Ich weckte Marco am nächsten Morgen mit einem dicken Kuss, auf diese perfekten und vor allem weichen, warmen Lippen.
„Guten Morgen, Liebling“, begrüßte er mich sanft und klingt noch verschlafen.
„Guten Morgen, Engel“, antwortete ich ihm sanft und lächle glücklich.
„Wollen wir frühstücken?“, fragte Marco mich sanft und ich nickte.
„Was ist eigentlich bei deiner Mitstudentin heraus gekommen, auf die du so wütend warst?“, will er nun wissen und ich verzog das Gesicht.
„Du meintest Nina, richtig? So einiges und sie steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Worum es genau geht, erfahren wir erst Ende März oder Anfang April. Nur soviel ist bisher durchgesickert. Die Polizei ermittelt gegen sie, im Auftrag der Staatsanwaltschaft. Also kann man davon ausgehen, das die Uni sie geprüft hat und sie durch diese interne Prüfung gefallen ist.“
„Musst du bald wieder in der Klinik arbeiten? Ich habe wieder einen Kontrolltermin für die Schiene, wie du ja bestimmt weißt und mir wäre wohler, wenn du dabei bist und alles noch einmal kontrollierst. Doktor Braun ist der Meinung, wenn meine Reha weiterhin so gut läuft, wie bisher, dann dürfte ich mit Beginn der neuen Saison wieder spielen. Also frühestens im August und nur dann, wenn Professor Nastasic und du grünes Licht dafür gebt, ansonsten wohl erst nach der Winterpause im Januar 2019 wieder.“
„Ja, ich muss ab dem 02. April den ganzen Monat über in der Klinik arbeiten und muss nur einmal in der Woche zur Uni. Es sind die ersten praktischen Übungseinheiten, die wir während dieser Ausbildung bekommen. Wann hast du den Termin denn?“, erklärte ich fragend.
„Am 04. April um 11:30 Uhr.“
Diesen Termin notierte ich mir sofort und richtete eine Erinnerung daran ein. Auch die Planungen zur Stiftung, die ich durch Mayas unnötigen Tod, ins Leben rufen wollte, liefen auf Hochtouren. Es meldeten sich immer mehr Fachleute dafür, mir dabei helfen zu wollen. So erweiterten wir die Idee, um eine Notrufzentrale, welche mit der Polizei, sämtlichen Ärzten und dem Jugendamt gekoppelt war. So brauchten die Betroffenen nur eine vierstellige Nummer wählen. Wir entschieden uns dafür die 1101, die ja die für die Polizei bekannte Telefonnummer enthielt. Die betroffene Person musste den Anruf nur weniger als 10 Sekunden halten. Dann ging die Suche per Rückverfolgung los und die Person, die zu der Nummer gehörte, wurde ausfindig gemacht. Mit Standort und GPS Verfolgung, falls die Person sich bewegte. Dann meldete die Polizei sich anonym beim Betroffenen und sicherte schnelle Hilfe zu. Ganz gleich, ob es nur ein Unfall war oder ernsthafte Häusliche Gewalt. Die vierte Ziffer 1 stand für Häusliche Gewalt. So kam niemand auf die Idee, das darüber jemand Hilfe holen konnte. Zumal sie wie eine ganz normale Telefonnummer funktionierte.
Roman und die Mannschaft des BVB staunten wie rasch alles vorwärts ging. Auch die Planungen für unsere Hochzeit liefen auf Hochtouren und wir hatten in Dublin eine Terminanfrage für eine Zivile und Kirchliche Trauung gestartet. Die irische Zivile Trauung entspricht in Deutschland der Standesamtlichen Trauzeremonie. Wie das in der Schweiz geregelt war, wusste ich zu meinem Bedauern nicht. Marco kannte sich da auch nicht aus, da ich ihn bereits danach gefragt habe.
Einen Weddingplanner hatten wir auch gefunden, der in Dublin lebt und bereit ist uns zu helfen. Er heißt Kiran O‘Connor und ist sehr erfolgreich. Wir sind das erste internationale, prominente Pärchen, das sich in Dublin trauen lassen will. Darüber war Kiran sehr verwundert und noch mehr klappte ihm die Kinnlade herunter, als ich ihm in seiner Muttersprache erklärte, warum wir das so wollen. Selbst Marco war verblüfft und sagte nichts mehr. Ich sah es ihm an, das sein Kopf auf Hochtouren arbeitete und er überlegte, woher ich die irische Sprache beherrsche.
