"Du bist verrückt", sagte eine Stimme in Pakhets Kopf, als sie am Rand der Ladefläche stand. Unter ihr sauste die Landschaft vorbei. Weit, weit unter ihr.
Pakhet kannte diese Stimme. Immerhin war sie beim Militär oft genug gesprungen. Es war nur das erste Mal, dass sie es in ihrer Freizeit tat. Dennoch sprang sie.
Da war das rauschen in ihren Ohren, als ihr Blutdruck stieg. Sie spürte das Adrenalin durch ihre Adern sausen. Jetzt fiel sie. Fiel. Immer schneller dem Boden entgegen. Unter ihr dieselbe trockene Steppenlandschaft, die so viel vom Westen Südafrikas bedeckte.
In ihrem Magen, da saß die Angst. Und auch irgendwo in ihrem Hinterkopf war diese kleine Stimme, die weiterhin darauf beharrte, dass es verrückt war und dass sie garantiert sterben würde. All die Dinge, die schiefgehen konnten, bei so einem Sprung.
Und doch war das Gefühl, dass Pakhet nach ein, zwei Sekunden durchströmte pure Freude. Sie spannte ihren Körper an, um ihren Fall zu kontrollieren, spürte, wie der Anzug sich aufbauschte, als sie an Luftwiderstand gewann. Man konnte sich einreden, dass man flog. Dem Boden entgegen - ja. Aber ein wenig war es schon wie Fliegen.
Vor allem war es jedoch angenehm ruhig. Es war besser noch als Sex, um das letzte Bisschen Ärger und Genervtheit aus ihrem Hirn zu vertreiben. Statt mieser Gedanken, schwamm ihr Gehirn in einer Mischung aus Panik und Euphorie.
Der Wind schlug ihr ins Gesicht. Kühl, hier oben.
Doch sie hatte die Kontrolle. Die Kontrolle über den Sturz. Hier oben gab es keinen Michael, keine nervigen Jobs, keine Kleinkriminellen, keinen Hale, kein gar nichts.
Sekunden zogen sich auf Ewig in die Länge, während sie weiter fiel. Sie wartete, die Leine zu ziehen. Wartete. Schaute auf ihren Höhenmesser. Und wartete bis zum spätesten Zeitpunkt.
Der Schirm öffnete sich, brauchte einen Moment, ehe er ihren Sturz mit einem Ruck bremste und sie so ruhig dem Boden entgegensegelte.