Minigeschichten – 19.08.2024
Mittwoch
Zeit Krümel können ein das Leben nehmen – ertrunken in der Zeit!
Oftmals geschehen Dinge, die man sich im Nachhinein nicht erklären kann. Der Tag war unglaublich hektisch verlaufen, in Rolf hatte sich Müdigkeit eingeschlichen. Genau das war etwas, was sich Rolf erst nicht erklären konnte, denn die Arbeit machte ihm Spaß und es konnte nicht hektisch genug sein. Er war ein Steh – auf – Mensch, der nie genug bekam, der alles bis zur letzten Sekunde ausnutzen musste.
Ja, es war sogar so, als würde er etwas versäumen, verpassen, was er nie wieder so bekam, und wenn er die Zeit nicht voll ausnutzte, dann war wertvolle Zeit verstrichen, die ihm dann fehlte.
Würde ihm denn wirklich die Zeit fehlen? - fragte er sich vorsichtig, so richtig überzeugt war er plötzlich nicht mehr davon, was waren auch einige Minuten, nur wenn sie sich addierten, sich täglich immer wieder anhäuften, so eine beträchtliche Summe ergeben. Der Gedanke hatte ausgereicht sich innerlich aufzuputschen, vielleicht schon wieder Zeit vertrödelt zu haben. Dann wenn er gefragt werden wird, was er so gemacht hatte, konnte er nur antworten;
„Zu viel Zeit vertrödelt!“
Alles zog sich zu einem unaussprechlichen Brei zusammen, die Welt schien plötzlich nur noch aus Zeit zu bestehen, aus Sekunden, Minuten, die ja auch einmal Sekunden gewesen waren. Als hätte es nur diese Vorstellung gebraucht, fing für Rolf das wahrhafte Chaos an, und das Chaos wuchs zu einer übergroßen Lawine hoch. Er stapfte durch die Zeit, die im einzelnem aus winzigen Krümeln bestand, wo jeder Krümel eine Sekunde war. In seiner Vorstellungswelt wurden die Krümel immer mehr, sein Körper schien wahrhaftig in diese Krümel untertauchen zu wollen, als wäre es Schnee, der ihm schier zu begraben schien. Eine Welt voller Sekunden – Schnee, und der drückte sich in seinem Mund hinein, durch die Speiseröhre hinunter in den Magen, wo sich darauf sein Magen aufblähte, als hätte er zu viel gegessen. Auch durch die Luftröhre drückte sich der Sekunden – Krümel, und alles schien in ihm den Untergang geweiht zu sein. Panik durchwehte seinen Körper, fast so, wie es vorher war, als er in Panik zu geraten schien, weil die Angst vor den vielen Sekunden ihm in Zeitnot geraten ließ.
Waren jetzt seine letzten Sekunden angebrochen, Sekunden, die ihm getötet haben, weil er zu viel davon hatte, in der Sekundenzeit einfach ertrunken war.
Rolf öffnete den Mund, der voll war von Sekundenkrümel, die ihm schier zu vernichten drohten.
Konnte er sich noch retten, von der Zeit, die sich in ihm hineingedrückt hatte?
Vielleicht sah ja so der Tod aus, im Krümel der Zeit, der Atem setzte einfach aus, Luft war einfach verschwunden, und wie wertvoll die Atemluft wirklich war? - das merkte er erst jetzt.
Alles hing doch miteinander zusammen, alles hatte doch seine Zeit, die zugedacht war, wovon eigentlich, wer verteilt die Zeit eigentlich?
Er hatte sie einfach immer nur gesammelt, als würde er nie genug davon besitzen können. Jetzt erst merkte Rolf, dass es die Zeit war, die ihm sein Leben stahl, die Zeit, das unendliche Land, war einfach zu viel in ihm, dass er erstickte.
Wem eigentlich? - sollte er anbetteln um Zeit, sein jämmerliches kleines Leben etwas mehr Zeit zu geben, wenn ihm doch einfach die Zeit umgebracht hatte. Innerlich hoffte er jedoch auf Gnade, auf Gnade vom Beherrscher der Zeit, mit den Leben davonzukommen.
„Lass mich Leben du Gezeiten – Gott, ich werde auch immer die Zeit achten, sie nicht einfach nur sammeln!“
In Rolf schien sich eine Veränderung auszubreiten, die sah erst einfach nur schmerzlich aus. Sein Körper war einfach nur aus dem Bett gefallen, und der erste Gedanke, der in Rolf präsent war;
„Ich habe verschlafen!“
„Wie kann ich die Zeit einholen, die ich durchs Verschlafen verloren habe?“
„Du Dummkopf!“ – hattest du nicht eben noch gejammert, gefleht dich zu ändern.
Da machte Rolf seine Augen auf, und musste vom ganzen Herzen lachen. Wie schnell man doch vergessen kann, denn die Zeit, die verloren ist, kann man nicht mehr einholen, dafür ist es einfach zu spät. Das eigene Leben ist zu wertvoll es mit Zeit sammeln zu vergeuden, denn der Tod kennt kein Erbarmen, wenn er dich holen kommt, dann ist die Zeit Nebensache!
Ende der kleinen Minigeschichte, die mir wirklich viel zu viel Zeit gekostet hatte. Hoffentlich kann ich die Zeit noch einholen? - so ist es manchmal, einige werden wohl nie schlau – oder?
Namen; Rolf – der zählte und zählte seine vertrödelte Zeit, bis er wirklich den Überblick verloren hatte.