„Du solltest dir endlich einmal wieder Urlaub nehmen“, murmelte Smith, während er auf den Bildschirm seines Computers schaute.
Pakhet saß vor ihm. In ihrer Hand hatte sie eine Kaffeetasse - das wichtigste an einem Morgen. Sie zuckte mit den Schultern. „Ach komm, ich war erst vor drei Wochen in Jamaica und hatte nach dem Auftrag drei Tage Leerlauf. Das reicht doch.“
„Drei Tage?“ Smith wandte sich ihr zu und hob eine Augenbraue hoch. Sein Haar war trotz der Kürze kraus und zeigte an einigen Stellen schon graue Ansätze. Aus seinen Augen heraus glänzte es jedoch – für jemanden in ihrem Beruf auf eine erstaunlich warme Art und Weise.
„Ja.“ Sie trank einen Schluck.
„Drei Tage ist kein Urlaub, Pakhet. Das reicht nicht zum Ausspannen.“
„Für mich schon.“
„Nein. Auch für dich nicht.“
„Jetzt komm schon. Ich bin die meiste Zeit nur auf Bereitschaft hier. Der Job besteht die meiste Zeit aus rumsitzen und warten.“
„Und du verbringst in den letzten Monaten jede freie Minute davon im Training.“
Ein weiterer Schluck. „Ja, und?“
„Pakhet. Ich möchte hiermit zum Ausdruck bringen, dass es mir durchaus aufgefallen ist und ich denke zu wissen, womit es zusammenhängt. Und ich möchte dich hiermit ganz offiziell anhalten dir Urlaub zu nehmen und dir in folge unterschwellig androhen, dass ich ansonsten beim nächsten Auftrag irgendwo im Ausland aus Versehen deinen Rückflug zwei Wochen zu spät buche.“
„Dann würde ich mir selbst einen anderen Flug buchen.“
Smith seufzte langgezogen und schüttelte den Kopf. „Meine Dame, du machst es einem echt schwer, dir zu helfen, weißt du?“
Wieder zuckte sie nur mit den Schultern. Was sollte sie dazu sagen? Sie wollte eigentlich nicht darüber sprechen.
„Pakhet. Komm. Du bist hier in einer Firma. Du hast Anspruch auf Urlaub. Nimm dir Urlaub. Wenn du nicht rumliegen willst … es gibt da draußen tausende Aktivitätsurlaube, die es garantiert schaffen werden, dich für zwei Wochen zu beschäftigen. Ich denke nur wirklich, dass es gut für dich wäre hier heraus zu kommen. Weg vom Job. Weg von Michael.“
Jetzt war sie es, die seufzte. Er klang beinahe schon wie Robert. „Bist du jetzt ein Psychologe?“
Er lachte leise. „Ja. Vielleicht wäre an mir ein Psychologe verloren gegangen, nicht?“
Sie gönnte ihm keine Antwort, trank stattdessen nur einen weiteren Schluck.
„Komm, sei nicht so ein Dickschädel“, meinte er. „Du hattest mal irgendwas von Skifahren erwähnt. Könnte ich dich dafür begeistern?“
„Warum ist es dir so wichtig?“
„Weil ich lang genug mit Michael zusammenarbeite und in dieser Firma bin, um genug Leute zusammenbrechen zu sehen. Und in diesem Job hat es meistens unschöne Konsequenzen.“ Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Es wäre schade, wenn du so endest.“