Robert sprühte vorsichtig eine dünne Schicht am Heck, setzte dann aber ab. Wie sie trug er eine Atemmaske und war außerdem in einem dieser Malerschutzanzüge aus Papierfaser gekleidet. Dennoch konnte sie die Ungläubigkeit in seinem Blick sehen. „Bist du dir wirklich sicher?“
Auch wenn die Atemmaske es verdeckte, grinste Pakhet. „Ja, ich bin mir sicher.“
„Wirklich, wirklich sicher?“
„Ja, wirklich, wirklich sicher.“
Er seufzte. „Weißt du eigentlich, wie viel Arbeit in diesem Wagen steckt?“
„Ich weiß ja nicht, ob du es mitbekommen hast, Robert, aber wir haben den Wagen gemeinsam gebaut.“
„Deswegen verstehe ich es ja nicht, Jo- Pakhet.“
„Vertrau mir einfach“, erwiderte sie und trat neben ihn. „Wenn du es nicht über dich bringst, kann ich es auch selbst machen.“
Sie hatten die eine Garage seiner Werkstatt belegt, in der er auch die notwendigen Vorrichtungen hatte, um den Wagen zu lackieren. Pakhet wusste bereits jetzt, dass sie dieses Auto lieben würde. Es war mehr oder minder komplett Marke Eigenbau. Natürlich hatten sie Karosserie, Motor und die Einzelteile technisch gesehen gekauft, doch genug daran rumgesägt, geschweißt und gebaut, dass es nicht wirklich zählte. Der Wagen war letzten Endes ein frankensteinisches Monster aus sechs anderen Fahrzeugen mit mehr Pferdestärken unter der Kühlerhaube, als die eher an einen Kleinwagen erinnernde Karosserie einen glauben ließ.
Kurzum: Es war das perfekte Fahrzeug für sie.
„Aber, Pakhet, wirklich? Gelb?“
„Kanariengelb“, korrigierte sie. Sie streckte die Hand aus. „Gib mir das Ding.“ Es konnte nicht so schwer sein, den Lack gleichmäßig aufzutragen - vor allem da alles, was sauber bleiben sollte, entweder abgeklebt oder abmontiert war.
Mit einem gekünstelten Weinen, übergab er ihr den Sprühdrüse. Sie wog diese in ihrer Hand und tat es dann Robert gleich. Sie sprühte eine dünne Schickt am Heck auf, direkt neben der Stelle, die er schon bearbeitet hatte. Es war ein wunderschön helles Kanariengelb. Es brachte sie wieder zum Grinsen.
Nun, auf an die Arbeit, sagte sie sich und begann weitläufiger zu sprühen. Erst über das Heck in einer Schickt, dann in einer zweiten, dann machte sie die linke Seite.
„Warum tust du das dem armen Wagen an?“, kommentierte Robert von hinter ihr in einer weinerlichen Stimme.
„Weil es mein Wagen ist und er aussehen wird, wie ich ihn mir vorstelle.“
„Aber ich dachte dein Job braucht Subtilität. Der Wagen wird das genaue Gegenteil sein!„
„Eben! Wer würde schon vermuten, dass ein kanariengelber Wagen an einem Verbrechen beteiligt ist?“, erwiderte sie. Halb lachte sie schon. Robert hatte ihr viele Farben vorgeschlagen. Besonders begeistert war er von der Idee gewesen, eine dieser Effektlackierungen zu probieren. Doch als sie im Katalog diese Farbe gesehen hatte, war de Entscheidung klar gewesen. Sie wusste nicht einmal, wieso genau. Ihr gefiel die Idee eines kanariengelben Wagens einfach. Das wäre wirklich ihr einmaliges Auto.
Und so arbeitete sie weiter, bis die Farbe halbwegs gleichmäßig aufgetragen war.
Sie betrachtete das Ergebnis zufrieden. „Sieht doch super aus.“
Robert schüttelte nur den Kopf. „Wenn der Wagen reden könnte, er würde dich anzeigen.“
„Ach was.“ Sie tätschelte liebevoll das abgeklebte Fenster des Wagens. „Der Wagen findet es genau so großartig wie ich.“