Was zuletzt geschah:
Während Erik (unfreiwillige) Abenteuer in Berlin erlebt, stärkt Marco seine Freundschaft zu Daniel und Drago. Besonders mit letzterem knüpft er ein immer fester werdendes Band – weshalb es umso mehr schmerzt, von ihm kritisiert zu werden. Insbesondere weil Drago auch noch absolut recht hat. Beinahe hätte Marco sein tägliches Telefonat mit Erik ignoriert, nur, weil es manchmal mühsam ist. Wann hat er aufgehört, sich für seine Beziehung einzusetzen? Und warum klingt Erik, als hätte er mehr zu sagen, als er tut?
Kapitel 20
Die Langeweile war das Schlimmste. Stundenlang sinnlos aus dem Fenster zu starren, während der Zug über die Schienen ratterte, machte Marco kirre. Die Zeit zu verschlafen gelang ihm nicht und im Gegensatz zu Erik fand er keinen Zugang zu Büchern, egal, wie oft er es versuchte. Einzig sein mit Musik vollgestopfter MP3-Player bot einen winzigen Lichtblick, doch auch der verblasste nach einer Weile, zumal der Akku des altersschwachen Geräts zusehends nachließ.
Für heute hatte er diese Tortur zum Glück überstanden. Der Zug fuhr in den Berliner Hauptbahnhof ein. Müde und mit steifen Muskeln stolperte Marco auf den Bahnsteig, um sich vom Menschenstrom zum nächsten U-Bahn-Eingang schieben zu lassen.
„Marco!“
Überrascht erspähte dieser Erik am Rand des Getümmels. „Was machst du denn hier?“
„Ich weiß, dass es dich nervt, immer derjenige zu sein, der die lange Fahrt ertragen muss. Da dachte ich, dass ich dich wenigstens vom Bahnhof abholen sollte.“
„Es nervt mich nicht.“
Selten hatte ein Lächeln Marco so deutlich gemacht, dass man ihm nicht glaubte. „Natürlich tut es das und das zurecht. Es ist eine egoistische Entscheidung von mir, da brauchen wir nichts beschönigen.“
„Eine die dir hilft, dich an Berlin zu gewöhnen.“
„Schon“, gab Erik zu.
„Dann ist doch alles gut. Zerbrich dir nicht den Kopf.“ Marco löste Eriks ineinander verschlungene Hände und drückte sie sanft. „Ist aber süß, dass du mich abholst.“
Eine Pause entstand und wieder wurde Marco das Gefühl nicht los, dass Erik Worte auf der Zunge lagen, die er nicht aussprach. Was immer es sein mochte, vermutlich gab es Sinn, so ein Gespräch nicht mitten am Bahnhof zu führen – vor allem nicht kurz nach einer Zugfahrt, die seine Geduld nahe an ihren Überlastungspunkt gebracht hatte. „Da fällt mir ein …“ Marco öffnete seine Reisetasche und holte die ganz oben platzierte Papiertüte heraus. „Ich habe da was für dich!“
„Sind das Zimtschnecken?“ Natürlich hatte Erik sofort erkannt, aus welchem Laden die Tüte stammte.
„Hat Hugo mir mitgegeben.“
„Danke!“ Erwartungsvoll streckte Erik die Hände aus. Wenn man ihn mit einer Sache erfolgreich ablenken konnte, dann mit Zimtschnecken.
„Brechen wir auf?“
„Mhm.“ Bereits mehr auf den Inhalt der Papiertüte als auf Marco konzentriert, setzte sich Erik in Bewegung.
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Das zimtschneckeninduzierte Stimmungshoch hielt nicht lange an. Als Erik die Wohnungstür hinter ihnen zuzog, zeigte sich erneut die schmale Stressfurche zwischen seinen Brauen und er weigerte sich, Marco in die Augen zu sehen. Dieser stoppte ihn, bevor er ins Wohnzimmer schlüpfen konnte.
