Was zuletzt geschah:
Marco und Drago verstehen sich oft wortlos, doch manche Dinge müssen einfach ausgesprochen werden. Vielleicht bietet eine gemeinsame Wanderung die Gelegenheit dazu.
Kapitel 46
Marcos Herz raste. Das lag zum einen an dem Abgrund, der sich neben ihm auftat – Gipfel hatte so harmlos geklungen, als Drago es vorgeschlagen hatte – zum anderen an dem Mann, der ihn begleitete.
Seit seinem Comingout vor einer Woche, hatten Drago und Marco ausschließlich miteinander gesprochen, um den heutigen Ausflug zu planen. Vielleicht, weil sie Zeit brauchten, ihre Gedanken zu sortieren. Zumindest auf Marco traf das definitiv zu.
Drago hatte sich vor seinen Freunden geoutet. Mit einem Nebensatz, ohne Drama. Was wenig verwunderte, wenn man bedachte, mit welcher Selbstverständlichkeit sie mit Marco umgingen. Eine negative Reaktion hätte ihn weitaus mehr überrascht. Dennoch war es ein großer Schritt für Drago, und einer, mit dem Marco nicht gerechnet hatte.
Sein so vernünftig klingender Vorsatz, sich nicht auf Drago einzulassen, solange dieser seine Sexualität geheim hielt, hatte sich damit jedenfalls in Rauch aufgelöst. Was für Marco die entscheidende Frage aufwarf: Gestand er seine Gefühle, oder wahrte er lieber Stillschweigen?
Im Grunde kannte er die Antwort. Stillschweigen lag ihm genauso wenig wie das Unterdrücken seiner Gefühle. Also blieb nur das Geständnis. Aber was genau gab es zu gestehen?
Egal, wie viel Zeit sich Marco nahm, er schien den Tumult in seinem Inneren nicht beruhigen zu können. Auch nach einer guten Woche wusste er nicht, was er Drago sagen wollte.
Ich mag dich? Untertreibung des Jahrhunderts. Ich habe mich in dich verknallt? Schlichte Worte, die kaum beschrieben, was tatsächlich in Marco vorging. Sie verrieten nichts über seine Angst, etwas wertvolles zu verlieren, weil er mehr wollte, als er haben konnte. Lass uns herausfinden, ob wir mehr sein können, als Freunde mit gewissen Vorzügen? Aber was genau bedeutete das? Eine Beziehung? Fühlte sich Marco wirklich bereit dafür? Er wusste es einfach nicht.
Drago, der wegen der Enge des Pfads ein Stück vor statt neben Marco lief, drehte sich um und für einen verrückten Moment fürchtete Marco, er hätte seine Gedanken gelesen. „Bei unserem Tempo sind wir in ungefähr einer Stunde am Gipfel. Möchtest du davor Pause machen?“
„Nah, passt schon. Lass es uns lieber durchziehen.“
Drago nickte, blieb allerdings kurz stehen, um einen Schluck aus seiner Trinkflasche zu nehmen. Marco tat es ihm gleich. Den schlimmsten Durst gestillt, strebten sie weiter zum Gipfel.
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Sich innerlich verfluchend, streckte Marco seine Beine aus. Er hätte Dragos Angebot annehmen und Pause machen sollen. Stattdessen brannten seine Muskeln, als schärfte ein Rudel Ameisen ihre Beißwerkzeuge an ihnen. Immerhin hatte er es bis zum Gipfel geschafft. Wie ihm dieselbe Strecke zurück gelingen sollte, stellte ihn allerdings vor ein Rätsel.
Aber was für eine Aussicht! Unter ihnen breitete sich das Tal aus, saftig-grüne Wiesen und dichte Wälder lösten scharfkantige Felsen ab, Nebelschwaden überzogen die Landschaft wie Zuckerguss. Es war noch früh, der Himmel blassblau und die Sonne ohne Gelegenheit den Stein, auf dem sie Platz genommen hatten, zu erwärmen. Dafür hatten sie den Gipfel ganz für sich.
„Schön ist es hier.“ Als Marco keine Antwort erhielt, nicht einmal ein zustimmendes Brummen, blickte er zu Drago.
Dieser starrte auf seine Finger, verschlang sie ineinander, löste sie, verknotete sie erneut. Er wirkte genauso rastlos wie an dem Abend, an dem er nach dem Bruch mit seinem Onkel vor Marcos Tür aufgetaucht war. Als warteten tausend Worte hinter seinen Lippen und er wüsste nicht, wie er auch nur das erste aussprechen sollte.
„Drago–“
„Ich liebe dich.“
Selbst mit Vorwarnung hätte Marco kaum den Schock aus seinem Gesicht fernhalten können, eine Reaktion, die Drago natürlich nicht entging.
