Achtung!
Dies ist eine Fortsetzung! Den Anfang findet ihr hier: https://belletristica.com/de/books/17574-writeinktober-2019/chapter/68939-kapitel-21-heilung
Der Kommandant grinste, als er die Leere in den Augen seines ehemaligen Freundes und Kampfgefährten sah.
Sie waren zusammen in einer Art unterirdischem Lager im Zentrum von Nocturna. Lediglich zwei Soldaten bewachten den einzigen Ein- und Ausgang, der zurück an die Oberfläche führte. Dort wurden gerade Transporter entladen, die Ausrüstung zur Kommunikation mit der Erde lieferten.
Asmodeus saß, in sich zusammengesunken und nur mit einer Shorts bekleidet, auf einem alten Holzstuhl. Der Kommandant hatte ihm die Rüstung abnehmen lassen. Die Beinprothese seines ehemaligen Freundes glänzte im schwachen Lichtschein der Lampen.
Er ist es nicht wert, diese Rüstung weiter zu tragen.
Der Kommandant selbst hatte seinen Helm abgesetzt. Draußen arbeiteten bereits die Maschinen daran, die durch den Mörserbeschuss verstrahlte Luft zu säubern und sie wieder frisch zu machen.
„Hey, alter Freund, schön wach bleiben!“, rief der Kommandant und schüttete Asmodeus einen Eimer Wasser ins Gesicht. Ob das dekontaminiert ist? Auch egal.
Asomdeus hustete und schüttelte sich, riss an seinen Fesseln, die ihm beide Hände auf dem Rücken hielten, doch sein Blick blieb leer, beinahe leblos.
Sehr gut. Sein Kampfgeist ist der Erkenntnis gewichen. Der Erkenntnis, dass er verloren hat. Dass niemand jemals gegen den Gottimperator wird bestehen können.
„Und? Wieder wach?“ Der Kommandant legte ihm eine Hand unter das Kinn und zog ihm den Kopf ein wenig nach oben. „Du solltest mich zumindest anschauen, wenn ich mit dir rede, findest du nicht?“
„Was willst du noch?“, fragte Asmodeus schwach, hielt aber dem Blick seines Feindes stand.
„Können zwei alte Freunde sich nicht mal ein wenig unterhalten?“
„Wir sind keine Freunde, Johann. Nicht mehr.“
„Ja, ich weiß. Ich weiß.“ Der Kommandant seufzte. „Aber es hätte so nicht enden müssen.“
„Doch, das musste es. Johann, du musst doch auch erkennen, dass das nicht der richtige Weg ist. So kann kein Frieden entstehen!“
„Was ich denke, ist nicht von Belangen, Asmodeus. Das müsstest du wissen. Ich bin ein Diener des Gottimperators. Wie einst auch du selbst.“
„Verblendet bis ins Blut, das bist du.“ Asmodeus‘ Blick klarte etwas auf. „Denk doch mal nach. Hat sich der Gottimperator überhaupt überlegt, was für Auswirkungen sein Vorgehen haben wird? Wenn sich niemand heilen lässt?“ Er spuckte das Wort aus als wäre es eine Krankheit. „Er wird über Welten herrschen, auf denen nichts als Tod und Ruinen übrig geblieben sind. Ein toller Herrscher!“
„Unterstehe dich, so über den heiligen Anführer unseres Reiches zu sprechen, du Made!“ Asmodeus‘ Kopf wurde herumgerissen, als die gepanzerte Faust des Kommandanten ihn mit Wucht traf. „Der Gottimperator spricht im Namen des Herrn, und seinen Befehlen folgen wir! Das hast du auch bis vor gar nicht langer Zeit getan. Bevor du geblendet wurdest von diesen Götzen, die dir eingeredet haben, dass es falsch wäre was wir tun. Du hast genau so dahinter gestanden wir ich es noch immer tue und auch immer tun werde!“
Asmodeus Blick blieb auf den Boden gerichtet, er spuckte etwas Blut und einen abgebrochenen Zahn aus, dann schaute er Johann wieder an.
„Führer des Heiligen Reiches? Sprachrohr des Herrn? Was ein Blödsinn. Ich kann dir sagen, was der Gottimperator wirklich ist.“
Bevor Asmodeus weitersprechen konnte, wurde sein Körper von einem Hustenanfall gepackt. Er spuckte dem Kommandanten einen Klumpen Blut vor die Füße und schaute ihm wieder in die Augen. Sein Mund war mit Blut verschmiert, genau wie die Zähne, die er zu seinem bissigen Grinsen zeigte. „Dein Bruder ist ein größenwahnsinniger Bastard, der nur auf Tod und Zerstörung aus ist! Dein Bruder wird nur von seinen egoistischen Gedanken geleitet, die gegen alles stehen, was der Herr wirklich von uns verlangt!“
Der Kommandant spürte, wie etwas in ihm aussetzte. Er hielt plötzlich seine Plasmapistole in der Hand und schoss Asmodeus damit in sein rechtes Knie.