„Bist du okay?“
„Nicht wirklich.“ Erik fixierte einen Punkt hinter Marcos linker Schulter. „Ich habe jemanden geküsst. Das heißt, genaugenommen hat er mich geküsst, falls das einen Unterschied für dich macht. Und es tut mir leid, dass ich dir das erst jetzt erzähle, wahrscheinlich hätte ich das gleich letzte Woche tun sollen, aber ich wollte es persönlich machen. Am Telefon hat es sich falsch angefühlt.“
Marco brauchte einen Moment, um die wesentlichen Punkte dieser Informationsflut zu erfassen. „Jemand hat dich geküsst?“
„Ja.“
„Wann?“
„Letzten Freitag.“
„Wolltest du, dass er es tut?“
„Natürlich nicht!“
Wut kroch in Marco hoch. „Also gegen deinen Willen?“
Was auch immer Erik in Marcos Augen sah, ließ ihn abwehrend die Hände heben. „Nicht so, wie du denkst! Er hat sofort aufgehört, als ich klargemacht habe, dass ich das nicht will und ich verstehe, warum er überhaupt auf die Idee gekommen ist. Also, nicht, dass ich geflirtet hätte, aber ich schätze, nach der Verfolgungsjagd waren wir beide so mit Adrenalin vollgepumpt …“
„Verfolgungsjagd?“ Endgültig verwirrt, gab Marco auf. „Erzähl mir, was passiert ist. Ganz langsam und von Anfang an.“
Das tat Erik, dennoch musste Marco seine Bitte zweimal wiederholen, bis er glaubte, verstanden zu haben, was am vergangenen Wochenende abgelaufen war.
„Bist du sauer?“, fragte Erik am Ende zaghaft.
„Blödsinn! Ich bin einfach bloß froh, dass dir nichts passiert ist!“ Mit Mühe hielt sich Marco zurück, Erik zu schütteln und zu fragen, was zur Hölle er sich dabei gedacht hatte, sich so in Gefahr zu bringen. Vorwürfe halfen im Nachhinein niemandem, zumal Erik ihn ansah, als wartete er auf ein ordentliches Donnerwetter. „Hast du echt Angst, ich bin wütend auf dich?“
„Ich weiß nicht. Ein bisschen vielleicht.“ Weiterhin wich Erik seinem Blick aus. „Ich an deiner Stelle wäre wütend. Oder verletzt, schätze ich. Mir ist klar, dass das nicht wirklich Sinn gibt, aber es ist schwer, gegen die eigenen Gefühle anzukommen. Für mich zumindest.“
„Na, jetzt darfst du aufhören, dir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich glaube dir, dass du den Kuss nicht wolltest, und ich werde nicht eifersüchtig, nur weil jemand deine Signale falsch verstanden hat.“
„Okay.“
Eingehend musterte Marco Erik. Seine Worte schienen ein wenig geholfen zu haben, aber echte Erleichterung entdeckte er nicht. Mit einem halben Schritt nach vorne überwand er die Lücke, die sie trennte und schloss Erik in die Arme. „Du weißt, dass ich dich liebe, ja?“
„Mhm.“ Doch aus der Kraft, mit der Erik sich gegen Marco presste und den Fingern, die sich in seinen Kapuzenpullover krallten, sprach deutlich die Verunsicherung, die Erik fest im Griff zu haben schien.
Marco roch einen Hauch Chlor, der von Eriks Haaren ausging, spürte die immerkühlen Hände, die sich an ihn klammerten und hörte den unregelmäßigen Atem über seinem Kopf. „Ich liebe dich“, wiederholte er, denn es stimmte. Er wollte Erik beschützen, ihn glücklich sehen – ihn glücklich machen – und ihm die Stütze sein, die er gelegentlich brauchte.
„Ich liebe dich auch“, murmelte Erik.
Marco schloss die Augen und hielt ihn fest.
