dich und auf mich angemeldet. Heute habe ich die Jungs losgeschickt, den Wagen abzuholen und zu bringen. André hat den gefahren."
Erst jetzt begriff ich, was Marci da gesagt hatte und fiel ihm dankbar um den Hals.
„Danke schön. Du bist wahrlich mein ganzer Stolz. Ich habe dich so unendlich doll lieb, das es keine Worte dafür gibt. Ich liebe dich Superstar."
Marci umarmte mich und drückte mich sanft an sich.
„Für dich würde ich alles tun, sogar meine Karriere schmeißen."
Entsetzt löste ich mich von ihm.
„Wehe tust du das. Das würde ich niemals verlangen und das weißt du auch."
Er nickte.
„Ja, ich weiß. Ich liebe dich auch, kleine Fee. Komm, holen wir den Laptop aus dem Kofferraum und bauen den auf.
Stunden später fuhr ich meinen kleinen Adam rückwärts in die Garage und verschloss diese sorgfältig. Wenigstens konnte ich jetzt weiterschreiben und ging zufrieden ins Bett.