Als wir das Skype Gespräch mit Kiran beendeten, sah Marco mich verblüfft an.
„Ich dachte, ich wüsste alles über dich. Das war wohl ein Irrtum. Du schaffst es immer wieder mich zu verblüffen und zu überraschen. Woher, zum Kuckuck, sprichst du irisch?“
Ich lachte herzhaft auf und bekam mich kaum noch ein.
„Naja, eine Freundin von Mama hat einen Iren geheiratet und da meine Familie die zwei besuchte, wurde ich in Irland geboren. Ich glaube, die Geschichte haben wir dir mal erzählt. Korrigiere mich ruhig, wenn ich mich irren sollte. So kam es das die beiden meine Taufpaten wurden und mein Patenonkel Devyn lehrte mich seine Muttersprache. Ich besitze sogar ein Sprachzertifikat, welches mich mit der Stufe C2, also Muttersprachlerniveau, ausweist. Du hast es ja mitbekommen, das ich Kiran so erklären konnte, warum wir uns Irland ausgesucht haben, als Ort unserer Hochzeit.“
„Ja, allerdings. Das klang wirklich sehr gut und ich habe nichts, aber auch gar nichts verstanden. Ich glaube, ich muss das nachholen. Sonst schimpfst du mich irgendwann mal in Irisch aus und ich weiß nicht, warum du dann so böse auf mich bist.“
„Klar gern. Ich darf aber nicht unterrichten. Dafür brauche ich eine Lizenz, die ich nicht habe. Ich werde Onkel Devyn bitten dich zu unterrichten. Deine Eltern und Roman gleich mit. Am besten nehmen wir Rabea auch mit dazu. Devyn ist Sprachlehrer und so hat er die Lizenz, um die irische Sprache unterrichten zu dürfen. Aber es wird kein Zuckerschlecken. Er ist ein strenger Lehrer und überprüft sehr sorgfältig die Fortschritte. Also solltest du es dir sehr gut überlegen, ob du das wirklich lernen willst, denn das wird eine größere Herausforderung, als Hochdeutsch zu sprechen“, warnte ich ihn und er nickte.
Aber in seinen Augen war Entschlossenheit zu erkennen. Dies mochte ich sehr an ihm, denn wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es auch durch.
Also beschloss ich meinem Patenonkel eine E-Mail zu schreiben und ihn darin zu bitten, Marco zu unterrichten.
Das setzte ich sofort in die Tat um und erhielt nur wenig später einen Anruf von Devyn, in dem er zusagte und auch mit Marco sprach. Marco erklärte warum er es wollte und was seine Motivation dahinter ist. Devyn begrüßte dies und versprach Marco zu helfen. Mein Patenonkel machte aber auch unmissverständlich klar, dass er erwartet, das Marco regelmäßig und fleißig lernt. Regelmäßige Besuche in Dublin inklusive. Da schaltete ich mich wieder ein und erklärte meinem Onkel, das Marco Profifußballer und zurzeit verletzt ist. Das er im Moment ein striktes Reiseverbot hat. Ich erklärte Devyn, das Marco bereits erste Rehaübungen machen darf, aber immer noch auf die Schiene, welche ja immer noch, sein Knie stützt und so vor einer erneuten Verletzung schützt, angewiesen ist. Ebenso braucht er noch die Gehhilfen, die ein übermäßiges Belasten des verletzten Knies verhindere.
Das sah er natürlich ein. Devyn freute sich, das wir in Irland heiraten wollten und dann auch noch in der Kirche, wo ich notgetauft worden war. So erfuhren wir das der Priester, der unsere Trauung vollziehen würde, sein älterer Bruder Eryk ist. Wir erzählten ihm das wir, bei der Behörde angefragt haben, welche für die Zivilen Hochzeiten zuständig ist, aber noch keine Antwort haben. Ebenso ergehe uns das so mit meiner Taufkirche. Ich schickte Devyn beide Anfragen und eine von uns beiden unterschriebene Vollmacht, das er uns helfen darf. So erfuhren wir auch, das unser Weddingplanner Kiran Devyns Cousin zweiten Grades ist. Darüber mussten wir so richtig lachen.