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„Himmel nochmal!“
Aufgeschreckt durch Eriks Aufschrei, streckte Marco den Kopf aus der Küche, sah von seiner Position aus aber lediglich die Tür zum Schlafzimmer und nicht, was sich dahinter abspielte. „Alles okay?“
„Der Schubladenknopf von meiner Kommode ist abgebrochen!“
Marco stellte sicher, dass die Spiegeleier nicht innerhalb der nächsten zwei Minuten anbrannten, bevor er zu Erik lief. „Zeig mal her.“ Er inspizierte den Knauf, den Erik ihm schnaubend in die Hand drücke. „Das Holz ist gesprungen, deshalb hält die Schraube nicht mehr richtig. Ich kann das erstmal kleben, aber das ist keine Dauerlösung. Außerdem ist was vom Lack abgesplittert. Am sinnvollsten wäre es, wenn du einen neuen Knauf organisierst.“
„Und woher?“
„Entweder, wir machen einen Abstecher in den Baumarkt, oder wir könnten gucken, ob heute oder morgen irgendwelche Flohmärkte stattfinden. Da findet man manchmal ausgefallenere Modelle.“ Eigentlich hatte Marco erwartet, dass dieser Vorschlag auf freudige Akzeptanz stieß – Erik mochte ausgefallene Dinge – sah sich jedoch mit einem Stirnrunzeln konfrontiert.
„Kann ich die nicht einfach irgendwo bestellen?“
„Klaro, wenn du den vielfachen Preis zahlen willst, ohne sie davor überhaupt in der Hand gehalten zu haben. Gebraucht bedeutet nicht gleich minderwertig.“
„Wirklich?“ Erik hob eine Braue. „Vielen Dank, dass du mich lebensfremden Snob an dieser Weisheit teilhaben lässt.“
„Kein Grund, mich anzumaulen. War bloß ein Vorschlag. Mach, was du willst.“ Mit deutlich schlechterer Laune als zwei Minuten zuvor, kehrte Marco in die Küche zurück, um zu verhindern, dass sich ihr Frühstück in Asche verwandelte.
Ein Paar schlanker Arme wand sich um seine Taille. „Tut mir leid. Dich anzumeckern war nicht fair von mir. Ohne dich hätte ich keine Ahnung, wie ich die Kommode repariert bekomme. Es ist jetzt bloß schon das zweite Möbelstück, das seit meinem Umzug kaputtgeht. Oder kurz davor steht. Du hast gehört, wie meine Schranktür klingt, wenn ich sie öffne. Das nervt. Ich habe ordentlich Geld für diese Möbel gezahlt, und dachte eigentlich, das ganze Umzugsthema endlich hinter mir zu haben.“
„Die Schranktür braucht nur etwas Öl. Und den Knauf klebe ich nach dem Frühstück wieder an. Dann kannst du dir überlegen, was du langfristig damit anstellen willst. Klingt das gut?“ Geschickt ließ Marco die Spiegeleier aus der Pfanne gleiten und arrangierte sie zusammen mit frisch getoasteten Weißbrotscheiben auf zwei Tellern, ohne sich dabei aus der Umarmung zu lösen. Für seinen Geschmack fehlte dem Ganzen eine ordentliche Portion Speck, den würde er in Eriks Kühlschrank allerdings vergeblich suchen. „Lass uns Essen.“
Erik folgte Marco zum Tisch. „Was hältst du davon, wenn wir später einen Spaziergang machen und uns die Stadt ein bisschen ansehen? Es ist kalt, aber die Sonne scheint so schön. Das sollten wir nutzen.“
„Von mir aus.“ Nicht, dass Marco einen besseren Vorschlag parat gehabt hätte. Noch immer gab es wenig an Berlin, das ihn reizte. „Spazierengehen klingt gut.“
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„Und da drüben ist ein Yogastudio, das einen ziemlich guten Ruf hat.“ Erik deutete auf ein Gebäude, das genauso grau und klobig aussah wie alle anderen, die er Marco bis zu diesem Punkt gezeigt hatte. „Ich dachte, ich könnte ein paar Stunden nehmen. Meine letzten sind Jahre her und ich habe mir bestimmt ein paar Unarten angewöhnt, die korrigiert werden müssten. Außerdem wäre es cool, was Neues zu lernen.“
Marco brummte diffuse Zustimmung.