„Hätte ich das nicht sagen sollen? Das tut mir leid. Ich habe nie zuvor so für jemanden empfunden und es kommt mir unehrlich vor, es zu verschweigen.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut seinen Händen zu. Seine Nägel sahen noch abgebissener aus als vergangene Woche. „Ich zerbreche mir seit Wochen den Kopf darüber, wie ich meine Gefühle in Worte fasse, und ob ich das überhaupt tun soll. Ich tue es jetzt, weil ich glaube, dass du gemerkt hast, dass etwas in mir vorgeht, und ich dich nicht Rätselraten lassen möchte.“
Marco öffnete den Mund für eine Erwiderung, stellte jedoch fest, dass nun ihm die Worte fehlten.
„Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat“, nahm Drago den Faden wieder auf. „Oder was der Auslöser war. Zeit mit dir zu verbringen ist anders als mit allen Männern, die ich bisher getroffen habe. Intensiver. Vertrauter.“ Er stockte, schien zu überlegen, ob er aussprechen wollte, was ihm durch den Kopf ging. „Bei dir fühle ich mich sicher.“
Nach allem, was Marco über Drago wusste, musste das eines der größten Komplimente sein, das dieser einem Menschen machen konnte. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals.
„Ich erwarte nicht, dass du diese Gefühle erwiderst“, stellte Drago klar. „Ich erwarte gar nichts.“
„Und was, wenn ich mir seit Wochen den Kopf darüber zerbreche, ob und wie ich dir sagen soll, dass ich …“ Nervös fuhr sich Marco durchs Haar. „Ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, von Liebe zu sprechen, aber … Da ist was zwischen uns und ich würde gerne herausfinden, wohin es führt.“
Was auch immer für eine Antwort sich Drago erhofft hatte, das schien sie nicht gewesen zu sein. Er schloss die Augen. Schwieg.
Marco wusste, dass er mehr sagen sollte, aber alles, was ihm in den Sinn kam, klang stumpf und klischeehaft. Also blieb auch er stumm.
Kühler Wind strich um ihre Körper, brachte den Duft nach Bergkräutern und verdunstendem Tau. Ein Greifvogel zog Kreise über die Wiesen unter ihnen.
„Es hätte keine Zukunft.“
Wenn man bedachte, dass sich Marco exakt das seit Wochen vorsagte, hätten ihn diese Worte aus Dragos Mund nicht so hart treffen sollen. „Weil du nicht willst, dass deine Familie erfährt, dass du schwul bist. Schon klar.“
„Vielleicht wäre es anders, wenn ich in Deutschland bleiben könnte. Aber so wie es aussieht, kann ich das nicht.“
„Was? Warum nicht?“
„Serbien ist nicht in der EU. Wenn ich in Deutschland leben will, brauche ich eine Aufenthaltserlaubnis.“
„Ich dachte, die hast du?“
„Für mein Studium. Nach meinem Abschluss brauche ich eine neue, die mich zur Arbeit hier berechtigt.“ Die Haut an Dragos Händen färbte sich rot unter dem beständigen Druck seiner Finger. „Meine Chancen dafür würden besser stehen, wenn ich nach meinem Studium einen Arbeitsvertrag in Aussicht hätte. Das habe ich aber nicht.“
„Aber … Dein Studentenjob? Ich dachte, die wollten dich übernehmen?“
„Das hatte man mir Anfang des Jahres gesagt.“ Entgegen seiner üblichen Art sprach Drago leise und holprig. „Bis zu meinem Abschluss ist es nicht mehr lange hin und bisher habe ich keinen Vertrag erhalten. Vor ein paar Wochen habe ich dann zufällig erfahren, dass die Stelle demnächst ausgeschrieben wird. Sie haben mir nicht einmal angeboten, mich offiziell darauf zu bewerben.“ Er presste die Lippen zusammen. „Ich weiß, dass ich nicht der einfachste Mensch bin, aber bisher dachte ich, ich würde gute Arbeit leisten. Dass ich gut ins Team passe. Wenn sie mir gesagt hätten, dass es ein Problem gibt, hätte ich darauf reagieren können.“
„Shit.“ Von allen schlechten Nachrichten hatte Marco am wenigsten mit dieser gerechnet. „Was anderes hast du nicht in Aussicht?“
Drago schüttelte den Kopf. „In den letzten Wochen habe ich mich auf jede halbwegs passende Stelle beworben. Einige sind noch offen, bei den anderen hat es nicht einmal für ein Vorstellungsgespräch gereicht. Mir gehen die Optionen aus.“
„Shit“, wiederholte Marco. „Kannst du übergangsweise was anderes machen? Irgendeinen Job, bei dem du leichter eine Stelle findest?“
„Ich weiß nicht, ob ich dafür eine Aufenthaltserlaubnis bekommen würde. Es gibt spezifische Vorgaben, die man dafür erfüllen muss, aber ich kenne mich zu wenig mit den genauen Regelungen aus. Mein Onkel wollte die Kosten für einen Anwalt übernehmen, der mir hilft, alles Nötige für den Antrag zusammenzustellen. Das wird jetzt natürlich nicht passieren. Selbst, wenn ich einen Anwalt fände, habe ich kein Geld, um ihn zu zahlen.“
Marco nahm Dragos Hände. Sie lagen heiß und rau in seinen. „Wir finden einen Weg. Notfalls muss dich einer von uns eben heiraten.“
Drago lächelte nicht, doch seine Finger verwoben sich mit Marcos, suchten Halt.
