Minigeschichte Kapitel 35
Montag – 19. 08.2024
Minigeschichten
Die Zeit entschwebt, darum lacht und lebt, bevor es zu spät ist.
Genau, diesen Spruch hätte ich mir merken müssen, denn es ist oftmals einfach schon später, als man es sich in seinen kühnsten Gedanken ausmalen kann. Wie sollte man aber auch das Allerschlimmste vermuten, wenn man doch noch jung ist, zumindest sich jung fühlt. Jung fühlen und jung sein, sind natürlich zwei völlig entgegengesetzte Sachen.
Peter Schreiberling war es schlichtweg egal, denn er lebte nicht mehr in dieser originalen Welt, er war immer weniger zu Gast, was ihm den Nebennamen völlig von der wirklichen Welt losgelöster Mitmensch, eingebracht hatte.
Hatte er eine Geschichte beendet, war er nicht mehr zu ertragen, er vermisste die Welt, die er so lange beschrieben hatte. Da waren ihm die Romanfiguren so sehr ans Herz gewachsen, dass er sie schmerzlichste vermisste, als wären sie tödlich verunglückt, aus der ihm so wunderschönen Welt gerissen worden.
Weswegen fragte er sich, denn er selbst war es doch gewesen, der die Geschichte als beendet erklärt hatte. Tagelang hatte er dagesessen, überlegte, ob er eine Fortsetzung schreiben sollte, die ihm so schmerzhaft vermissten Figuren wieder ins Leben zurückzuholen. Leider hatte er ein fürchterliches Ende herbeigeschrieben, schon weil er sich besser kannte, als ihm im Nachhinein selbst recht war. Nur mit Mühe konnte er einschlafen, in seinen Augen stand der Frust, weil er eine ganze Welt verloren hatte. Die Welt schien sich verändert zu haben, und er lebte doch in dieser Welt, also versuchte er sich seine Welt so zu gestalten, als wäre er ein Gott, ein Gott, der aus der Unterwelt gekommen war, um alles zu bestrafen.
Plötzlich mitten in der Nacht, wurde sein Sehnen die Welt so zu verändern, wie sie ihm gefiel, nicht wie sie wirklich war. Aus den tiefsten Abgründen seines Sehnens erschien ihm ein dunkler Geselle.
Ein dunkler Geselle so wie er es noch nie gesehen, fast so, als hätte er ihm persönlich selbst erfunden, etwas so Fürchterliches, wie es eigentlich nicht in seiner Vorstellung präsent war. Zitternd versuchte er aus diesem Traum zu erwachen, jedoch gelang es ihm nicht.
„Ich bin der Welten – Vernichter!“, sprach das Wesen mit tiefer Stimme, sodass fast alle Wände begannen zu erzittern.
Was war es gerade? - fragte sich Peter der Schreiberling, dem eine unglaubliche Gänsehaut über den Rücken lief. Für Peter war es nicht mehr herauszufinden, was überhaupt noch stimmte, in welcher Realität er selbst feststeckte. Befand er sich in einer erfundenen Welt, oder hatte sich alles verselbständigt?
War dieses Monster jetzt in meine Welt übergesetzt?
Nein, so etwas wollte er nicht, er wollte in Ruhe und Frieden leben, nicht mit seinen eigenen erfundenen Romanfiguren herum kämpfen. Schließlich war er der Schreiberling, nicht dieses Ding da. Lieber würde er kein Wort mehr schreiben wollen, wenn da solche Sachen dabei herauskommen. Dieser Wunsch hörte sich wie ein Hilfeschrei an, der wohl von dem fürchterlichen Gott erhört wurde, denn danach hatte sich dieses fürchterliche Geschöpf ins Nichts aufgelöst.
Welten kommen und gehen, für Peter den Schreiberling hatte sich eine ganze Welt geschlossen, eine Welt, die ihm dazu gebracht hatte, sich nur noch in seinen eigenen Geschichten aufzuhalten. Er hatte dabei vergessen, dass er selbst in einer Welt lebte, die ihm schon angefangen hatte zu vermissen.
Ab jenem Tag hatte Peter der Schreiberling nie wieder eine Geschichte geschrieben, was auch wieder schade war, denn ganz im finsteren Dunkel, lauerte eine Gestalt darauf, überzuwechseln in eine andere Welt, sie zu vereinnahmen, sie sich untertan zu machen.
Hätte Peter diesen Wunsch nicht aus wirklicher Inbrunst geschrien, dann wäre diese fürchterliche, dunkle, finstere Gestalt tatsächlich in unsere Welt eingedrungen. Dabei hat doch schon die menschliche Gesellschaft, so viele, unnötige böse, finstere Gestalten, die mit Vernichtung und Krieg, die Welt überziehen.
Ende der kleinen Minigeschichte – Klaus Konty
Namen;
Peter Schreiberling; ist die Hauptfigur der kleinen Minigeschichte.