Ein Haus ist noch kein "Zuhause".
-Deutsches Sprichwort-
Ich schaute immer noch von der Ladefläche des Handkarren und beobachtete die Umgebung stillschweigend. Das Blätterdach wurde mit der Zeit immer lichter und der Himmel kam zum Vorschein. Genauso wie die Blätter wurden die Bäume geringer.„Wir sind bald da, Kinder. Wenn wir erst mal da sind werden wir eine schöne warme Suppe zubereiten“, erklärte unsere Mutter, die sich mit dem Gesicht zu uns hingewendet hatte. Einzelne Haarsträhne hatten sich aus dem Kopftuch heraus gemogelt und wehten nun im Fahrtwind mit. Meine Mundwinkel verformten sich ein wenig zu einem Lächeln. Etwas zu Essen könnte sicherlich nicht schaden und als ob sie Gift dazu mischen würden, sahen die Eltern auch nicht aus. Mutters Satz wirkte fröhlich, aber auch etwas bestimmt. Zumindest schwang das in der Stimme mit. Mein Blick wanderte zu meinem Partner Hänsel, der sich auch auf dem Handkarren befand. Er hatte ein wenig Hunger so wie seine Augen gierig funkelten entziffern konnte, auch ich wäre für eine Pause zu haben. Das ewige Sitzen auf dem unbequemen Holzboden lässt einen kalten Steinboden wie Wattebausch wirken. Autsch. Mein Hintern! Hoffentlich sind wir endlich bald da.
Als ich gerade den Teufel an die Wand malen wollte, entdeckte ich hinter ein paar Bäumen und Sträuchern ein Haus, dass nicht gerade den Eindruck von Luxus widerspiegelte. Eher etwas von einer Wanderhütte, die man kurz für eine Rast nutzte um bei einer Wanderung seine belegten Brote zu verspeisen.
Vater deutet mit seinem Arm auf das Gebäude und sprach: „Das ist unsere Bleibe. Fühlt euch wie zu Hause.“
Kurz darauf erreichten wir das Gebäude. Das Fahrzeug blieb vor dem Haus stehen, dass wir gesehen hatten. Kurz darauf stiegen wir aus und stapften direkt in das Gras, dass sich unter dem Gewicht unserer Körper verbiegt. Der erste Eindruck ließ meine Magengrube aufstöhnen, da ich meine ganze Spucke, die sich im Mund gesammelt hatte hinunterschlucken musste. Alles fühlte sich trocken an und ein Frosch kletterte meine Speiseröhre hinauf. Mit einem Blick aus Unsicherheit was mich erwarten würde hatte ich die Holzwände angestarrt.
„Steht doch nicht so herum Gretel! Helfe mir lieber beim Entladen unseres Hab und Guts“, bat Mutter in einem genervten Tonfall.
„Natürlich Mutter.“
Ich nahm meine Hände aus den Taschen meiner Schürze und tat wie mir befahl. Sie reichte mir einen weißen Sack aus Baumwolle geflochten, der mit etwas feinem befüllt sein musste. Mit einem kurzen Kraftakt lag der Sack auf meinen Schultern und hing auf meinem Rücken. Mit jedem Schritt in Richtung des Eingangs merkte ich wie ungewohnt ich das Tragen von schweren Dingen war. Etwas was man in der heutigen Schule wenig lernte oder sogar im Alltag kannte. Das schwerste was ich eventuell mal tragen musste waren die Kartons mit den Aufbauteilen, die ich für meinen Nachttisch brauchte oder Sunny meine Katze.
„Bitte gerade aus unter dem Verschlag in der Küche, der sich auf Kniehöhe befindet.“
Ich merkte nur, dass sich das Haus im inneren aus Holz und sehr offen gehalten wurde. Es gab nicht so viele Wände und auch die Bestückung an Möbeln hielt sich in Grenzen. Ein paar Stühle, die um einen Tisch standen. Ein paar Truhen und andere Aufbewahrungsgegenstände wie z.B. geflochtene Binsenkörbe. Die Küche selbst bestand nur aus einer Zeile und hatte verschiedene Feuerstellen, die mit Holz befeuert wurden.
Als ich wenige Minuten den Ort erreicht hatte um den Sack abzuladen, musste ich erst einmal ein wenig verschnaufen. Der kurze Weg hatte schon ein wenig meine Muskeln spüren lassen obwohl ich das Tragen mit den Wassereimern mit Hera geübt hatte. Das würde schon besser werden, da war ich mir schon sicher. Mutter hatte den anderen Sack auf dem Rücken und schleppte diesen an den richtigen Platz.
„Sehr gut. Das wäre mal geschafft. Dann können wir auch bald etwas für das Abendessen zubereiten.“
Ich lächelte daraufhin ein wenig und antwortete ihr ein einfaches klinkt gut.
Ein schnaufen erfüllte den Raum. Mutter und ich drehten uns zum Eingang um zu schauen woher das Schnaufen stammte. Ein Junge mit geschlagenen Feuerholz in der Hand ging durch die Tür dahinter stand im Hintergrund ein stolzer Vater, der einen Leinensack mit verschiedenen Dingen hineintrug.
„Schön haben wir es hier, nicht wahr?“, fragte der Vater ein wenig voreilig.
„Ja, aber wo sollen wir denn schlafen?“, erkundigte ich mich und schaute von der großen Küche, die fließend in den Wohnbereich wo ein geschnitzter Tisch befand, der sehr an Eigenherstellung erinnerte. Es war fast alles hier selbst hergestellt und kaum Fenster in den Wände brachte nur dürftig Licht in das Gemäuer des Hauses. Aber da wurde meine Frage von einem Geräusch gestört.
