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Thematisierung von Vergewaltigung
Es fühlte sich nicht an wie ein einfaches Erwachen. Pakhets Gedanken waren schwerfällig. Ihr Kopf brummte. So fühlte sich Schlaf nicht an. Nicht für sie. Es war, als hätte ihr jemand eins übergebraten. Nein. Anders. Eigentlich fühlte es sich an, wie ein heftiger Kater. Nur, dass sie dafür nicht genug getrunken hatte. Oder?
Sie zwang ihre Lider dazu, sich zu öffnen und schloss sie gleich wieder, als das gleißende Sonnenlicht sie blendete. Es war, als hätte jemand einen Scheinwerfer auf sie gerichtet.
Scheiße. Wo war sie überhaupt? Sie war nicht in ihrem eigenen Bett. Die Matratze war zu weich und durchgelegen. Die Bettlaken rochen anders.
Warum konnte sie sich nicht erinnern.
Sie versuchte es.
Sie war trinken gegangen mit einem klaren Ziel. Ausgestattet mit ihrer üblichen Kombination. Kleidung. Make-Up. Perücke. Ein Glamour in einem Armreif, um die Prothese zu verbergen. Sie war in einer Bar in der Nähe von Camps Bay gewesen. Bessere Gegend. Einige Touristen. Sie hatte sich unterhalten. Mit ein paar verschiedenen Männern. Halt ein üblicher Abend für sie. Und dann?
Die Erinnerungen waren, als hätte jemand versucht, sie mit einem Magnet auszuradieren. Wie eine alte VHS-Kassette, die nicht mehr richtig wiedergab. Oder vielleicht eher, wie eine DVD, die zwischen den Szenen sprang. Sie konnte sich noch an den Whiskey erinnern. An die Bar. An die Geräusche. Aber Gesichter waren schwer und irgendwann, ja, irgendwann stoppten ihre Erinnerungen.
Ihr Magen zog sich zusammen, als ihr eine Ahnung kam.
Noch einmal öffnete sie die Augen, blinzelte erneut, zwang sich aber sie geöffnet zu halten.
Sie war in einem Hotelzimmer, wie erwartet. Zumindest das. Es könnte schlimmer sein. Sie hätte auch gefesselt in einem Keller aufwachen können.
Oder an einen Stuhl ...
Übelkeit stieg in ihr auf.
Verdammt.
Sie kämpfte sich auf, kroch unter dem Bettlaken hervor und versuchte sich in dem viel zu hellen Zimmer zu orientieren. Sie schloss das rechte Auge und war froh, festzustellen, dass es mit dem magischen Auge bei weitem nicht so schlimm war.
Dann eilte sie zur Toilette.
Erst als sie über der Toilettenschüssel hing, wurde ihr klar, dass sie nackt war.
Es war nicht wirklich überraschend. Ja, so etwas passierte. Es passierte immer wieder.
Noch einmal übergab sie sich, auch wenn es größtenteils nur Magensäure war, die ihre Kehle emporschoss.
Verdammt.
Dabei war sie schon vorsichtig geworden. Sie bemühte sich darum, ihr Getränk im Auge zu behalten. Sie war immer achtsam. Und mit ihrer Kampfausbildung und ihren Kräften fiel es den meisten schwer, sie mit purer Gewalt zu überwältigen.
Und doch war es passiert.
Schon wieder.
Sie kämpfte sich auf die Beine, spülte ihren Mund mit Wasser aus. Hatte sie ihre Handtasche dabei? Oder hatte er sie ihr abgenommen? Sie ging davon aus, dass es ein Mann gewesen war. Meistens waren es Männer.
Einmal holte sie tief Luft. Eine Sache musste sie wissen. Sie tastete in ihrem Schritt, auch wenn es die Übelkeit in ihr wieder hochkommen ließ. Da waren noch immer die Erinnerungen an Shanghai. Am Ende roch sie an ihrer Hand.
„Scheiße“, fluchte sie leise.
Der Geruch von Sperma. Also hatte das Arsch nicht einmal ein Kondom genutzt.
Das hieß, sie musste sich testen lassen. Eine Krankheit konnte sie jetzt nicht auch noch gebrauchen.
Mühsam schleppte sie sich in das eigentliche Zimmer zurück und atmete auf, als sie ihre Handtasche auf dem kleinen Tisch beim Fernseher fand. Sie öffnete sie, schaute hinein. Ihr Portemonnaie war noch da. Und ja, da auch die Kopfschmerztabletten.
Je nachdem, was man ihr gegeben hatte, keine gute Idee.
Doch zur Hölle.
Sie musste hier heraus.
Sie musste zu einem Arzt.
Und dann musste sie herausfinden, wer es gewesen war. Sie würde es nicht einfach so auf sich sitzen lassen.
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Anmerkung:
Die Erwähnung von Shanghai bezieht sich auf die Geschichte
Kontrolle.