Ich wurde von sanften Küssen geweckt, die über mein Gesicht verteilt wurden. Langsam schlug ich die Augen auf und sah in Marcos tiefbraune Augen. Er strahlte mich glücklich an.
„Guten Morgen, Schönheit.“
„Guten Morgen, Engel“, erwiderte ich und lächelte.
„Wann fahren wir zum Professor?“, wollte mein Engel nun wissen.
„Wie spät ist es denn?“, fragte ich und Marco sah zu meinem Wecker.
„Es ist 08 Uhr“, antwortete er mir und ich nickte leicht.
„Wir müssen um 11 Uhr da sein. Also reicht es völlig wenn wir uns so zwischen 10 Uhr und 10:30 Uhr auf den Weg machen. Das bedeutet wir haben Zeit uns in Ruhe anzuziehen und zu frühstücken.“
„Gute Idee. Ich gehe schon mal duschen“, verkündete er und stand langsam auf.
„Mach das. Wenn was sein sollte, ruf einfach. Gib mir 20 Minuten und ich bin Tagfertig. Dann kannst du in Ruhe duschen und dich anziehen. Danach machen wir Frühstück und nach dem Besuch beim Professor müssen wir einkaufen fahren. Sonst gehen uns spätestens übermorgen die Lebensmittel aus, Engel.“
„Alles klar. Dann such ich mir schon mal was zum Anziehen raus und kann schon mal meine Zähne putzen. Danach setz ich Kaffee an und warte auf dich.“
Ich lächelte und war einverstanden.
„Das klingt doch mal nach einem Plan. Wir müssen noch eine Einkaufsliste schreiben, damit wir wissen was gebraucht wird. Das machen wir gemeinsam, da ich immer einem bestimmten System folge. Das zeige und erkläre ich dir noch. Ich habe es von meiner Mama gelernt und es ist wirklich effektiv. Bis gleich“, erklärte ich und stand auf.
Behutsam küsste ich ihn und er genoss es in vollsten Zügen.
Dann nahm ich mir frische Kleidung und ging ins Bad. Die Tür lehnte ich jedoch nur an. Ich hörte noch wie Marco mein Zimmer verließ und langsam nach unten ging. Zufrieden war ich auf jeden Fall mit dem Verlauf seiner Genesung. Sie dauerte zwar, aber er machte stetig Fortschritte. Das erfüllte mich mit Stolz.
Ich war nach 20 Minuten komplett startklar für den Tag und ließ mein noch feuchtes Haar an der Luft trocknen, was natürlich für wilde Locken sorgte. Marco sah mich überrascht an.
„WOW. Du bist schick. Sag mal, Schatz. Bis wann hast du noch Urlaub?“, fragte er und machte mir im gleichen Atemzug ein Kompliment, welches mich leicht erröten ließ.
Marco lachte auf und umarmte mich.
„Ich habe bis zum 06 Januar Urlaub. Dann arbeite ich bis zum 31 und ab dem 01 Februar bin ich wegen der Professorenausbildung, wieder an der Universität“, antwortete ich ihm und beschloss mit Roman zu sprechen, damit er sich in der Zeit um Marco kümmert und für ihn da ist.
Während Marco unter der Dusche verschwand, rief ich Roman an.
„Bürki“, erklang es am anderen Ende der Leitung.
„Schmelzer hier. Roman, ich habe eine Bitte an dich“, begann ich und hoffte, er würde nicht nein sagen.
„Ist was mit Marco? Geht es ihm gut?“
„Ja, ihm geht es gut. Du weißt doch das ich zurzeit Urlaub habe. Der geht noch bis zum 6 Januar. Bis zum 31 arbeite ich dann und ab dem 01 Februar bin ich wieder an der Universität, zur Professorenausbildung. Würdest du dich dann um deinen Bruder kümmern? Ich möchte vermeiden, das er sich langweilt und ihm die Decke auf den Kopf fällt. Unternehmt was gemeinsam. Solange er sich schont, habe ich nichts dagegen. Verbringt Zeit zusammen als Brüder. Besucht gemeinsame Freunde, wobei die Fahrtzeit 60 Minuten nicht überschreiten sollte. Pro Strecke. Genießt es zusammen sein zu können“, bat ich und gab ihm wichtige Informationen mit auf den Weg.
