Kapitel 25
Zeitschleife Teil 5
Zeitschleife
Aufgewacht, es ist so weit,
die Zeit beginnt von vorne,
du kannst dem nicht entrinnen,
du bist gefangen in der Zeitschleife!
Alles ist so wunderschön,
keine Ahnung, ob Du schläfst,
es ist nicht die Realität,
weil Du gefangen bist in der Zeit!
Sie spielt mit Dir,
du hast es schon erlebt,
Du kannst Dich auch erinnern,
wie Du einst gelebt!
Trotzdem, es scheint alles neu,
und doch keine Überraschung mehr,
ein Trugbild Deiner Erinnerung,
du bist eben gefangen in der Zeitschleife!
Klaus Konty
Teil 5 – Zeitschleife
Seelen, die kommen, mich zu holen
Natürlich kann man die Vorstellung, die im Kopf wie eine Filmvorstellung abläuft, nachvollziehen.
Wenn sich plötzlich eine Welt öffnet, die vorher nicht dagewesen war, dann plötzlich alles sich verdreht, aus gut, böse wird, es hautnahe erlebt.
Anton selbst konnte sich kein Reim darauf machen. Auf der einen Seite war er glücklich, seinen Vater wieder sprechen zu können. Was allerdings makaber schien, denn er war doch verstorben, tot, nicht mehr am Leben. Die Logik sagte da etwas Eindeutiges, wenn jemand verstorben ist, dann eingegangen in die ewigen Jagdgründe, zumindest konnte ein Toter nicht mehr mit einem sprechen. Was also geschah hier, war das Bewusstsein seines Vaters so stark, dass er Kontakt mit ihm aufnehmen konnte.
Spielte noch etwas anderes eine Rolle, und dann war ja auch die Frage aller Fragen – was wollte sein Vater von ihm?
Ja, was wollte er von mir? - fragte sich jetzt ernsthaft Anton, die Welt, in die Anton geblickt hatte, schien aber auch grundlegend zwiefältig zu sein, denn erst war das kleine, süße Mädchen wundervoll. Schon die leckeren Speisen, und auch Getränke schienen einladend zu sein. Dann wieder verwandelte es sich in das genaue Gegenteil, einen Auszug aus der Hölle, hätte wirklich nur noch der Leibhaftige gefehlt. Als hätte nicht nur die Vorstellung vom Teufel und der Hölle gefehlt, eröffnete sich für Anton schon wieder eine andere, neue Welt. Gerade eben, als sich dieses süße, kleine Mädchen verwandelte, zu einem bösartigen, hässlichen Monster. Konnte es noch etwas Schlimmeres geben, als so eine Verwandlung, die einem das Essen der letzten Tage aus dem Magen pumpen konnte?
Ganz gewiss, es gab noch schlimmere Sachen, die an Grausamkeit und Gemeinheit immer noch etwas mehr, höher angesiedelt sind.
Als Anton seine Augen öffnete, sah er sonderbares. Es war nicht hell, aber dunkel war es auch nicht, durch die Luft flogen kleine Objekte, die bei näherem Hinsehen sich als menschliche Wesen herausstellten.
Nein, sagte sich Anton, es sind keine menschlichen Wesen, es hätten menschliche Wesen sein können, wenn da nicht die Durchsichtigkeit, das Transparente gewesen wäre.
Aus den toten Körpern waren sie gestiegen, hatten sich in die Luft erhoben, fort zu schweben für immer.
Nein, nicht für immer, nur so lange, bis ein neuer Körper geboren wird. Schmerzverzerrte Gestalten, die Fürchterliches ertragen hatten, die aber auch glücklich schienen. Endlich dem entronnen zu sein, was man Leben zu nennen pflegt.
In Antons Innerem rumorte es, da war etwas, etwas wollte aus ihm heraus, wollte nicht mehr Teil Antons bleiben.