„Und falls du wirklich nach Serbien zurückmusst, bist du ja deshalb nicht aus der Welt, richtig? Wir bleiben doch auf jeden Fall in Kontakt.“
„Dir war schon Berlin zu weit.“
Marco kämpfte darum, Dragos harschen Worten nicht ebenso harsch zu widersprechen, denn diesen Vorwurf musste er sich gefallen lassen. „Ich würde gerne sagen, dass das was anderes war, und so fühlt es sich für mich auch an, aber ich kann verstehen, wenn du mir das nicht glaubst. Das ändert nichts daran, dass ich dich nicht einfach so aufgeben will.“
„Selbst, wenn ich meiner Familie niemals von dir erzählen werde?“
Diese Frage ließ Marco innehalten. „Reden wir hier wirklich nur von deiner Familie in Serbien, oder auch von allen anderen? Was ich meine ist … Ist es inzwischen zwar okay für dich, dass Daniel und die anderen wissen, dass du schwul bist, aber du würdest nicht wollen, dass sie von uns, was auch immer uns genau bedeutet, erfahren? Nie?“ Anders gefragt: Verleugnete Drago sich selbst, oder verleugnete er Marco?
„Abgesehen von meinem Onkel, hat meine Familie keine Kontakte nach Deutschland. Was die Menschen hier wissen, ist mir egal.“
„Also müssen wir nichts verheimlichen, solange wir in Deutschland sind?“ Als Drago nicht antwortete, sagte Marco: „Es geht mir nicht darum, sofort überall auszuposaunen, dass was zwischen uns läuft. Wenn ich sage, dass ich gerne herausfinden würde, wohin das mit uns führt, meine ich das so. Einfach mal gucken und die Dinge auf uns zukommen lassen. Nur … Falls das zwischen uns klappt, falls sich da was entwickelt, das wir beide als ‚ernst‘ bezeichnen würden, dann will ich kein Geheimnis sein, das bloß dann aus dem Schrank geholt wird, wenn gerade niemand guckt.“
„Das verstehe ich.“
Was Marcos Frage nicht beantwortete. Verlangte er zu viel? Vermutlich hatte Drago im Moment völlig andere Prioritäten als über ihre Beziehung nachzudenken, nur konnte Marco unmöglich so weitermachen, ohne das Thema zumindest angesprochen zu haben.
„Du weißt, dass ich das nicht kann“, sagte Drago und löschte damit den letzten Hoffnungsschimmer, der sich bis jetzt in Marcos Herz festgesetzt hatte. „Ich kann keine halben Sachen machen. Ich kann nicht einfach Dinge auf mich zukommen lassen und sehen, wohin sie führen. Das hatte ich dir gesagt.“ Dragos Frust klang deutlich aus jeder Silbe heraus. „Ich erwarte nicht, dass du meine Gefühle erwiderst oder dasselbe willst wie ich. Aber dann brauche ich einen klaren Schnitt. Entweder, wir sind nur Freunde, niemals mehr, oder … Oder wir beide sind uns einig, dass wir eine Zukunft miteinander aufbauen wollen.“
Verblüfft starrte Marco ihn an. Er hatte mit Zurückweisung gerechnet, nicht damit, dass Drago mehr wollte, als er ihm bieten konnte. Doch im Grunde sollte es ihn nicht überraschen, denn ja, Drago hatte ihm gesagt, wie er zum Thema Beziehungen stand, vor Monaten schon. Für ihn gab es nur ganz oder gar nicht. „Deine Familie …?“
„Das habe ich dir bereits beantwortet. Sie würden nie von uns erfahren. Wer es hier in Deutschland weiß, ist mir egal.“
„Kannst du das? So ein Doppelleben führen? Langfristig?“
„Ich habe keine Wahl.“
Das sah Marco anders, aber seine Meinung zählte wenig bei einer Entscheidung, die ausschließlich Drago zu treffen hatte. Möglicherweise würde dieser seine Einstellung eines Tages ändern, darauf hoffen sollte Marco jedoch nicht. Also musste er sich fragen, ob er es aushielt, dieses Doppelleben mitzutragen.
