Es war laut, es war bunt, es war so, wie sie es hätte erwarten sollen. Pakhet fragte sich, warum sie sich hatte breitschlagen lassen, überhaupt herzukommen. Aber dann wiederum war es wohl eine Chance, die man sich kaum entgehen lassen konnte.
"Entspann dich", meinte Pajeet und klopfte ihr auf die Schulter.
"Dazu habe ich Zeit, wenn ich im Hotel bin", erwiderte sie und sah sich um.
Sie drängten sich gemeinsam mit der breiten Masse am Rand des Umzugs, der sich durch die Straßen von Rio zog. Wo Geena, die dritte in ihrem Team, abgeblieben war, wusste Pakhet nicht. Vielleicht war es ihr zu viel geworden und sie war gegangen. Sie konnte es ihr nicht verübeln.
Es herrschte ausgelassene Feierstimmung, wie man es vom Karneval in Rio erwartete.
Natürlich musste sie zugeben, dass das alles seinen Reiz hatte. Die prächtigen Wagen, die ausgelassene Musik, die hübschen Tänzerinnen und Tänzer. Hätten sie die Mission schon hinter sich gebracht, wäre sie durchaus bereit gewesen, sich darauf einzulassen. Doch die Mission würde morgen kommen - in der Hoffnung, dass halb Rio seinen Rausch ausschlief und die Sicherheit geringer ausfallen würde. Wäre der Job heute schon gewesen, hätte sie sich vielleicht noch in irgendeiner Bar rumgetrieben und hätte sich auf einen One-Night-Stand eingelassen, aber so fühlte sie sich nicht wohl dabei.
Sie hatte einen Becher Bier in der Hand, hatte bisher allerdings kaum getrunken.
"Was ist?" Pajeet musste förmlich gegen den Krach der Parade anschreien.
An sich hatte er ja Recht: Wann hatte man schon einmal die Chance, bezahlt bei so etwas dabei zu sein? Vielleicht machte sie sich auch zu viele Gedanken. Ihr Ziel war es einen der lokalen Drogenbosse zu entführen. Ob nun für die Polizei oder die Konkurrenz musste sie ja nicht wissen.
Was sollte schon groß passieren? Wahrscheinlich wäre es wirklich leicht.
"Nichts", rief sie zurück und trank einen Schluck des Biers.
Vielleicht klang ein One-Night-Stand doch nicht, nach einer schlechten Idee. Es würde sie zumindest von ihrer Nervosität abbringen.