Kapitel 7
Minigeschichte geschrieben am 28.08.2023
Vom kleinen Mädchen, was kein Bruder haben wollte!
Leonie war der Mittelpunkt der kleinen Familie. Sie fühlte sich geborgen, weil ihr immer alle Wünsch erfüllt wurden. Sie war der kleine Liebling des Papas, und war er nicht da, weil er arbeiten musste, dann war sie der Liebling von ihrer lieben Mutti. Natürlich war sie ein kleines verwöhntes Kind, was immer bestrebt war, ihren Willen durchzusetzen.
An einem Abend, rief die Mutti zu Leonie, bitte komm doch in die Küche, Papa und ich haben Dir etwas zu erzählen, es ist etwas wirklich Wunderschönes!
Leonie hörte es mit freudiger Erregung, was haben sie mir zu sagen, sicherlich wollen sie mir etwas Schönes schenken. Ihr Grübeln wurde nachdenklich, denn hatte sie nicht erst Geburtstag gehabt, da schenken sie mir doch bestimmt nichts. Auf ihrer Stirn bildeten sich Fältchen, die hatten nichts Gutes zu bedeuten, da wartete etwas, etwas nicht so Schönes, überlegte sie schon etwas betrübt. Alles sah so aus, als würde eine totale Veränderung in ihrem Leben eintreten. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten, trotzdem wollte sie sich nicht so schnell die Laune verderben lassen, denn noch kannte sie ja die Überraschung nicht. Es könnte trotzdem etwas wirklich Schönes sein, etwas, was ihr gerade eben nicht einfiel. Trotzdem lief Leonie betreten zur Küche, innerlich schon darauf wartend zu einer Hinrichtung gehen zu müssen.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellan-Kiste, dachte sie noch, auch wenn sie überhaupt nicht wusste, was es zu bedeuten hatte. Gerade erst gestern hatte sie diesen Satz von ihrem Vater aufgeschnappt, der ihr eigentlich nur sagen wollte, besonders vorsichtig zu sein.
Erwartungsvoll saßen Mutti und Papa in der Küche, bei einer Tasse Kaffee.
In ihren Augen konnte Leonie einen glücklichen Ausdruck erkennen, was ihr schon wunderte, denn das war noch nie so gewesen.
Entweder lachten sie oder wenn Papa etwas missglückte, dann meckerte er, manchmal gaben sie sich auch einfach nur einen Kuss auf den Mund, was Leonie voll eklig fand.
Denn auf ihren Lippen war doch Spucke, und die bekamen sie dann in ihren Mund.
Nein, wenn Leonie erwachsen war, dann würde sie sich so nie küssen, dass da die Spucke des anderen in ihrem Mund hereinkam. Aber so glücklich wie sie jetzt beide zusammen zu ihr blickten, das machte Leonie sogar etwas Angst, da kam etwas auf ihr zu, was nicht so schön war.
Als Leonie in der Küche am Küchentisch Platz genommen hatte, da strahlten beide etwas Unglaubliches aus, es war etwas, was Leonie nicht ergründen konnte. Dann sagten sie eine geraume Zeit erst überhaupt nichts, im Gegenteil, für Leonie war es eine kleine Ewigkeit, eine Ewigkeit, die überhaupt nicht enden wollte. Etwas stimmt hier absolut nicht, überlegte Leonie, ihr wurde innerlich immer unheimlicher, denn so hatte sie noch nie Mama und Papa gesehen, da konnte etwas nicht stimmen.
„Leonie!“ – fing die Mama an, und Papa nickte dazu, als ob es schon klar war, was auch immer?
„Wir haben eine wirklich große Überraschung für Dich!“
Was haben die denn, so in Rätseln haben die doch noch nie geredet?
„Leonie, Du bekommst ein Brüderchen!“
Es entstand eine Pause, die nicht enden wollte, fast genau wie eben, bevor Mutti ihr etwas gesagt hatte.
Leonie hatte es nicht richtig verstanden, denn warum machten sie ein so großes Ding, um ein Brüderchen, was sie ihr doch zum Geburtstag schon geschenkt hatten. Hatte sie da nicht auch von einem Brüderchen gesprochen, was sie lieben, in ihrem Herzen aufnehmen sollte. Oft hielten ihre Puppen nicht lange, und sie hatte es versprochen, das neue Brüderchen, sorgsam zu behandeln.
„Es ist doch noch nicht kaputt!“ - sprach sie laut zu ihren Eltern, damit sie wussten, sie hatte die kleine neue Puppe noch nicht kaputt gemacht. Leonie selbst traute sich auch kaum, mit der Puppe zu spielen, eben weil sie Angst hatte, dass sie entzweigehen könnte.
Auf den Gesichtern von Mama und Papa schlich sich ein Lächeln, denn damit hatte sie in diesem Moment wirklich nicht gerechnet, mit der Puppe konfrontiert zu werden, schließlich ging es hier um ein Brüderchen.
Gerade erst war Leonie eingeschult worden, da wollte sie ihr Spiel weitertreiben, sie duldete keinen anderen, denn sie war der Mittelpunkt. Es führte schnell dazu, dass sie keinen einzigen Freund gefunden hatte. Keiner wollte ihren Launen ausgesetzt sein, ein Laufbursche ihrer schrägen Wünsche zu sein. Vorn in der ersten Schulbank saß sie allein, und strebte sie strebte an, die Klassenbeste zu sein. Keiner wollte etwas mit Leonie zu tun haben, alle meiden sie, denn in ihren Augen tobte die Selbstsucht, und das war für alle sichtbar.
»Nein, Leonie, Du bekommst ein richtiges Brüderchen!«
Leonie glaubte in dem Moment in den Boden versinken zu müssen, wenn sie nicht gerade auf einen Stuhl gesessen hätte.
Nein, nein, …
Rief Leonie und bekam tatsächlich einen Bock.
Ende der Minigeschichte