Ein schriller Ton pfeift durch den Raum und alle drehten sich in die Richtung zur Frau des Hauses.
Mutter räumte gerade ein paar Knollen in eine Holzkiste ein, die mit Sand gefüllt war und schob diese gerade ein wenig über den steinigen Boden, der sich in der Küche befand.
„Kann mir gerade jemand beim tragen helfen? Die Kiste muss gefüllt in den Dachboden. Alleine schaffe ich es nicht.“
„Gretel währst du so nett? Hänsel und ich lagern das Feuerholz schon ein um für heute Abend ein wenig das Kaminfeuer anzuheizen. Ebenso wie für die Küche.“
Ich nahm einen tiefen Atemzug, blies die Luft durch die zusammengepressten Lippen. Mit einem einfachen „Na gut.“ machte ich mich an die Arbeit und packte die Kiste von der einen Seite an und gleichzeitig hatte Mutter den Henkel auf der anderen Seite geschnappt. Mit einem Satz hoben wir die Kiste in die Höhe und zusammen liefen wir Seite an Seite in Richtung einer kleinen Holztreppe, die uns in die Höhe zu einer verschlossenen Tür brachte. Zum Glück befand sich dort auch ein kleiner Absatz wo man die Kiste auch abstellen konnte. In der Zwischenzeit holte die Frau mit den struppigen Haaren einen eisernes Schlüsselbund hervor wo verschiedene Schlüssel dran hingen, die wie bei einem Windspiel zu rascheln begannen, wenn man sie aus der Schürze holte. Behutsam öffnete sich die Tür und dahinter befand sich ein kleiner Lagerraum, der mit verschiedenen Reihen von Regalen ausgestattet war.
„Zack und noch einmal anheben, Gretel. Puh! Die Kiste hätten wir geschafft.“
Mit einem erleichterten Lächeln zeigte Mutter mir den Lagerraum wo sich verschiedene Knollenfrüchte, Karotten und andere Wurzelarten, die zum Verspeisen gedacht waren. Diese wurden hier eingelagert um zu verhindern, dass diese schlecht wurden oder ungewollte Tiere sich daran machten. Es musste ein schwieriges Leben sein, dass man hier führte und so musste ich wohl die nächsten Tage verbringen. Das waren Horrorvorstellungen, den ganzen Tag zu schuften. Aber Mutter kannte kein Erbarmen. So wanderte eine Kiste nach der anderen in den Vorratsraum bis meine Hände schmerzten. Putzen und Wischen waren danach an der Reihe gefolgt von Fegen, dass ich aber schon aus der Trainingshalle kannte. Mit dem feuchten Lappen klappte es ganz gut um den Staub von den Fenstern zu lösen. Mit einem Wisch auf der Stirn meines Handrücken hatte ich den verklebten, braunen Pony von meiner Stirn gewischt.
Mein Blick wanderte zu der Tür, die zu unserem Zimmer führten. Als ich diese mit einem Quietschen öffnete entdeckte ich zwei einfach Betten, die gleich waren wie die aus unseren Zimmern, die wir von den Gesine zugewiesen bekommen haben. Ein Regal mit wenig Spielzeug und vergilbten Büchern findet sich dort. Das Spielzeug besteht aus Stroh bzw. aus einfachen verbrauchten Küchentüchern, die nicht mehr zur Verwendung in der Küchenzeile gedacht sind. Es ist im Zimmer nicht gerade viel darin zu finden außer die Betten, dass Regal, einen Ständer aus Holz für die Kleidung und noch ein Schrank mit zwei Türen, der fürs Aufbewahren von Kisten oder Körben dienen könnte. Behutsam schaue ich darin nach und finde nur einen geflochtenen Korb am Boden des Schranks stehen. Ansonsten befindet sich darin nichts außer eine leichte Staubschicht, die sich niedergelegt hatte. Enttäuscht von der jetzigen Situation, wo ich nicht wirklich etwas habe, verriegelte ich wieder die Schranktür. Ich lasse mich auf das Bett nieder und werfe meinen Schädel auf mein Kopfkissen. Es pickst etwas unangenehm am Hinterkopf.
Bestimmt ein Halm oder noch schlimmer eine Bettwanze!
Erschrocken von meinen Horror Gedanken hebe ich den Kopf ein wenig in die Höhe und blickst zum Übeltäter. Dort lag unbeachtet ein geschlossener Briefumschlag, der nun ein wenig durch die Aktion, zerknittert war. Verwundert nahm ich diesen in die Hand und lass die Notiz, die darauf abgedruckt war: >Einladung zum märchenhaften Fest. Für Gretel.<
„Natürlich! Das Fest von dem Gesine gesprochen hatte. Eine Regeländerung, die alle Märchenfiguren betrifft. Natürlich auch mich, Gretel.“
Dein Blick wanderte zum Bett deines Partners, der auch einen Brief erhalten hatte. Behutsam öffne ich diesen und lese ihn laut vor:
„Sehr liebevolle Gretel,
wir vom Märchendorf haben eine feierliche Einladung vom Geschichtenerzähler erhalten um ein schönes Bankett zu feiern und zwar auf dem Dorfplatz, dort werden wir ein schönes Lagerfeuer aufbauen. Dazu sind auch deine Eltern sowie dein Bruder eingeladen. Bitte bringe ein schönes Kleid mit und dein Bruder sollte ein Holzfäller Gewand tragen, dass ein wenig einladend erscheint.
Wir freuen uns darauf, dass wir euer Familie einladen dürfen und hoffen auf gute Stimmung und ein Happy End, dass sich für eine geschichtliche Feier zeigen lässt.
Herzlich,
euer Märchendorfteam.“