Sofort ahnte Anton, dass da etwas fort wollte, und wenn es dem Ding gelang, dann war er nicht mehr unter den Lebenden. Seine Seele begehrte auf, hinauszukommen, hinaus aus seinem Körper, mit in die Höhe zu schweben, als ein Teil der aufsteigenden Gesellschaft. Wie konnte Anton es aufhalten, denn in ihm rumorte es,
Schien, als würde sich seine Seele gegen unsichtbare Wände werfen wollen, jedoch solange er noch lebte, war für seine Seele der Weg versperrt.
Es war doch ganz einfach, dachte Anton, mit einem kleinen Lächeln auf seinem Gesicht, er brauchte nichts zu machen, eben nur am Leben musste er bleiben. Als hätte seine Seele diesen Umstand erkannt, oder die aufsteigenden, unbekannten Seelen hatten das Problem auch erkannt, als sich etwas zu bewegen schien.
Alle Seelen, die gerade eben noch hoch aufsteigen wollten, fingen an ihren Weg in die Höhe zu stoppen. Jetzt flogen sie im Kreis, der scheinbar immer enger wurde, er wurde nicht nur enger, sie wurden auch unglaublich schneller. Anton hatte sogar das Gefühl, als würde plötzlich ein Sog entstehen, der ihm anheben sollte, abheben, mitnehmen. Da brauchte er nicht zu überlegen, wohin hier die Reise gehen sollte, es war einfach nur offensichtlich, es sollte eine Reise in den Tod hinein sein.
Wie auch immer der Tod zu Anton kommen sollte, ob sie ihm zum Schluss einfach nur fallen lassen wollten, war eigentlich egal. Es war eben der Tod, wohin ihm dieses Spektakel führen sollte. Genau das musste Anton, wie auch immer, unterbinden. Sollten doch die Seelen hinaufsteigen, wohin ihnen der Weg auch führte.
Er musste nur am Leben bleiben.
Allerdings war es für Anton nicht nachzuvollziehen, warum sich seine Seele entschlossen hatte, dem Schwarm der Seelen zu folgen. Da war ein Wort gewesen, was schon Antwort genug war, es war der Schwarm, der ihm dazu zwingen sollte, sein Leben abzugeben, damit seine Seele frei war. Es gab eine Sachwarmintelligenz, wenn die sich zusammentat, gesteuert wurde von etwas Übergeordneten.
Er selbst, das wusste er, war doch kein schlechter Mensch, dass sich selbst eine Seele weigerte, ihm weiter treu zu bleiben.
Schon hatte sich Anton vom Boden abgehoben, war in einen einsaugenden Sog geraten, dann war tatsächlich nur noch Stille, und er fiel und fiel, schlug auf den Erdboden auf. Den Aufprall hatte er nicht mehr erlebt, es war nur noch dunkel, finster wie die finsterste Nacht. Wie sich seine Seele aus seinem Körper befreit hatte, hatte er schon nicht mehr gespürt, da war plötzlich ein kleines, feines, unscheinbares Licht.
Es wurde immer größer, Anton konnte Engel beobachten, die um ihm herumflogen, als wollten sie ihm halten, dorthin bringen, wo er gebraucht wurde. Plötzlich waren die Engel nicht mehr da, es waren Ärzte, die um eine Frau standen, und das Licht war eine OP – Lampe.
Plötzlich war wieder ein extremer Sog, es waren die, die ihm hinaushalfen in die Welt. Jetzt war er ein Neugeborener, es war hell, erkennen konnte er trotzdem nichts.
Ruhe war eingekehrt und eine Frau hielt ihm an der Brust, wo er gierig daran saugte. Es war so wunderschön, wie die Milch in seinem Innern ein neues Gefühl von Sattheit und Geborgenheit schuf. Küsse bedeckten seine Haut, dann wurde ein Name gesprochen, den er noch nicht verstehen konnte, denn er verstand dieses Wort noch nicht. Es war seine Mutter, die ihm mit unglaublich lieben Worten ansprach; „Mein kleiner Anton, wie habe ich Dich lieb!“
Ende von Teil 5 - Zeitschleife – Seelen, die kommen, mich zu holen, oder auch die Wiedergeburt
Auch das Ende von der Zeitschleife!