Im Grunde ging das gegen alles, was er sich seit seinem eigenen Comingout geschworen hatte. Nie wieder wollte er sich verstecken, bloß weil es in der Welt von verbohrten Schwachköpfen wimmelte. Aber was, wenn die Alternative lautete, Drago zu verlieren? War ihm das sein Stolz wirklich wert?
Außerdem, das musste er sich zähneknirschend eingestehen, litten seine Prinzipien schon jetzt gelegentlich unter der Realität. Oder weshalb hatte er in der Arbeit Stillschweigen über seine Beziehung mit Erik bewahrt? Lediglich Daniel wusste davon und das nur, weil sich Marco damals verplappert hatte.
„Ich kann ein ‚Nein‘ akzeptieren“, sagte Drago in Marcos Schweigen hinein. „Besser als ein ‚Vielleicht‘.“
„Ich weiß. Das Ding ist, dass ich nicht ‚Nein‘ sagen will, mich aber nicht traue, dir ein klares ‚Ja‘ zu geben.“
„Wegen meiner Familie?“
Marco ließ sich Zeit mit seiner Antwort, horchte auf seine Gefühle, anstatt zu versuchen, logisch an die Frage heranzugehen. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Ich glaube ehrlich nicht, dass dich dieser Weg auf Dauer glücklich machen wird, aber … Ich könnte ihn akzeptieren. Solange sich diese Geheimniskrämerei nur auf deine Familie in Serbien beschränkt, nicht auf unser Leben in Deutschland.“
„Vorausgesetzt, es gibt ein Leben in Deutschland.“
„Sì“, räumte Marco ein. „Ich sehe keinen Weg, wie es sonst funktioniert. Was nicht heißt, dass ich dich fallen lassen würde, sobald du im Flieger nach Serbien sitzt, nur … dann müssten wir uns ernsthaft überlegen, wie unsere Zukunft miteinander aussieht. Ob wir unter diesen Voraussetzungen eine Zukunft haben.“
„Willst du eine Zukunft mit mir?“
Damit kehrte Drago zur Kernfrage zurück, auf die ihm Marco weiterhin eine Antwort schuldete. „Wir würden jetzt nicht hier sitzen und dieses Gespräch führen, wenn ich nicht zumindest darüber nachgedacht hätte. Es ist nur … Drago, ich kann dir nichts versprechen. Das habe ich damals bei Erik getan, und wir wissen beide, wie es geendet hat. Da hat es auch kein bisschen geholfen, dass ich meine Worte damals völlig ernst gemeint habe. Keiner von uns weiß, was die Zukunft bringt, ganz egal, wie sehr wir uns einen bestimmten Ausgang wünschen.“ Marco drückte Dragos Hand. „Was ich will, ist, mit dir vom Gipfel auf die Welt runtergucken. Für dich kochen. Den besten Sex unseres Lebens haben und danach gemeinsam einschlafen. Ich will deine Zahnbürste in meinem Bad und deine Klamotten in meinem Schrank. Ich will dir beim Frühstück zusehen, während ich den Espresso trinke, den du für mich gemacht hast.“
Uff. Eigentlich hatte Marco nicht ganz so deutlich machen wollen, wie oft er über diese Dinge nachgedacht hatte. Andererseits brauchte Drago vielleicht genau das, wenn Marco ihm schon weder eine gemeinsame Zukunft versprechen, noch seine Gefühle in derselben Intensität äußern konnte. Er drehte den Kopf, gerade rechtzeitig, um jenes seltene Lächeln aufblühen zu sehen, das Dragos Augen von innen wärmte. Wenn es doch nur nicht so melancholisch wäre.
Behutsam löste Marco seine Hand von Dragos, um mit den Fingern durch das fedrige Haar zu kämmen, das ihn vom ersten Augenblick an fasziniert hatte. Drago neigte den Kopf, begegnete Marcos Blick und hielt ihn. Einvernehmliche Stille breitete sich zwischen ihn aus. Es gab keinen Grund zu reden, sie wussten auch so, was als nächstes geschehen würde.
Marco hielt still. Den letzten Schritt, die letzten Zentimeter, musste Drago gehen. Und das tat er. Langsam, fast zögerlich, legte er seine Lippen auf Marcos, trocken und ein wenig rau. Er kam nicht näher, machte keine Anstalten, ihren Kuss zu vertiefen, zog sich für einen Moment sogar zurück. Würden sich nicht kräftige Fingerspitzen in Marcos Nacken pressen, ihn an Ort und Stelle halten, hätte er denken können, Drago mache einen Rückzieher.
