Eine Werwölfin. Das hatte Pakhet gerade noch gefehlt. Warum konnten die Dinge nicht einmal einfach laufen? Stattdessen ließ sich die Frau, die Pakhet für eine einfache Gangerin gehalten hatte, auf alle Viere fallen. Haare sprossen aus ihren Armen, entwickelten sich zu einem dichten Fell. Es schien, als würde ihr Körper flüssig werden, ehe er sich verformte und nach und nach die Form eines Wolfes annahm.
Das Tier knurrte, fletschte seine Zähne und sprang.
Pakhet wich zurück. Damit hatte sie nicht gerechnet. Zugegebenermaßen war sie für den Moment etwas überfordert. Die Tatsache, dass die anderen Ganger auf sie schossen, machte es nicht einfacher.
Sie wich weiter vor dem Wolf zurück. Ihr blieb keine Wahl. Keine Rücksicht auf Verluste. Eigentlich hatte sie gehofft, die Sache ohne unnötige Gewalt hinter sich zu bringen. Sie war zu optimistisch gewesen, aber verdammt, die Wölfin selbst war nicht älter als zwanzig, welche der anderen Gangmitglieder noch jünger.
Sie hasste es sehr.
Die Wölfin presste sich an den Boden, nur um sich einen Moment später abzustoßen.
Pakhet zielte auf ihren Hinterlauf, schoss dann. Zwei Mal. Einer ihrer Schüsse traf, bohrte sich durch Fell und Muskeln und warf die Wölfin aus ihrer Bahn.
Das Tier fiel zu Boden, rollte zur Seite, winselte.
Die anderen schossen.
Pakhet hatte keine Wahl. Sie sprang über einen rostigen Wagen, der am Straßenrand geparkt war, ging dahinter in Deckung. Diese Kids hatten kein wirkliches Training mit ihren Waffen, doch das würde einen Treffer nicht weniger schmerzhaft machen.
Sie hasste Gang-Auseinandersetzungen. Die meisten waren so jung. Der Junge, den sie hatte holen wollen, war erst sechzehn, verdammt!
Vorsichtig spähte sie über den Wagen. Die Kids waren zu viert. Sie ballerten unüberlegt einfach auf den Wagen. Die Kugeln bohrten sich in das alte Blech. Bald sollten ihre Clips leer sein. Ja, am besten sie wartete bis dahin.
Innerlich zählte sie. Dann hörte sie das erste hohle Klicken. Dann das zweite.
Ihre Chance. Sie sammelte ihre Kraft, sprang über den Wagen und hatte den ersten Jungen erreicht, bevor dieser wusste, was ihm geschah. Sie riss seine Hand nach unten, überdehnte das Gelenk, bis er die Waffe fallen ließ. Dann kickte sie diese aus dem Weg.
Sie warf den Jungen auf den nächsten der Ganger, der eigentlich gerade dabei war, seine Pistole nachzuladen. Dieser war zu überrascht, reagierte nicht rechtzeitig. Sie gingen beide zu Boden.
Mit einem langen Sprung hatte sie Nummer Drei erreicht. Wieder dieselbe Taktik: Überdehnen, entwaffnen. Die Jugendlichen waren nicht besonders stark, hatten ihr nicht viel entgegen zu setzen.
Allerdings war sie nicht schnell genug. Nummer Vier hatte mit zittrigen Händen nachgeladen und hob nun die Waffe.
Ihr blieb nichts anderes übrig. Sie hielt Nummer Drei an den Schultern vor sich. „Verdammt noch mal“, knurrte sie. „Ich will nur Nicolo mitnehmen. Können wir es nicht einfach dabei belassen?“