Sie stöhnte leise, bewegte ihre Hüfte jedoch weiter. Sie brauchte das hier. Sex. Körperliche Nähe eines Menschen. Die Hormone in ihrem Körper. Ablenkung. Einfach nicht denken. Einfach nur Bewegen. Einfach die Ektase spüren, während ihr Körper sich mehr und mehr dem Höhepunkt näherte. Es verdrängte alles aus ihrem Kopf. Die Panikattacken, die sich noch immer anschlichen, wenn sie nicht aufpasste. Die Erinnerungen an Shanghai. Die Erinnerungen an die anderen Treffen, die sie so nicht gewollt hatte. Erinnerungen an Irak. An Schießereien. Gedanken daran, dass ihr Leben nur an einem dünnen Faden hing und Michael eine Schere besaß. Aber wenn sie hier war, wenn sie so war, dann musste sie daran nicht denken.
Sein Name war Erik, so viel hatte sie behalten. Mehr brauchte sie auch nicht wissen. Er interessierte sie nicht, er war nur ein Mittel zum Zweck. Hoffentlich wusste er das.
Seine Hände lagen auf ihrer Hüfte, verstärkten ihre Bewegung, während er es ansonsten zu genießen schien, dass sie oben war und das Tempo vorgab. Ab und an wanderten seine Hände weiter an ihrem Körper hinauf, strichen über ihre Seiten, dann mal über ihre Brüste, dann klammerte er sich wieder an die Hüfte. Er stieß ein tiefes, kehliges Stöhnen aus.
"Gedulde dich", hauchte sie. Er würde nicht vor ihr kommen. Das würde sie ihm nicht erlauben.
Kurz unterbrach sie ihren Rhythmus, um ihn aus der Fassung zu bringen. Sie tat das hier für sich, nicht für ihn. Schließlich aber machte sie weiter, schloss die Augen und genoss den Rausch der Hormone. Nichts denken. Gar nichts. Sie spürte das Zucken ihrer Muskeln einen Moment, bevor der Höhepunkt kam. Es war gut. Pure Ektase. Pure Entspannung. Sie atmete tief durch, wie eine beinahe Ertrunkene, die ihren erstem Atemzug über Wasser nahm. Sie bewegte sich weiter. Erlaubte auch ihm seinen Orgasmus. Sein Körper bog sich für einen Moment gänzlich zurück. Er keuchte laut, fluchte in ... sie glaubte es war Xhosa. Es war ihr eigentlich egal.
Sie hielt inne, rang um ihren Atem.
Er strich wieder über ihren Körper. "Wow. Du kannst einem Mann ganz schön Angst machen."
Dieser Satz entlockte ihr ein Lächeln. "Das habe ich schon häufiger gehört." Und das war keine Lüge.
Kurz schwand das Lächeln von seinem Gesicht. Wie so viele mochte er nicht die Erinnerung daran, keine Ausnahme, sondern eine Regel zu sein. "Du machst das hier häufiger, hmm?"
"Ja. Manchmal wöchentlich." Sie ließ sich neben ihn sinken und legte sich auf die Seite. "Danach fühle ich mich besser."
Er schmunzelte. "Bist du irgendeine Art Dämon. Eine Succubus vielleicht?"
Ihre Antwort war ein Schulterzucken. "Bist du irgendeine Art Theologe?"