„Klar, ich kümmere mich um ihn. Müssen wir sonst noch was beachten?“, wollte er wissen.
„Nein. Es sei denn der Professor legt noch etwas fest. Sonst nein. Das wird sich ergeben. Je nachdem wie es Marco nach Euren Ausflügen geht.“
„Alles Klar, Doc. Ab wann geht es los?“
„Sechster Januar. Ich habe Spätschicht. Das heißt du müsstest ihn abholen und auch bringen. Ich gebe ihm einen Schlüssel zum Haus. Lasst dieses bitte stehen, denn es gehört meinem Bruder Marcel. Der macht euch beide mindestens einen Kopf kürzer“, warnte ich ihn und er schluckte schwer.
„Besser nicht. Marcel wütend erleben. Nein, Danke. Kein Bedarf.“
Jetzt lachten wir beide und Marco kam dazu.
„Roman, möchtest du noch mit Marco sprechen? Er steht gerade neben mir.“
„Ja, sehr gern.“
„Gut und danke noch mal.“
„Gerne doch, Doc.“
Ich gab Marco mein Handy nachdem er sich gesetzt hatte und unterhielt sich ungefähr fünf Minuten mit seinem großen Bruder.
„Du organisierst viel für mich. Damit es mir gut geht und ich nicht allein bin, während du arbeitest oder wieder studierst. Danke.“
Er gab mir das Handy zurück und freute sich über das Gespräch mit seinem Bruder.
„Gerne Schatz. Ich habe Roman gebeten auch Ausflüge zu planen mit dir. Pro Strecke darf die Fahrzeit nicht eine Stunde überschreiten. Weitere Auflagen gibt es vom Professor. Roman ist glücklich, das er bald viel Zeit mit dir verbringen kann. Es wird euch beiden gut tun. Es wird dir bei deiner Genesung helfen und Roman wird es helfen, auf dem Platz noch besser zu sein, als er es schon ist. Das wird ein Gewinn für euch beide sein.“
Marco nickte und küsste mich sanft und kurz.
Wir machten uns was zum Essen und der Kaffee war wirklich bereits fertig.
Ich goss uns beiden eine Tasse ein und stellte sie auf den Tisch, zusammen mit Kondensmilch und Zucker, legte noch drei Löffel dazu. Einer davon wurde direkt im Zucker versenkt, die anderen beiden verschwanden in unseren Kaffeetassen. Schließlich konnten wir essen und genossen es sehr, dabei zu flirten und lächelten die ganze Zeit glücklich. Wir schrieben noch rasch die Einkaufsliste und ich überprüfte sie gleich zwei Mal. Wie immer.
Wir räumten auf, als wir satt waren und es war bereits kurz vor zehn. Also mussten wir los. Marco nahm vorsichtshalber noch den zweiten Schuh mit, falls er eine Schiene für sein Knie bekäme.
Pünktlich fuhren wir los und hatten dichten Straßenverkehr erwischt und so waren wir froh, das wir doch eher losgefahren waren, als ursprünglich geplant. Als wir auf dem Klinikgelände ankamen, fuhr ich zu meinem Parkplatz und der Pförtner sah mich groß an.
„Hallo, Frau Doktor. Sie haben doch Urlaub!“
„Ja, richtig. Aber mein Freund hat einen Termin und so kann ich doch meinen Parkplatz nutzen, oder nicht?“, fragte ich ihn.
„Selbstverständlich, Frau Doktor. Ich war nur Überrascht. Fahren Sie durch.“
„Danke schön und einen angenehmen Dienst wünsche ich.“
„Vielen Dank, Frau Doktor. Ich wünsche viel Erfolg beim Termin.“
Wir dankten ihm und ich fuhr weiter.