Wir legten auf und erhielten etwa 4 Wochen später, den so ersehnten Termin zu unserer Trauung.
Zum Glück fielen beide Trautermine auf den gleichen Tag, was nicht immer so ist. Unser Trautermin ist der 06. Juni 2018. Zivil heiraten wir morgens um 10 Uhr und Kirchlich am Nachmittag im 15 Uhr Gottesdienst. Ich weiß, das es eine ungewöhnliche Zeit ist und ein ebenso ungewöhnlicher Tag. Nämlich ein Mittwoch. Damit fällt Roman für ein Testspiel seiner Mannschaft aus, das am Sonntag, dem 03. Juni gegen Spanien stattfindet. Wir sind ab dem 15. Mai in Irland und Roman, sowie einige andere Nationalspieler die bei unserem Fest sind, reisen ihren Nationalmannschaften nach.
Ich bin ab dem 10. Mai beurlaubt vom Klinikdienst und habe bereits vorgearbeitet für die Uni und werde das auch weiter tun, da ich dann keinen Unterrichtsstoff verpasse. Ich nehme einfach online am Unterricht teil. Darauf hat Marco bestanden, als Bedingung für einen Junitermin 2018. Ansonsten hätte er den Termin erst auf 2019 gelegt. Ich habe es ihm versprochen und ab dem 01. Juni haben wir 8 Wochen lang, Semesterferien.
Die Klinik hat mich, wie bereits erwähnt, beurlaubt, damit wir in die Flitterwochen reisen können. Zuvor muss Marco zu einem Kontrolltermin, bei Prof. Nastasic erscheinen, um sicher zu gehen, das er die Reise gut verkraftet hat.
Wir wollen nach Griechenland in die Flitterwochen. So haben wir uns das gewünscht. Wir wollen keine Materiellen Geschenke.
Wir wollen für meine Stiftung, die immer noch Namenlos ist, die Geldgeschenke in Spenden verwandeln und so die Stiftung an den Start bringen.
Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir machen uns was zum Essen und räumen Anschluss gemeinsam auf, was inzwischen ganz gut klappt.
Marco verwendet nur eine Gehhilfe und bewegt sich nur vorsichtig. Dadurch dauert es zwar ein wenig bis er seine Aufgabe, die er freiwillig übernahm, gelöst hat, aber das ist okay.
Mich stört das so gar nicht und ich bin unglaublich stolz auf ihn.
Im Anschluss daran machen wir uns Bettfertig und ich kontrolliere noch einmal die OP-Narbe, wie ich es inzwischen nur noch einmal monatlich mache. Öfter ist nicht nötig. Erst wenn Marco wieder beginnt zu Spielen, endet auch die Kontrolle der Narbe.
„Bist du zufrieden?“, fragt mich mein Engel und ich nicke sanft.
„Ja, sehr. Tut irgendetwas weh?“
„Nein, gar nicht. Am liebsten würde ich schon morgen mein Debüt für Dortmund geben. Aber ich weiß, dass das viel zu früh käme, denn ich will noch einige Jahre spielen und dann meinen Trainerschein machen. Also werde ich brav sein und mich gedulden. Aber ich muss zugeben, das ich es vermisse, zu trainieren und zu spielen. Aber worauf ich mich am meisten freue, ist unsere Hochzeit. Wir sollten unsere Freunde und die Familien informieren, das wir einen Trautermin angefragt haben. Wann ziehst du mit deinen Mädels los?“
„Du hast recht, mein Schatz. Mitte April gehe ich mit den Mädels los, um mein Kleid auszusuchen. Dann kannst du zusammen mit den Jungs losziehen, deinen Anzug aussuchen. Ich verrate nur soviel, das ich ein schneeweißes Kleid will. Eben romantisch. Dazu passt ein dunkelblauer, grauer oder schwarzer Anzug sehr gut. Ich werde eine Stoffprobe organisieren, damit ihr einen Anhaltspunkt habt, was zusammenpasst und was nicht. Ich vertraue dir da total.“
Dafür küsst er mich in Grund und Boden und ja auch ich bin sehr nervös, was unsere Hochzeit angeht. Schließlich wird es mein erstes Mal überhaupt mit einem Mann.
Wir lösen den Kuss aus Luftnot wieder und kuscheln uns ins Bett. Rasch sind wir im Land der Träume versunken.