Kapitel 18
Als Ana mit Nala beim Diner ankam, wartete Dean bereits auf sie. Er trug dunkle Jeans und ein hellblaues T-Shirt. Als er sie sah, nahm er seine Sonnenbrille ab und stieß sich von seinem Wagen. Er kam auf sie zu. „Hallo Dean!“, rief Nala und strahlte. „Hallo Nala.“ Auch Dean begrüßte Nala mit einem Lächeln. „Ich muss kurz ins Diner und meine Liste holen. Nala du weißt ja, wo unser Pick-up steht, wie wäre es, wenn du mit Dean schon einmal hingehst?“ „Okay.“ Ana reichte Dean die Schlüssel. „Bin gleich da.“ Daraufhin betrat sie das Diner. Es war sehr wenig los, daher war es nicht schlimm, dass sie kurz zur Obstplantage fahren konnte. Außerdem hatte sich Reed bereit erklärt, auszuhelfen. Bis sie wieder kam. Sally war auch da. Aber sie saß an einem Zweiertisch. Vor ihr hatte sie ein Buch und viele, sehr viele Blätter. Im selben Moment, brachte Reed ihr einen Kaffee. Sie bedankte sich, ohne aufzusehen. Kurz darauf legte sie frustriert ihr Kopf auf den Tisch und murmelte etwas. Ana ging in ihr Büro und holte die Liste.
„Was ist los?“, hörte Sally Reed fragen. Er stellte ihren Kaffee vor sich ab. „Mathe ist los“, stöhnte sie, ohne aufzusehen. „Dann wünsche ich dir viel Glück mit den ganzen Variablen.“ Er wollte schon gehen, als sich Sally mit einem Ruck aufsetzte und sein Handgelenk packte. „Was…“ „Du verstehst doch Mathe, oder?“, unterbrach sie ihn und zerrte ihn zurück. „Keine Chance“, sagte er und wollte sich aus ihrem Griff befreien, was nicht so einfach war. „Wieso bist du so stark?“, fragte er verblüfft. „Bitte Reed. Kannst du es dir nicht einmal anschauen?“, fragte sie verzweifelt. Zähneknirschen knickte er ein. „Also gut.“ Er warf sich lässig das Geschirrtuch über die rechte Schulter und zog einen Stuhl. Sally machte ihm Platz. „Welche Aufgabe?“, fragte er und sah sich ihre Notizen an. „Alle.“ Reed sah auf. „Wenn du das nicht verstehst, warum holst du dir keine Nachhilfe? In der Schule hat es eine Menge Nerds, die dir gratis Nachhilfe geben würden.“ Sally verdrehte die Augen. „Mein Dad hält es für ein Zeichen der Schwäche“, sagte sie. Wieso überraschte ihre Antwort ihn nicht. „Okay“, sagte er gedehnt. „Und wie willst du dann die Prüfungen bestehen?“ „Mit beten“, sagte sie schulterzuckend und seufzte. Reed schüttelte leicht den Kopf. Er verstand die Aufgaben und er sah auch ihren Fehler, aber wenn er das jetzt zugab, würde sie ihn ständig um Hilfe bitten. „Sorry, hab keine Ahnung wie das…“ „Reed ich weiß, dass du lügst. Also versuch es gar nicht“, unterbrach sie ihn erneut. Woher das denn? Dachte er. „Lässt du mich dann in Ruhe?“ Sie nickte. „Also gut, pass auf.“ Er nahm ihren Bleistift und schrieb die Aufgabe auf ein leeres Blatt. Dann erklärte er ihr Schritt für Schritt, was sie beachten musste. Dann erkannte sie auch ihren Fehler. „Verstanden?“, fragte Reed. „Schätze schon. Danke.“ „Dann viel Spaß, ich muss wieder an die Arbeit.“ Er stand auf und ging zurück zur Theke.
