„Du hattest einen Job“, waren Michaels erste Worte, als Pakhet in sein Büro kam.
Sie sah ihn an. Dieses Mal glomm tatsächlich so etwas wie Wut in seinen grauen Augen. Keine heiße, flammende Wut, sondern ein kalter, eisiger Ärger.
Was konnte sie sagen? Es war eine dumme Idee, sich mit ihm anzulegen, doch dann wiederum: Er hatte bisher nichts getan. Er war nur ein Schwätzer, wahrscheinlich. Und doch wusste er, dass die US sie weiterhin suchte.
„Du hast mich angelogen“, sagte sie. Es kostete sie einige Mühe, ihre Stimme ruhig zu halten. Es hatte keinen Sinn ihn anzuschreien. „Du sagtest, es wäre eine Befreiung. Das waren die Eltern des Mädchens.“
Michael beugte sich vor. Er hatte seine Ellbogen aufgestützt. Seine ohnehin dünnen Lippen waren zusammengepresst. „Du bist Söldnerin, Joanne. Du hattest einen Job.“
„Einen Job, den ich nur angenommen habe, weil du mich angelogen hast. Hätte ich gewusst, dass ich das Mädchen entführen sollte ... Verdammt, die Arschlöcher wollten die Kleine töten.“
„Dann kann es dir doch egal sein“, erwiderte Michael. „Komm schon, Joanne. Ich kenne deine Akten. Das wäre bei weitem nicht das ...“
„Komm mir nicht damit“, knurrte sie. Nun konnte sie sich doch nicht beherrschen. Aber Michael war nicht der einzige, der wütend war. Sie hatte allein entkommen müssen, verflucht noch mal. Beinahe hätten ihre eigenen Leute sie abgeschossen. Weil sie mit der Mission gebrochen hatte. „Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich eine harte Grenze habe: Nichts mit Kindern. Ich töte keine Kinder. Ich entführe keine Kinder. Ich verletze keine Kinder.“
„Das Mädchen war vierzehn. Das ist kein 'Kind' mehr.“
„Auch das habe ich bereits gesagt: Niemand unter 18.“
„Und das Alter 18 macht es magisch okay?“
„Nein. Aber irgendwo muss ich eine Grenze ziehen.“ Sie fixierte ihn über seinen übertriebenen Mahagonienschreibtisch hinweg. „Ich habe es dir gesagt, Michael, von Anfang an. Eine Regel. Eine Sache, die ich nicht mache. Wieso hast du mich auf diese Mission geschickt?“
„Weil du eine der besten Kämpferinnen hier bist“, entgegnete er.
„Verarsch mich nicht“, erwiderte sie.
Ein eisiges Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen. „Würde ich nie.“
„Ich bin gut, ja.“ Sie atmete einmal durch, um ihre Stimme unter Kontrolle zu behalten, nicht lauter werden zu lassen. „Aber es gibt hier mindestens zehn andere, die genau so gut, wenn nicht besser sind, als ich. Du hättest jeden von ihn schicken können. Tokka hat keinerlei Probleme mit Kindern. Lass ihn es machen!“
„Er war auf einer anderen Mission. Er ist seit einer Woche schon in Afghanistan.“
„Dann zieh ihn da ab und schick mich hin. Was ist das Problem?“
Michael seufzte. „Das Problem ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob du deine Prioritäten richtig setzt, Joanne.“
Die Wut stach förmlich in ihrem Bauch. Sie wollte ihn anspucken, beherrschte sich jedoch. „Dann war das ... was? Eine Probe?“
„Einfach nur ein Test“, erwiderte Michael. „Und du bist durchgefallen.“
Verdammt noch mal, was auch immer sein Problem war: Er war ein pathologischer Kontrollfreak. Sie wollte ihre Wut runterschlucken, wusste sie doch genau, dass Schreien, dass Wiederworte ihr nichts brachten. Und doch schaffte sie es nicht. „Wir haben von Anfang an gesagt“, begann sie erneut, doch er unterbrach sie:
„Ich erwarte nicht viel. Aber ab und an ein Job, der dir gegen den Strich geht, sollte nicht zu viel verlangt sein, Ms Snyder.“
„Mein Name ist Pakhet. Dafür hast du selbst gesorgt!“
Nun war er es, der sie fixierte, während er langsam aufstand. „Ja, aber der Gesuch ist noch immer auf Joanne Snyder und du solltest nicht vergessen, dass ich genau weiß, wo sie lebt.“