Minigeschichte vom 24.08.2023
Freddy
Es war schon immer sein Traum gewesen als Handwerker durchs Leben zu gehen. Leider hatte er kein Talent, etwas werkeln zu können, als seinen seine Hände tatsächlich falsch gestaltet worden, im Volksmund sagt man auch; „er hatte zwei linke Hände.“
Freddy gab aber die Hoffnung nicht auf, es wird schon werden, dachte er für sich, was ein wenig zu viel Selbstvertrauen widerspiegelte.
Freddy hatte auch keine Ahnung, dass da etwas war, was über ihm wachte, was ihm aus Gefahrenlagen holte, in die er ab und zu hineinschlitterte, ohne davon die geringste Ahnung zu haben. Für Freddy war die Welt nur rund, da waren keine Ecken, die man am besten umgeht, damit das eigene Leben erhalten bleibt. Es war ein Schutzengel, oder besser gesagt ein Schutzengel, die sich in das süße Gesicht ihres Schützlings verguckt hatte. Sie waren einst zusammen zur Schule gegangen, schon da war es um die kleine Marlies geschehen gewesen. Sie hatte sieben Jahre neben Freddy gesessen, hatte alles Mögliche unternommen, um die Aufmerksamkeit ihres Schwarms zu erhalten. Der hatte allerdings nur Augen und Freude an einem runden Ball, den er Fußball nannte. Allerdings fehlte ihm selbst dafür das nötige Talent, und so wirkte es recht komisch, wenn Freddy einen Ball annahm, sich dabei so die Beine verknotete, dass er des Öfteren sogar hinfiel. Seine Mitspieler verfielen dabei in eine erbarmungslose Lachkanonade, die ihnen sogar die Luft entschwinden ließ. Freddy hielt sich von da an, immer etwas abseits vom Geschehen, was jedoch sein Interesse an das Ballspiel nicht versiegen ließ. Heimlich hatte er mit dem Ball geübt, hatte sogar bis zur Erschöpfung daran gearbeitet, aber er hatte einfach nicht das geringste Gefühl, mit so einem Ball umgehen zu können. Der Ball war einfach zu rund, und er wollte ständig etwas machen, was Freddy gerade nicht vorhatte. Eckig ist der Ball leider nicht, also versuchte er es plötzlich nicht mehr, trotzdem beobachtete Freddy die anderen Jungs, wenn sie auf dem Platz Mannschaften bildeten. So hatte er auch nicht gespürt, wie ihm ein Mädchen ständig verfolgte, ihm beobachtete, weil sie sich unsterblich in ihm verliebt hatte, die auch noch in der Schule neben ihm saß. Er wurde erst aufmerksam auf Marlies, als er an einem Montag zum Fußballplatz geschlichen war. Marlies war ihm auch an diesem Tag dicht auf den Fersen, als sie beim Herüberschleichen einer Straße plötzlich einen LKW übersehen hatte. So musste es ja kommen, hatte Gott oben gestöhnt, denn auch er beobachtete Marlies schon einige Zeit beobachtet, weil er ihre bedingungslose Liebe absolut schön empfand.
Auch ein Gott durfte nicht alles, er durfte sich in Liebesangelegenheiten nicht einmischen, und bei Marlies war es eine Liebesangelegenheit.
(Dass Gott nicht alles darf, habe ich gerade eben entschieden, denn es wird Zeit, dass auch Gott bestimmte Regeln unterworfen wird! )
So hatte Gott mit klopfendem Herzen den Tod von Marlies mit angesehen. Marlies entschwebte in Richtung Himmel, ja zugegeben, es war nur ihre Seele, aber auch die schwebte empor, und ward plötzlich vor ihrem Richter, der allerdings mehr Mitleid mit dem Mädchen hatte, als es gut für ihm gewesen wäre. Marlies wurde zu einem Schutzengel ausgebildet. Auch wenn sie nicht ausgebildet worden wäre, hätte sie nichts anderes gemacht, als Freddy weiterhin zu beobachten. Sie war zwar nicht mehr am Leben, aber aufgehört zu lieben hatte sie nicht. Von ganz oben beobachtete sie ihm, die Liebe, die in ihr immer mehr hoch brandete, wurde immer gewaltiger.
Gott hatte es beobachtet.
Er beschloss einfach Marlies zu einem Engel zu machen. Er wollte sie immer in seiner Nähe haben, auch wenn sie nicht mehr aus Fleisch und Blut bestand, eben eine körperlose Seele, so hatte er sich immer noch in Marlies verliebt.
Marlies selbst war glücklich, denn jetzt konnte sie immer, wann immer sie wollte, über ihre große Liebe wachen, und die Wache wurde wirklich notwendig. Vielleicht weil ihm Marlies immer vor allen Unbilden beschützte, wurde er leichtsinnig. Freddy hatte eine Ausbildung zu einem Elektriker begonnen, wo er einige Male unvorsichtig in Kabel hineingriff, die mit Strom geladen waren. Immer dann, wenn er eigentlich hätte zusammenklappen müssen, weil der Stromfluss ihm die Füße wegzog, hatte es Marlies fertiggebracht, den Strom zu einem harmlosen Batteriestrom umzuwandeln.
Gott selbst hatte es amüsiert, was dieser junge Mann alles anstellte, und es geschah nie etwas, da musste ja der junge Mann die Kontrolle über sein Handeln verlieren. Allerdings Gott wäre nicht Gott, da er auch auf so etwas achten musste, denn andere Menschen merkten es schon, sie verstanden die Welt nicht mehr. Als dann ein anderer Lehrling genau dieselbe Aktion durchführte, brach dieser leblos zusammen. Plötzlich stand dieser junge Mann vor seinem Thron, was er nie hätte dürfen, denn plötzlich fing die Liebe Gottes an, kleine winzige Risse zu bekommen. Der Tod dieses jungen Mannes brachte so einiges durcheinander, denn er war zu einem langen Leben geplant, war auserkoren große Erfindungen zu machen, und jetzt war er Tod, das konnte so nicht weitergehen. Er entzog seinem Schutzengel Marlies die Fähigkeit den Freddy beschützen zu können. Es hatte auch nicht mehr lange gedauert, als Freddy mausetot ins Himmelsreich gelangte. Trotzdem gewährte er Marlies, mit Freddy zusammen auf einer Wolke ihr Glück zu verbringen. Besser so, als wenn die Liebe dieses Mädchens das gesamte Himmelsgefüge durcheinanderbrachte, er selbst hatte ja Marlies nicht verloren. So geschah es also, dass zwei Schutzengel als Liebespaar zusammen auf einer Wolke saßen, und Gott selbst war das fünfte Rad am Wagen der größten Liebe, die jemals so im Himmelsgefüge stattfand.
Ja, Gott konnte einem schon leidtun, denn der hatte alle Mach dieser Welt, musste aber bei seiner großen Liebe zusehen!
Klaus Konty – Ende der Minigeschichte, die wie ich gehört, hatte sich tatsächlich so abgespielt.