Ana ging aus der Hintertür raus. Nala saß bereits im Pick-up. Da es nur eine Vorderbank gab, saß Nala in der Mitte und Dean hatte hinter dem Steuer Platz genommen. „Kommt nicht in Frage, ich fahre“, sagte Ana und trat an die Fahrertür. „Tust du nicht. Hab ich Recht Nala?“ „Ja, Mummy sitzt hier!“ Nala klopfte mit ihrer rechten Hand, neben sich. Ana legte den Kopf schief und sah Dean ungläubig an. „Du benutzt Nala dafür? Seid ihr jetzt ein Team geworden, oder was?“ „Erraten. Also ab mit dir auf den Beifahrersitz.“ Ana verdrehte die Augen und ging vorne um den Wagen herum. Sie öffnete die Tür und kletterte mit einem Schwung rein. Sonst wäre sie nicht hochgekommen. „Also, wo lang muss ich fahren?“ „Erst einmal aus der Stadt“, antwortete Ana und schnallte sich an. „Die Plantage liegt zwischen Hot Springs und Benton“, fügte Ana hinzu. „Alles klar.“ Dean startete den Motor und fuhr los. Die Fahrt verging unglaublich schön. Als ein Lied im Radio lief, welches Ana und Dean sehr gut kannten: Demons, sangen sie beide mit und Nala klatschte in die Hände. Dean konzentrierte sich auf den Verkehr und warf immer wieder Blicke zu Ana. Sie war viel entspannter, als wie die letzten Tage. Nun wusste er auch, dass es an ihm gelegen hatte. Aber jetzt würde alles besser werden. Erst einmal mussten sie mit Nala sprechen. Er hoffte sehr, dass sie nicht wütend auf ihn sein würde. Denn Nala war ein sehr schlaues Mädchen, für ihren Alter zumindest. Aber daran wollte er im Moment nicht denken. Denn in diesem Augenblick zählte nur die atemberaubende Frau und seine kleine Tochter. Nach einer Weile sagte Ana, dass er die nächste links abbiegen musste. Nach etwa weiteren zehn Minuten kamen sie bei der Obstplantage an. „Okay, hier kannst du anhalten. Weiter können wir nicht fahren. Den Rest laufen wir“, sagte Ana und sprang aus dem Pick-up. Anschließend half sie ihrer Tochter. Er stieg ebenfalls aus und schloss ab. Danach gingen sie den schmalen Pfad entlang. Nach einer Weile tauchte eine kleine Holzhütte, mit einem Verkaufstheke auf. Dahinter stand eine ältere Frau. „Einen schönen Tag, Susan“, sagte Ana freundlich. Sie hatte nun auch eine Sonnenbrille aufgesetzt und Nala trug einen Sommerhut. „Hallo Ana. Wie geht es dir?“, fragte Susan freundlich und beugte sich über die Theke und entdeckte auch Nala. „Wie ich sehe ist Nala heute auch dabei, und ein neues Gesicht ebenfalls.“ Sie sah Dean freundlich an. Die Frau redete sehr schnell und viel. Ana hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, ihr zu antworten. Dean nahm seine Sonnenbrille ab und reichte der Frau die Hand. „Dean“, stellte er sich vor. „Hallo Dean. Ich bin Susan.“ „Freut mich sehr.“ „Ana, jetzt rennen die Frauen dir sicher das Diner ein, wenn so ein junger und gut aussehender Mann bei dir im Diner arbeitet“, sagte Susan grinsend. „Äh, nein. Dean ist Arzt und er ist ein Freund von uns“, erklärte Ana und sah Dean an. Und er sah sie an. In seinem Blick konnte sie erkennen: Freund?. „Verstehe. Bobby hat deine Kisten vorbereitet, komm doch mal hinter die Theke.“ Ana nickte und trat durch die Tür. „Das ist aber weniger, als letztes Mal“, stellte sie fest und kniete sich hin. „Du hast Recht, aber es hat seit Wochen nicht geregnet, meine Liebe.“ Sie sah auf, als sie Bobbys Stimme hörte. Er lehnte an der Theke. Er war im selben Alter wie Susan. Sie waren auch verheiratet. Er trug eine Kappe, um sich vor der Sonne zu schützen und an seinen Klamotten klebten Blätter von Bäumen und Büschen. „Hallo Bobby.“ Ana stand auf und reichte ihm die Hand. „Ist das also alles, was du für mich hast?“, fragte Ana. „Leider ja. Ich habe dir aber die Besten ausgesucht. Es tut mir leid Ana.“ „Kein Problem. Du kannst ja nichts dafür. Ich hoffe, es regnet bald.“ „Das hoffen wir auch“, sagte er und wandte sich schließlich an Nala und Dean. „Nala kenne ich bereits, aber wer ist denn dein neuer Mitarbeiter?“, fragte Bobby und reichte Dean die Hand. Er schlug ein. „Ich bin Dean, ein Freund von Ana und Nala“, sagte er und betonte das Wort Freund. „Freut mich, ich bin Bobby.“ „Also gut, dann nehmen wir die Kisten und fahren zurück zum Diner. Sie bezahlte erst, wünschte dem Ehepaar einen schönen Tag und hob beide Kisten auf einmal. „Warte mal“, rief Dean und nahm ihr die Kisten ab. „Das ist nicht nötig“, sagte Ana schnell. „Nimm du die dritte“, er überhörte ihren Einwand und lief voraus. Nala lief neben ihm her. „Bis nächstes Mal“, sagte Ana, nahm die dritte Kiste, in dem das Wenigste war und eilte Dean und Nala hinterher. Dean legte bereits beide Kisten auf die Ladefläche. Als Ana ankam, nahm er ihres und befestigte es ebenfalls. Anschließend stiegen sie wieder ein. „Wohin geht es jetzt?“, fragte Dean. „Zurück zum Diner. Ich muss die Speisekarte überarbeiten.“ „Alles klar.“ Also fuhren sie zurück.
