Schwungvoll zog der Schmied das heiße Eisen mit der Zange aus dem Schmiedefeuer und legte es auf den Amboss. Mit Kraft ließ er den Hammer auf das Eisen hinabfahren, Funken stoben bei jedem Schlag zu allen Seiten, während der Schmied das Eisen nach seinen Wünschen und Vorstellungen bearbeitete und verformte. Kein Riss, keine blanke Stelle, nichts durfte das Ergebnis trüben, denn von seinen Arbeiten würden später die Leben der Soldaten abhängen.
Schweiß rann von seinem Körper, jeder Muskel in seinem Oberkörper schien angespannt. Seine ergrauten Haare, die bis zu seinem Rücken reichten und nur mit einem Band zusammengehalten waren, klebten an seinem Rücken, und auch dem langen Bart, der ihm bis zur Brust reichte, erging es nicht besser. Seine tiefblauen Augen waren auf das Eisen fixiert, das Donnern des Hammers dröhnte durch seine Schmiede hinaus auf den Marktplatz.
Die Esse strahlte eine unglaubliche Hitze aus, blaue Flammen schlugen aus ihr heraus, aber dem Schmied machte das nichts aus. Seit mehr als Fünfzig Jahren arbeitetet er hier schon.
Eigentlich hatte er seine Schmiede schon längst seinem Sohn übergeben wollen, der all die Jahre bei ihm sein Handwerk gelernt hatte, doch der König brauchte Schwerter für den bevorstehen Krieg. Alleine war diese Aufgabe nicht zu schaffen, aber er wusste, dass dies sein letzter Auftrag war, bevor er seinen wohlverdienten Ruhestand antreten konnte. Aber wem machte er was vor? Sein Sohn wusste genau so wie er selbst, dass er es ohne seine Arbeit nicht aushalten würde. Er hatte keine anderen Hobbys. Er lebte für diese Arbeit, und sie machte ihm Spaß. Aber sein Körper sprach jeden Tag deutlicher zu ihm. Das Ziehen in den Muskeln, die Krämpfe, seine Hände, die zitterten sobald er die Arbeit niederlegte und sich ausruhte, das alles waren klare Anzeichen. Sein Körper würde die Belastung nicht mehr lange mitmachen. Er musste sich jeden Tag selbst eingestehen, dass er nicht mehr in der Blüte seines Lebens stand.
Trotzdem hatte er Angst. Er befürchtete, zuhause zu versauern und einzugehen, sobald er nicht mehr arbeitete. Was sollte er schon groß machen?
Er machte einen Schritt zur Seite und tauchte die Klinge wieder in das Schmiedefeuer, welches er mit einem Blasebalg erneut entfachte. Die Hitze schlug ihm entgehen, die blauen Flammen loderten erneut auf, umfingen die Klinge wie Klauen und erhitzten sie, bis das Eisen in einem grellen Rot glühte.
Dann zog er die Klinge aus dem Feuer und tauchte sie in den Bottich mit Öl. Es zischte laut, als das Öl die Klinge schlagartig abkühlte und damit ihre Härte verlieh.
Langsam hob er die Klinge aus dem Bottich und stellte sie in eine Halterung. Um den Rest würde sich später sein Sohn kümmern.
Schlagartig kam ihm ein Gedanke, den er vorher nicht in Betracht gezogen hatte. Er würde vielleicht gar nicht mit dem Schmieden aufhören müssen. Er konnte seinem Sohn bei den Aufgaben auch weiterhin zur Hand gehen. So würde er nicht zuhause versauern und sein Sohn hatte eine helfende Hand für die Schmiede. Und alles würde in Familienhand bleiben.
Er griff sich einen weiteren Rohling und prüfte ihn. Ein kleiner Riss zog sich durch das Eisen. Jeder andere hätte den Rohling vielleicht beiseite gelegt, aber er behandelte seine Materialien und Werke mit Liebe, so wie die Minister ihr Gold und ihre Reichtümer behandelten. Dieser Riss machte ihm keine Probleme.
Der Schmied beschloss, seinen Sohn zu fragen, was er von dieser Idee hielt, sobald dieser wieder in die Schmiede kommen würde. Solange würde er weiter an der nächsten Klinge arbeiten, dem selben Muster wie immer folgend, damit keine Fehler entstanden.