„Langweile ich dich?“
„Nah. Mir sind nur Bäume lieber als Gebäude.“
„Du tust gerade so, als kämst du aus einem winzigen Dorf und nicht aus der sechstgrößten Stadt Deutschlands.“
„Sechstgrößte Stadt? Hast du das nachgeschlagen?“
Eriks Ohrenspitzen röteten sich. „Ich wollte vor meinem Umzug wissen, worauf ich mich einlasse. Aber du lenkst ab.“
„Stuttgart nervt mich auch“, gab Marco zu. „Noch gefällt mir meine Wohnung zu gut, um sie aufzugeben, aber ich will lieber früher als später irgendwo raus aufs Land.“ Es dauerte einige Meter, bis er realisierte, wie viel er eben verraten hatte. Nicht nur: Meine Wohnung gefällt mir. Oder: In absehbarer Zukunft möchte ich ländlicher wohnen. Sondern auch: Wir werden nie zusammenziehen, solange du in Berlin bist.
„Ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass du das Leben in der Stadt magst“, sagte Erik.
„Es hat seine Vorteile“, räumte Marco ein. „Nur eben nicht auf ewig. Wenn ich mir vorstelle, wie meine Zukunft aussieht, sehe ich nicht Stuttgart. Oder irgendeine andere Stadt.“ Marco hielt nicht viel von langfristigen Zukunftsplänen – meistens kam ja doch alles ganz anders – von diesem Traum hatte er sich jedoch nie lösen können. „Du weißt schon, ein Häuschen im Grünen, in einer Gegend, in der man die Nachbarn zwar kennt, aber nicht Wand an Wand mit ihnen wohnt.“
„Hm.“
Mehr als das hatte Erik offenbar nicht dazu zu sagen und Marco schwante Böses. „Du willst nicht aufs Land, oder?“
„Nicht wirklich. Ich mag die Stadt. Die Kinos, die Lokale, die Anonymität. Auf dem Dorf, wo jeder jeden kennt, steht man ständig unter Beobachtung. Außerdem kommt man ohne Auto meistens nicht weit. Nicht einmal zum Supermarkt.“
Zu gerne hätte Marco dagegengehalten. Er wollte argumentieren, dass es einen Mittelweg zwischen Großstadt und 100-Seelen-Dorf gab. Eine Ortschaft am Rande von Stuttgart, nah genug für ein gut angeschlossenes öffentliches Verkehrsnetz und Nachbarn, die ‚Guten Tag‘ für Smalltalk hielten. Das Problem war, dass ihm die Vorstellung, in einem winzigen Dorf zu leben, gefiel. Nachbarn, die sich kannten, Natur, wohin man blickte. Sein angedachter Mittelweg erfüllte nichts davon und höchstens die Hälfte von dem, was Erik wollte. Zumal er sich dort nur dann Wohneigentum leisten könnte, wenn er im Lotto gewann. Und er spielte nicht.
Plötzlich sah Marco ihr zukünftiges Leben vor sich, voller Kompromisse, die keinen von ihnen richtig glücklich machten.
Eriks Finger, die kühl und zart seine Hand streiften, lenkten seine Aufmerksamkeit zurück aufs Wesentliche. Er drückte sie kurz. „Zeig mir den Park, von dem du erzählt hast.“
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Eriks Körper presste sich gegen Marcos, schwer vom Schlaf. Nach einem Tag auf den Beinen, hatte er keine fünf Minuten gebraucht, um ins Reich der Träume überzutreten. Marco starrte dagegen seit gefühlten Stunden an die Decke.
Bisher hatte er sich immer für abenteuerlustig gehalten, doch allmählich realisierte er, dass das nicht stimmte. Er vermisste sein Zuhause. Der Verkehrslärm vor dem Fenster klang falsch. Die Matratze gab zu sehr nach. Ihm fehlte die Wand in seinem Rücken und der sanfte Einfall des Mondlichts zwischen der Lücke seines Vorhangs. Seine Wohnung roch angenehm nach Kräutern, Eriks dagegen noch immer nach Wandfarbe.