Dabei nahm sich dieser lediglich Zeit, die Situation zu erfassen. So, wie er sich oft erst die richtigen Worte zurechtlegte, bevor er sie aussprach, oder bei einer Aufgabe kurz innehielt, um sie anschließend möglichst effizient auszuführen. Drago beobachtete, sortierte und analysierte, insbesondere, wenn er sich in für ihn unbekannte Gewässer begab. Exakt das passierte gerade.
Auch der nächste Kuss glich einem vorsichtigen Herantasten, doch Dragos Lippen wurden nachgiebiger, sein Mund blieb nicht länger fest verschlossen. Von einem Moment auf den anderen schien sich ein Schalter umzulegen. Mit einem fast unhörbaren Seufzen schmolz Drago in ihren Kuss und gab widerstandslos jede Kontrolle auf.
Marco übernahm sie gerne. Lange hatte er sich Dragos Geschmack ausgemalt, den Klang seines Schnaufens, wenn er versuchte Luft zu holen, ohne ihre Lippen voneinander zu trennen. Hatte sich gefragt, ob Bisse dieselbe Reaktion hervorriefen wie an anderen Körperstellen, und ob ein intensiver Kuss genügte, Drago hart werden zu lassen. Die Gelegenheit, all das jetzt herauszufinden, ließ er sich nicht entgehen.
Drago mochte Bisse, er schmeckte nach Hitze und roch nach Sonnenmilch. Und ja, ein Kuss genügte.
Beide Hände fest in Marcos T-Shirt gekrallt, nahm Drago jede Berührung auf, folgte jedem unausgesprochenen Wunsch noch bevor Marco diesen bewusst wahrnahm, bot ihm sein gesamtes Ich an. Nur die Sonne, die zunehmend heiß auf ihre Scheitel brannte, erinnerte Marco daran, dass sie den Gipfel nicht ewig für sich allein haben würden. Mit großer Überwindung löste er ihren Kuss. „Lass uns Essen und dann zurückgehen.“
Seufzend lehnte Drago seine Stirn gegen Marcos, erhob aber keine Einsprüche.
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Marco lenkte seinen Wagen in eine Parklücke ein Stück von Dragos Eingangstür entfernt. Noch bevor er den Motor abgestellt hatte, sagte Drago: „Daniel besucht heute seine Familie. Kommst du noch mit hoch?“
Ab da redeten sie nicht mehr, ihre Münder hatten besseres zu tun. Zuerst fiel die Haustür hinter ihnen ins Schloss, dann die Wohnungstür und schließlich die zu Dragos Zimmer. Als nächstes fielen die Klamotten.
Es fühlte sich anders an. Lange schon herrschten zwischen ihnen Vertrautheit und Intimität, doch heute erlaubte sich Marco zusätzlich … nun, ‚Zärtlichkeit‘ traf es nicht völlig, diese hatte bei ihrem Sex immer eine ganz eigene, vielleicht wenig offensichtliche Rolle gespielt. Nein, Marco erlaubte sich Aufrichtigkeit.
Endlich war er frei, seine Gefühle ohne Scheu auszuleben. Er achtete nicht länger penibel auf seine Worte, um nicht versehentlich seine wahren Gefühle für Drago zu verraten; unterdrückte keine Geste der Zuneigung mehr. Wenn er Drago sagen wollte, wie sehr er es liebte ihn zu spüren, weil er es liebte ihn zu spüren, tat er genau das.
Marco kam, von Dragos Hitze umhüllt, der Schweiß ihrer nackten Körper miteinander vermischt. Fast zeitgleich brachte er Drago zum Höhepunkt, forderte diese letzte Hingabe von ihm ein, nachdem er seine eigene geschenkt hatte.
Atemlos lagen sie nebeneinander, Dragos Arm über Marcos Bauch geschlungen. Ein klares Signal, dass er noch nicht alleingelassen werden wollte.
Für einige Minuten ließ ihm Marco diesen Frieden, dann schloss er seine Hand erneut um Dragos Glied, zwang es zurück ins Leben. Unbarmherzig massierte er die überreizten Nerven, ignorierte Dragos wimmernden Protest, das Winden seines Körpers, bis dessen Widerstand brach. Mit einem tonlosen Aufschrei bog Drago den Rücken durch, gefangen in einem weiteren, unfreiwillig gegebenen Höhepunkt, die Finger schmerzhaft fest in Marcos Seite gekrallt. Ausgelaugt fiel er zurück auf die Matratze.
Marco küsste seine schweißverklebte Stirn. „Brav.“ Die Stille, die ihm antwortete und Dragos kraftlos in seinen Armen liegender Körper verrieten, dass nun der Moment gekommen war, ihm ein wenig Zeit für sich selbst zu lassen. Vorsichtig stand Marco auf, hauchte Drago einen weiteren Kuss auf die Stirn und sagte: „Ich hole dir ein Glas Wasser.“
Dabei hatte er es nicht eilig, entsorgte erst das Kondom in Dragos Mülleimer und öffnete anschließend das Fenster einen Spalt, um frische Luft ins Zimmer zu lassen. Dann machte er einen Abstecher ins Badezimmer, wusch die klebrigen Stellen und schlenderte von dort weiter in die Küche, wo er zunächst seinen eigenen Durst löschte, bevor er ein großes Glas für Drago füllte. Auf dem Rückweg bog er erneut ins Bad ab und befeuchtete einen Waschlappen.
