Manche Helden wollten den Tag mit Taten beginnen und haben doch verschlafen.
-Der müde Krieger-
Ein paar Federn, die vom Kopfkissen stammten, kitzelten mich an der Nase. Ich öffnete kurz die Augenlider, schaute mich glücklich und verträumt um und kuschelte mich dann wieder in die sanfte Bettdecke hinein. Sanft roch ich daran und atmete den angenehmen Lavendelduft ein. Es tut soooooo; gut, in einem richtigen, gemütlichen Bett zu schlafen.
Das winzige Abteil, welches wir letzte Nacht für die Fahrt zum Märchendorf bekommen hatten, ähnelte mehr einem Schiffscontainer, den man versucht hatte, im Innenbereich mit Holzbrettern, Vorhängen, künstlichen farbenfrohen Blumenranken und anderen Verkleidungen ein wenig schöner zu gestalten. Charles und ich hatten für die Nachtruhe zwei Betten, die jedoch aufgrund des Platzmangels sehr dicht beieinanderstanden, dass man es fast für ein Ehebett halten könnte. An der Wand konnten wir uns jeweils ein Brett herunterklappen, damit wir frühstücken konnten. An der Decke hing ein elektrischer Kronleuchter, der im Moment leicht hin und her schwankte. Zum Glück wurde er mit weiteren Ketten gesichert und an die Decke mit Bolzen befestigt.
Ich hatte mich an das rhythmische, leichte Schaukeln gewöhnt, als ob eine Mutter ein Baby in den Schlaf wiegen würde.
Vorsichtig linste ich zu Charles hinüber, der immer noch zu schlafen schien. Seine Haare, die glatt herunterhingen, schauten aus der Bettdecke hervor. Nur ein leichtes Schnaufen konnte ich von ihm wahrnehmen.
Seit Tagen fühlte ich mich endlich mal wieder entspannt und glücklich. Vielleicht lag das auch an dem Duft, der von der Bettdecke verströmte oder das ich zusammen mit Charles hier die Nacht verbrachte, doch das war mir auch fast egal. Ich gab mich einfach den schönen Gefühlen hin und schwebte in Erinnerungen.
Gestern war ein anstrengender Tag gewesen. Nicht nur, dass wir unsere Eltern kennengelernt hatten, die sich mit Vater und Mutter vorgestellt hatten, sondern auch, was alles im Pausenraum geschah. Coralina, Charles echte Schwester, hatte sich wahrscheinlich in einen Prinzen verkuckt, der sie aber noch gar nicht wahrgenommen hatte, ja der Prinz schaute sicherlich nicht schlecht aus, aber ich mochte ihn nicht so, da er mich immer Leckermaul nannte. So ein Schleimbeutel.
Nach dem Pausenraum wurden wir alle noch einmal den Zuschauern vorgestellt. In dem besagten Zeitraum hatten sich Charles und Coralina kein einziges Mal angesehen und behandelten den anderen wie Luft. Ich hoffte nur für Charles, dass dies nur ein kurzer Streit war und ich persönlich war froh, immerhin einen Partner zu haben, der mich nie im Stich lassen würde und mich als die beste Gretel, die er sich hätte vorstellen können bezeichnete. Das war schon irgendwie süß von ihm. Auch wenn er nicht die komplette Geschichte von Hänsel und Gretel kannte, aber wir werden sie einfach zusammen durchstehen. Was könnte schon passieren?
Ich wälzte mich noch einmal im Bett herum und schaute verträumt auf das Holzbrett an der Seite, dass für die Mahlzeiten gedacht war.
Vielleicht könnte ich eine Kleinigkeit essen?
Doch so verführerisch der Gedanke auch sein mag, so sehr wollte ich lieber warten, um Charles nicht aufzuwecken.
So schweifte mein Blick sachte auf den eingekuschelten Haarschopf, der sich bei fast jedem Schwanken des Waggons sanft hin und her bewegte. So wurden meine Augen immer schwerer.
„AUFSTEHEN“, forderte mich eine fremde Stimme auf, die von einem Rauschen begleitet wurde.
„Was ist los?“, fragte ich hochgeschreckt und vollkommen orientierungslos aus meinen Träumen heraus gerissen. Auch Charles schien es nicht anders zu ergehen.