Eine Woche verging und es war Mittwoch und um neun Uhr würde jemand wegen dem Bewerbungsgespräch kommen. Ana trug eine weiße Hose und darüber eine khakifarbene Tunika. Ihre Haare hatte sie zusammen gebunden. Sie saß hinter ihrem PC und sah sich die Bewerbung von der Bewerberin an. Als es an der Tür klopfte sah sie auf. „Herein.“ Die Tür ging auf und eine Frau in ihrem Alter trat ein. Sie hatte sich für einen schwarzen Jumpsuit entschieden. Es hatte einen V-Ausschnitt. Das Stoff war sehr dünn. Als Accessoire trug sie eine rote Handtasche. „Guten Morgen, ich bin Ella Henderson.“ „Ms. Henderson, setzen Sie sich doch“, sagte Ana freundlich. Sie reichte ihr die Hand. „Ich bin Ana Davids.“ „Sie sind die Inhaberin?“, fragte Ella überrascht. „Sie haben wohl mit einer älteren Frau gerechnet“, stellte Ana lächelnd fest. „Ehrlich gesagt schon.“ Die Frau war Ana sofort sympathisch. Sie hatte einen langen pagenschnitt und ihre Haare waren blond mit einem Hauch von rosa. Sie hatte wohl versucht, dass Rosa zu verdecken. „Sie wollen sich also als Kellnerin bewerben?“, fragte Ana. „Ja. Ich bin mit meinem Bruder erst vor kurzem hergezogen und einer von uns braucht nun mal einen Job.“ Sie lächelte dabei. „Wie alt ist denn Ihr Bruder?“ „Neunzehn.“ „Ich habe eine Tochter, aber die ist noch nicht so alt. Möchten Sie etwas trinken?“ „Ein Glas Wasser bitte.“ Ana schenkte erst Ella etwas ein, dann sich selbst. „Ich habe nur zwei Fragen.“ „Die wären?“ „Also, die Erste ist, können Sie Vollzeit arbeiten?“ „Ja, das wäre sogar besser.“ „In Ordnung. Und haben Sie schon einmal gekellnert?“ „Ich hatte in Florida einen Nebenjob als ich auf der High-School war.“ „Okay, klingt doch gut. Sie haben den Job.“ „Wirklich?“, fragte sie verblüfft. „Ja. Ich brauche dringend zwei weitere helfende Hände und Sie sind mir sehr sympathisch.“ „Oh, danke sehr.“ „Ich bräuchte nur Ihre Kleidergröße.“ „Sechsunddreißig.“ „Super. Wollen Sie gleich ab Morgen anfangen, oder erst ab nächster Woche?“ „Nächste Woche, wir müssen uns noch einrichten.“ „In Ordnung. Können Sie mir ihre Mail-Adresse geben. Ich schicke den Dienstplan an alle Mitarbeiter Sonntag morgens.“ Ella nickte und schrieb auf einen Notizzettel ihre Mail-Adresse. Anschließend reichte sie es Ana. „Danke. Und ich fertige dann auf nächste Woche Ihren Arbeitsvertrag.“ „Okay.“ „Ach und ab jetzt du und Ana. Wir duzen uns alle.“ „In Ordnung, danke Ana.“ „Ich danke dir. Einen schönen Tag noch.“ „Tschüss.“ Sie verließ das Büro. Ana öffnete eine Datei und fertigte einen Arbeitsvertrag an. Anschließend öffnete sie Excel und erarbeitete den Dienstplan für nächste Woche. Zumindest fing sie damit an. Als sie Nicks Namen eintrug, klingelte ihr Handy. Ohne auf den Display zu schauen, ging sie ran. „Hallo?“ „Ms. Davids?“ „Ja die bin ich. Mit wem spreche ich?“ Sie sah kurz auf das Display. Die Nummer kam ihr bekannt vor. „Officer Harper. Ihre Nummer war als Notfallperson eingetragen.“