Zurück im Schlafzimmer, strich er über Dragos erhitzte Haut, befreite ihn von Schweiß, Gleitmittel und den verkrusteten Resten zweier Orgasmen. Träge streckte Drago die Arme über den Kopf aus, drehte sich mal zur einen Seite, mal zur anderen, und gewährte Marco Zugang zu seinen intimsten Stellen.
Zufrieden mit seiner Arbeit, legte Marco den Waschlappen weg und schlüpfte zurück zu Drago ins Bett, eingehüllt vom Duft nach Sonne, Wildkräutern und Sex, ihre Muskeln ausgelaugt von den Strapazen des Tages, ihre Gesichter einander zugewandt. Wie von selbst fand Marcos Hand ihren Weg zu Dragos Nacken, kreiste über die winzigen Verspannungen darin. Drago lehnte sich in die Berührung, die Augen geschlossen, den Mund einen Spalt geöffnet, und es schien unmöglich, ihn nicht zu küssen.
Porco dio, hatte Marco jemals zuvor so sehr darauf gehofft, dass etwas funktionierte? Dass Drago in Deutschland bleiben und sie ein Leben miteinander aufbauen konnten? Unzählige Tage zum Wandern, Vögeln und Arm im Arm im Bett liegen. Eine Zukunft mit einem Partner an seiner Seite, der ihn wortlos zu verstehen schien. Sein Herz überschlug sich beinahe, so sehr wollte er diese Träume in die Realität umsetzen.
Dabei konnte er Drago schon jetzt nicht geben, wonach sich dieser sehnte. Wieso fiel es Marco so schwer, ein ‚Ich liebe dich‘ auszusprechen? Oder wenigstens ‚Ich habe mich in dich verliebt‘? Dass er Gefühle für Drago hegte, ließ sich kaum leugnen – er hatte es weiß Gott lange genug versucht. Was also hielt ihn davon ab, Drago diese kleine Sicherheit zu geben?
Marco erinnerte sich gut daran, wie es sich angefühlt hatte, Erik seine Liebe zu gestehen und lediglich Schweigen als Antwort zu erhalten. Egal, wie sehr er sich bemüht hatte, sich davon nicht verunsichern zu lassen, es hatte an ihm genagt und ihre Beziehung belastet. Auf keinen Fall wollte er Drago dasselbe antun.
Und dennoch tat er es.
Weil er inzwischen gelernt hatte, dass Liebe allein nicht ausreichte und ihm das höllische Angst bereitete? Weil es sich selbst Monate nach seiner Trennung von Erik und ihrer Aussprache wie Verrat anfühlte, sich auf jemand anderen einzulassen? Weil er fürchtete, dieselben Fehler bei Drago zu begehen, die er bei Erik begangen hatte? Oder weil er fürchtete, dass seine Gefühle gar nicht so tief gingen, wie er glaubte? Möglicherweise alles zusammen, obwohl sich einige dieser Gründe scheinbar widersprachen.
Sollte Marco einfach über seinen Schatten springen und Dragos Liebesgeständnis erwidern? Wenn ihn derzeit nur seine eigenen Hemmungen daran hinderten, wäre es ja keine Lüge, oder? Schließlich empfand er definitiv etwas für Drago. Diese Gefühle als ‚Liebe‘ zu definieren, konnte doch so falsch nicht sein?
„Marco.“ Drago hatte die Augen geöffnet, sein klarer Blick auf ihn gerichtet. „Ich will keine Versprechen, ich will die Wahrheit. Zwischen den Zeilen lesen liegt mir nicht.“
Unbeabsichtigt lächelte Marco. „Und das, obwohl du scheinbar meine Gedanken lesen kannst.“
„Kann ich nicht. Ich weiß nur inzwischen, wie du aussiehst, wenn du dir den Kopf über etwas zerbrichst und die Wahrscheinlichkeit, dass es mit unserem Gespräch heute zusammenhängt, ist hoch.“
Ertappt. Marcos Lächeln erlosch. „Reicht dir das, was ich dir heute gesagt habe, denn wirklich aus?“
„Nein.“ Trotz ihrer Deutlichkeit lag kein Vorwurf in Dragos Worten. „Aber ich kann nichts erzwingen, das nicht da ist. Weder Gefühle, noch einen Job, noch Sicherheit. Du hast recht, wenn du sagst, dass man manche Dinge auf sich zukommen lassen muss.“
Da sprach eindeutig der pragmatische Teil aus Drago, der nur dann zum Vorschein kam, wenn Idealismus und Perfektionismus an ihre Grenzen gerieten. Eher antrainiert als eine natürliche Facette seiner Persönlichkeit.