„Na, es wird Zeit, euer Frühstück einzunehmen, denn das ist die wichtigste Mahlzeit des Tages und obendrein auch noch eure letzte, bevor ihr in der Show auftretet“, rief die weibliche Stimme wieder aus einem der Lautsprecher, die sich an der Decke befanden.
Wie von Zauberei klappte die beiden Bretter an der Seite runter und aus einer dahinter versteckten Essenklappe kamen jeweils eine Tasse Kakao und ein Teller mit großen Cupcakes raus, die mit Streuseln und dunkler Lebensmittelfarbe vermischt waren.
Immerhin gibt es jetzt endlich was zum Frühstück, auch wenn ich mir jetzt etwas anderes lieber gewünscht hätte.
Vorsichtig probiere ich einen von den Cupcakes und merkte, dass sie im Inneren mit bitterer, dunkler, fast flüssiger Schokolade gefüllt waren. Es schmeckte mehr nach Kakao als wirklich nach Schokolade und so musste ich wie ein Vampir das Innere des Cupcakes aussaugen, damit ich mich oder die Bettdecke nicht noch versaute. Warum musste ich auch unbedingt mit dem Boden anfangen?
„Bist du schon fit?“, fragte mich Charles noch verschlafen, aber mit einem erheiterten Lächeln während er mich ein wenig beobachtete. Er stellt die Tasse gerade ab, da er einen Schluck Kakao getrunken hatte.
„Mmmhhhhm“, versuchte ich mich irgendwie mit vollem Mund zu artikulieren, während ich weiter mit dem Cupcake kämpfte. Schließlich schaffte ich es sogar bei dem Versuch, mich mit einer Schokosahne die Nasenspitze zu dekorieren.
„Hier du hast da noch was vergessen“, sprach Charles und steckte mir die Kirsche auf den Sahnefleck obendrauf.
„Na warte“, sprach ich und wir fingen kurz darauf an, eine Kissenschlacht in der Mitte der beiden Betten zu machen, um zumindest nicht etwas von unserem Frühstück zu treffen. Es war sicherlich für Außenstehende sehr kindisch und ungestüm, doch wir waren in diesem Moment so überwältigt von den Glücksgefühlen, dass ich mich so fühlte, als ob wir wieder kleine Kinder wären. Irgendwann lagen wir vor Tränen des Glücks lachend nebeneinander und konnte aufgrund der Bauchkrämpfe nicht mehr weiter kämpfen. Ein paar Federn segelten durch die Luft, die sahen aus wie Schneeflocken. Ich fühlte mich in dieser Zeit so befreit, nicht an das Märchendorf zu denken, sondern einfach für einen kurzen Moment wo anders zu sein. Charles schien es nicht anders zu ergehen, er hatte Probleme, still zu sitzen und immer wieder durchdrang die Stille ein Gelächter von einem von uns beiden.
„Das war der schönste Moment, seit ich mit dir hier trainiere“, gab ich offen und ehrlich zu.
„Ja finde ich auch. Wir durften einfach machen, was wir wollten, ohne gewertet zu werden“, gab Charles zu.
Die Federn, die durch die Luft segelten, wurden immer weniger ebenso unser Gelächter, dass immer mehr von einem angestrengten Schnaufen ersetzt wurde. Mein Blick ging zum Kronleuchter, der immer wieder hin und her schwankte, als ob er die Minuten zählen würde, die uns noch blieben, bis wir beim Märchendorf ankamen.
„Es tut mir leid, dass das vielleicht unser letzter Moment gewesen war, denn wir einfach so genießen konnten, ohne dass jemand uns zuschaut“, sagte ich zu meinem Partner.
Charles fasste mich daraufhin bei der Hand und drückte sie ein wenig, sodass ich den Druck spüren konnte.
„Das muss dir nicht leidtun, Sam. Wir schaffen das, denn wir sind schließlich ein gutes Team geworden und können dann zurück nach Hause fahren“, antwortete Charles mit einer gedrückten Stimmung, die er versuchte, ein wenig Hoffnung zu geben.