„Der war ja mal richtig sympathisch.“
„Ja, das ist Fritz, unser Pförtner. Er ist der Dienstälteste und geht kurz nach Professor Nastasic in den Ruhestand. Er bleibt uns noch ungefähr drei Jahre erhalten. Fritz beginnt damit seinen Nachfolger aufzubauen und einzuarbeiten. Er ist sehr gewissenhaft und das macht ihn auch so besonders. Fritz hat immer einen freundlichen und respektvollen Gruß auf den Lippen und scheut sich auch nicht, zu helfen.“
„Das ist wirklich bewundernswert.“
Ich nickte und parkte.
„Komm Schatz, der Professor wird bestimmt schon da sein. Wir haben ja noch zehn Minuten Zeit.“
Langsam gingen wir in die Klinik und zum Professor.
„Guten Morgen, Herr Professor. Frohes neues Jahr“, wünschten wir ihm.
„Danke, das wünsche ich Euch auch“, erwiderte der Professor erfreut.
Marco war angenehm überrascht und ließ sich nur in meinem Beisein untersuchen. Also hatte sich nichts geändert. Zumindest nicht in diesem Punkt. Etwa zwei Stunden später waren wir beim Professor raus und nun mussten wir nur noch die neue Schiene abholen.
Die Orthopädische Abteilung befand sich im ersten Untergeschoss und wir fuhren mit dem Aufzug runter.
„Es hat mich überrascht, das der Professor so positiv auf unseren Neujahrsgruß reagiert hat. Noch besser ist, das er die Ausflüge mit Roman erlaubt und deine vorgegebene maximale Fahrzeit bestätigt hat pro Strecke. Was ich nicht so schön fand, ist, das er mich noch nicht in die Reha lassen will.“
Ich lachte auf und verstand ihn nur zu gut. Das kannte ich schon von Schü, Sunny, Marci und Reusi. Er bildete also keine Ausnahme.
„Ja, das hat mich auch gefreut, das der Professor meine Auffassung teilt. Der Grund warum ich es auf maximal 60 Minuten pro Strecke begrenzte ist leicht. Ich möchte vermeiden, das es dir zu viel wird und du am Ende Schmerzen hast. Wenn alles gut geht, werde ich Schritt für Schritt mehr zu lassen. Für den Anfang sollte es so ausreichend sein. Ich werde nach euren Ausflügen, dein Knie kontrollieren und möchte wissen, wie es dir geht. Bitte sag mir die Wahrheit. Nur dann kann ich dir helfen. Ich habe Doc Braun, dem Mannschaftsarzt vom BVB, eine E-Mail geschrieben und ihn informiert, was du bereits alles darfst und was nicht. Er freut sich darauf, dich kennenzulernen und dir alles zeigen zu dürfen. Wir fahren nach dem wir hier raus sind zu ihm. Dort kannst du Dario treffen. Er hatte einen furchtbaren Sportunfall vor über einem Jahr. Nun beginnt er endlich mit der Reha. Dario ist schon lange in meiner medizinischen Obhut. Er hatte viele OPs und beginnt so langsam wieder mit der Reha. Dario wird dir bestimmt erzählen, was ihm zugestoßen ist, wenn du ihn höflich fragst“, erzählte ich und lächelte.
„Sollte Dario dem zustimmen, wird er dir bestimmt Fotos zeigen, die seinen Sportunfall zeigen. Dann brauchst du stahlharte Nerven, denn die Bilder sind der Horror. Seine Verletzung ist sehr viel Schlimmer als deine“, fügte ich hinzu und Marco sah mich angespannt an.
Wir trafen in der Orthopädie ein und meine Kollegin Jenny begrüßte uns strahlend.
„Frohes neues Jahr“, rief sie uns entgegen und umarmte mich, ehe sie Marco die Hand gab und sich vorstellte.
„Freut mich dich kennenzulernen“, sagte Marco und Jenny grinste.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte Jenny und sah uns fragend an.
„Was kann ich für Euch tun?“
Ich gab ihr die schriftliche Verordnung der Schiene, die wir vom Professor bekommen hatten.
Jennys Augen wurden groß.
„Alles klar. Dann wollen wir mal. Ich schaue mir das verletzte Bein mal an und Julie sagt mir, wie weit die Schiene alles stützen soll“, schlug sie vor und wir nickten.