„Ich würde dir gerne mehr als das geben“, sagte Marco.
„Ich weiß.“ Lange musterte Drago ihn. „Was empfindest du für Erik?“
Die Frage erinnerte Marco an den Jab, der ihm vor einigen Jahren im Ring die Nase gebrochen hatte. Sie traf ihn hart, unerwartet und ohne jede Chance, auszuweichen. „Äh …“
„Egal, was du sagst, ich werde dich nicht dafür verurteilen“, stellte Drago klar. „Aber ich erwarte Ehrlichkeit, damit ich eine Entscheidung treffen kann.“
Marco schluckte sämtliche schnell dahingesagte Beteuerungen herunter. Drago wollte eine aufrichtige Antwort. Drago verdiente eine aufrichtige Antwort. Und auch Erik gegenüber wäre es unfair, den Platz, den dieser in Marcos Herzen einnahm, zu verleugnen. Gefühle, die er selbst oft genug nicht verstand, in klare Worte zu fassen, gestaltete sich allerdings herausfordernd.
Dreimal setzte Marco zu einer Antwort an und dreimal kam er nicht weiter als bis zu einem wenig artikulierten ‚Ähm‘.
Noch immer lagen seine Fingerspitzen an Dragos Nacken, trugen die winzigen Zuckungen seiner Muskulatur an ihn weiter. Doch trotz seiner spürbaren Anspannung, wartete Drago geduldig, bis Marco die richtigen Worte gefunden hatte. Oder zumindest Worte, die sich nicht völlig falsch anfühlten.
„Erik wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.“ Ein Atemzug, ein Zucken unter seinen Fingerspitzen. „Die Sache ist … Wenn du mich gefragt hättest, wie meine Gefühle für meine Schwestern aussehen, oder für Manni, oder Hugo, oder Philipp, oder sogar meine Eltern, dann hättest du dieselbe Antwort bekommen. Es gibt ganz viele Menschen, die mir wichtig sind, ganz viele, von denen ich sagen würde, dass ich sie liebe.“ Oh wow, noch mehr ins Fettnäpfchen hätte er kaum treten können. Ganz viele Menschen, von denen er sagte, dass er sie liebte, nur Drago gehörte leider nicht dazu. Wie kam er da wieder raus?
Vermutlich, indem er die begonnene Erklärung beendete, und im Anschluss Drago seine Entscheidung treffen ließ. „Mit niemanden davon möchte ich jetzt hier liegen und darüber sprechen, wie unsere gemeinsame Zukunft aussehen könnte. Auch nicht mit Erik.“
„Wirst du ehrlich mit mir sein, falls sich diese Gefühle ändern?“
„Versprochen.“
Drago nahm das mit einem knappen Nicken hin, gefolgt von einem Kuss. Und für einen Moment, stand die Welt still.
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Letztlich trieb sie der Hunger aus Dragos Zimmer. Mit knurrenden Mägen und hastig übergeworfener Kleidung betraten sie die Küche, wo sie prompt auf Daniel stießen, der sich gerade am Kühlschrank bediente. Beim Geräusch ihrer Schritte blickte er auf. „Oh, äh, hi.“
„Warum bist du hier?“, fragte Drago. „Du wolltest zu deinen Eltern.“
Daniel kannte seinen Mitbewohner gut genug, um keinen Vorwurf in die Frage hineinzulesen. „Wir mussten verschieben. Die beiden haben sich irgendwas mit dem Magen eingefangen und sind, äh, nicht wirklich bereit für Besuch.“
„Dann warst du die ganze Zeit hier?“, fragte Marco, der sich lebhaft an die vergangenen Stunden und die dabei entstandene Geräuschkulisse erinnerte.
„Äh, jaa… War ich.“ Tja, die Katze war wohl aus dem Sack. Unter dem Vorwand, sich ein Glas aus dem Küchenschrank zu nehmen, wandte sich Daniel von ihnen ab. „Ihr seid aber auch zeitig zurück“, murmelte er in Richtung des Geschirrs. „Hatte eigentlich erst in ein paar Stunden mit euch gerechnet.“
„Wir sind früh los und haben wenig Pausen gemacht“, antwortete Drago. „Und der Verkehr war gut.“
Daniel verschluckte sich an seiner frisch eingeschenkten Cola.