Ich lächelte einfach, drückte seine Hand ein wenig und versuchte dabei so viel Hoffnung hinein zu stecken, die ich nur zur Verfügung hatte, denn ich wollte, dass wir diese Pille der Hoffnung beide schluckten.
Da wir die Zeit noch ein wenig nutzten wollten, speisten wir einfach weiter und so waren die Teller irgendwann leer. Der Rest verschwand wieder in der Essensklappe.
„Wir sind nun gleich im Märchendorf angekommen. Haltet euch bitte bereit, wir halten in wenigen Minuten, doch es wird noch einmal das letzte Stück holprig werden. Für den Rest der Strecke werden Sie nun von Rossini das Final der William Tell Ouvertüre hören. Wir wünschen viel Vergnügen und hoffen Sie hatten eine angenehme Reise, wünscht ihnen herzlich der Märchenexpress“, sprach die rauschende Stimme aus dem Lautsprecher und kurz darauf erfolgte besagte klassische Musik.
Der Zug fing daraufhin an zu bremsen und wurde immer langsamer. Das Geräusch der bremsenden Räder war viel zu schrill und vermischte sich mit der Musik. Ich warf mich aufs Bett. Hielt die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, damit ich den Krach aushalten konnte. Die Funken mussten sicherlich auf den Schienen nur so fliegen.
Beim ersten Schlag des Zuges wurden wir ins Bett gedrückt, nur um kurz darauf ein wenig wie ein Spielball wenige cm in die Luft zu springen. Wir waren zum Opfer der Geschwindigkeit und Kraft geworden. Kein Wunder, dass es in einem Auto Gurte gab. Irgendwie versuchte ich mich in die Bettdecke zu krallen, wie eine Katze, die nicht vom Baum runter wollte, was jedoch gar nicht so einfach war, wenn man sich auch noch die Ohren zu halten wollte. So folgte Schlag auf Schlag und ich hoffte in der Zwischenzeit, dass mein Frühstück nicht wieder das Tageslicht erblicken wollte.
Ein letzter Ruck des Zuges, wobei wir mit dem kräftigen Schwung und einem seufzenden Aufschrei noch vorne geschwungen wurden, dann passierte gar nichts mehr. Alles hatte sich wieder beruhigt und es blieb nur noch dröhnende Stille übrig.
Langsam nahm ich die schützenden Hände wieder von mir und setzte mich auf die Kante des Bettes. Charles und ich schauten einfach nur aufgewühlt auf die Tür, die sich jede Sekunde öffnen musste. Ich spürte, wie meine Hände sich immer mehr in mein eigenes Fleisch presste, um die Anspannung irgendwie auszuhalten. Plötzlich klopfte es zwei Mal an der Tür und sie wurde geöffnet. Ein Lichtstrahl schien hindurch und Hera war nun zu erkennen. Das alles schien wie ein Portal in eine fremde Welt zu sein. Was es eigentlich auch war, wenn man die Situation recht bedachte.
„Hänsel und Gretel kommt bitte zu mir“, sprach unsere Trainerin zu uns in einen zu wenig strengen Ton. Ihre Augen wirkten wie ein Adler, der nur darauf wartete, den richtigen Augenblick abzuwarten, um die Maus zu erbeuten. Ihr Äußeres war wieder in Schwarz gekleidet und wirkte ein wenig wie ein stolzierender Rabe.
Als wir kurz darauf vor ihr standen, ging sie ein wenig in die Knie und flüsterte uns in Ohr, dass sie so gut es geht, uns aus der Ferne unterstützten werde. Leider konnte sie nicht mehr für uns tun. Wir würden nun mit kleinen Mikrofonen ausgestattet und noch einmal kurz zurechtgemacht, damit alles für die Show passte. Schließlich gab es im Märchendorf keine Maske oder Make-up. Sie schob uns kurz darauf hin zum Ausgang und ich musste erst einmal wegen der Sonne blinzeln.
Ein breiter, mit weißem Kies bestreuter Weg führte uns zu einem Flügeltor, von dessen Bogen die Statue einer Fee herab grüßte. Doch in Näherkommen sahen wir den Stacheldraht. Wie dornige Ranken wand er sich um die Stäbe der Torflügel. Zu beiden Seiten des Tores schloss sich ein Stacheldrahtzaun an, der wie eine Hecke das Märchendorf umschloss. In unregelmäßigen Abschnitten waren gelbe Schilder mit Blitzen angebracht worden. Der Strom musste ausgeschaltet sein, da keine Funken zu entdecken waren.