„Ich habe dich gewarnt, du elendiger Wurm!“, schrie er, während Asmodeus vor Schmerzen aufstöhnte und das Plasma sich weiter durch sein Knie bis zur Prothese fraß.
Doch das reichte dem Kommandanten nicht, er schoss ein zweites Mal, jetzt traf des das linke Knie. Asmodeus schrie auf, sein ganzer Körper zitterte und bebte.
„Aber du wolltest ja nicht hören, du dämliches Arschloch!“ Der Kommandant dachte kaum über seine Worte nach. Zu groß war der Zorn, den Asmodeus in ihm entfacht hatte.
Er trat Asmodeus mit Wucht vor die Brust.
Dieser heulte auf und fiel mit dem Stuhl nach hinten. Er landete hart auf dem Rücken, dabei wurde ihm die Luft aus den Lungen gedrückt. Dazu stellte der Kommandant ihm einen Stiefel auf die Brust und schaute auf ihn herab, der Lauf der Plasmapistole zeigte direkt auf sein Gesicht.
„Was ist?! Hast du noch mehr solcher ketzerischen Worte?!“
Asmodeus hustete, rasselnd klang sein Atmen. „Ich erinnere mich noch an unser erstes Treffen, Johann“, antwortete er mit brüchiger Stimme. „Da hast du mir erzählt, dass dein Bruder der Gottimperator ist, und dass du seinen Aufstieg von Beginn an miterlebt hast. Du warst Feuer und Flamme dabei, hast dich selbst stolz gefühlt. Aber hinter dieser Fassade warst du die ganze Zeit nur neidisch.“
„Das ist Blödsinn“, knurrte der Kommandant. Sein Finger drückte sich fester auf den Abzug der Pistole.
„Du musst es nicht leugnen. Ich habe es in deinem Blick gesehen. Du hast es immer versucht zu verstecken, aber das konntest du nicht. Du warst selbst schon immer besessen von Macht und konntest nicht verstehen, weshalb ausgerechnet dein Bruder diese erhalten hat. Es wunderte mich überhaupt. dass du so offen darüber gesprochen hast.“
„Woher weißt du das?“
„Der Tag nach dem Unfall in diesem Haus. Du hast es mir erzählt, während du an meinem Bett saßt. Du dachtest, ich würde schlafen, aber ich habe genau zugehört. Ich denke noch oft an diesen Tag zurück. Als du mich aus diesem Haus gerettet hast. Es mag sich dumm anhören, aber da war die Welt für mich noch in Ordnung.“
„Was hat deine Welt denn so aus den Fugen gebracht?“, fragte der Kommandant mit einem schiefen Lächeln.
„Du. Besser gesagt deine wahre Persönlichkeit. Da habe ich gemerkt, dass du den Krieg des Krieges Willen machst, dass es dir Spaß macht. Du liebst den Krieg, das tust du noch immer. Aber so war ich nie.“
„Weil du schwach bist, du elender Narr.“
„Das mag sein. Aber ich bringe es nicht über das Herz, Menschen abzuschlachten, nur weil sie einem anderen Glauben folgen. Oder nur, weil mit ein größenwahnsinniger Anführer mir das befiehlt.“
„Du kannst es noch so sehr versuchen, Amodeus, aber du wirst meinen Glauben nicht ins Wanken bringen. Diese Wilden sind keine Menschen.“
„Das versuche ich gar nicht. Eigentlich versuche ich dir gerade nur zu sagen, dass du ein dämliches Arschloch bist“. Asmodeus lachte laut auf und schaute dem Kommandanten direkt ins Gesicht. Sein Blick verriet, dass er keine Angst vor dem Tod hatte. „Aber selbst das merkst du nicht. Du glaubst immer nur, das Richtige zu tun und schiebst es dann auf den Willen deines Bruders. Du wirst niemals-“
Der Schuss aus der Plasmapistole riss Asmodeus aus dem Leben.
Der Kommandant stand über der Leiche, schaute durch den Rauch, der aus der Pistole stieg, auf das was vom Kopf seines ehemaligen Freundes übrig geblieben war. Zorn funkelte in seinem Blick.
„So lasse ich kein degeneriertes Wesen mit mir sprechen“, sagte er schließlich, die Verbitterung und die Wut waren deutlich zu hören.
Er griff in seine Tasche und holte das Medaillon hervor, welches Asmodeus ihm früher für die Rettung hatte schenken wollen. Achtlos ließ er es auf die Brust des Toten fallen und kehrte ihm den Rücken zu.
Dieser Teil seiner Vergangenheit war nun endgültig gestorben.