Kapitel 3
Eine Mini – Kurzgeschichte
Sommersprossen
Schon immer hatte Bert ein Auge auf die kleine Süße von Nebenan geworfen, mit ihrem herrlichen süßen Gesicht.
Auf den Nasenrücken hatten sich einige, wenige Sommersprossen ausgebreitet, es war ein Anblick, was Bert einfach nicht widerstehen konnte, denn die Sommersprossen machten erst dieses süße Gesicht noch süßer. Immer, wenn Bert sie am frühen Morgen begegnete, grüßte sie ihm mit einem Lächeln, was ihm so gut wie im Fußboden versinken ließ. Dann war sein gesamter Schneid für den übrigen Tag bereits aufgebraucht, er wandelte auf Wolke sieben. Leider war Bert nicht auf einer Wolke, schon gar nicht eine siebente Wolke, es war überhaupt keine Wolke. Was vielleicht etwas wolkig aussah, das waren die Abgaswolken, die aus den Schloten der Fabrikschornsteine rauchten.
Bert sah nur dieses süße Gesicht, mit den lieblichen Sommersprossen, und die fingen auch noch an zu tanzen, als ob sie ihm auslachen wollten.
Die Gedanken wollte er kurz mit seinem Handrücken wegwischen, was ihm aber nicht gelang, dann spürte er einen unglaublichen Schlag, gegen die Seite seines Körpers. Sein erster Gedanke war dieses süße Gesicht, mit den wundervollen Sommersprossen, die hatten ihm gerammt, weil er sie nicht beachtet hatte. Bedauerlicherweise waren es nicht die lieblichen Sommersprossen, es war ein Fahrrad, was ihm von der Seite voll erwischt hatte.
Bert wurde von seinen Füßen gerissen, als würde er nur eine Feder sein, dann allerdings wurde es dunkel um ihm, er hatte tatsächlich sein Bewusstsein verloren. Trotzdem schien er zu schweben, es war ein kurzer Flug durch die Luft, die mit einem harten Aufschlag auf den Boden endete. Die Zeit, die er schwebte, war für ihm eine unglaubliche Erfahrung, denn er hatte das Gefühl, als würde er auf eine Wolke liegen, eingebettet von wunderschönen Sommersprossen, die ihm warum auch immer einbetteten. Vielleicht wollten sie ihm auch nur schützen, was schlagartig beendet war, als er auf den harten Boden der Realität aufschlug.
Um Bert hatte sich eine Traube an Helfern gesellt, die ihm zu retten versuchten. Wenn die gewusst hätten, dass Bert überhaupt nicht mehr zu retten war, dann hätten sie auch abseits der Straße bleiben können, sich ein Eis einzuverleiben.
Bert war doch in die Sommersprossen des süßen Gesichts, von dem Mädchen von nebenan verliebt, und er hatte einfach nicht den Schneid, sie anzusprechen.
Mit blauem Licht, und tat-tu-ta-da flitzte der Rettungswagen durch die engen Straßen Berlins. Bert öffnete irgendwann seine Augen, alles tat ihm weh, der Liebeskummer natürlich noch mehr, ist ja klar.
Es war helles Licht, das Zimmer war mehr weiß als farbig, dann ging die Tür auf, und eine Schwester betrat das Krankenzimmer.
Mitleidig blickten ihre schönen Augen zu dem im Bett liegenden Verunfallten.
Mit einem Mal hatte die Schwester den jungen Verunfallten erkannt, es war der schüchterne junge Mann, von nebenan.
Mit großen, wissbegierigen Augen betrachtete sie ihm, dann lächelte sie ihm an, und da hatte sich die Welt verändert.
Sie fand, er hatte ein hübsches Gesicht, und aus dem einfachen Lächeln wurde ein Strahlen.
Bert selbst glaubte in einem Traum erwacht zu sein, denn so etwas konnte es doch nicht geben, und als er sah, wie die Sommersprossen anfingen zu erstrahlen, fing auch er an, herzhaft zu lächeln.
So hatte Sommersprossen zwei Menschen miteinander vereinigt, vereinigt in einer nie enden wollenden Liebe, die bis zu ihrem Lebensende anhielt.
Ende der kleinen Minigeschichte, die sogar eine Träne aus meinen Augen hatte fließen lassen!
Klaus Konty