CN: Gewalt, Tod
Es war alles eine Frage des Timings. Pakhet war hinter der ersten Wache, griff ihr Messer fester und bohrte es dann von hinten durch den Nacken des Mannes.
Blut spritzte ihr entgegen, doch sie hatte die Wirbel richtig getroffen. Der Mann sackte augenblicklich in sich zusammen, sollte tot sein.
Für den zweiten durfte sie sich keine Zeit lassen. Sie sprang zu ihm rüber, versuchte es ebenfalls, doch er fuhr herum. Zwar war er angespannt, schaltete aber nicht schnell genug, um seine Waffe auf sie zu richten. So schaffte er es nicht, ihrem Kick zu entgehen, der ihn nach hinten warf. Er schrie, dann aber war sie auf ihm. Mit dem Knie pinnte sie seinen Arm samt Waffe nieder, mit dem Messer stach sie unter seinen Helm. Blut spritzte wild darunter hervor. Sie musste seine Schlagader erwischt haben.
Mit der Rückseite des Arms wischte sie sich das Blut aus dem Gesicht. Nach dem Einsatz würde sie eh duschen.
Rasch sah sie sich um. Offenbar wurde dieser Raum für Parties oder anderes zusammenkommen genutzt. Viel freie Fläche. Zierde an den drei Wänden. Ein paar Pflanzen. Ein paar Sessel direkt an der Wand. Wenig um sich zu verstecken, bis auf zwei Säulen.
Also hastete sie zu einer dieser und wartete. Kurz schloss sie die Augen um besser lauschen zu können. Doch wenn jemand sie gehört hatte, so kam keiner. Vielleicht legte man auch eine Falle.
Sie wusste nicht, wo die Leute ihre Ziele gefangen hielten. Doch auf dem Erpresservideo hatte man zumindest Fenster gesehen. Das hieß, sie waren wahrscheinlich nicht im Keller.
Kurz sah sie zum Fenster. Vielleicht war es sinnvoller ihren Kollegen auszuhelfen. Die Schüsse waren weniger geworden. Eine der beiden Parteien hatte deutlich die Überhand gewonnen.
Sie verdrängte diesen Gedanken und sah zwischen den drei Türen, die in diesen Raum führten hin und her, entschied sich dann für die in Richtung Osten. Wenn sie richtig lag, konnte sie so eine Runde bis zum Treppenhaus durch die Räume drehen.
Ein kurzer Sprint, dann hatte sie die Tür erreicht. Sie war nicht abgeschlossen. Ein Atemzug. Sie öffnete die Tür und ging direkt hinter dem Rahmen in Deckung. Doch das Zimmer danach war leer. Ein einfaches Wohnzimmer - nur halt größer, teurer, pompöser, als es die meisten Leute sich erlauben konnten.
Sie schlich zur nächsten Tür. Hier müsste eine kleine zweite Küche für Snacks kommen, dahinter das Schlafzimmer. Von dem aus sollte man in den Flur kommen und von da aus zum Gästezimmer.
Sie warf die Tür zur Küche auf. Wahrscheinlich hatte jemand nach etwas gesucht. Verschiedene Lebensmittel, die wohl ehemals die Regale gefüllt hatten, lagen über den Boden verteilt. Egal. Sie musste weiter. Gästezimmer.
Als sie die Tür öffnete, durchschnitt ein Schuss die Luft. Beinahe automatisch ließ sie sich auf den Boden fallen, froh nahe beim Bett zu sein.
Da war einer, der in der Tür zum Treppenhaus stand. Hatte er sie erwartet?
Egal. Sie konnte ihn nutzen, um zu erfahren, was sie wissen wollte.
Sie kauerte sich auf dem Boden neben dem Bett nieder, während zwei weitere Schüsse Federn fliegen ließen. Okay. Wie kam sie am besten zu dem Typen. Ihr Messer steckte sie vorsichtig in die Scheide, zog dafür ihre Pistole. Wenn sie eine Granate nutzte, konnte sie ihn wahrscheinlich nicht mehr befragen.
Also gut. Durchatmen. Dann aus der Deckung raus. Zielen. Schießen. Bein, Bein, Schulter, Hand, Hand, Schulter. Sechs Schüsse waren viel, aber sie musste sicher gehen, dass sie ihr Ziel erreichte. Ihn entwaffnen - und möglichst Schmerzen zufügen.
Tatsächlich schrie er, stolperte Rückwärts gegen die Tür und fiel. Er sank zu Boden und sie sprang über das Bett.
Schon war sie bei ihm, Waffe in der Hand und hielt sie gegen seinen Helm. „Die Geiseln?“, fragte sie auf Englisch. „Wo?“
Sein Atem ging schwer. Er antwortete nicht.
Deswegen setzte sie die Waffe an seinem Bauch an, drückte noch einmal ab. „Wo?“
Er sackte in sich zusammen. Bewusstlos.
Verdammt.
Es war immer leichter einfach durch Gegner zu pflügen, sie auszuschalten. Geiseln zu suchen – und zu retten - erforderte Geduld. Man durfte keinen Fehler machen. Deswegen waren größere Teams ein zweischneidiges Schwert: Natürlich waren Massen im Vorteil. Doch gleichzeitig waren die Chancen zu groß, das irgendwem die notwendige Ruhe, die notwendige Disziplin fehlte.
Deswegen wartete sie nicht auf die anderen, sondern hastete weiter in den Flur.