„Beeindruckend nicht wahr? Hat eine ganze Menge an Zeit und Geld gekostet, das Märchendorf aufzubauen. Aber glaubt mir. Irgendwann habt ihr euch an den Anblick gewöhnt in eurem neuen Heim“, erklärte uns Hera und zeigte dabei wie ein Städteguide auf das Märchendorf.
„Hier vorne ist das Zelt mit der Technik und Maske, dass euch noch mit dem fehlenden Equipment ausstattet.“
Wir wurden daraufhin von Hera ins besagte Zelt gebracht. Es ging darin so wild und chaotisch zu wie in einem Hühnerstall. Die Bediensteten versuchten gerade die langen Haare von Rapunzel irgendwie in den Griff zu bekommen, in einer anderen Ecke brachte man dem Schleimbeutel von einem Prinzen, das Knopfmikrofon an. Dann gab es da natürlich noch Gesine, die wie eine Verrückte in den Telefonhörer gackerte, wann etwas fertig werden würde und was alles gerade mit den Schauspielern im Zelt passierte. Die Temperatur kochte in dem Zelt und die abgestandene Luft stank nach Haarspray und Zitronengras.
„It's all haywire“, sprach Hera, die sich gerade eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. In der Zwischenzeit holten ihre geschickten Finger zwei Bögen Papier aus dem Inneren des Mantels hervor und gab es einem Dienstmädchen.
„Das sind meine beiden Schützlinge. Mach sie bitte zurecht und in der Hand hältst du den Steckbrief von den jeweiligen Rollen. Ich werde dann draußen auf sie warten“, wies sie das Mädchen ein.
„Sehr gerne und ihr beiden kommt mit mir“, lächelte sie uns beiden freundlich zu. Kurz darauf saßen wir beide auch schon auf den Stühlen und das Mädchen überflog eifrig die Zeilen.
„Oh, ich sehe ihr seid Hänsel und Gretel. Na, das werden wir schon hinbekommen“, sprach sie voller Tatendrang. Daraufhin fing sie, an die Haare zu kämmen und so wurde ich wieder Stück für Stück zurechtgemacht. Das Dienstmädchen, das Alice hieß, redete und schwärmte nur von Märchen und deren Prinzen, die gegen Drachen kämpften und Prinzessinnen befreiten. Aber nach den vielen Geschichten erklärte das Dienstmädchen, dass unsere Geschichte ganz anders sein werde. Leider durfte sie nicht darüber mit uns sprechen. Sogar ein versteckter Teddybär befand sich für mich im Märchendorf, denn sie dachte sich, der wird mir sicher helfen, wenn es Nachts dunkel wird. Ich bin doch kein kleines Kind mehr, selbst wenn ich so aussehe wie eins. Zum Glück sind wir jetzt so weit, dass wir unsere Mikrofone bekommen.
Zum Schluss saßen die Knopfmikrofone an unseren Klamotten. Ich schaute in den Standspiegel und blickte kurz zu meinem Partner, der jetzt genauso wie ich mehr kindlicher vom Aussehen wirkte. Alice hatte sich noch einmal ins Zeug gelegt, selbst wenn es nur kleine Details waren, die sie ausgebessert hatte. Vorsichtig zog ich noch ein wenig am Rock und der Schürze, da die beiden Teile sich während dem Prozedere ein wenig verzogen hatte.
„Ihr seht zwar bezaubernd aus, aber ich darf euch leider nicht behalten. Deshalb muss ich euch vor das Zelt bringen, wo Hera auf euch wartet“, klärte Alice uns auf und nahm uns kurzerhand an der Hand. In diesem Moment war ich ihr nicht wirklich böse und so ließ ich mich wie Hund an der Leine führen. Die frische Luft empfing mich kurze Zeit später mit offenen Armen. Hera stand da mit verschränkten Armen. Jeder unsere Schritte ließ den Kies ein wenig knirschen. Hoffentlich habe ich später keinen Stein im Schuh. Kaum hatte ich den Gedanken beendet, trat schon der stechende Schmerz ein.