Drago warf ihm einen fragenden Blick zu, schien die Doppeldeutigkeit seines Satzes zu realisieren, zu überlegen, ob es sich lohnte, ihn umzuformulieren und entschied sich mit einem Schulterzucken dagegen. So wie es aussah, störte es ihn wirklich nicht, wenn andere von der Sache mit Marco erfuhren. Zumindest nicht bei seinem besten Freund.
Dennoch änderte sich die Stimmung zwischen ihnen. Nicht unbedingt negativ, sie fühlte sich lediglich aufgeladen an, als warteten sie alle darauf, dass jemand den ersten Schritt machte und den Elefanten im Raum ansprach. Marco blickte zu Drago, der wiederum ihn ansah und mit einem fast unmerklichen Rucken seines Kinns Richtung Wohnungstür deutete. Alles klar, das war also etwas, das er lieber allein klärte.
„Ich denke, ich pack’s dann mal nach Hause“, sagte Marco laut. Er wagte es, Drago sanft am Oberarm zu berühren. „Wir sehen uns.“
Zur Antwort beugte sich Drago für einen Kuss nach unten, stoppte jedoch abrupt, als er Marcos überraschten Gesichtsausdruck sah. Für einen Moment schien er in sich selbst zusammenzuschrumpfen, dann fing er sich wieder. „Ich begleite dich zur Tür.“
Marco winkte Daniel zum Abschied. Dieser erwiderte die Geste, augenscheinlich froh, nicht verbal kommunizieren zu müssen.
„Hätte ich das eben nicht tun sollen?“, fragte Drago vor der Eingangstür angekommen, die Verunsicherung deutlich in sein Gesicht geschrieben. „Du hast gesagt, es ist dir wichtig, vor anderen nicht geheim halten zu müssen, dass etwas zwischen uns ist. Daher dachte ich, es wäre in Ordnung, dich vor Daniel zu küssen. Es tut mir leid, falls ich deine Worte falsch interpretiert habe, und du das doch nicht willst.“ Stirnrunzelnd ergänzte er: „Noch nicht willst?“
Dragos Bereitschaft, vor Daniels Augen solche Zuneigung zu zeigen, hatte Marco im ersten Moment in völlige Schockstarre versetzt und im zweiten beinahe sein Herz gesprengt. „Ich will! Ich hatte nur nicht damit gerechnet, das ist alles.“ Zur Verdeutlichung zog er Drago zu sich, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Küss mich, wann immer dir danach ist.“
Dragos Finger blieben in Marcos Shirtkragen gehakt. „Sag mir, wenn ich etwas falschmache. Das alles ist neu für mich und die Ehe meiner Eltern war nicht unbedingt ein Vorbild für Beziehungen.“ Er stockte. „Entschuldigung. Wir haben bisher nicht von ‚Beziehung‘ gesprochen. Ich weiß, du bist nicht so weit.“
„Ich bin noch nicht so weit, von Liebe zu sprechen. Was das Wort ‚Beziehung‘ betrifft … Es ist gerade einfach alles so kompliziert. Deine Familie. Die Gefahr, dass du zurück nach Serbien musst. Meine ... Meine verfluchte Scheu, mich auf das hier wirklich einzulassen.“ Sanft nahm Marco Dragos Hände in seine. „Ich glaube, es gibt ganz viel, über das wir uns noch klarwerden müssen. Zusammen und jeder für sich. Aber wenn ich dir sage, dass ich gerne jeden Morgen neben dir aufwachen würde, dann ist das letztlich doch nur eine unnötig lange Beschreibung für ‚Beziehung‘, nicht wahr?“ Er lächelte. „Also ja, ‚Beziehung‘ klingt gut für mich. Sehr gut, sogar. Wir sollten nur unbedingt bald klären, was das für uns genau bedeutet.“
Einen Augenblick erlaubte sich Drago, sich gegen Marco zu lehnen. „Nicht jetzt. Ich bin erschöpft und muss mit Daniel sprechen. Er muss sich darauf vorbereiten, was mit der Wohnung passiert, falls ich keinen Job finde. Falls ich nicht in Deutschland bleiben kann. Das hätte ich ihm schon lange sagen sollen. Und … er wird Fragen haben.“
Das würde er definitiv.
„Darf ich dich danach anrufen?“, fragte Drago.
„Immer.“ Mit einem letzten Kuss trennten sich die beiden voneinander.
Keine Stunde später erhielt Marco eine SMS, allerdings nicht von Drago, sondern von Daniel. Ich habe ein paar Ersparnisse, aber null Ahnung, ob das für einen Anwalt reicht. Könntest du notfalls etwas beisteuern? Würdest du? Wir werden es ja wohl schaffen, Drago bei uns zu behalten!
Ja, irgendwie würden sie es schaffen. Drago hatte Freunde, die ihn unterstützten, für ihn kämpften. Sie würden es schaffen. Das musste sich Marco nur oft genug vorsagen.