Pakhet mochte den Plan nicht.
Es war eine Sache sich heimlich in das Gebäude zu schleichen und die Geiseln zu befreien, doch es so offen zu machen? Wozu? Sie riskierten nur unnötig das Leben der Geiseln. Und von allem was sie mitbekommen hatte, waren diese nicht zu unwichtig.
Auch das hasste sie. Amerikanische Politiker befreien. Sie war nicht mehr bei der Army.
Mit verschränkten Armen stand sie an der Rückwand des Raumes. Einer kleinen Barracke irgendwo in Marocco. Sie waren zu fünft. Kein einziger richtiger Magier dabei. Dafür ein Hacker. Nur für den Fall, dass es Probleme mit Türen gab.
Dennoch mochte sie es nicht.
Magier auf ihrer Seite hätten es einfacher gemacht. Aber es waren Amerikaner und auf einmal scherte sich wieder jemand um die Geheimhaltung. Aber warum wollten sie nicht einmal heimlich rein?
Einer der drei Männer bemerkte ihr Schweigen. „Du bist ruhig, Pakhet.“ Es war ein Mann in ihrem Alter. Dunkelhäutig. Glatzköpfig. Seinem Dialekt her, kam er wie sie aus den USA. Sein Codename war Toto.
„Ich halte es nicht für die beste Idee, durch die Vordertür reinzugehen“, erwiderte sie.
„Von vorne kriegen wie aber die beste Deckung.“ Das war der zweite Kämpfer ihrer Truppe, Romeo, ein gut gebräunter Mann.
„Wenn wir vom Dach kommen, dann brauchen wir keine Deckung.“
„Und wie schlägst du vor, dass wir aufs Dach kommen?“
Zugegebenermaßen ein guter Punkt. Die Villa, in der die Geiseln gehalten wurde, hatte gerade einmal zwei Stockwerke und einen sehr, sehr breiten Balkon. Es wäre Pakhet kein Problem aufs Dach zu kommen und über das große Sonnendach – oder eben den Balkon – das Gebäude zu betreten. Dann könnte sie einen nach dem anderen ausschalten, die Geiseln sichern. Das war ein Plan, der ihr deutlich besser gefiel.
„Jetzt sag. Wie kommen wir aufs Dach?“, meinte Mishka, die andere Kämpferin. Sie hatte dunkelblondes, langes Haar, sehr blasse Haut.
Pakhet schürzte die Lippen. „Okay, anderer Vorschlag. Ihr versucht es von vorne und ich versuche vom Dach aus reinzukommen und ihnen so in den Rücken zu fallen.
„Und dich am Ende aus der Affaire zu ziehen, eh?“, meinte Toto.
„Nein. Und euch am Ende den Arsch zu retten, solltet ihr eingekreist werden.“
„Wir sind nur zu viert“, warf Mishka ein.
Der Hacker, Joel, räusperte sich, erntete von ihr jedoch nur eine hochgezogene Augenbraue.
„Wenn du dich mit bewaffnen willst und direkt vor Ort reinwillst, sag bescheid. Ich habe noch eine Waffe übrig.“
Der Mann presste seine Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Er sprach selten, was Pakhet sympathisch war.
„Dachte ich mir.“ Mishka stieß ein gepresstes Seufzen aus und sah wieder zu Pakhet. „Wir sind nur zu viert. Ohne dich zu dritt.“
„Genau deswegen halte ich es für eine dämliche Idee, zu versuchen, uns von vorne durchzukämpfen.“
„Aber wir werden bemerkt werden, wenn wir es heimlich versuchen. Sie haben das Gebäude zu gut gesichert“, entgegnete Romeo.
„Ihr ja, ich nicht. Ich habe gewisse Vorteile.“ Pakhet sah vom einen zum anderen. „Wir sind so oder so zu wenig. Mit einem Backup-Plan haben wir eventuell eine Chance.“
„Scheiß Amis und ihr Geiz“, murrte Romeo. „Hätten ein paar mehr Leute anheuern können.“
„Oder ihr eigenes Militär schicken.“ Mishka warf wieder einen Blick auf den Gebäudeplan. Es war recht offensichtlich, dass auch sie nicht überzeugt war. Von keinem der Pläne.
„Am Ende will Pakhet doch einfach nur ihr eigenes Ding machen“, murmelte Toto ihr zu. „Kein Teamgeist.“
Pakhet warf ihm einen Seitenblick zu. „Du weißt, dass ich dich höre.“
Er gab einen Laut, wie ein halbes Lachen von sich. „Ja. Und hast du was dazu zu sagen?“
„Ja. Dass ich euch durchaus mitnehmen würde, aber wie Romeo bereits sagte: Dann würden wir auffallen. Wir müssen aus der Situation das beste machen.“
„Und es hat nichts damit zu tun, dass du eine hochmütige, einsame Wölfin bist, eh?“, meinte er mit einer Mischung aus Witz und Herausforderung.
„Wenn, dann bin ich eine Löwin.“ Auch sie schaute wieder auf den Plan, ehe sie den Blick hob und Mishka ansah. „Also. Was sagt ihr?“