„Diese verdammten Steine“, fing ich an zu fluchen, während ich mein Gesicht verzog. Warum musste ich unbedingt auch Sandalen an haben? Hätte ich nicht irgendwie geschlossene Schuhe haben können, genauso wie Hänsel? Aber wahrscheinlich ging das nicht, da Gretel anscheinend ja Sandalen an hatte. Ich hüpfte währenddessen auf einem Bein und zog den anderen Schuh aus.
Aus der Ferne konnten wir unsere Eltern aus dem Märchen unsere Namen rufen hören. Vater zog gerade einem Handkarren vorbei und Mutter lief mit einem Korb auf dem Rücken nebenher. Wir fingen daraufhin an zu winken.
Immer mehr Personen kamen zu dem Zelt. Sogar eine marmorfarbene Kutsche war zu entdecken, die von zwei Schimmeln gezogen wurde. Nach einer kurzen Weile stiegen Vincent und Aurora nacheinander ein. Auch der Rest fand ihren Platz und es wurde sich ein wenig unterhalten.
Das Schlagen gegen ein Glas ließ alle ruhiger werden. Es war Gesine, die mit einem Messer gegen ein Weinglas in ihrer Hand trommelte.
„Schön, dass ihr euch alle hier versammelt habt. Ich heiße euch herzlich willkommen vor den Toren des Märchendorfes. Wie ihr sicherlich alles wisst, sind die nächsten Tage entscheidend, welches Team gewinnen wird und sicher nach Hause darf oder wer hier als Verlierer zurückbleibt. Aber trotz des Preises vergesst nicht, dass es hier vor allem um die Kunst des Aufführens geht, denn wer die Märchen so echt und mit Leidenschaft aufführt, wird eine hohe Punktzahl am Ende erreichen. Doch wollen wir nun auf das Besondere in diesem Umschlag werfen, den ich in der Hand halte. Er beinhaltet eine kleine Regeländerung: Da ihr den ersten Abend im Märchendorf verbringen werdet, haben wir für euch eine Einladung bereit gehalten, entweder auf dem königlichen Ball oder auf der Feier im Dorf. Die Einladungen werdet ihr bei euch in eurem Zuhause finden und kleidet euch bitte entsprechend. Außerdem dürft ihr an diesem Abend auch mit anderen Mitstreitern sprechen und spaß haben. Erst wenn die Turmuhr Mitternacht schlägt, werden eure Märchen gewertet, aber somit habt ihr gute Chancen, euch den Zuschauern vorzustellen und genießt den Abend. Danke für eure Aufmerksamkeit und nun lasst uns die Show beginnen mit dem Motto des Märchendorfes: Es war einmal!“
Das Tor öffnete sich und alle liefen hinein. Mein Partner und ich hatten uns auf die Ladefläche des Handkarrens von Vater gemütlich gemacht, da unsere Eltern wollten nicht, dass uns etwas passiert.
Als wir die Tore als letzte durchkreuzten, beobachtete ich nervös, wie sich die Tore mit einem lauten Scheppern verschlossen. Blaue Funken sprangen gefährlich von den eisernen Stangen herunter. Elektrisches Summen zusammen mit einem quälenden Schrei eines Tieres gelangte zu meinen Ohren.
„Da“, zeigte Hänsel auf einen Teil des Zaunes.
Ein zuckender Vogel fiel gerade vom Zaun herunter, dessen Körper an manchen Stellen schwarze Flecken aufweist. Im hohen Gestrüpp war er nicht mehr zu sehen, doch ein paar braune Federn segelten langsam zur Erde hinab. Mein Hals fühlte sich so dick und unangenehm an, als ob darin ein Frosch hauste.
Wie eine giftige Schlange umschloss sich der Zaun um alle Kandidaten, die gefangen waren bis ans Ende der Show. Die Äste der immer dichter werdenden Bäume spendeten uns nun eisigen Schatten, doch folglich versank die Hoffnung auf Flucht so schnell wie der Vogel in die Tiefe stürzte. Betrübt blickte ich zurück auf das Tor, das immer mehr im Wald verschwand.