Marco strich über Eriks Schulter, ohne eine Reaktion zu ernten. Die Haut unter seinen Fingerspitzen fühlte sich kalt an und er angelte nach der heruntergerutschten Bettdecke, um sie hochzuziehen. Still betrachtete er seinen in der Dunkelheit nur schemenhaft auszumachenden Freund. Er liebte Erik. Liebte seine Cleverness, seinen Ehrgeiz, seine Empathie. Die kurzen Momente, in denen er seine Schutzwälle fallen ließ und herzhaft lachte. Er wollte Erik in seinem Leben. Aber nicht so nah.
Dieser Satz mogelte sich nicht zum ersten Mal in seine Gedanken, heute schob er ihn jedoch nicht sofort entsetzt zur Seite, sondern erlaubte ihm, sich zu entfalten. Wann hatte er aufgehört, sich darauf zu freuen, Erik zu sehen? Die schmerzhafte, aber ehrliche Antwort lautete: Schon vor Wochen.
Zeit mit Erik zu verbringen bedeutete, weniger Zeit für seine Freunde. Es bedeutete, weniger Zeit für seine Hobbys. Es bedeutete, auf Partys zu verzichten, um stattdessen Erik zuliebe ins Kino oder zum Schwimmen zu gehen. Es bedeutete, niemals den Sex zu haben, der ihn am meisten reizte. Eine Beziehung mit Erik bedeutete, angstvoll in die Zukunft zu blicken, weil Marco nicht wusste, wie sie ihre Bedürfnisse übereinbringen sollten.
Wenigstens hatte er gute Chancen, einen wesentlichen Teil der morgigen Zugfahrt zu verpennen – denn Schlaf fand er heute Nacht auf keinen Fall.
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„Bist du sicher, dass ich dich nicht zum Bahnhof begleiten soll?“
„Sì.“ Marco schlüpfte in seine Jacke und schulterte seine Reisetasche. „Ist doch Quatsch. Du wärst eine Stunde unterwegs, um mich zwei Minuten zu verabschieden.“
Erik sah wenig überzeugt aus, fügte sich aber. Leise seufzend sank er gegen Marco. „Du fehlst mir jetzt schon.“
„Du mir auch.“ Lügner! Lügner, Lügner, Lügner! Wie lange wollte Marco dieses Theater weiterspielen? Er freute sich darauf, das kommende Wochenende nicht bei Erik zu hängen, sondern frei zu entscheiden, worauf er gerade Lust hatte. Vielleicht klappte eine weitere Pokerrunde bei Drago und Daniel und wenn nicht, traf er sich eben mit den Jungs im Club oder schaute bei Manni und Hugo zum Abendessen vorbei. Oder er besorgte endlich eine frische Dose Möbelwachs und beendete sein aktuelles Schnitzprojekt. Oder startete ein neues. Oder, oder, oder. Ihm stand die Welt offen. Solange er nicht bei Erik hockte.
„Schätze, du solltest langsam los“, nuschelte dieser in Marcos Haar. „Nicht, dass du deinen Zug verpasst.“
Anstatt Eriks Vorschlag zu folgen, hob Marco das Kinn und presste ihm einen Kuss auf die Lippen. Einen harten, verzweifelten Kuss, hoffend, das tiefe Verlangen wiederzuerwecken, das ihm irgendwann im Laufe der letzten Monate verloren gegangen war. Er fand Vertrauen und Vertrautheit; fand Zuneigung und Nähe, doch Lust oder gar Leidenschaft suchte er vergeblich.
Kichern drehte Erik den Kopf zur Seite. „Was tust du denn? So verpasst du deinen Zug ganz sicher!“
Ein letztes Mal drückte Marco ihn an sich. „Mach’s gut. Ich liebe dich.“ Denn das tat er. Es genügte nur nicht.